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Zusammenhang zwischen Attribution und Leistung

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Attributionen haben einen wesentlichen Einfluss auf derzeitige und zukünftige Leistungen. Denn die Eigenschaften, welche wir anderen Menschen mitgeben, prägen auch deren Eigenbild. Welcher Zusammenhang zwischen Attribution und Leistung besteht und wie dieser sich auf die Leistungsmotivation auswirkt und was man unter einer leistungsbezogene Attribution nach Weiner versteht, erfährst du in diesem Beitrag.

Attributionen erklären uns das Verhalten anderer Menschen

Wir nutzen Attributionen im zwischenmenschlichen Zusammenleben, um das Verhalten anderer besser einschätzen zu können. Dem Handeln unserer Mitmenschen eine Ursache zuordnen zu können, gibt uns ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Immerhin ermöglicht uns das Wissen um die vermeintlichen Beweggründe hinter dem Verhalten die Chance, zukünftiges Verhalten besser einzuschätzen und vorhersagen zu können. Und das ist beruhigender als sich über seine Umwelt völlig im Unklaren zu sein, findest du nicht auch?

Welche Rolle spielen Attribute in der Selbstwahrnehmung?

In der Sozialpsychologie spielen Attributionen eine bedeutende Rolle.

Mit einer Attribution ist der Prozess gemeint, bei welchem wir Schlussfolgerungen über die Ursachen des Verhaltens anderer Menschen ziehen. Allerdings beschränken sich Attributionen nicht nur auf die Ursachenzuschreibung in Bezug auf das Verhalten anderer. Auch bei uns selbst suchen wir stetig nach den Gründen unseres eigenen Handelns oder Erlebens. Dazu ein ganz einfaches Beispiel. Wenn du auf dem Bürgersteig stolperst, kann es zu folgenden Ursachenzuschreibungen kommen:

  • Dieser blöde Weg ist so uneben, da kann man ja nur hinfallen!
  • Ich bin so dermaßen ungeschickt. Warum passe ich nicht besser auf?
  • Wenn ich nicht so in Eile wäre, wäre das nicht passiert.

Es gibt noch etliche andere Sätze, die dir in so einer Situation durch den Kopf gehen könnten. Mit den Beispielen ist aber sicher klar geworden, worum es geht. Die erste Variante spielt auf eine externe Ursachensuche an. Du gibst so gesehen dem Gehweg die Schuld an der Situation.

Bei den anderen beiden Varianten suchst du die Ursache in dir selbst beziehungsweise intern. Vermutest du deine Tollpatschigkeit als Ursache, geht das vielleicht auch gleich mit einer gewissen Unveränderbarkeit einher. Du schreibst die Situation deiner Persönlichkeit zu und diese ist in der Regel recht festgelegt.

Bei der dritten Variante ist die Ursache zwar auch intern, da du in Eile warst. Doch gleichzeitig könntest du die Eile auch wieder als externe Ursache ansehen, da du aufgrund äußerer Umstände unter Zeitdruck warst. Die verspätete Bahn könnte beispielsweise eine Ursache für deine Eile sein, da du sonst zu einem Termin zu spät kommst. Diese interne Attribut ist somit leichter zu verändern, als das Zweite.

Wie attribuieren wir unsere Erfolge?

Besonders interessant sind für uns die Erklärungen von Erfolgen und Misserfolgen.

Eine der einflussreichsten Theorien im Bereich der leistungsbezogenen Attributionen wurde von Bernard Weiner entwickelt. Die zentrale Annahme der leistungsbezogenen Attributionstheorie besteht darin, dass unsere Schlussfolgerungen über die Ursachen von Erfolg und Misserfolg auch einen Einfluss auf zukünftige Motivationen, Emotionen und Erwartungen haben.

Hier ein Beispiel zur leistungsbezogenen Attribution nach Weiner….

Glück oder Fähigkeiten?

Wie erklärst du dir eine unerwartet gute Note in einer Prüfung?
Hattest du einfach nur Glück? Waren die Aufgaben so gestellt, dass sie zufällig mit deinem Wissen übereintrafen? Oder ist die Note schlichtweg das überragende Ergebnis deiner Fähigkeiten?

Nach Weiner gibt es verschiedene Muster, nach denen die Ursachen von Erfolg klassifiziert werden können. Es gibt stabile und instabile Ursachen (Stabilität), interne und externe (Lokation) sowie kontrollierbare und nicht kontrollierbare. Schauen wir uns das in Bezug auf deine Prüfung doch einmal genauer an.

Bei den internen und auch den externen Ursachen spielen Kontrollierbarkeit und Stabilität eine Rolle.

