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Psychoanalyse: Funktionsweise & Verfahren


Die Psychoanalyse ist eine Behandlungstechnik, um psychisch bedingte Störungen (Neurosen) zu heilen. Dabei wird die Ursache der Neurose in der tieferen Schicht der Psyche gesucht, gedeutet, aufgedeckt, übertragen und schließlich abgelöst. Weiterhin ist die Psychoanalyse auch eine Theorie, welches die Psyche bzw. das Innenleben eines Menschen erklären soll.

Was ist Psychoanalyse

Freud ging davon aus, dass psychische Störungen entstehen, da in der menschlichen Psyche unbewusste Konflikte zwischen verschiedenen Instanzen bestehen. Der angeborene Trieb eines Menschen ist eine dieser Instanzen. Dieser Trieb äußert sich, je nach Alter des Menschen, in verschiedenen Auslebungen. So hat ein Säugling den Trieb zum Nuckeln und Saugen, da der Mund eine erogene Zone darstellt. Mit dem Älterwerden bzw. der menschlichen Reife verschiebt sich die erogene Zone jeweils und somit auch die Auslebung des Lustempfindens.

Sobald ein Mensch dann heranwächst, entwickelt sich auch dessen Psyche weiter. Denn gesellschaftliche Wertvorstellungen verbieten das unkontrollierte Ausleben der eigenen Lust. So muss der Trieb unterbunden werden, dass der Mensch in seiner geistigen und sozialen Entwicklung voranschreiten kann. Die Instanz der Kontrolle kommt hinzu und verbietet die Auslebung der Lust.

Freud nannte diese Instanzen:

  • ES: Lustprinzip
  • Ich: Kontrollprinzip, welcher der Lust entgegenwirkt
  • Überich: Normvorstellungen und Moralvorstellen

Das ES ist angeboren. Das Überwich wird anerzogen, um der Lustbefriedigung entgegen zu wirken. Dabei entstehen Konflikte innerhalb der eigenen Psyche, aber auch mit Mitmenschen (Mutter, Vater) und der Gesellschaft (Schule, KITA usw.). Das Ich entwickelt sich dann als Reaktion auf diesen inneren Konflikt und wirkt als Schlichter zwischen „dem ES“ und „dem Überich“.

Mutter, Vater und andere Bezugspersonen üben demnach, aufgrund ihrer eigenen Wertvorstellung (Überich), Druck auf das Kind aus. Das kindliche Psyche erkennt, dass das Verlangen bzw. die Triebauslebung nicht gewollt ist. Um diesen nicht mehr nachzugehen, wird die Instanz des Ichs – als verlängerter Arm des Überichs – angelegt, welche fortan das ES überwacht, maßregelt aber auch schützt.

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Wie stark eine Instanz ist, hat somit etwas mit der eigenen Psyche zu tun, aber auch mit der Stärke und dem Ausmaß der Umweltbedingungen – welche auf den jeweiligen jungen Menschen einprasseln.

Laut Freuds Theorie ergeben sich psychische Störungen deshalb, weil die psychischen Instanzen miteinander interagieren bzw. um Stellung kämpfen. Die Triebauslebung wird also durch Kontrolle und Norm (Ich und Überich) unterdrückt, was zu Konflikten führt, welche sich in Neurosen äußern.

Diese inneren Konflikte können einfache Probleme verursachen:

  • Ein zu starkes Es neigt zu übertriebener und sofortiger Wunscherfüllung.
  • Ein übertrieben starkes Überich neigt dazu, jedem gefallen zu wollen und seine eigenen Wünsche hinten anzustellen.

Die beiden Instanzen sollten sich demnach im Gleichgewicht befinden, damit der Organismus nicht psychisch erkrankt. Das Ich übernimmt die Gleichgewichts- und Vermittlungsfunktion. Allerdings können auch die Instanzen, im Laufe der Entwicklung vom Säugling bis ins Erwachsenenalter, ins Ungleichgewicht geraten.

