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Merkmale und Kennzeichen von toxischen Beziehungen


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Unter einer toxischen Beziehung versteht man die meist intime Bindung oder Beziehung zweier Menschen, bei der das Gleichgewicht und die Gleichberechtigung auf eine der Personen übergeht. Eine toxische Beziehung zerstört und schwächt auf Dauer den Körper und die Seele des Betroffenen. Bereits circa jede dritte Person in Deutschland steckte selbst schon einmal in einer solchen Beziehung.

Merkmale und Kennzeichen von toxischen Beziehungen

Viele Menschen erkennen nicht, wenn sie in einer so ungesunden Beziehung leben. Durch einige Umstände ist es für die Betroffenen selber kaum zu erkennen, da sie von ihrem toxischen Partner so um den Finger gewickelt werden, dass sie blind vor Liebe sind.

Erst wenn sich starke körperliche oder seelische Auswirkungen zeigen, versuchen sich die Opfer aus den Fängen des Schuldigen zu befreien. Am Anfang der Beziehung steht das sogenannte Lovebombing. Der toxische Partner zeigt sich bei jeder Gelegenheit von der besten Seite, überschüttet dich mit Liebe und Komplimenten, Geschenken, teuren Ausflügen oder traumhaften Urlaubszielen.

Schnell versucht er auch dein engstes Umfeld für sich zu begeistern, um diese Menschen auf seine Seite ziehen zu können, falls einmal Zweifel entstehen. Nach der sehr guten Anfangszeit, bei der man das Gefühl hat, die große Liebe gefunden zu haben, verwandelt sich alles immer mehr in einen einzigen Albtraum.

Durch das Verhalten des Partners am Anfang hat er es geschafft, dich von ihm abhängig zu machen und nach der ganzen Nähe, zeigt er jetzt Kälte und Distanz, was nun von Tag zu Tag mehr spürbar sein wird. Es werden immer häufiger Vorwürfe ausgesprochen und Dinge schlecht geredet, die vorher immer positiv waren. Beispielsweise kann schon eine falsche Hose oder ein zu buntes T-Shirt ein Grund für schlechte Stimmung sein. In Gesprächen mit ihm kann ein falsches Wort oder eine Geste, die ihm nicht gefällt, das Blatt wenden und die gute Stimmung ist von jetzt auf gleich im Keller.

Möglicherweise entwickelst du sogar die Angst, dich mit deinem Partner in der Öffentlichkeit zu zeigen. Es ist kaum ein Besuch im Restaurant oder bei Freunden und Familie möglich, da er dich inzwischen vor jedem Menschen anschreien oder erniedrigen würde. Du versuchst aber trotz allen Schwierigkeiten die schlechte Stimmung oder auch die starken Stimmungsschwankungen vor anderen zu rechtfertigen und zu verharmlosen.

Falls du für deinen Partner irgendwie den Anschein machst, dass du die Beziehung nicht mehr führen möchtest, wird er dir klar machen, dass du ohne ihn sowieso nicht mehr leben kannst und ihn mehr als alles andere brauchst. Er hat es nun zum größten Teil schon geschafft, dein Selbstbewusstsein zu schmälern und deine Selbstliebe zu verringern.

Im weiteren Verlauf der Beziehung wird es so toxisch, dass er dir Drohungen ausspricht, oft auch die finanzielle Macht an sich reißt oder Deine wichtigsten persönlichen Gegenstände versteckt, verkauft oder vielleicht sogar vor deinen Augen zerstört. Dabei wird nicht darauf geachtet, ob es sich um private Fotos oder teure Gegenstände handelt. Ebenfalls wirst du dich am Ende schlecht deswegen fühlen, da er dir begreiflich machen wird, dass du diese Aktion zu verantworten hast.

Gründe für eine toxische Beziehung

Steckt man erst einmal in einer toxischen Beziehung, ist es nicht so leicht, sich daraus zu befreien. Oft ist es die Blindheit und die Künste des Täters, die das Opfer halten und schwächen. Irgendwann bist du an dem Punkt, dass du deine eigenen Bedürfnisse gar nicht mehr wahrnimmst und nur noch Augen für deinen Partner hast.

Die vielen schlechten Momente werden mit kurzen guten Phasen überdeckt und es wird immer wieder aufs Neue eine Art Verständnis für das Verhalten des toxischen Partners erzeugt. Die Energie fehlt um bestimmte Situationen zu hinterfragen und es wird nur noch hingenommen und akzeptiert. Selbst wenn zwischenzeitlich das Problem erkannt wird, ist die Angst, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen und den ersten Schritt raus aus der Beziehung zu wagen, viel zu groß.

