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Unterschied zwischen Abenddämmerung und Sonnenuntergang


Streng naturwissenschaftlich betrachtet beginnt die Abenddämmerung nach dem Untergang der Sonne. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden beide Begriffe mit ausgeweiteter Bedeutung verwendet.

Nach dem Sonnenuntergang beginnt die Abenddämmerung

Obwohl die Begriffe im Volksmund sehr verschieden und überschneidend benutzt werden, gibt es zu beiden Ereignissen feste Definitionen: Der Sonnenuntergang ist der Zeitpunkt ab dem die Sonne direkt auf dem Horizont (bei 0° Höhe) steht, also die Horizontlinie gerade so berührt. Die Abenddämmerung setzt nach dem offiziellen Zeitpunkt des Sonnenuntergangs ein. Manche Menschen sprechen auch ab dem Moment, in dem sich die Sonne deutlich gen Horizont senkt, vom Sonnenuntergang oder von der Abenddämmerung.

Je nach Jahreszeit merken wir ab einem bestimmten Zeitpunkt, dass die Lichtmenge und womöglich auch die empfundene Wärme deutlich abnehmen. Manche Menschen sagen dann, „Ach, die Sonne geht schon unter“ oder „der Sonnenuntergang geht los“. Falsch ist das nicht, nur gemäß strenger physikalischer oder astronomischer Definitionen nicht richtig.

Ähnlich ist es bei der Abenddämmerung. In der Empfindung einzelner Menschen beginnt die ab dem Moment, in dem sich das Farben- und Lichtspiel in der Umgebung am Abend deutlich ändert. Es wird dunkler und die typischen Lichtstrahlen der Sonnenuntergangszeit erscheinen.

Der Volksmund nutzt das Wort Sonnenuntergang meistens, wenn sich die Aussage direkt auf die untergehende Sonnenscheibe bezieht. Von der Abenddämmerung dagegen sprechen wir eher in Bezug auf die Natur und die Umgebung oder den Umstand, dass es dunkler wird. Wobei auch hier Überschneidungen möglich und richtig sind.

Sonnenuntergang: Bedeutung in Kultur, Religion und Wissenschaft

So alltäglich uns das Phänomen auch erscheint, trotzdem ist der Sonnenuntergang ein astronomisches Kuriosum: Heute wissen wir nämlich, dass die Sonne gar nicht untergehen kann. Es handelt sich um eine optische Täuschung.

Der Begriff ist in einer Zeit entstanden, in der Menschen dachten, die Erde sei fix und die Sonne würde sich bewegen (geozentrischen Weltbildes). Doch das sieht für uns Erdlinge nur so aus. In Wahrheit rotiert und dreht sich die Erde unter unseren Füßen um sich selbst und um die Sonne.
Interessanterweise sind wir uns dieses Umstandes im Alltag nicht bewusst. Wir nehmen uns immer noch in gewisser Weise als das Zentrum wahr. Vermutlich müssen wir das auch, um uns im Alltag orientieren zu können.

Hätte man zum Zeitpunkt der Namensschöpfung schon gewusst, dass sich eigentlich nur die Erde bewegt, hätten sich vielleicht Begriffe wie „Tagesende“ oder „Nachtbeginn“ statt „Sonnenuntergang“ etabliert.

Tatsächlich ist der Sonnenuntergang bis heute in einigen Religionen und Kulturen das offizielle Ende des Tages. Bei den Germanen, einigen Naturvölkern, im Judentum und Islam beginnt direkt nach dem Untergang der Sonne der neue Tag.
Gemäß der heute international üblichen Kalenderregelung fällt der Beginn eines neuen Tages jedoch auf 00:00 Uhr (Mitternacht).

Doch nicht nur das ist kurios. Auch der Umstand, dass wir den physikalisch und astronomisch korrekten Sonnenuntergang nicht sehen können, verwirrt etwas. Mit dem bloßen Auge ist es kaum möglich, der Sonne eine feste Form zuzuweisen. Sie ist ein riesiger Gasball und erscheint uns mit einer leuchtenden Strahlkraft.

