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Wilhelm Fließ: Biografie und Zeittafel


Wilhelm Fließ war ein deutscher Hals-Nasen-Ohrenarzt, welcher eine Theorie zum menschlichen Biorhythmus entwickelte und als Begründer der Nasogenitaltheorie gilt. Weiterhin war Fließ ein Wegbegleiter von Sigmund Freud, diente dem Begründer der Psychoanalyse als geistiger Verbündeter und trug zur Entstehungsgeschichte der Psychoanalyse bei.

Wilhelm Fließ: Biografie und Zeittafel

Datum Ereignis
24.10.1858 Geburt Wilhelm Fließ in Arnswalde
1883 Promotion des Medizinstudiums in Berlin
1887 Freundschaft zu Sigmund Freud
1892 Heirat mit Ida Bondy
1893 Veröffentlichung seines Werkes: „Neue Beiträge zur Klinik und Therapie der nasalen Reflexneurose“
1895 Geburt von Sohn Robert Fließ
1897 Veröffentlichung seines Werkes: „Die Beziehungen zwischen Nase und weiblichen Geschlechtsorganen“
1899 Geburt von Sohn Conrad Fließ
August 1900 Streit zwischen Freud und Fließ, Plagiat-Vorwürfe seitens Fließ
1904 Endgültiges Ende der Freundschaft zu Sigmund Freud
13.10.1923 Tod in Berlin

Wilhelm Fließ war ein deutscher Mediziner und wurde am 24. Oktober 1858 ins Arnswalde (Brandenburg) geboren. Er studierte Medizin in Berlin und promovierte dort 1883. Wilhelm Fließ heiratete Ida Bondy (29.04.1869 – 08.07.1941). Mit ihr hatte er einen Sohn, namens Robert Fließ (29.12.1895 – 09.05.1970).

Genauso wie Freud wurde auch Wilhelm Fließ durch die Helmholtzschen Studien beeinflusst. Diese gingen davon aus, dass sich die Prozesse im menschlichen Körper durch einfache physikalische Gesetzmäßigkeiten erklären lassen.

Nach seinem Abschluss in Medizin eröffnete Wilhelm Fließ eine HNO-Praxis im Berliner Ortsteil Tiergarten (Wichmannstraße 4 a). Während seiner Arbeit als Hals-Nasen-Ohrenarzt stellte Fließ gewisse zeitlich aufeinanderfolgende Gesetzmäßigkeiten seiner Patienten fest. Demnach existiere ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Gesundheit- und Krankheitszyklen, welcher heute als Biorhythmus bekannt ist.

Als praktizierender HNO-Arzt prägte er den Begriff der Nasogenitaltheorie, wonach das Befinden der Nase Auswirkungen auf die Genitalien hat. Freud, welcher zur damaligen Zeit seine Verführungstheorie entwarf, später seine Triebtheorie ableitete – war fasziniert vom deutschen Mediziner. Beide verband zwischen 1887 und 1904 eine innige Freundschaft. Diese entstand auf Empfehlung Josef Breuers – dem Lehrer Freuds, da beide (Freud und Fließ) auf dem Gebiet der Kokain-Wirksamkeit forschten.

In seiner Praxis bestrich Wilhelm Fließ die Nasen seiner Patienten mit Kokain. Er war der Meinung, dass die Nasen-Einpinselungen mit „Coca“ den Eiter besser ablaufen lässt. Außerdem soll, seiner Meinung nach, das Kokain eine positive Wirkung auf die Verdauung, Atemwege, Kopfschmerzen und Herz-Rhythmus-Störungen haben. Ähnliche Forschungsergebnisse hatte bereits Sigmund Freud 1885 veröffentlicht.

Fließ berühmteste Patientin war Emma Eckstein (1865 – 1924). Diese war eine österreichische Frauenrechtlerin und Publizistin. Im Jahr 1894 begab sie sich in Wilhelm Fließ Behandlung, nachdem Sigmund Freud diesen empfohlen hatte. Eckstein litt an körperlichen Beschwerden, wie Magenschmerzen und einer Gehstörung. Diese Symptome waren gepaart mit psychischen Beschwerden, wie leichten Depressionen und Grübeleien – welche zyklisch auftraten.

Der Zyklus der Beschwerden entsprach ihrer Menstruation. Freud vermutete allerdings, dass die Beschwerden hysterisch seien. Gleichzeitig diagnostizierte Freud bei Emma Eckstein eine Nasen-Reflex-Neurose aufgrund eines Knochens in der Nase. Dieser Knochen in der Nasenmuschel soll bei Emma Eckstein eine chronische Entzündung gefördert haben, welche zu Atemwegserkrankung und Beeinträchtigung führte.

Fließ, welcher als Experte auf dem Gebiet der Nasenneurose galt, sollte den Knochen entfernen. An den Folgen dieser Operation wäre die berühmte Frauenrechtlerin fast gestorben.

Robert Fließ, Sohn von Wilhelm und Ida, wurde ebenfalls Psychoanalytiker. Nachdem 1950 der Briefwechsel zwischen seinem Vater und Sigmund Freud veröffentlicht wurde, deutete der Herausgeber Jeffrey Masson – ebenfalls Psychoanalytiker – einen sexuellen Missbrauch an. Daraufhin studierte Robert die Briefe seines Vaters, führte eine Selbstanalyse durch und verarbeitete dies im Werk: „Erogeneität und Libido: Ergänzungen zur Theorie der psychosexuellen Entwicklung des Menschen“.

Wilhelm Fließ starb am 13. Oktober 1923 in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Berlin-Dahlem.


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