Auch die Befürchtung, das restliche Leben alleine verbringen zu müssen, ist ständig präsent. Durch gewisse Drohungen ist auch zu befürchten, dass dein Partner auch nach der Beziehung nicht von dir ablässt und dir nachstellt, einer neuen Beziehung im Weg steht oder dich vielleicht sogar an deiner Arbeitsstelle überrascht und dir das Leben schwer macht.

Durch diese ganzen Punkte bist du gefangen in deiner jetzigen Situation und nach Streit gibt es von deinem toxischen Partner auch oft ein Versprechen auf Besserung, welches sich für dich mehr als ehrlich anhört. Es ist wie ein Teufelskreis, aus dem es durch die starke Manipulation nur schwer einen Ausweg gibt.

Ursachen von toxischen Beziehungen

Warum eine toxische Beziehung entsteht, kann mehrere Gründe haben. Meistens ist es so, dass eine schwache und eine stärkere Person eine Beziehung eingehen und durch bereits psychische Vorerkrankungen eine gestörte Bindung zueinander entsteht.

Der toxische Partner hat oft selbst schon sehr schwere Zeiten durchlebt und Geschehnisse aus der Kindheit und Jugend nicht verarbeiten können. Daraus kann sich dann eine narzisstische Persönlichkeit entwickeln, die auf einen anderen Menschen keine Rücksicht nimmt.

Ein Narzisst hat oft in der Kindheit zu wenig Liebe oder Aufmerksamkeit bekommen, wurde von einer sehr nahestehenden Person verlassen, war vielleicht aber auch jahrelanger häuslicher Gewalt ausgesetzt. Die Gründe, solche Muster zu entwickeln, sind wirklich breit gefächert.

Die davon betroffenen Personen sehen ihre Probleme selbst nicht, lassen diese aber durch mangelnde Empathie, übertriebene Selbstliebe und teilweise starke Arroganz am Partner aus. Ein toxischer Mensch oder auch Narzisst wird nicht unbedingt so geboren, er entwickelt sich dazu erst durch Ereignisse, Verhalten wichtiger oder fremder Menschen und Gewalt.

Narzissten oder sehr toxische Personen können nicht diese Liebe empfinden, wie zum Beispiel gesunde Menschen. Sie fühlen eher Wut, Hass oder Verachtung für ihr gegenüber. Wenn man versucht, so etwas anzusprechen, wird die Situation höchstwahrscheinlich eskalieren und einen riesigen Streit entfachen.

Eine solche Person wird dann die Fehler immer wieder bei anderen suchen und klar machen, dass er das eigentliche Opfer ist und alle anderen nur Schaden zufügen wollen. Das typische vom Täter in die Opferrolle schlüpfen ist nur eines von vielen verschiedenen Mustern.

Nicht jede toxische Person ist gleich ein Narzisst, denn eine weitere sehr bekannte psychische Erkrankung ist die sogenannte Borderline – Persönlichkeitsstörung. Kurz zusammengefasst sind die Betroffenen extrem empfindlich, haben Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen, ein gestörtes Selbstbild und Stimmungsschwankungen, welche zwischen Liebe, Glück, Wut und Hass innerhalb von wenigen Minuten wechseln können.

Borderliner testen ihre Grenzen in Beziehungen jeglicher Art aus, überschreiten diese regelmäßig und verletzen ungewollt ihre Mitmenschen damit. Wer nun in einer toxischen Beziehung steckt, kann selber wahrscheinlich eher nicht erkennen, mit welchem gegenüber er es hier zutun hat. Durch Recherchen oder ein Gespräch mit einem Spezialisten auf dem Gebiet, lässt sich dies dann feststellen.

Mögliche Folgen einer toxischen Beziehung

Die Folgen einer toxischen Beziehung können sehr schwerwiegend sein. Oft ist es nicht nur ein seelischer Schaden, der irgendwie wieder regeneriert werden muss, sondern auch ein körperlicher Schaden. Es können sich psychische Erkrankungen und Zwänge entwickeln, wie unter anderem posttraumatische Belastungsstöhrung, Depressionen, Essstörungen oder auch selbstverletzendes und suizidales Verhalten. Der übermäßige Gebrauch von Alkohol und Drogen ist ebenfalls keine Seltenheit.

