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Die 3 Epochen der Stoa: deren Grundsätze in Ethik und Philosophie


Zenon von Kition

Zenon von Kition war der erste Stoiker und Begründer der stoischen Philosophie


Die Stoa bzw. der Stoizismus oder die stoische Philosophie ist eine philosophische Ausrichtung, die etwa 300 v. Chr. in Griechenland entstand und sich in den folgenden 500 Jahren auch in Rom etablierte. Sie wird in drei Epochen unterteilt. Leitsatz der Stoa ist, Gelassenheit und Tugend durch die Annahme des eigenen Schicksals zu erfahren und sich keinen Trieben hinzugeben. Anhänger dieser Schule werden als Stoiker bezeichnet.

Was ist die Stoa bzw. die stoische Philosophie

Die Stoa oder stoische Philosophie bezeichnet ein philosophisches Lehrgebäude der abendländischen Geschichte. Erster Vertreter und Begründer der Stoa war Zenon von Kition. Benannt wurde die Stoa nach einer Säulenhalle auf dem Marktplatz von Athen, der Agora. Dort hatte Zenon von Kition zu lehren begonnen. Die Säulenhalle heißt auf Griechisch στοά ποικίλη, übersetzt „bunte Vorhalle“. Das erste Wort, „στοά“, liest sich im römischen Alphabet als „Stoa“.

Die Epochen der Stoa

Das Zeitalter der Stoa umfasst einen Zeitraum von etwa 500 Jahren und wird in drei Epochen unterteilt: ältere, mittlere und jüngere Stoa. Letztere wird auch als Stoa der Kaiserzeit bezeichnet.

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Epochen der Stoa und die wichtigsten Stoiker

Anhänger der Stoa nennt man Stoiker. Diese machten es sich in jeder Epoche zum Ziel, sich selbst tugendhaft zu entwickeln. Oberstes Gebot eines Stoikers war Seelenruhe und Hingabe. Selbst Schicksalsschläge sollten ihn nicht aus der Ruhe bringen. Er sollte die Welt so annehmen, wie sie ist und sich nicht gegen ihm gestellte Aufgaben und Herausforderungen wehren.

Laut der Stoa hat jeder Mensch ein ihm vorbestimmtes Schicksal, das sich definitiv erfüllen wird. Alles, was einer Person passiert, verfolgt das Ziel, zur Erfüllung dieses Schicksals beizutragen. Stoiker müssen ihr Schicksal annehmen und nicht dagegen arbeiten. Schon gar nicht dürfen sie ihr Leben selbst beenden. Eine Ausnahme scheint die Aufforderung zur Selbsttötung zu sein, welche allerdings ein Schicksalstod sein müsste.

Nach dem durch das Schicksal bestimmte Tod vereinigt sich der Stoiker mit seinem Schöpfer und wird Teil der Weltvernunft.

Die ältere Stoa

Der Stoizismus begann vermutlich um 300 v. Chr. Sein Begründer war Zenon von Kition.
Zenon war Sohn eines Kaufmannes und wohl selbst als solcher tätig. Bei einem Schiffsunglück verlor er seine Ladung und schaffte es gerade so lebendig wieder an Land. Möglicherweise begann Zenon nach diesem Erlebnis vermehrt damit, sich mit Philosophie zu beschäftigen. Die Forschung ist sich dabei nicht sicher. Deswegen finden sich in der Stoa auch Elemente des Heraklitismus und Cynismus.

Dieses Erlebnis würde auch das oberste Leitziel der Stoiker erklären. Zenon war selbst vom Schicksal geschlagen. Um das Erlebte zu verarbeiten, wollte er dem Schiffsunglück möglicherweise einen größeren Sinn geben. Dadurch erscheint der Verlust seiner Ladung und die Lebensgefahr weniger bedrohlich.

Um 300 v. Chr. herum, Zenon war zu diesem Zeitpunkt je nach Quelle um die 30 oder bereits 50 Jahre alt, begann er, selbst zu lehren. Dafür traf er sich mit seinen Schülern in der Säulenhalle auf dem Marktplatz in Athen. Vermutlich formierte sich die Stoa in den Folgejahren zu einer organisierten Schule.

Zenons Werke sind nicht erhalten geblieben. Es existieren aber spätere Überlieferungen, aus denen sich seine Lehre rekonstruieren lässt.
Demnach riet Zenon seinen Schülern, tugendhaft zu leben. Begierden sollten sie nicht nachgeben und im Angesicht von Schicksalsschlägen und Gefahren gelassen bleiben. Lebt der Mensch vernünftig, benötigt er, nach Zenon, keinen Herrscher.

