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Wilhelm Fließ Nasen-Reflexneurose: Ursache & Bedeutung


Wilhelm Fließ war Hals-Nasen-Ohrenarzt in Berlin. Er entwickelte zwischen 1890 und 1897 die Theorie der Nasen-Reflexneurose, wonach sich eine anatomische Verschiebung bzw. Verdrängung über die Nase äußert. Zusammen mit seinem Freund und Kollegen Sigmund Freud unternahm er Untersuchungen und Beobachtungen bei seinen Patienten.

Was ist die nasalen Reflexneurose nach Wilhelm Fließ?

Fließ sah in der Nase ein Zentralorgan, da sämtliche Nerven, Blutkreisläufe und Ablaufsysteme im Riechorgan zusammenlaufen. Demnach glaubten Freud und Fließ, dass eine Infektionskrankheit, wie Schnupfen, sich auf den ganzen Organismus auswirken könnte. Die Ursache für psychisches oder körperliches Leiden eines Menschen könnte somit durch einen Virenbefall der Nase begründet werden.

Da die Nase im Mittelpunkt von Fließ Interesse stand, glaubte er ebenfalls – dass sich Konflikte eines Organs auf die Nase verschieben ließen. Freud sah in der Verdrängung einen inneren Konflikt, welcher von der Bewusstseinsebene ins Unbewusste verdrängt wurde. Fließ wiederum glaubte, dass auch eine anatomische Verschiebung möglich wäre. So könnte ein innerer Konflikt, beispielsweise ein Sexualitätskonflikt, von den Geschlechtsorganen weg und sich auf die Nase auswirken und dort zu einer Neurose werden.

Die Reflexneurosen behandelte Fließ durch Operationen, indem er seinen Patienten die Nase operierte, einen Knochen oder Ähnliches entnahm und so den Konflikt auflöste. Durch die Zusammenarbeit mit Fließ glaubte auch Freud, dass er an einer nasalen Reflexneurose litt und ließ sich vom Deutschen operieren.

Seiner Analyse-Patientin Emma Eckstein empfahl Freud, sich einen Nasenknochen entfernen zu lassen, nachdem er bei ihr eine Reflexneurose diagnostizierte. Emma suchte Fließ auf, ließ sich operieren und wäre – aufgrund eines Infektes – fast an den Folgen der Operation gestorben.

1897 schrieb Fließ sein Werk „Die Beziehung zwischen der Nase und weiblichen Geschlechtsorganen“. In diesem Werk beschreibt er, dass die Nase mit den weiblichen Geschlechtsorganen verbunden ist und dass somit ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Krankheitssymptomen der Nase und organischen Leiden der Genitalien existiert.

Durch Beobachtungen an seinen Patienten hat Fließ erfahren, dass die weiblichen Nasenmuscheln -während der Menstruation – anschwellen. Weiterhin beschreibt er in seinem Werk, dass die Nase bestimmte erogene Zonen besitzt, sogenannte Genitalstellen an den Innenwänden der Nase. Diese schwellen bei Erregung an und dienen als Wolllustorgan.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fließ Theorie anfangs die Freud’sche Psychoanalyse sehr gut ergänzt und gestützt hat. Beide Theorien griffen ineinander, so dass beide Ärzte immens vom anderen profitierten. Als die nasale Reflextheorie allerdings ausgebaut und fertiggestellt war, wurde sie zum Gegenentwurf von Freuds Theorien.

Freud sah im angeborenen Trieb eines Menschen und dessen Maßregelung durch die Umwelt – die Ursache für psychisches Leid, welches sich auch auf körperlicher Ebene abzeichnete. Fließ hingegen glaubte, dass physiologische Ursachen und Zusammenhänge ein seelisches Leid verursachen, da alle inneren Körperteile miteinander verbunden sind. Somit waren am Ende beide Theorien ein Gegenentwurf zur anderen, was die Freundschaft zwischen beiden Ärzten nicht standhielt.


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