Denn die Psyche hat Abwehrmechanismen entwickelt, um das Lustempfinden des ES zu regulieren. Diese Abwehrmechanismen wurden mit bestimmten Symbolen verknüpft, um diese besser zu installieren. Diese Symbole äußern sich beim Erwachsenen heute in Ängste, Phobien, Zwängen oder Neurosen.

Um diese Konflikte aufzudecken und somit die Psyche seiner Patienten zu analysieren, bediente sich Freud verschiedener Methoden. Diese waren bzw. sind:

  • Erzählungen
  • Assoziationen
  • Erinnerungen
  • Traumdeutung

Durch Erzählungen des Patienten sollen die tieferen Konflikte der Psyche sichtbar gemacht werden. Da diese allerdings in den tieferen Schichten verborgen liegen und nur bruchstückhaft hervortreten, muss der Analyst Assoziationen heranziehen. Assoziationen sind demnach Möglichkeiten, um Gefühle, Beweggründe oder auch Vorstellungen miteinander zu verknüpfen. Dadurch gelangt der Therapeut und auch der Patient in die Lage, dass sich die Bruchstücke, wie ein Puzzlestück zusammensetzen und den tieferen Aspekt der Psyche sichtbar machen.

Ein Beispiel….
Wenn der Patient von einem Hund in seiner Kindheit erzählt und dass er Angst vor diesem hatte, wäre dies ein Bruchstück. Erzählt der Patient dann andere Erlebnisse aus seiner Kindheit, von ähnlichen Ängsten, kann der Psychotherapeut beide miteinander verknüpfen, indem er fragt:

  • „Wie haben sie sich beim Anblick des Hundes gefühlt?“
  • „Gab es ähnliche Erfahrungen, bei denen sie sich ganz genauso gefühlt haben?“
  • „Was bedeutet das Gefühl der Angst eigentlich?“ (Kontrollverlust oder Ähnliches)
  • „Wann gab es ähnliche Kontrollverluste in ihrem Leben?“ (vielleicht bei der Abgewöhnung der Windeln, dem Entreißen des Schnullers, usw.)

Und nun ist man beim Instanzenkonflikt zwischen „ES“ und „Überich“ angekommen. Die Angst vor dem Hund ist demnach, nur ein Symbol für die Angst vor dem Kontrollverlust, welchen der Patient schon in früherer Kindheit erfahren hat.

Sicherlich ist dies nur ein Beispiel für Assoziation, welche auch ganz anders sein könnten. Aber durch diese freie Form der Gesprächsführung – gelangen Therapeut und Patient in die Lage, das wahre Problem dahinter zu erkennen.

Wie funktioniert Psychoanalyse

Da die Ursachen der psychischen Störung oft in der Kindheit liegen, gilt es diese hervor zu graben, zu einem Bild zusammenzufügen und dem Patienten diese erkennen zu lassen. Sobald er diese erkennt, beginnt die Heilung.

Während der Therapie überkommen dem Patienten dann Gefühle aus der Kindheit, welche er einer bestimmten Person, meist Mutter oder Vater, zuschreibt. Diese Gefühle können negativ oder positiv sein. Durch die sogenannte Übertragung werden diese Gefühle auf den Therapeuten übertragen.

Nach der Übertragung sorgt der Therapeut für die Ablösung der Gefühle. Der Prozess der Ablösung ist gleichzusetzen mit der Loslösung von elterlichen Moral- und Normvorstellungen. Dies erfolgt schrittweise in mehreren Sitzungen. Dadurch wird die elterliche Autorität, welche zum Instanzenkonflikt führte – aufgelöst. Der Patient ist dadurch in der Lage eine kritische Distanz aufzubauen, wodurch ein Reifeprozess beginnt.

Durch die Loslösung entsteht eine Art von innerer Freiheit, welche zu neuen Denk- und Handlungsweise führen kann. Dadurch können neue Möglichkeiten ihren Raum finden, wodurch es zu Heilungsprozessen kommt.


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