Um diesen Zustand zu erlangen, riet Zenon, sich sowohl von Schmerz als auch von Lust nicht kontrollieren zu lassen. Beide Gefühle sollten dem Stoiker gleichgültig sein. Durch die Gleichgültigkeit würde er gleichzeitig Weisheit erfahren. Zenon nannte diesen Zustand „Apatheia“, die „Abwesenheit von Affekten“.

Nach Zenon ist die menschliche Seele ein einheitliches vernunftgetriebenes Führungsvermögen. Sie kann getäuscht werden. Sich bewusst Affekten hingeben oder unvernünftige Entscheidungen treffen ist ihr aber unmöglich.

Zenon starb 262/261 v. Chr. Vermutlich nahm er sich selbst durch Erhängen oder zu Tode Hungern das Leben, nachdem er sich leicht verletzt hatte. Sein Begräbnis fiel prächtig aus, weil man seinen positiven moralischen Einfluss auf die Jugend schätzte.

Zenon folgten sechs weitere Philosophen, die der älteren Stoa zugeordnet werden. Dies sind Kleanthes von Assos, Ariston von Chios, Chrysippos von Soloi, Zenon von Tarsos, Diogenes von Babylon und Antipatros von Tarsos. Bis auf Ariston von Chios waren diese Philosophen alle Schulhäupter der Stoa.

Die ältere Stoa endet etwa 129 v. Chr. mit dem Tod von Antipatros von Tarsos. In den etwa 170 Jahren legten die Philosophen den Grundstein für ihre Schule. Daher sind ihre Lehren geprägt vom Finden des eigenen Platzes in der Welt und den Regeln, denen diese, gemäß der Stoa, folgt.

So gehen alle Philosophen der älteren Stoa davon aus, dass das Universum ein Kreislauf ist. Alles, auch die menschliche Geschichte, wiederholt sich immer wieder. Der Mensch kann dagegen nichts unternehmen, sich allerdings gegen die kosmischen Gesetze wehren. Das ist möglich, weil er sich bewusst wird, dass sie existieren. Er kann sich anschließend bewusst dafür entscheiden, ihnen zu widerstreben. Das ist der Stoa nach ein Laster. Die Tugend bezeichnet das gegenteilige Verhalten: den kosmischen Gesetzen bewusst zuzustimmen.

Die mittlere Stoa

Die mittlere Stoa umfasst lediglich zwei Philosophen: Panaitios von Rhodos und Poseidonios von Apameia.
Panaitios von Rhodos war ein Schüler von Diogenes von Babylon und lebte etwa von 180 v. Chr. bis 110 v. Chr. Er studierte Philosophie in Athen. Anschließend lebte er eine Weile in Rom, wodurch die Stoa Griechenland verließ und im Rom Fuß fasste. Zusätzlich bereiste Panaitios Ägypten und Asien. Danach leitete er die stoische Schule in Athen.

Er begann, den Stoizismus zu verändern, indem er seine Schüler nicht mehr zu radikaler Triebunterdrückung riet. Stattdessen ließ er ihre Entfaltung in Maßen zu und schrieb dem Individuum eine größere Bedeutung zu.

Poseidonios war ein Schüler Panaitios. Er lebte von 135 v. Chr. bis 51 v. Chr. und unterrichtete Cicero und Pompeius, die in Athen studierten.
Poseidonios weichte die harten Grundsätze der älteren Stoa weiter auf. Er vertrat die Ansicht, dass die menschliche Seele aus drei Teilen besteht: Vernunft, Begierde und Mut. Dieser Ansatz war bereits von Platon verfolgt worden.

Die dreigeteilte Seele würde auch erklären, warum Kinder Affekte verfolgten, obwohl sie eine gute Erziehung genossen. Wurden die Kinder älter, ließ das Verfolgen der Affekte von selbst nach.

Das vorherbestimmte Schicksal verband Poseidonios stärker mit ins Leben der Menschen eingreifenden Göttern. Nach ihm stand Zeus an erster Stelle.

Poseidonios lehrte, sich nicht alleine auf Tugend zu konzentrieren. Für ein glückliches Leben sollten seine Schüler auch auf Gesundheit und ihre wirtschaftliche Absicherung achten.

86 v. Chr. wurde Poseidonios nach Rom geschickt, um dort als Botschafter zu agieren. Er gründete außerdem eine Philosophenschule auf Rhodos, die anschließend viel von Römern besucht wurde.

Die jüngere Stoa oder die Stoa der Kaiserzeit

Die jüngere Stoa beginnt um die Zeitenwende (Christi Geburt). Ihre wichtigsten Vertreter sind Lucius Annaeus Seneca, Gaius Musonius Rufus, Epiktetos und Mark Aurel. Sie alle konzentrierten sich auf ethische Probleme ihrer Zeit. Sie bedienten sich dabei dem Fundament, das während der älteren Stoa gelegt und in der mittleren Stoa verfeinert worden war.

