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Durch psychologische Anziehungskraft den Traumpartner finden


Psychologische Anziehungskraft ist ein Phänomen, welches erklärt, weshalb wir jemanden sympathisch finden, uns in denjenigen verlieben oder uns einfach nur hingezogen fühlen.

Gleichzeitig werden auch Phänomene, wie „Liebe auf den ersten Blick“ oder eine unbewusste Abneigung durch ein psychologische Regelwerk erklärt. Weiterhin zeigt das Konzept der psychologischen Anziehungskraft auf, weshalb es die Idealvorstellung vom Traumpartner nicht geben kann.

Traumpartner Mythos: Warum es psychologisch keine Traumfrau oder Traummann geben kann

Wenn wir uns Gedanken über unseren Traummann beziehungsweise unsere Traumfrau machen sollen, dann haben viele von uns bereits ein recht klares Bild vor Augen. Er oder sie sollte diese oder jene Augen- und Haarfarbe haben, bestimmte Werte und Ziele verfolgen, unseren Humor teilen und so weiter.

Doch mit wem wir letztendlich eine Beziehung eingehen, wird tatsächlich nicht allzu stark von unseren Idealvorstellungen bestimmt. Falls du dich gerade in einer Partnerschaft befindest, kannst du dich ja einmal bewusst an deine Idealvorstellung zurückerinnern. Wie sah diese aus, bevor du dich auf deinen jetzigen Partner festgelegt hast?

Es ist weniger unsere Vorstellung vom idealen Partner, als vielmehr eine Reihe von unbewussten psychologischen Faktoren, die uns dazu bringen, mit jemandem eine Beziehung einzugehen. In der Sozialpsychologie gibt es dazu drei Faktoren der psychologischen Anziehungskraft:

  1. räumliche Nähe,
  2. Ähnlichkeit
  3. und Vertrautheit

Diese drei Faktoren sind maßgeblich für eine gute Liebes-Beziehung, aber auch um Freundschaften einzugehen bzw. Sexualpartner zu finden. Gleichzeitig erklären diese auch, weshalb sich Traumpartner sehr häufig vom wahren Partner unterscheidet. Denn alle drei hängen miteinander zusammen und führen häufig zu der Diskrepanz zwischen unserer Idealvorstellung und dem, was wir letztendlich wirklich mögen.

Räumliche Nähe als Indikator für Sympathie

Fernbeziehungen sind nicht nur kostspielig, sondern auch ein häufiger Trennungsgrund.
Falls du mit Fernbeziehungen vertraut bist, kannst du davon vielleicht ein Liedchen singen. Denn Beziehungen über weite Distanzen aufrecht zu erhalten, ist gar nicht so leicht. Nicht nur die Fahrtkosten summieren sich, sondern auch das Gefühl der emotionalen Nähe kann zunehmend schwinden. Man lebt sich auseinander.

Räumliche Trennung in Ehen stellt sogar einen guten Prädiktor für Scheidungen dar. Zwar gibt es durchaus Paare, welche eine Fernbeziehung mit sich vereinbaren können. Doch diese bilden eher die Ausnahme. Das gilt nicht nur für Liebesbeziehungen, sondern auch für Freundschaften. Zwar bietet die Technologie mittlerweile eine Vielzahl von Kommunikationsmöglichkeiten, welche die Aufrechterhaltung des Kontakts über längere Strecken ermöglichen. Doch ohne Begegnungen von Angesicht zu Angesicht fehlt der Beziehung doch etwas Essentielles. Ein direktes Zusammensein kann durch Messenger-Dienste, E-Mails und Videotelefonie eben doch nicht gänzlich ersetzt werden.

Nähe schafft Vertrautheit und intensiviert die Beziehung

Je näher wir uns sind, desto mehr Vertrautheit entsteht zwischen uns und der anderen Person.
Durch die räumliche Nähe kann einfach mehr „face-to-face“-Interaktion stattfinden, welche das Gefühl von Vertrautheit untermauert. Wir lernen uns auf diese Weise nicht nur besser kennen, sondern sind auch eher geneigt, intime Themen in Gesprächen miteinander zu teilen.

