Einflussfaktoren auf den Drogenkonsum und Abhängigkeit
Drogen beeinflussen die Wahrnehmung und das Verhalten derer, die sie konsumieren. Sofern Mittel auf das Gehirn wirken, ist auch die Rede von psychoaktiven Substanzen. Diese haben unterschiedliche Wirkweisen. Sie können anregende oder dämpfende Folgen auf die Stimmung haben. Auch in der Wahrscheinlichkeit, davon abhängig zu werden, gibt es substanzbezogene Unterschiede.
Doch liegt es nur an der Droge selbst oder welche Gründe gibt es noch, weshalb manche Menschen in die Abhängigkeit abrutschen und manche nicht? Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich der Blick auf den biopsychosozialen Ansatz.
Inhalt
Das biopsychologische Modell
Der biopsychosoziale Ansatz trägt die verschiedenen Erklärungsversuche bereits im Namen. Um zum Beispiel das Gesundheitsverhalten einer Person vorherzusagen, werden biologische, psychologische und soziale beziehungsweise soziokulturelle Einflüsse berücksichtigt. Wenn es zum Beispiel um die Erklärung der Ursachen einer individuellen Diabeteserkrankung geht, können die biologischen Einflüsse beispielsweise eine genetische Veranlagung zu dieser Krankheit sein.
Zu den psychologischen Ursachen kann starker Stress durch zahlreiche Überstunden gezählt werden und zu den sozialen zum etwa eine ungesunde Ernährung in der Kantine sowie arbeitsbedingter Zeitmangel, der für Sport und Entspannung keinen Raum lässt. Anders gesagt: Es hängt nicht allein von der Person ab, sondern auch von äußeren Faktoren. Auch bei der Beantwortung der Frage, warum manche Menschen von Drogen abhängig werden, kann dieses Modell nützlich sein.
Biologische Einflüsse
Es gibt Hinweise darauf, dass es eine biologisch bedingte Anfälligkeit gibt. Die Genetik könnte also eine Rolle spielen. Zum Beispiel ist selbst bei Adoptivkindern die Wahrscheinlichkeit einer Alkoholabhängigkeit höher, wenn deren leibliche Eltern (oder ein Elternteil) abhängig waren. Auch Zwillingsstudien legen einen genetischen Zusammenhang zwischen Alkoholabhängigkeit und den Genen nahe.
Bei eineiigen Zwillingen bekommt der eine mit höherer Wahrscheinlichkeit selbst Probleme mit Alkohol als es bei zweieiigen Zwillingen der Fall ist. Eineiige Zwillinge sind genetisch nahezu identisch, zweieiige teilen sich nur zur Hälfte dasselbe Erbgut. Forscher konnten bereits bestimmte Gene identifizieren, die mit einer höheren Anfälligkeit für eine Alkoholabhängigkeit einhergehen.
Psychoaktive Substanzen bringen die Hirnchemie durcheinander
Viele Drogen mischen sich in des Belohnungssystem des Gehirns ein. Der entscheidende Botenstoff ist der Neurotransmitter Dopamin. Kommt es durch die konsumierte Substanz zu einer erhöhten Ausschüttung von Dopamin, entsteht ein Hochgefühl. Gleichzeitig bringt das jedoch auch ein Ungleichgewicht in den normalen Dopaminhaushalt.
Psychologische Einflüsse
Die Psyche hat einen Anteil an der individuellen Gefährdung. Gefühle von Bedeutungslosigkeit kommen häufig bei Jugendlichen und Erwachsenen mit geringem Bildungsstand. Die fehlenden Qualifikationen schmälern Zukunftsaussichten und wirken damit negativ auf die Psyche. Studien zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen diesen Gefühlen von Bedeutungslosigkeit, einer fehlenden Richtung im Leben und einer höheren Wahrscheinlichkeit für Drogenkonsum (Newcomb und Harlow 1986).
Was macht gerade Jugendliche für Drogen anfällig?
Der regelmäßige Konsum von Substanzen wie Marihuana, Alkohol oder Kokain ist oft ein Versuch der Betroffenen, Stress, Versagensängste oder Depressionen in den Griff zu bekommen.
Gerade für Jugendliche stellen Drogen eine willkommene Flucht vor Problemen dar. Im Jugendalter durchläuft ein Mensch enorme körperliche und psychische Umbauarbeiten: Nicht nur der Körper verändert sich, sondern auch der Geist. Die Hormone und die zeitlich versetzte Reifung verschiedener Hirnbereiche stürzt so manchen in die Verzweiflung. Jugendliche haben noch keine klare Identität entwickelt, was zu Selbstzweifeln, Depressionen oder anderen unangenehmen Begleiterscheinungen der Pubertät führen kann.
Auch gemachte Erfahrungen können die Wahrscheinlichkeit einer Drogenabhängigkeit steigern. So steigt vor allem bei Mädchen die Gefahr einer Abhängigkeit, wenn sie psychische Störungen (wie Essstörungen oder Depressionen) durchlebt haben. Auch früher Missbrauch oder Misshandlungen können Ursachen für eine Flucht in den Rausch sein.
