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Endokrines System: Bedeutung, Drüsen, Hormonausschüttung


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Als Endokrines System bzw. endokrine Drüsen bezeichnet man Zellgruppen, welche ihr Sekret in die Blutbahn oder Gewebsflüssigkeit abgeben. Dieses Sekret nennt man Hormone. Neben den endokrinen Drüsen sondern einige Nervenzellen ebenfalls Hormone ab, welche durch die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) gesteuert werden.

Was bedeutet das endokrine System für unseren Körper

Körper und Geist hängen eng zusammen. Das wird uns vielleicht erst dann wirklich bewusst, wenn wir uns auf kleinerer Ebene mit den Funktionen und Abläufen in unserem Organismus beschäftigen. Unsere Psyche hat ihren Sitz in unserem Gehirn, welches (zusammen mit dem Rückenmark) zum zentralen Nervensystem zählt. Alle anderen Nervenbahnen in unserem Körper gehören zum peripheren Nervensystem.

Das Zusammenspiel dieser Abermilliarden Nervenzellen und den Einflüssen, die von außen auf uns einströmen, bildet die Grundlage für unser Denken und Handeln. Doch es gibt noch ein weiteres System, dessen Rolle im Gesamtbild nicht zu unterschätzen ist. Die Rede ist vom endokrinen System. Ein Netzwerk, in dem verschiedene Drüsen und Hormone für unsere Stimmung verantwortlich sind.

Endokrin bedeutet: „von Drüsen nach innen abscheidend.“ Das Gegenstück zu den endokrinen Drüsen sind die exokrinen. Diese befördern Hormone nach außen. Dies geschieht über die Haut, den Harnweg oder Stuhlgang.

Was ist das endokrine System

Mit dem endokrinen System ist die Gesamtheit aller zusammenwirkenden endokrinen Drüsen gemeint. Neben dem peripheren und dem zentralen Nervensystem gibt es noch ein anderes Kommunikationssystem in uns. Nervenzellen tauschen Informationen in Form von elektrischen Impulsen aus, was mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit vonstattengeht.

Etwas gemächlicher geht es im endokrinen System zu. Denn in diesem funktioniert die Übertragung von Informationen anhand von Hormonen. Diese werden in den Drüsen dieses Systems produziert. Hormone sind chemische Botenstoffe. Sie werden von den Drüsen ausgeschüttet und gelangen über die Blutbahn in den gesamten Körper.

Langsamer, jedoch nachhaltiger in der Wirkung

Diese Botenstoffe haben einen Einfluss auf andere Gewebe und auch auf das Gehirn. Und bis die Botenstoffe mit Hilfe des Blutes an die Zielregionen gelangen, vergeht mehr Zeit als es bei der elektrischen Übertragung der Impulse innerhalb des Nervensystems der Fall ist.

Allerdings hält die Wirkung von Hormonen vergleichsweise länger an als die der Transmitter. Darum bleiben uns manche Emotionen auch noch recht lange erhalten, obwohl ihre Ursache schon längst Geschichte ist. Wenn du dich zum Beispiel mit jemandem gestritten hast, sind Körper und Emotionen auch noch eine Weile nach dem Beilegen des Konflikts in Aufruhr.

Je nachdem, welche Hormone dein Gehirn beeinflussen, empfindest du beispielsweise Hunger, Lust oder Aggression. Im zentralen und peripheren Nervensystem sind Neurotransmitter für die Hemmung oder Erregung der Nervenzellen zuständig. Einige Hormone stimmen im chemischen Aufbau allerdings mit diesen Transmittern überein.

Welche Drüsen gehören zum endokrinen System

Fangen wir oben an. Und mit „oben“ ist das Gehirn selbst gemeint. Denn es erhält nicht nur Hormone durch andere Drüsen, sondern in ihm selbst befindet sich ebenfalls eine endokrine Drüse: die Hypophyse. Alternativ wird sie auch als Hirnanhangsdrüse bezeichnet.