Die Erde ist ebenfalls kein glattes Wesen, der Horizont liegt mal höher und mal tiefer. Trotzdem haben Astronomen und Nautiker, die Erde natürlich schon längst in feste Werte und Gitternetzlinien eingeteilt. Anders wäre die einheitliche Orientierung zu See und in der Luft kaum möglich. Die Einteilung in Grade und Weiten ließ die Kartografierung und Benennung von Orten mit Zahlencodes zu.

So unterscheidet man in der Astronomie den Sonnenuntergang in einen wahren und einen sichtbaren.

  • Der wahre Sonnenuntergang ist der Moment, an dem die (rechnerisch bestimmte) Oberkante der vollen Sonnenscheibe die (rechnerische) echte Horizontlinie unterschreitet.
  • Der scheinbare oder sichtbare Sonnenuntergang dagegen tritt oft erst dann ein, wenn sich die Sonne bereits weit unter dem wahren Horizont befindet.

Neben den Unterschieden im natürlichen Verlauf des Horizontes spielen die Distanz und Höhe des Beobachters eine Rolle bei den unterschiedlichen Wahrnehmungen.

Abenddämmerung: Fakten, Phasen, Wissenswertes

„Dämmern“ hat eine Wortverwandtschaft zu „schimmern“ oder „aufgehen“. Als Dämmerung bezeichnet man in der Physik, Astronomie und Meteorologie den fließenden Übergang der Lichtverhältnisse rund um Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Das herrliche Lichtspiel während der Abenddämmerung entsteht durch die sich wandelnde Lichtstreuung in der Atmosphäre.

Der abendliche Übergang vom Licht des Tages zur Dunkelheit der Nacht teilt sich weiter in drei Abschnitte:

  • Bürgerliche Abenddämmerung – die Sonne steht 6° unter dem Horizont.
    Die Lichtverhältnisse lassen das Lesen im Freien noch zu. Trotzdem werden schon die hellsten Sterne sowie die beiden Planeten Venus und Jupiter am Himmel sichtbar.
  • Nautische Dämmerung – die Sonne steht 12° unter dem Horizont
    Das Licht lässt am Punkt, wo die Sonne untergegangen ist, so weit nach, dass die Horizontlinie wieder für das bloße Auge sichtbar wird.
  • Astronomische Dämmerung – die Sonne steht 18° unter dem Horizont
    Das Sonnenlicht steht jetzt so weit unter dem Horizont, dass es die obersten Luftschichten nicht mehr erreichen kann. Wir sehen zu Beginn dieser Phase vielleicht noch ein leichtes Dimmen, doch dann wird es immer dunkler und am Himmel sind alle Sterne zu sehen.

Die Länge der Abenddämmerung verändert sich mit dem Lauf der Jahreszeiten. Sie hängt von der Höhe der Sonne am Tag und der Tiefe in der Nacht ab.
Dass die Sonne nicht immer gleich hoch steht, wissen wir. Doch den wenigsten Nicht-Astronomen ist bewusst, dass die Sonne nachts auch nicht immer gleich tief unter dem sichtbaren Horizont verweilt. Man kann jedoch sagen, dass die Abenddämmerung im Sommer etwa doppelt so lange dauert, wie im Winter.

Geografisch wird sie umso länger, je näher man an den Polen ist. Direkt am Äquator vollzieht sich die Absenkung der Sonne sehr rasch, es gibt so gut wie keine sichtbare Dämmerung.

Abendrot: ein schönes Wetterphänomen

Je nach Wetterlage können die Abenddämmerung und das Sinken der Sonne uns ein beeindruckendes Farbenspiel bescheren. Am bekanntesten davon ist das Abendrot. Der Abendhimmel kann aber auch in Gelb, Blau, Violett oder Rosa schimmern. Verantwortlich dafür sind diverse meteorologische Werte (Luftfeuchtigkeit, Luftdruck), die Lichtverhältnisse und Farben der Umgebung und die sogenannte Rayleigh-Streuung (Effekt der Lichtstreuung in den Schwebepartikeln der Erdatmosphäre).

Bei einem satt leuchtenden Abendrot wird der blaue Lichtanteil der sinkenden Sonnen so stark gestreut (geschluckt), dass für das Auge ein größerer Anteil roten Lichtes sichtbar bleibt. Gemäß einer alten Bauernregel ist das Abendrot ein gutes Zeichen: Abendrot, gut Wetterbot.


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