Soziokulturelle Einflüsse
Nicht nur die Psyche von Jugendlichen, sondern auch deren Umfeld kann für Drogen anfällig machen. Gerade bei Jugendlichen spielt das soziale Umfeld eine entscheidende Rolle. Im Laufe der Entwicklung verschieben sich die Prioritäten und Orientierungen. Während in der Kindheit noch die Eltern beziehungsweise die Familie Dreh- und Angelpunkt des Lebens sind, werden die Beziehungen zu Gleichaltrigen im Laufe der Jahre zunehmend wichtiger.
Das schließt auch die Bedürfnisse nach sozialer Anerkennung und Zugehörigkeit mit ein. Anders ausgedrückt: Man will von Gleichaltrigen akzeptiert werden und dazugehören. Sofern nun im Freundeskreis viel geraucht und getrunken wird, tendieren Jugendliche stark dazu, sich diesem Verhalten anzupassen.
Soziale Anerkennung ist Jugendlichen wichtiger als ihre Gesundheit
Das gilt auch für andere Substanzen. Einige Forschungsarbeiten zeigten, dass die meisten Jugendliche nur Alkohol aus sozialen Beweggründen trinken. Die eigenen Probleme mit Alkohol und Drogen zu betäuben, ist also eher nebensächlich. Zwar kann es auch zum Gruppenzwang kommen und das Ausüben von Druck zum Drogenkonsum verleiten.
Doch tatsächlich ist bei den Jugendlichen wichtiger, was sie bezüglich der Erwartungen ihrer Freunde glauben. Der eigene Alkoholkonsum ist davon abhängig, wie hoch sie die Bedeutung des Substanzkonsums im Rahmen des Freundeskreises einschätzen. Denken sie also, dass ihre Freunde einen übermäßigen Alkoholkonsum befürworten, trinken sie auch mehr. Auch dann, wenn das nicht der tatsächlichen Meinung der Freunde entspricht. Folglich beenden Jugendliche den Substanzkonsum auch häufig nach einem Schulwechsel oder wenn auch die Gleichaltrigen mit dem Konsum aufhören.
Doch auch bei Erwachsenen spielt das soziale Umfeld eine Rolle. Rauchern gelingt es beispielsweise eher aufzuhören, wenn andere im unmittelbaren Umfeld ebenfalls das Rauchen aufgeben.
Wie kann Drogenkonsum verhindert oder behandelt werden?
Wie du jetzt weißt, sind Jugendliche besonders anfällig für Drogen. Das liegt zum einem an dem Wunsch nach Anerkennung und Zugehörigkeit der sozialen Bezugsgruppe. Zum anderen befinden sie sich allerdings auch in einer Phase emotionaler Unsicherheit und versuchen manchmal durch den Substanzkonsum ihren Problemen zu entkommen. Der letzte Punkt trifft allerdings auch auf Erwachsene zu. Es hängt davon ab, welche Faktoren des biopsychosozialen Ansatzes besonders ausgeprägt sind und wie diese zusammentreffen.
Ein Jugendlicher mit einer genetischen Veranlagung zur Alkoholabhängigkeit, der sich am Konsum seiner Freunde orientiert und aufgrund einer mangelhaften schulischen Ausbildung nur geringe Zukunftschancen am Arbeitsmarkt hat, hat ein hohes Abhängigkeitsrisiko. Doch bereits ein oder zwei Änderungen der Faktoren könnte das Risiko senken. Trotz genetischer Veranlagung könnte ein weniger kritischer Freundeskreis oder eine gute Bildung die Abhängigkeitswahrscheinlichkeit bereits senken.
Welche Ansätze gibt es zur Vorbeugung und Behandlung
Präventions- und Interventionsprogramme setzen an unterschiedlichen Stellen an, wenn es um den Drogenkonsum geht. Die Liste der Programme ist lang und dieser Artikel soll dir nur einen kleinen Einblick vermitteln, auf welche Aspekte geachtet wird. Es ist zwar wichtig, Jugendliche über die negativen Langzeitfolgen aufzuklären, die ein Substanzmissbrauch nach sich ziehen kann. Doch gerade in diesem Alter steht die eigene Gesundheit nicht wirklich im Fokus. Daher wird in manchen Programmen versucht, das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung durch Sport und Gruppenaktivitäten anzusprechen. So können bei Sportarten, wie etwa dem Klettern, auch eigene Grenzen ausgetestet werden. Dieser Aspekt ist ebenfalls ein vorherrschendes Motiv von Jugendlichen.