Die Hypophyse weist zwar nur die Größe einer Erbse auf. Dennoch zählt sie zu den wichtigsten Drüsen im endokrinen System und produziert eine Vielzahl von Hormonen. So hat ihre Hormonproduktion beispielsweise Auswirkungen auf das Wachstum. Bei einer Überproduktion dieses sogenannten somatotropen Hormons (STH) kommt es bei Betroffenen zu Riesenwuchs. Eine zu geringe Produktion geht mit Kleinwüchsigkeit einher.

Auch das Hormon Oxytocin wird von dieser Drüse ausgeschüttet. Es gelangt beispielsweise in die Blutbahn, wenn eine Frau in den Wehen liegt. Es fördert allerdings auch den Milchfluss beim Stillen eines Babys und sorgt für den Höhepunkt beim Liebesakt. Oxytocin wird auch als Bindungshormon bezeichnet. Es sorgt für nämlich eine stärkere Bindung zwischen zwei Personen und festigt den Zusammenhalt von Gruppen.

Die Hypophyse hat noch eine weitere Aufgabe als die eigene Hormonproduktion

Gleichzeitig übt die Hypophyse allerdings auch Kontrolle auf weitere endokrine Drüsen aus. Die Funktion der Hypophyse wird von einer Gehirnregion gesteuert. Bei dieser handelt es sich um den Hypothalamus. Dieser ist ein Teil des Zwischenhirns. Die Hypophyse bekommt vom Hypothalamus bestimmte Informationen. Der Hypothalamus produziert sogenannte Freisetzungs- oder Releasing-Hormone. Diese bewirken im Hypophysenvorderlappen eine Anregung oder eine Hemmung ihrer Tätigkeit.

Geht beim Hypophysenvorderlappen ein anregendes Signal ein, schüttet die Hypophyse entweder selbst Hormone aus oder regt andere Drüsen im Körper zur Produktion ihrer jeweiligen Botenstoffe an. Die ausgeschütteten Hormone wiederum beeinflussen unser Gehirn und damit auch das Denken und Handeln. Es kommt zu einem Rückkopplungseffekt, der gleichzeitig den Beweis für den engen Zusammenhang zwischen dem Nervensystem und dem endokrinen System liefert.

Die Schilddrüse und ihre Rolle im endokrinen System

Diese Drüse befindet sich im Hals hinter den Halsmuskeln und liegt vor der Luftröhre. Sie steuert zum einen Stoffwechselfunktionen, kann sich allerdings auch erheblich auf die Psyche auswirken. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion befinden sich zu viele der von ihr produzierten Hormone in der Blutbahn. Das kann bei Betroffenen eine verstärkte Nervosität oder auch zu aggressiven Verhaltensweisen führen.

Ängstlichkeit, Schreckhaftigkeit oder Schlafstörungen können ebenfalls Folgen sein. Weitere körperliche Beschwerden können starkes Schwitzen, Durchfälle, Schwäche und Müdigkeit sein und den Alltag erheblich einschränken. In schlimmen Fällen sind auch Herzrasen oder Vorhofflimmern möglich, was starke psychische Belastungen mit sich bringt.

Auch eine Unterfunktion wirkt sich auf das Denken und Verhalten aus. Zwar kann es auch hier zu Müdigkeit kommen, doch zusätzlich sind Konzentrationsstörungen und eine schnelle Erschöpfung häufig. Die Stimmung wird ebenfalls beeinträchtigt. Es kann zu depressiven Verstimmungen oder starken Stimmungsschwankungen kommen. In Extremfällen sind sogar Suizidgedanken oder Wahnvorstellungen mögliche Folgen einer Unterfunktion. Des Weiteren nimmt die Libido ab, es kommt zur Gewichtszunahme oder auch zu einem verlangsamten Herzschlag.

Die Nebennieren und ihre Rolle bei der Hormonausschüttung

Die Nebennieren befinden sich oberhalb der Nieren. Das Drüsenpaar wird aktiv, sobald wir uns in einer gefährlichen Situation befinden – besser gesagt in Stresssituationen allgemein. In solchen Fällen erhalten die Nebennieren vom Nervensystem den Auftrag, die Hormone Adrenalin und Noradrenalin auszuschütten. Diese Stresshormone sorgen für die typischen „Symptome“: schneller Herzschlag, hoher Blutdruck, schwitzende Hände. Auch der Blutzuckerspiegel steigt an, damit dem Körper genügend Energie für den Notfall zur Verfügung steht.