Lucius Annaeus Seneca, geboren etwa im Jahr 1 n. Chr., war Erzieher Neros, des späteren Kaisers des Römischen Reiches. Er wollte Nero die Stoa näher bringen und schrieb dafür eine philosophische Denkschrift für den damals 12-jährigen. Darin legte Seneca ihm nahe, Gnade gegenüber Besiegten, Straftätern und Feinden zu zeigen. Die Stoa an sich, fand bei Nero jedoch kaum Anklang.

Trotzdem blieb Seneca unter Nero im kaiserlichen Machtzentrum. Er hatte sogar starken politischen Einfluss. Erst 62 n. Chr., Seneca war bereits über 60 Jahre alt, zog er sich zurück, um seine philosophischen Schriften zu vollenden. Drei Jahre später, 65 n. Chr. erhielt er einen Brief von Nero, der ihn zur Selbsttötung aufforderte.

Kurz zuvor war eine gegen den Kaiser gerichtete, geplante Verschwörung aufgedeckt worden.
Obwohl Seneca daran nicht beteiligt war und Nero dies wohl bewusst gewesen war, vollzog Seneca den Befehl zum Selbstmord. Wie es für einen Stoiker üblich ist, ging Seneca diesen Schritt in absoluter Gelassenheit. Er war durch seine fragile Gesundheit schon lange auf den Tod vorbereitet.

Ein befreundeter Arzt half ihm und öffnete ihm die Hauptschlagadern, als Seneca badete. Sein letztes Wort soll „Tugend“ gewesen sein.
Gaius Musonius Rufus lebte etwa von 30 n. Chr. bis 101/102 n. Chr. Weil er wohl selbst keine Werke verfasste, existieren nur Fragmente über seine Lehren der jüngeren Stoa. Für Kritik an Kaiser Nero wurde er auf eine kleine Insel in der Ägäis verbannt. Dort fand er jedoch viele Schüler, die seine Lehren hören wollten.

Anders als frühere Stoiker empfand Musonius das Göttliche persönlich und durchweg positiv. Der Mensch steht unter dem Gott, bzw. den Göttern (da war Musonius nicht einheitlich) und hat sich seinen Gesetzen zu fügen. Das Studium der Philosophie und das daraus resultierende philosophische Leben, gehören dazu.

Musonius sieht alle Menschen als gleich an. Er erklärt das damit, dass Gesetze für sie alle unterschiedslos gelten. Zudem sieht sich selbst jeder Mensch als gut, auch wenn er sich niemals in tugendhaftem Handeln geübt hat. Das gegenteilige Handeln von seinem sieht er hingegen als schlecht. Das Streben nach Tugend wohnt daher jedem Menschen inne. Es tritt aber möglicherweise zu unterschiedlichen Zeitpunkten in den Vordergrund.

Musonius empfahl allen Menschen, ungeachtet des Geschlechts und sozialen Standes, das Philosophiestudium. Frauen und Bürger niederen Standes waren, davon war der Philosoph überzeugt, dazu ebenso fähig wie Männer und der Adel. Auch er sah die Philosophie als einzigen Weg, ein guter Mensch zu werden. Er übertrug diese aber auch auf das menschliche Zusammenleben. Jeder Bürger sei verpflichtet, sich um Gerechtigkeit und Tugend im Zusammenleben zu bemühen.

Bei Musonius finden sich Hinweise auf christlichen Einfluss. So spricht er von dem Göttlichen teilweise als „Vater“.
Sklaverei stand Musonius negativ gegenüber. Er nahm sogar einen freigelassenen Sklaven als Schüler auf.
Epiktetos war dieser ehemalige Sklave. Er lebte von etwa 50 n. Chr. bis 138 n. Chr. und wurde ebenfalls ein wichtiger Stoiker der jüngeren Stoa.

Epiktetos maß der persönlichen Freiheit großen Wert zu. Er orientierte sich eher an der älteren Stoa. Daher hielt er die Menschen stärker an, ihre Begierden, Abneigungen und Vorstellungen zu kontrollieren. In der Kontrolle sah Epiktetos die größtmögliche Freiheit. Gleichzeitig verfolgte er die klassischen Wege der Stoa, Seelenruhe und Tugend.

