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Globalisierung: 6 Vorteile internationaler Arbeitsteilung und ihre Bedeutung


Bezieht man die Arbeitsteilung nicht auf eine Gesellschaft oder auf Berufe und Branchen, sondern auf Staaten, bezeichnet man sie als internationale Arbeitsteilung. Da die Verteilung, Produktion und Absatz von Gütern auf globaler Ebene stattfindet, spricht man auch von einer Globalisierung der Weltwirtschaft.

1. Vorteil internationaler Arbeitsteilung: Produktions- und Bedarfsausgleich

Ein Staat erzeugt Produkte und Waren, kann aber trotzdem niemals alle eigenen Bedarfe für Wirtschaft und Bevölkerung decken. Überschüssige Produktionen werden auf dem Weltmarkt angeboten. Resultierend entsteht Handel mit den Staaten, die den eigenen Mangel beheben können und wiederum Überproduktionen gern zur Deckung eigener Bedarfe erwerben möchten.

Was heißt das?
Land A stellt beispielsweise zu viele Autos her und bietet diese auf dem Weltmarkt an. Ein anderes Land und deren Bevölkerung hat Bedarf an Autos, stellt sie allerdings nicht selbst her und kann diese von Land A kaufen. Gleichzeitig kauft Land A diverse andere Produkte, wie beispielsweise Oliven auf den Weltmarkt ein, da die Bevölkerung ein Bedarf hat und Land A diese Früchte nicht selbst produziert.

Staaten bzw. Gesellschaften können somit eigene Überproduktion als Exportware verkaufen und Produkte, welche in anderen Länder besser und schneller produziert werden können – auf dem Weltmarkt erwerben.

Mit dieser Win-Win-Situation könnten alle Staaten ihre eigenen Volkswirtschaften optimal versorgen, die Bevölkerung lebt in Wohlstand und ein weltweites Gleichgewicht sorgt für ein friedliches Miteinander aller Staaten.

Leider ist dies eine gewagte These. Denn es spielen noch viele weitere Themen wie politische Ausrichtungen, Bildungssituationen oder auch Ressourcenreichtum eine wichtige Rolle.

2. Vorteil: Internationaler Arbeitsteilung beschafft einen höheren Spezialisierungsgrad der Staaten

Alle Volkswirtschaften weisen verschiedenste Produktivitäten und Lohnniveaus auf. Der Stand von Technologien, Forschung und Entwicklung sowie Kommunikations- und Transportfähigkeiten unterscheidet sich jeweils teils mehr, teils weniger deutlich voneinander. Und bestimmte Staaten besitzen Unternehmen mit besonders ausgeprägten Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Nehmen wir an, ein Land A ist besonders gut im Herstellen von Autos. Dann hat es die entsprechenden Ressourcen dafür. Diese Ressource ist zum Beispiel das menschliche Know-How. So existieren in dieser Volkswirtschaft Akademiker (Maschinenbauer, Ingenieure), Facharbeiter (Schlosser, Techniker), um diese Autos zu produzieren. Weiterhin hat Land A entsprechende Maschinen, um besonders gut Autos produzieren zu lassen. Die Forschungsarbeit ist auf diesen Produktionszweig ausgerichtet und Personal wird dementsprechend geschult.

Ein zweites Land B, welches diese Ressourcen nicht hat – kann Autos nicht auf dem selben Niveau produzieren. Es müsste nun beginnen Forschungseinrichtungen aufzubauen, Ingenieure auszubilden und wohlmöglich passende Ausbilder oder Lehrer für diese Laufbahnen finden. Dieser Know-How Transfer müsste allerdings sicherstellen, dass nach der Ausbildung alle Akademiker, Facharbeiter auf dem gleichen Niveau sind – wie in Land A. Falls Land A zwischenzeitlich neue Technologien erforscht hat, neues Wissen erworben hat – muss Land B den Vorsprung jederzeit problemlos aufholen können.

Du bemerkst sicherlich selbst, dass dies für Land B äußerst schwierig, vielleicht sogar unmöglich ist. Deshalb sollte Land B keine eigenen Autos produzieren und importiert diese stattdessen aus Land A. Die internationale Arbeitsteilung und der Überschussverkauf macht dies möglich. Das Geld, welches Land B für die Autos ausgibt, nimmt es durch eigene Exporte ein. So kann Land B beispielsweise ein Spezialist für Medizinprodukte werden, welche Land A dringend braucht.