Wie oben bereits angesprochen, hält die Wirkung von Hormonen nachhaltiger an als die von Transmittern. Der Grund dafür ist der, dass Hormone eine längere Zeit im Blut bleiben. Das gilt ebenfalls für Stresshormone und daher haben sie auch dann noch eine erregende Wirkung auf uns, wenn wir die bedrohliche Situation bereits hinter uns haben.

Das Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-System

Für diesen Prozess ist das adrenocorticotrope Hormon (ACTH) verantwortlich. Zusammen mit dem entsprechenden Releasing-Hormon startet es ein bestimmtes System. Dieses wird als Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-System bezeichnet.

Bei Stress aktiviert der Hypothalamus die Hypophyse, welche daraufhin ACTH freigibt. Dieses Hormon gelangt über die Blutbahn zu den Drüsen der Nebennierenrinde und weiteren Zielorganen. Dabei wird neben den bereits genannten Hormonen (Noradrenalin und Adrenalin) eine Vielzahl weiterer Hormone ausgeschüttet, die die stresstypischen Körperreaktionen hervorrufen. Cortisol und Aldosterol sind einige davon.

Die Bauchspeicheldrüse und ihre Rolle im endokrinen System

Ihre Aufgabe besteht in der Regulierung unseres Blutzuckerspiegels. Dazu schüttet sie das Hormon Insulin aus, welche den Zuckergehalt im Blut senkt. Wenn die Ernährung sehr zucker- und kohlehydratlastig ist, schüttet die Bauchspeicheldrüse quasi ohne Pause Insulin aus. Daraus folgt allerdings, dass die Insulinrezeptoren nicht mehr so gut auf den Botenstoff reagieren.

Normalerweise leiten diese Rezeptoren den überschüssigen Zucker aus der Blutbahn in die Körperzellen. So sinkt der Blutzuckerspiegel. Gehen die Insulinrezeptoren allerdings aufgrund ihres Dauereinsatzes irgendwann ihrem Dienst nicht mehr nach, bleibt der Blutzuckerspiegel dauerhaft auf einem hohen Niveau.

Ein schwankender Blutzuckerspiegel hat Folgen

In diesem Zustand werden Hormone freigesetzt, wie beispielsweise Homocystein. Dieser Botenstoff kann in höheren Mengen zur Entwicklung einer Depression beitragen. Allerdings können Depressionen und Angstzustände auch eine Begleiterscheinung einer anderen Folge des aus dem Lot geratenen Blutzuckerspiegels sein: Diabetes mellitus beziehungsweise Typ 2 Diabetes. Die Diagnose der Erkrankung kann sich ohne Frage negativ auf die psychische Verfassung des Betroffenen auswirken.

Eierstöcke (Ovarien) und Hoden

Diese Keimdrüsen schütten weibliche beziehungsweise männliche Sexualhormone aus.

Auch Sexualhormone werden beispielsweise auf Befehl des Hypothalamus beziehungsweise der Hypophyse ausgeschüttet. Keimdrüsen werden alternativ als Gonaden bezeichnet, weshalb es sich bei Testosteron und Östrogen um gonadotrope Hormone handelt.

Testosteron ist für die Ausprägung spezifisch männlicher Geschlechtsmerkmale, wie eine tiefe Stimme, breite Schultern oder den Bartwuchs verantwortlich. Allerdings wirkt es auch auf das Verhalten: Es ist antreibend, aktivierend und luststeigernd.

Testosteron und Östrogen beeinflussen Stimmung und Verhalten

Östrogen hingegen bewirkt nicht nur weibliche Merkmale, sondern steuert auch den Menstruationszyklus.

Es steht mit dem Eisprung und daher auch mit der Fruchtbarkeit im Zusammenhang. Die Antibabypille übt eine hemmende Wirkung auf die Hypophyse aus. Es werden Hormone zurückgehalten, die eigentlich für die Reifung der Eizellen in den Ovarien sorgen. Östrogen wirkt insofern auf die Psyche, als dass es ebenfalls aktivierend und lustfördend ist. Frauen durchlaufen daher im Rahmen ihres Monatszyklus auch verschiedene Stimmungslagen.