Laut Epiktetos muss der Mensch zwischen zwei Dingen unterscheiden lernen. Zwischen denen, die er beeinflussen kann und denen, die außerhalb seiner Macht stehen. So hielt er das Streben nach Gesundheit und Ehre für sinnlos, weil man diese Bereiche nicht selbst kontrollieren kann.
Dabei war Epiktetos kein Gegner der Sklaverei. Sein Streben nach Freiheit betraf nur die genannten Bereiche. Es umfasst nicht die Freiheit, die er als ehemaliger Sklave mit seiner Befreiung erfahren hat.

Der letzte und wohl wichtigste Vertreter der Stoa aus der Antike ist Mark Aurel. Er lebte von 121 n. Chr. bis 180 n. Chr. und war Römischer Kaiser und Feldherr.

Mark Aurel selbst lernte die Lehren der Stoa bei dem Stoiker Apollonius in Rom. Er verband die letzten 400 Jahre der Stoa mit seinen eigenen Erfahrungen auf dem Schlachtfeld. Seine Werke, die er kurz vor seinem Tod vollendete, schließen die antike Stoa ab. Dabei ist wichtig, dass er selbst den Frieden bevorzugte, aber durch seine Feinde immer wieder zur Schlacht gezwungen war. Er fügte sich diesem Schicksal und spielte seine Rolle, wie es für einen Stoiker üblich ist.

Mark Aurel verstand seine Herrscherfunktion als Schicksalsfügung, der er sich beugen musste. Seine Arbeit als Herrscher war ein Dienst am Volk. Er maß seiner eigenen Rolle in der Geschichte wenig Bedeutung zu und übte sich in Bescheidenheit.

Das hängt mit den stoischen Lehren über Gelassenheit und dem Kreislauf aller Dinge zusammen. Mark Aurel beschreibt sich selbst als einen Herrscher von vielen. An allen Höfen passiere, so empfindet er, das gleiche, nur dass es durch andere Personen ausgeführt wird.

Wirken der Stoa über die Antike hinaus

Während das Christentum im Römischen Reich Fuß fasste, verlor die Stoa an Bedeutung. Dabei ging sie allerdings nicht verloren, sondern verschmolz in großen Teilen mit der christlichen Lehre. Darüber hinaus finden sich stoische Ansätze auch im islamischen Denken.

In der Renaissance kam es zu einem Neostoizismus durch Justus Lipsius. Das Wiederaufflammen der Stoa reichte aus, um bis in die Neuzeit fortzubestehen. So ist Kants Moralphilosophie an die Lehren der Stoa angelehnt. Auch im Absolutismus findet man mit dem preußischen König Friedrich II. einen neueren Vertreter des Stoizismus.

Zuletzt gibt es im Deutschen bis heute das Adjektiv „stoisch“. Es ist ein Synonym zu gelassen, gleichmütig, unerschütterlich und standhaft. Das Wort stammt direkt von der Stoa ab.

Zusammenfassung

  • Die Stoa ist ein philosophisches Lehrgebäude der Antike.
  • Die Stoa wurde von Zenon von Kition um 300 v. Chr. begründet und dauerte fast 500 Jahre in Griechenland und Rom an.
  • Die Stoa wurde nach der Säulenhalle auf dem Marktplatz von Athen benannt, wo Zenon seine Schüler unterrichtete.
  • Anhänger der Stoa nennt man Stoiker.
  • Die Stoa wird in drei Epochen unterteilt: ältere, mittlere und jüngere Stoa.
  • Stoiker wollen Weisheit durch Tugend und Gelassenheit erreichen.
  • Stoiker gehen davon aus, dass Triebe unterdrückt gehören und man sich von Schmerz nicht leiten lassen darf.
  • Jeder Mensch hat ein ihm vorbestimmtes Schicksal, dem er sich nicht entziehen kann.
  • Die Seele wird in der älteren Stoa als einheitlich und perfekt empfunden, während sie später dreigeteilt und fehlbar dargestellt wird.
  • Die Stoa wurde über die 500 Jahre, die sie durch hohe Anhängerschaft wichtig war, verfeinert und verändert, wobei Stoiker immer Weisheit durch Gelassenheit erreichen wollten.
  • Stoiker verstehen die Welt und Menschheit als Kreislauf, in dem sich alles wiederholen wird.
  • Wichtige Stoiker sind Zenon von Kition, Diogenes von Babylon, Panaitios von Rhodos, Poseidonios von Apameia und Mark Aurel.
  • Stoisches Denken fand in Rom je nach herrschendem Kaiser mehr oder weniger Anklang in der Politik.
  • Über die Antike hinaus flammte die Stoa in mehreren Epochen erneut auf; darunter Renaissance, Absolutismus und Neuzeit.
  • Das Adjektiv „stoisch“ geht direkt auf die Stoa zurück und bedeutet „unerschütterlich“.

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