Jedes Land wird durch die internationale Arbeitsteilung zum Spezialisten auf einem bestimmten Gebiet. Manche Nationen sind Spezialisten für die Autoherstellung, andere stellen die Auspuffrohre für diese Autos her und wiederum andere Nationen stellen die Armaturen her.

3. Vorteil von internationaler Arbeitsteilung: sinkende Opportunitätskosten

Schutzbemühungen der jeweiligen Regierungssysteme, wie beispielsweise Zölle, werden genutzt um die eigene Wirtschaft zu stärken. Trotz dieser vielfältigen Einflüsse ist die Arbeitsteilung zwischen Statten zwar kompliziert, aber trotzdem sinnvoll.

Bereits David Ricardo, britischer Nationalökonom und Wirtschaftswissenschaftler, stellte in diesem Zusammenhang im Jahr 1817 die Theorie der komparativen Kosten auf. Ricardo beschreibt warum Autarkie nachteilige Auswirkungen für jeden Staat hat und warum selbst der Handel zwischen Industriestaaten und Entwicklungsstaaten sinnvoll ist.

Wieso?
Ist ein Entwicklungsland in allen Belangen schwächer als ein Industriestaat, ist es trotzdem vorteilhaft die Produktionen zu kombinieren um beiderseits Kostenvorteile auszunutzen. Opportunitätskosten beschreibt er in diesem Zusammenhang als die Menge der Produkte auf die verzichtet werden muss, um mehr von einem anderen Produkt erzeugen zu können.

Opportunitätskosten sind somit die Kosten, welche entstehen – wenn man auf Gewinn verzichtet. Autoland A könnte beispielsweise auch Medizinprodukte, alle benötigen Nahrungsmittel, Strom, Stahl für die Automobile und alle anderen Bedarfsgüter im eigenen Land herstellen und seine ganzen Ressourcen (Know-How, Kapital, Arbeitskräfte, Maschinen) darauf ausrichten.

Wenn es dies tun würde, würde es allerdings die Exportüberschüsse aus den Automobilverkäufen verlieren. Denn niemand kann alles herstellen und dabei noch einen Überschuss gewährleisten. Es entstehen somit entgangene Gewinne für den Automarkt. Diese nennt man in der Volkswirtschaft Opportunitäten bzw. Opportunitätskosten.

Eine Volkswirtschaft entscheidet somit immer, ob es günstiger ist, etwas selbst zu produzieren und dadurch auf eigene Exporterlöse zu verzichten oder bestimmte Bedarfsgüter einfach zu importieren.

4. Vorteil: Internationaler Arbeitsteilung schafft sinkende Preise

Land A konzentriert sich also weiterhin auf den Automarkt, da es diese Gewinne keinesfalls verlieren möchte. Dies führt dazu, dass die Arbeitsprozesse im Automobilsektor immer besser werden, die Abläufe immer schneller und qualitativ hochwertiger. Und schließlich führt dies dazu, dass die Ressourcen (Arbeitskräfte, Maschinen, Know-How) besser greifen und in der gleichen Zeit mehr Autos mit höherer Qualität herstellen können.

Was passiert dann?
Land A spezialisiert sich immer weiter und die höhere Produktionsmenge bei gleichen Ressourceneinsatz führt dazu, dass der Preis pro Auto sinkt. Hier ein Beispiel dafür: Am Anfang hat Land A hohe Forschungskosten, hohe Anschaffungskosten und Personalkosten. Es produziert 1000 Autos in einem bestimmten Zeitraum.

Das bedeutet….
Die Gesamtkosten für Personal, Forschung und Maschinen müssen auf 1000 Autos verteilt werden. Wenn Land A zum Spezialisten wird, werden die Arbeitskräfte immer besser und schneller in ihrer Arbeit. Somit können sie irgendwann 2000 Autos im gleichen Zeitraum produzieren. Die gleichgebliebenen Lohnkosten können nun anstatt auf 1000 auf 2000 Autos verteilt werden, wodurch das einzelne Auto immer günstiger wird.

