Skip to main content

Warum lacht man beim Kitzeln – Ursachen, Bedeutung, Zusammenhang


Wenn du gekitzelt wirst und kitzelig bist, musst du automatisch lachen.
Aber warum sind einige Menschen kitzliger als andere und wieso muss man beim Kitzeln automatisch loslachen.

Das Gehirn entscheidet ob es kitzelt oder juckt

Kitzeln hat eine überlebenswichtige Bedeutung.
Denn der Kitzelreiz, welcher dafür verantwortlich ist, dass du lachst – stammt eigentlich vom Juckreiz ab.

Dein Gehirn ist allerdings in der Lage zu entscheiden, ob es gerade kitzelt oder juckt.
Dass dein Gehirn ein hochsensibles Schalt-, Interpretations- und Sinnesorgan ist, lässt sich wunderbar an einem Beispiel erklären.

Wenn du ein Shirt trägst, bekommst du im Normalfall nicht mit, dass sich dieses an deinem Körper befindet.
Dabei reibt sich das Shirt ständig an deiner Haut und scheuert sogar ganze Hautschichten ab.

Aber…
Du hast das Shirt zwar an. Dennoch nimmt dein Gehirn dies nicht permanent wahr – oder?
Sobald sich aber eine klitzekleine Fliege oder eine Mücke auf deine Stirn, deinen Arm oder Bein setzt – bekommst du ein Signal.

Dein Körper bzw. dein Gehirn ist sofort in der Lage zwischen dem T-Shirt-Reiz und dem Mücken-Reiz zu unterscheiden.
Und genauso ist es beim Juckreiz und beim Kitzelreiz.
Dein Gehirn registriert den Reiz, interpretiert diesen und kann eine bestimmte Reaktion hervorrufen.

Und die Reaktion deines Gehirns fällt dann dementsprechend aus.
Bei einem Juckreiz, verspürst du den Drang zu kratzen.
Und beim leichten Kitzeln, spürst du genau den gleichen Drang.

Wie jetzt, Kitzeln und Jucken ist dasselbe?

Erinnere dich bitte einmal daran, was genau passiert – wenn du von einer Feder oder leichten Handberührung gekitzelt wirst.
Genau…. Du musst eigentlich kratzen.

Leichtes Kitzeln und Jucken liegt somit im selben Gehirnzentrum.
Und deshalb haben manche Menschen auch das Gefühl, dass ihre Wunde kitzelt – anstatt zu jucken.
Fantastisch, oder?

Kitzeln hat somit eine wichtige Bedeutung.
Immer wenn etwas sich auf dir drauf setzt, deinen Körper auch nur leicht berührt – bekommst du ein wichtiges Signal.
Denn es könnte schließlich auch eine giftige Spinne sein, welche dich gerade berührt.
Kitzelig zu sein, ist deshalb eine überlebenswichtig Funktion des Körpers.

Aber wieso muss man ausgiebig Lachen, wenn man ausgekitzelt wird?

Ausgekitzelt werden ist ein anderes Kitzeln

Auskitzeln ist Kitzeln mit erhöhten Druck.
Zwar findet die Interpretation und Wahrnehmung an der gleichen Stelle im Gehirn statt, dennoch ist deine Reaktion eine andere.

Deshalb gaben Fachleute das Kitzeln mit erhöhten Druck auch einen eigenen Namen.
Gargalesis heißt das Fremdwort für Auskitzeln bzw. Kitzeln mit erhöhtem Druck.
Und das normale Kitzelgefühl und Auskitzeln rufen völlig unterschiedliche Reaktionen hervor.

Beim Auskitzeln musst du komplett entspannt sein, ansonsten kitzelt es nicht.
Dies ist auch ein Grund dafür, warum dich jemand Anderes auskitzeln muss und du dich nicht selbst kitzeln kannst.
Dennoch liegt auch hier eine Überempfindlichkeit in bestimmten Bereichen vor.
Manche Menschen sind kitzliger als andere. Du bist vielleicht am Bauch kitzliger, als unter den Füßen usw.

Die Überempfindlichkeit hat aber auch eine wissenschaftliche Ursache.
Denn an bestimmten Körperregionen empfindlicher zu sein, ist ebenfalls ein Vorteil.
Und so ist es kein Zufall, dass Männer an bestimmten Regionen kitzliger sind als Frauen.

Männer sind, wie bei vielen anderen Primaten auch, die Beschützer der Gruppe gewesen.
Dass die heutigen Männer und Frauen eine Überempfindlichkeit an gewissen Körperstellen haben, liegt daran – dass die Urmenschen diese Körperstellen ebenfalls schon geschützt haben.
Nicht vor dem Auskitzeln, sondern vor feindlichen Angriffen. Somit ist die Überempfindlichkeit noch ein Schutzfaktor, welcher vom Urzeitmenschen übernommen wurde.
Und dann ist es auch nicht ungewöhnlich, dass Männer an manchen Körperstellen kitzliger bzw. empfindlicher sind, als Frauen.

Kitzeln als sozialer Aspekt schon bei Babys

Kitzeln bzw. Auskitzeln hat aber vor allem einen sozialen Hintergrund.
So bedeutet Lachen gleichzeitig Freude, Frieden, Zugehörigkeit und Akzeptanz.

Wenn wir jemanden kitzeln und dieser lacht, drückt dies eine Zuneigung aus.
Wir fühlen uns mit dem Menschen verbunden, welcher uns kitzelt.
Von einem Menschen, welcher uns bedroht – können wir nicht ausgekitzelt werden.
Es muss eine Entspannung vorliegen, um kitzelig zu sein.

Zum Beispiel ist ein Neugeborenes nicht sofort kitzelig.
Erst nach circa 6 Monaten setzt der Kitzelreiz ein.
Und ein Baby lässt sich auch nicht von jedem kitzeln.
Denn, wie bei einem Erwachsenen auch, muss das Kind entspannt sein, um wirklich kitzelig zu sein.

Wenn also ein Fremder ins Babybett schaut und versucht das Kind zu kitzeln, funktioniert dies nicht immer.
Erst wenn eine lächelnde Person ins Kinderbett blickt, welche das Baby noch dazu kennt – lässt es sich kitzeln.
Und dann fängt es auch mit Lachen an.

Das Lachen als Reaktion auf das Kitzeln stärkt dann das Vertrauen zwischen Baby und Erwachsenen.
Und somit führt Kitzeln zu einem Zusammenwachsen zwischen zwei Menschen, zur Stärkung der Mutter-Kind-Beziehung, zum Wachsen von Vertrauen und zur Bindung des Sozialwesens.
Da der Mensch in seiner Evolution nur im Schwarm bzw. der Gruppe überleben konnte, wird Kitzeln und Lachen zu einem wesentlichen Teil seiner Überlebens- bzw. Evolutionsstrategie.


Über den Autor

wissen
Folge Sciodoo und bleibe stets auf dem Laufenden. Schließ dich uns an und abonniere unseren Instagram-Kanal ein. Wir stellen täglich neue Artikel für dich rein.
Weiter zum Kanal>>>
     

Ähnliche Beiträge