Für die meisten Opfer einer toxischen Beziehung ist ein normales Leben nach Beziehungsende erst einmal nicht möglich. Es entstehen stark ausgeprägte Ängste im Alltag, oder es fehlt die Kraft für Aktivitäten wie zum Beispiel Sport, Treffen mit Freunden und Familie oder auch einfach nur einkaufen. Durch die körperliche Überlastung ist es eine Herausforderung den normalen Alltag zu bewältigen und oft holen sich die Betroffenen Hilfe, in dem sie sich Unterstützung für den Haushalt oder auch für wichtige Termine holen.

Wenn man nun den Schritt aus einer solchen Beziehung geschafft hat, gibt es verschiedene Schritte, die Wunden wieder zu heilen und mit sich und dem eigenen Leben wieder klar kommen zu können. Einigen Opfern passiert es sogar, dass sie vom Täter verlassen werden, weil diese schon jemand neues im Blick haben und merken, dass von dem jetzigen Opfer nichts mehr zu erwarten ist und sie dort nichts mehr erreichen können.

Der passende Anfang für einen Neustart und einen neuen Lebensabschnitt ist erst einmal das Erkennen. Zu verstehen, was alles passiert ist und dies vielleicht sogar schriftlich festzuhalten, damit man sich die Erkenntnisse in schlechten Phasen vor Augen halten kann.

Als Nächstes sollten Freiräume geschaffen werden, in denen man auch mal wieder lernt, wie es ist, alleine zu sein. Stille genießen zu können und auch innerlich wieder zur Ruhe kommen zu können. Ebenfalls wird in schweren Fällen zu Hilfe aus dem Umfeld, aber vor allem zusätzlich zu Psychologen oder Psychiatern geraten.

Der richtige Abschluss mit dem Ex-Partner wäre in solchen Fällen dann, ihn überall auf sämtlichen Plattformen zu blockieren, Vollmachten zurückzuziehen, Passwörter zu ändern und das gesamte gemeinsame Umfeld über die Trennung zu informieren.

Falls es noch Treffen mit dem Ex-Partner geben sollte, vielleicht zur Klärung oder Aufteilung einer Wohnungseinrichtung oder persönlichen Gegenständen, sollte dies nie ohne eine dritte neutrale Person passieren. Ein Treffen zu zweit könnte den bisherigen Erfolg und den Weg der Heilung stören oder vielleicht sogar beenden.

Viele toxische Personen neigen dazu, auch nach Beendigung einer Beziehung, erneut zu manipulieren und vielleicht sogar erneute Drohungen auszusprechen. Oft bekommen die Opfer dann solche Angst, dass sie sich wieder unterwerfen und dominieren lassen.

An erster Stelle steht nun die eigene Heilung, sich auf nichts mehr einzulassen und sich und seinem Köper etwas Gutes zu tun, ein Urlaub oder Ausflüge mit Freunden könnten als Unterstützung dienen. Je nachdem wie groß das Leid war und wie lange das Opfer in dieser Rolle festgesteckt hat, dauert es mehrere Jahre, bis es wieder in der Lage ist, eine neue Beziehung einzugehen oder allgemein sich auf neue Leute einzulassen, selbst wenn es sich nur um eine neue Freundschaft handelt.

Das durch fremde Hand ausgelöste Chaos in Körper und Seele muss wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, schon alleine, um Krankheitssymptome zu lindern und die Psyche zu entlasten, damit das Gefühl von pausenlosem Stress endet und man wieder anfangen kann, zu leben. Ein gesundes und starkes Umfeld aus Freunden und Familie, die auch immer vor Augen halten können, dass diese Erlebnisse nicht die eigene Schuld sind, unterstützt die Heilung enorm.

Literatur

  • Asli (Autor), Toxische Beziehungen erkennen und überwinden: Wie Sie emotionale Abhängigkeit erkennen, schädliche Beziehungen loslassen und wieder zu sich finden -Für mehr Selbstbewusstsein und Lebensfreude, ISBN: 979-8734138199*
  • Maria Riedel (Autor), Co-Abhängigkeit in Beziehungen – Bleiben oder trennen?: Wie du eine toxische Partnerschaft erkennst und überwindest. Dein Weg in die emotionale, selbstbestimmte Freiheit, ISBN: 978-1957667461*
  • Sandra Günther (Autor), Ruth Marquardt (Autor), Wenn Liebe toxisch wird: Wie du Warnsignale erkennst, dich aus einer toxischen Beziehung befreist und wieder zu dir findest, ISBN: 978-3990603253*

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