Endokrines System in der Persönlichkeitsforschung

In der Persönlichkeitsforschung bedient man sich dem sogenannten BIOPSIES Modell. Dabei werden 8 verschiedene Methoden angewandt, um die Persönlichkeit eines Menschen zu analysieren. Jede Methode erhebt dabei Daten aus einer anderen Dimension heraus. P im BIOPSIES steht für den Begriff „Physiological Data“. Es werden demnach physische Daten erhoben.

Meistens geschieht dies durch Gespräche, welche inszeniert werden. Dem Probanden werden dabei unangenehme Fragen gestellt, wobei sein Stresslevel anhand seiner Hormonausschüttung gemessen wird. Diese physischen Daten fließen dann als eine der 8 Analysedimensionen in das ganzheitliche Modell ein.

Zusammenfassung

  • Hormone sind chemische Botenstoffe, die von verschiedenen Drüsen des endokrinen Systems ausgeschüttet werden. Sie gelangen über die Blutbahn an ihre Zielorgane.
  • Das endokrine System ist für langsame Prozesse (zum Beispiel das Körperwachstum oder den Stoffwechsel) verantwortlich. Doch es kann auch kurzfristige Veränderungen der Körperfunktionen herbeiführen. Beispiele dafür sind eine höhere Herzfrequenz oder der steigende Blutdruck in einer Stresssituation.
  • Hormone brauchen länger, bis ihre Wirkung einsetzt. Da sie mit dem Blut transportiert werden, ist ihre Übermittlung langsamer als die von Neurotransmittern im Nervensystem.
  • Gleichzeitig hält auch die Wirkung der Hormone länger an als die der Transmitter.
  • Bei der wohl wichtigsten Drüse im endokrinen System handelt es sich um die Hypophyse. Sie befindet sich im Gehirn und kann sowohl selbst Hormone produzieren als auch andere Drüsen im Körper steuern. Die Hypophyse schüttet beispielsweise Hormone aus, die für die zwischenmenschliche Bindung oder auch für das Körperwachstum verantwortlich sind.
  • Die Schilddrüse ist für Stoffwechselprozesse zuständig, beeinflusst bei einer beeinträchtigten Funktionsweise allerdings auch die Psyche. Bei einer Überfunktion kann es zu Nervosität oder Ängstlichkeit kommen. Eine Unterfunktion kann Depressionen auslösen.
  • Körperliche Reaktionen auf Stress hängen mit den Nebennieren zusammen. Das Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-System bezeichnet einen Kreislauf, der bei Stress aktiviert wird und für Körperreaktionen wie einen beschleunigten Herzschlag oder einen steigenden Blutdruck verantwortlich ist.
  • Die Bauchspeicheldrüse reguliert mit der Ausschüttung des Hormons Insulin den Blutzuckerspiegel. Im Zuge einer zu zuckerhaltigen Ernährungsweise kann es zu Typ 2 Diabetes kommen. Diese Diagnose kann sich negativ auf die Psyche auswirken.
  • Keimzellen (Eierstöcke bei der Frau und Hoden beim Mann) sind für die Produktion von Sexualhormonen zuständig. Diese wirken sich ebenfalls auf das Verhalten aus.

Literatur

  • Bernhard Kleine, Winfried Rossmanith: Hormone und Hormonsystem – Lehrbuch der Endokrinologie, ISBN 3662585014
  • Detlev Drenckhahn (Hrsg.): Anatomie, Makroskopische Anatomie, Embryologie und Histologie des Menschen.: Band 2: Herz-Kreislauf-System, Lymphatisches System, Endokrine Drüsen, Nervensystem, Sinnesorgane, Haut, ISBN 3437423509
  • Hermann Zondek: Die Krankheiten der Endokrinen Drüsen: Ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte, ISBN 364290601X
  • Nathalie Camirand: Osteopathische Behandlung hormoneller und nervlich bedingter Störungen, ISBN 3437556010

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