Ebenso wichtig ist es, das Selbstbewusstsein von Jugendlichen zu stärken. Denn zwischen dem aufkommenden Interesse an Liebesbeziehungen und dem vermehrten Trinken von Alkohol besteht ebenfalls ein Zusammenhang. Alkohol senkt die Hemmschwelle. Das wird häufig von eher unsicheren Personen genutzt, um potenzielle Bekanntschaften leichter anzusprechen. Sogenannte Selbstsicherheitstrainings sollen die Jugendlichen darin unterstützen, angebotene Substanzen abzulehnen. Allerdings ist die Auseinandersetzung und Stärkung mit dem eigenen Selbstbild sowie das Erlernen von weniger gesundheitsschädlichen Strategien zur Problembewältigung auch bei der Behandlung von Erwachsenen sinnvoll.
Welche Warnhinweise deuten auf Alkoholabhängigkeit hin?
Zum Abschluss noch ein paar Merkmale, welche auf einen übermäßigen Alkoholkonsum hinweisen. Von Alkohol abhängige Menschen neigen einerseits zu einem exzessiven Alkoholkonsum, doch sie trinken auch im Alltag immer wieder gewisse Mengen Alkohol. Das fängt beispielsweise mit dem Glas Wein am Abend an, um nach einem stressigen Tag zu entspannen. Daraus kann mit der Zeit eine Flasche am Abend werden oder mehr. Irgendwann wird dann auch nicht mehr nur am Abend getrunken, sondern auch während der Arbeit, um den Tag zu überstehen. Oder bereits am Morgen, um nach dem Aufstehen überhaupt erst einmal in die Gänge zu kommen und die aufkommenden Symptome eines Katers im Keim zu ersticken.
Alkoholabhängige bereuen ihr Verhalten und trinken daraufhin noch mehr
Ein weiteres Anzeichen ist die Reue. Die meisten Alkoholabhängigen schämen sich für ihr Verhalten. Nicht unbedingt für das Trinken an sich, sondern eher für ihr Verhalten im betrunkenen Zustand. Das geht häufig mit Schuldgefühlen und Depressionen nach dem Trinken einher. Häufig vermeiden Abhängige dann auch den Kontakt zu Familien und Freunden. Sie sagen vereinbarte Treffen ab oder melden sich bei der Arbeit krank, damit ihr Konsumverhalten möglichst nicht auffällt.
Scham und Schuld bezieht sich auch auf die vielen missglückten Versuche, mit dem Trinken aufzuhören. Bei Alkohol besteht das Problem, dass er Hirnbereiche schädigt, die für die Selbstkontrolle zuständig sind. Es ist also nicht nur die Abhängigkeit an sich, sondern auch die schwindende Kontrolle über das eigene Verhalten, die den Entzug so schwer macht. Gleichzeitig ist der erneute Griff zur Flasche eine Möglichkeit, die Angst über erneutes Versagen und Sorgen zu betäuben. Ohne professionelle Hilfe kommen alkoholabhängige Personen in der Regel nicht mehr aus diesem Teufelskreis heraus.
Zusammenfassung
- Das biopsychosoziale Modell beschreibt und kombiniert verschiedene Einflussfaktoren, um den Drogenkonsum und die Entstehung von Abhängigkeit zu erklären. Beim biologischen Aspekt finden sich zum Beispiel eine genetische Veranlagung, welche eine Abhängigkeit wahrscheinlicher macht.
- Mit psychologischen Faktoren sind beispielsweise negative Erfahrungen für den Drogenkonsum ursächlich. Dazu zählen etwa Misshandlungen in der Kindheit, aber auch aktueller Stress oder psychische Erkrankungen.
- Bei Judenglichen ist die Psyche in einer Umbruchphase und es dominieren Motive und Bedürfnisse, die den Konsum von Drogen befeuern. So sind der Wunsch nach sozialer Anerkennung oder das Austesten der eigenen Grenzen Punkte, die zum Probieren von Drogen animieren.
- Das soziale und kulturelle Umfeld stellt einen weiteren Bereich dar, der auf das Abhängigkeitsrisiko wirkt. Wird im Freundeskreis viel konsumiert, beeinflusst das auch das eigene Verhalten.
- Bei Jugendlichen ist ausschlaggebend, wie sie selbst die Akzeptanz von Drogen im Freundeskreis einschätzen. Wenn sie glauben, dass ihre Freunde einen hohen Alkoholkonsum begrüßen, trinken sie auch mehr.
- Es gibt eine Reihe von Programmen, mit denen Abhängigkeiten verhindert oder behandelt werden. Diese beinhalten zum Beispiel die Vermittlung von weniger gesundheitsschädlichen Strategien zur Stress- und Problembewältigung oder die Förderung eines positiven Selbstbildes.
- Verschiedene Verhaltensweisen deuten auf eine Alkoholabhängigkeit hin. Dazu gehört nicht nur das übersteigerte Trinkverhalten, sondern auch die vom Betroffenen empfundene Reue und Schamgefühle über sein eigenes Verhalten.
- Außerdem misslingen die meisten Versuche, das Trinkverhalten selbst wieder in den Griff zu bekommen. Ohne eine professionelle Unterstützung kommen die Betroffenen meist nicht mehr aus der Abhängigkeitsspirale heraus.