Die Preise sinken noch weiter…
Denn neue bessere Maschinen ermöglichen es Land A, immer schneller und mit weniger Ausschutt Autos zu produzieren. Somit können diese Kosten irgendwann auch auf 2000 Fahrzeuge anstatt auf 1000 Autos verteilt werden. Die Forschungs- und Technologiekosten für den Automarkt sinken ebenfalls, da diese größtenteils nur aus Personalkosten und Maschinenkosten bestehen, welche den Wissenssprung ebenfalls machen.

Land A macht somit einen spezifischen Technologie-, Wissens- , Prozess- und Lernkurvensprung. Dies führt zum Produktionssprung bei gleichbleibenden Kosten. Es wird somit im Automobilbereich immer besser und die Kosten pro Auto sinken. Dies führt unweigerlich dazu, dass Land A Preisnachlässe für seine Autos gewähren kann und immer noch kostendeckend ist.

Es macht also Sinn bestimmte Artikel bzw. Bedarfsgüter vom Spezialisten zu beziehen, da dieser Kostenvorteile hat. In der Realität sieht es dann so aus, dass Land A seine Autoteile von ausländischen Zulieferern herstellen lässt. Diese importiert es aus anderen Ländern, welche bereits Spezialisten für Schonbezüge, für Armaturen, für Auspuffrohre oder andere Ersatzteile sind.

Oder es lässt die Ersatzteile im eigenen Land fertigen, lässt dann aber das Eisenerz in einem anderen Land abbauen, den Stahl woanders produzieren oder das Auto in einem fremden Land zusammensetzen. Grund dafür sind dann Kostenvorteile der spezialisierten Volkswirtschaften.

Aus heutiger Sicht ist der Vergleich zwischen Billiglohnländern und Hochlohnländern standhafter. Opportunitätskosten sind dann beispielsweise die Differenz von erhöhten Transportkosten zu deutlichen Ersparnissen bei den Lohnkosten. Es macht Sinn in einem Billiglohnland arbeitsintensive Produkte herstellen zu lassen und dafür die hohen Transportkosten in Kauf zu nehmen. So werden beispielsweise Äpfel importiert, um die halbe Welt geflogen und sind immer noch billiger als die Äpfel des Anbauers im eigenen Land.

Normalerweise sollte es so sein, dass beide Seiten von internationaler Arbeitsteilung (Schwellenland + Industrieland) profitieren, welche auch als Globalisierung bezeichnet wird.

5. Vorteil: Internationale Arbeitsteilung sorgt für Wohlstand

Volkswirtschaften weltweit genießen die Vorteile der Globalisierung. Die Wohlstandsmehrung wird vorangetrieben. Positive Effekte erlangen auch Schwellenländer, die zwar eine gering entwickelte Volkswirtschaft aufweisen, aber Ihren Fokus auf den Vertrieb ihrer Produkte auf den Weltmarkt setzen.

Frisches Kapital aus dem Ausland fließt in die eigene Ökonomie und kann für Modernisierungen und Entwicklungen genutzt werden. Ein sukzessiver Aufschwung entsteht. Die Bevölkerung genießt niedrige Preise, eine enorme Produktvielfalt, Versorgungssicherheit, besseren Service sowie politische und soziale Stabilität.

Die internationale Arbeitsteilung bringt jedoch auch Nachteile mit sich. Staaten müssen eine Beschneidung ihrer Eigenständigkeit und Entscheidungskompetenzen hinnehmen. Zölle und Steuern dienten ursprünglich als Steuerungselement und Schutzmaßnahme von Regierungen, die ihre Volkswirtschaft nach eigenen Vorstellungen formen und kontrollieren wollten.

Solche Instrumente sind in einer globalisierten Welt nahezu wirkungslos. Weltweit agierende Unternehmen orientieren sich an Staaten, die nach den Vorgaben der Welthandelsorganisation (WTO) agieren oder in Zollabkommen organisiert sind. Nationen, die weiterhin auf Autarkie und Unabhängigkeit bestehen, werden vom Weltmarkt abgehangen.

Ein weiterer, negativer Faktor liegt im potentiellen Arbeitsplatzverlust in Industrieländern, weil arbeitsintensive Produktionsschritte aufgrund eines hohen Lohnniveaus ausgelagert werden. Der erarbeitete Wohlstand geht wegen zu hoher Opportunitätskosten verloren. So werden beispielsweise Kleidung in Billiglohnländern hergestellt, im Industrieland nur noch vermarktet und verkauft. Bestimmte Arbeitsschritte (Nähen, Erzabbau, Stahlproduktion) werden zunehmend ausgelagert, da die Lohnkosten in Schwellenländern viel geringer sind.