Interne Ursachen für die Leistung nach Attributionstheorie

Attribuierst du deinen Erfolg auf interne Ursachen, so können diese stabil und kontrollierbar sein. In dem Fall wäre der Grund für deinen Erfolg dein Können beziehungsweise deine Fähigkeiten. Stabil ist dieser Faktor, da er zu deiner Persönlichkeit gehört und kontrollierbar, weil du ihn durch Übung ausweiten kannst. Bei einer internen und unkontrollierbaren Ursachenzuschreibung machst du deine natürliche Begabung für deine Erfolge verantwortlich. Auch an dieser ist nicht zu rütteln, doch du glaubst gleichzeitig auch, dass du keine Kontrolle darüber hast. Entweder liegt dir das Thema oder eben nicht.

Kurzum:
Können, welcher aus Fleiß und Disziplin entstand, ist demnach kontrollierbar und somit stabil. Talent, welches scheinbar zufällig auftrat, ist demnach nicht kontrollierbar aber dennoch stabil, weil du dieses nicht wieder verlieren wirst.

Doch wie sieht es mit instabilen internen Ursachen aus? Sofern du diese als kontrollierbar empfindest, vermutest du deine Anstrengung als Ursache deines Prüfungserfolgs. Deine Bemühungen können variieren, unterliegen jedoch deiner eigenen Kontrolle.

Anders sieht es da mit deiner Energie aus. Vielleicht warst du am Prüfungstag hellwach und konzentriert, wodurch du dein Wissen zuverlässig abrufen und die Aufgaben problemlos lösen konntest. Nach einer schlaflosen Nacht hätte das ganz anders ausgesehen. Auch eine Erkältung hätte deine Energie schmälern und die Prüfungsnote negativ beeinflussen können. Über diesen Umstand hast du natürlich keine wirkliche Kontrolle. Diese Faktoren sind somit unkontrollierbar, aber gleichzeitig auch instabil.

Externe Ursachen für deine Leistung laut Attributionstheorie

Kommen wir nun zu den externen Ursachen. Hier hinge dein Erfolg von äußeren Umständen ab.
Du könntest dich in einer dauerhaft guten Situation mit verlässlichen sozialen Ressourcen befinden. Mit deinen Kommilitonen hast du eine effiziente Lerngruppe gebildet, deine Familie unterstützt dich in deinem Studium und gleichzeitig hast du Freunde, die dir Unterstützung und auch sozialen Ausgleich ermöglichen. Dabei handelt es sich um eine stabile und kontrollierbare Ursache.

Solltest du nur in einem zeitlich begrenzten Rahmen über diese Ressourcen verfügen, so läge zwar eine kontrollierbare, doch gleichzeitig auch instabile externe Ursache vor.

Was du hingegen gar nicht kontrollieren kannst sind beispielsweise die Schwierigkeit der Aufgaben und der Zufall. Ersteres fällt noch unter die stabilen externen Ursachen. Glück oder Zufall sind jedoch weder kontrollierbar noch stabil. Immerhin kannst du nicht steuern, welche Aufgaben in der Prüfung vorkommen. Entweder Fragen die Aufgaben genau das Wissen ab, das du gelernt hast oder eben nicht.

Nochmal kurz zusammengefasst:
Ein Beispiel für eine interne Attribution wäre die Überzeugung von deinem eigenen Können. Situative Faktoren (wie etwa die Aufgabenschwierigkeit) sind externe Ursachen, die du auf deine Leistung attribuieren könntest.

Wie Lob sich auf die Attribution auswirkt

Begabung ist statisch, Lernen hingegen dynamisch.
Die Psychologinnen Claudia Müller und Carol Dweck gelangten Ende der 1990er Jahre zu der Erkenntnis, dass die Art des Lobes die Attribution von Stabilität und Kontrollierbarkeit auf die persönlichen Erfolgsursachen beeinflusst. So erforschten sie die Folgen dessen auf die spätere Motivation und die Freude am Lernen bei Schulkindern.

Die Entdeckungen waren sehr interessant: Wurden die Kinder für ihre Intelligenz gelobt, sank ihre Freude am Lernen. Sie waren weniger motiviert, sich an schwierigen Aufgaben zu versuchen als Kinder, die für ihre Anstrengung gelobt wurden. Auch hatten sie weniger Freude an der Lösung von Problemen. Niederlagen werden schließlich mit mangelnden Kompetenzen gleichgesetzt und das geht mit einem negativen Selbstwert einher.

Das bedeutet….
Wird jemand für sein Talent gelobt, ist dies nachteilig. Denn bei einer Niederlage kann das dazu führen, dass derjenige aufgibt, weil er glaubt – dass sein Talent nicht ausreicht. Denn Talent ist nun einmal eine unkontrollierbare Komponente. Falls jemand allerdings für Einsatz und Disziplin gelobt wird, kann ihn dies – auch bei Niederlagen – beflügeln. Denn diese Komponente ist stets kontrollierbar.

Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass Menschen – welche Disziplin erlangen und dafür gelobt werden, irgendwann besser werden, als Menschen mit Talent und ohne Disziplin.

Die Form des Lobens beeinflusst das Selbstkonzept

Unsere Leistungen und unsere Motivation hängen mit unserem Mindset zusammen.
Im vorherigen Absatz haben wir uns die Kombinationsmöglichkeiten der Ursachenarten angeschaut. Erkennst du diese in der Entdeckung von Müller und Dweck wieder?