Als Ausweg wenden sich Industrienationen einem Dienstleistungssektor zu, der wiederum höhere Anforderungen an Bildung und Beruf stellt. Dienstleistungen beinhalten dann Verwaltungs-, Vermarktungs-, Transport- oder Lagerungsaufgaben beim Automobil, der Kleidung oder den Medizinischen Geräten. Produziert wird im Billigland und die Dienstleistung, welche den Vertrieb regelt – findet im Industrieland statt.

Dadurch entsteht natürlich eine Bedrohung bestimmter Arbeitsplätze im Industrieland und eine Ausbeutung im Schwellenland. Die Angst, die mit Arbeitsplatzverlusten einhergeht, führt zu protektionistischen Maßnahmen des Staates. Wenig wirkungsvolle Maßnahmen wie Strafzölle oder Sanktionen können ergriffen werden. Dadurch werden importierte Produkte teurer, wodurch eigene Produkte attraktiver werden. Diese Vorgehensweise ist allerdings nur möglich, solange das Alternativprodukt im eigenen Land ebenfalls hergestellt wird.

6. Vorteil: Internationaler Arbeitsteilung kann Armut und Klimaprobleme lösen

Es besteht das Risiko, dass Entwicklungsländer und Schwellenländer von Industrienationen ausgenutzt werden. Die Bevölkerung ist wenig ausgebildet und lebt meist in Armut. Siedeln sich nun große, globale Unternehmen an, akzeptieren die Menschen schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne um ihren Lebensunterhalt zu sichern.

Die Unternehmen profitieren hingegen enorm. Mit großen Gewinnmargen können die erzeugten Produkte sehr günstig auf dem Weltmarkt angeboten werden. Der wohlhabende Konsument im Industrieland genießt den Kostenvorteil, während die Bevölkerung im Entwicklungsland unter dem System leidet.

Der Globalisierung haftet ein schlechter Ruf an. Das Problem ist bekannt und auch die Konsumenten haben es inzwischen bemerkt. Beim Kauf eines T-Shirts oder von Technik meldet sich oft das schlechte Gewissen. Aus diesem Grund entwickelt sich bereits seit einigen Jahren die Tendenz fair und transparent erzeugte Produkte zu bevorzugen. Denn nicht nur der Konsument, sondern auch der Erzeuger soll von Gütern leben können.

Unternehmen, die nicht ausbeuten, sondern sicher und menschenwürdig produzieren lassen, erlangen ungeahnte Marktvorteile und genießen die Gunst des bewusst kaufenden Konsumenten. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Arbeitsschutz spielen eine zusätzliche positive Rolle.

Internationale Arbeitsteilung hat das Potential Armut abzubauen, Lebensverhältnisse zu verbessern und Wohlstand zu erzeugen. Aber die Basis hierfür sind Unternehmen, die nicht nur Gewinnmaximierung, sondern auch Wohlstandsmaximierung fokussieren. Die Wohlstandsmaximierung als Prämisse kann letztendlich dafür sorgen, dass neue Technologien gefunden werden, welche weltweite Armut beseitigen, Klimaprobleme lösen.

Wie?
Armut ist ein Verteilungsproblem. Güter, welche nicht ausreichend vorhanden sind, müssen verteilt werden. Ein Konzept der Verteilung ist Geld. In einem System voller Spezialisten sollte es möglich sein, Überschüsse von allem zu produzieren – wodurch Preise stetig sinken. Sinkende Preise führen letztendlich dazu, dass mehr Güter von allen Menschen konsumiert werden können. Vernünftige Globalisierung ohne Raubbau kann letztendlich die Chance bieten, weltweite Armut zu bekämpfen.

Und da spezialisierte Volkswirtschaften den Technologiesprung immer weiter fortführen, kann dies ebenfalls zu neuen Methoden der Beschaffung, des Absatzes und der Produktion führen. Die Internationale Arbeitsteilung kann somit ebenfalls dazu beitragen, dass nachhaltigere Ressourceneinsatz stattfindet und irgendwann ein Ressourcenaufbau einsetzt.


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