Für ihre Intelligenz gelobte Kinder attribuierten ihren Erfolg auf eine nicht kontrollierbare interne Ursache. Erhielten Kinder Lob hinsichtlich ihrer Anstrengung, so schrieben sie ihren Erfolg hingegen einer kontrollierbaren Ursache zu. Der Faktor Kontrolle hat einen bedeutenden Einfluss darauf, wie wir uns selbst hinsichtlich unserer Leistungen wahrnehmen.

Vielleicht hast du schon einmal etwas vom sogenannten Fixed Mindset und dessen Pendant gehört: Dem Growth Mindset. Das schauen wir uns jetzt an.

Wie wirkt sich mein Attributionsstil auf mein Selbstkonzept aus?

Würdest du dein Denken eher als statisch oder als dynamisch beschreiben?
Das eben angesprochene Konzept des Fixed Mindset und Growth Mindset hat Folgen für dein Selbstkonzept. Es bestimmt nämlich, wie du dich in Bezug auf deine eigenen Handlungsmöglichkeiten einschätzt.

Die Kinder, die nur für ihre Intelligenz gelobt wurden, attribuierten ihren Erfolg auf interne, stabile und unkontrollierbare Faktoren. Anders ausgedrückt: Sie sahen ihre Intelligenz beziehungsweise ihre Begabung als Grund für ihre gute Leistung an.

Doch wie wir gelernt haben, ist das Gefühl von Kontrolle ein springender Punkt. Ist die Intelligenz ein starres und nicht kontrollierbares Konstrukt, so sehen wir wenig Möglichkeiten zur Steigerung unserer Leistung. Dieses statische Selbstkonzept oder auch Fixed Mindset kann die lebenslange Entwicklung negativ beeinflussen.

Doch warum?
Ganz einfach, weil wir uns mit diesem Denken unsere Grenzen zu eng stecken. Wir probieren nichts Neues aus, weil wir folgende Dinge denken: „Das würde nichts bringen. So etwas konnte ich noch nie und das liegt außerhalb meiner Möglichkeiten. Daran lässt sich auch nichts ändern“. So manch einer verharrt dann zum Beispiel in einem Job, der ihn unglücklich macht. Wenn jemand seine Fähigkeiten begrenzt einschätzt, glaubt er nichts an der Situation ändern zu können.

Das gilt nicht nur für die Arbeit, sondern für sämtliche Lebensbereiche. Man bleibt in einer Beziehung, die einem nicht gut tut oder umgibt sich weiterhin mit denselben Freunden, die einem das Gefühl von Unzulänglichkeit geben. Änderungen werden gar nicht erst in Angriff genommen, denn die Versagensangst ist zu groß.

Wirkliche Leistung ist die Überzeugung, es selbst in der Hand zu haben

Ganz anders sieht es bei einem Growth Mindset aus.
Dieses dynamische Selbstkonzept ist von einer variablen und kontrollierbaren Ursachenzuschreibung geprägt. Die Kinder aus der Untersuchung von Müller und Dweck verdeutlichen das sehr schön. Sie wurden für ihre guten Noten aufgrund ihrer Anstrengung gelobt. Diese können sie selbst kontrollieren und das motivierte sie, sich komplizierteren Problemen zu stellen.

Sie sahen die Möglichkeit, sich stetig verbessern zu können und ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Probleme werden daher nicht an den vermeintlich statischen Fähigkeiten festgemacht und nicht als unlösbar gesehen. Stattdessen werden Probleme als Herausforderungen empfunden, an denen man sich ausprobieren und wachsen kann. Anstelle von selbstgesetzten Grenzen tun sich bei einem Growth Mindset also unendlich viele Möglichkeiten auf, neue Dinge zu lernen.

Zusammenfassung:

  • Unsere Art der Attribution wirkt sich auf unser Verständnis von Leistung aus.
  • Es gibt verschiedene Ursachen, die unseren Attributionsstil definieren. Dazu zählen Lokation, Kontrolle und Stabilität.
  • Suchen wir die Ursache intern, beeinflussen die Aspekte Stabilität und Kontrollierbarkeit unser Denken und unser zukünftiges Handeln erheblich.
  • Machen wir unsere Intelligenz für unsere Leistungen verantwortlich, schränken wir uns in unseren Möglichkeiten ein. Schließlich ist Intelligenz ein feststehendes Persönlichkeitsmerkmal. Da sie sich nicht verändern lässt, können wir demzufolge auch nichts außerhalb dieses Rahmens erreichen.
  • Vermuten wir die Ursache für unsere Erfolge allerdings in unserer Anstrengung, so eröffnen sich uns neue Wege im Leben. Denn unsere Anstrengung können wir kontrollieren und wir sind immer in der Lage, etwas dazuzulernen.

Diese Erkenntnisse sind sehr wichtig im Umgang mit Kindern und sollten von Lehrern und Eltern beherzigt werden.


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