Geheimnisse mit jemandem zu teilen, verbindet. Denn durch das Offenbaren von bestimmten Informationen, machen wir uns angreifbar und zeigen unserem Gegenüber, dass wir ihm vertrauen. Auch hierbei handelt es sich um eine Aktion, welche die Vertrautheit stärkt. Die mit der Nähe einhergehende Vertrautheit führt dazu, dass die Verhaltensweisen der Beteiligten sich gegenseitig beeinflussen. So kommt es zu einer wechselseitigen Beziehung.

Je vertrauter wir mit jemandem sind, desto mehr mögen wir diese Person

Zumindest bietet räumliche Nähe die Chance, sich besser kennen zu lernen und Vertrautheit zu schaffen.
Allerdings ist räumliche Nähe nicht zwingend ein Garant dafür, dass wir jemanden mögen. Sofern wir von Anfang an der anderen Person gegenüber positiv oder zumindest neutral eingestellt waren, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Freundschaft oder Beziehung.

Fanden wir jemanden allerdings bereits bei der ersten Begegnung ziemlich unsympathisch, so ist das Zustandekommen einer Freundschaft oder einer Beziehung nicht garantiert. Im Gegenteil. Je häufiger wir mit dieser Person zu tun haben, desto weniger mögen wir sie. Statt uns über ein Wiedersehen zu freuen, sind wir eher genervt oder verärgert.

Die Wahrscheinlichkeit auf Sympathie wächst durch räumliche Nähe

Nichtsdestotrotz hat die räumliche Nähe im Allgemeinen einen positiven Effekt darauf, dass wir andere mögen.
Eine klassische Studie aus den 1950er Jahren von den Psychologen Festinger, Schachter und Back thematisierte den Zusammenhang von räumlicher Nähe und Freundschaften in Studentenwohnheimen.

Die Forscher fanden heraus, dass es zehnmal wahrscheinlicher war, dass sich eine Freundschaft zwischen Studenten entwickelt, die im selben Gebäude wohnten als zu denen aus einem benachbarten Gebäude. Je näher die Studierenden beieinander wohnten, desto eher wurden sie zu Freunden. Anders gesagt: Wohnten sie auf demselben Stockwerk, wurden sie eher zu Freunden, als wenn sie nur im selben Gebäude wohnten. Und noch wahrscheinlicher freundeten die Studierenden sich an, wenn sie direkte Zimmernachbarn waren.

Eine etwas aktuellere Studie aus dem Jahre 2008 zeigte, dass bereits die Sitzordnung zum Beginn des Studiums einen starken Einfluss auf die Entwicklung von Freundschaften ausübt. Die zufällige Nähe zwischen den Studierenden war ein guter Prädiktor dafür, dass sie nach einem Jahr immer noch gut miteinander befreundet waren.

Psychologische Anziehung geschieht durch Ähnlichkeit

Gegensätze ziehen sich an? Eher nicht.
Diese Annahme stammt mehr aus dem Feld der Alltagspsychologie, welche sich von der wissenschaftlichen Psychologie unterscheidet. Denn mit Wissenschaft geht einher, dass Theorien nicht widersprüchlich sein sollten.

In der Alltagspsychologie steht der These „Gegensätze ziehen sich an“ die gegenteilige Annahme „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ gegenüber. Tatsächlich scheint jedoch an der zweiten Annahme mehr dran zu sein. Und in der Sozialpsychologie finden sich kaum Belege für die gegensätzliche Anziehung. Dafür allerdings eine Reihe von Befunden für die anziehende Macht der Ähnlichkeit. Der Grund dafür ist sogar relativ simpel: Was uns ähnelt, das kennen wir und wir fühlen uns geborgen. In einer Freundschaft oder Partnerschaft wollen wir das Gefühl, von unserem Gegenüber verstanden zu werden.

Ähnlichkeit ist psychologisch eine Form der Belohnung

Dieses Gefühl gibt uns Sicherheit und führt zur Zufriedenheit in einer Beziehung.
Der sogenannte Ähnlichkeits-Anziehungs-Effekt basiert auf der Tatsache, dass uns die Ähnlichkeit in einer Beziehung sozusagen auf mehrere Weisen belohnt.

Das geschieht einmal dadurch, dass wir uns verstanden fühlen, jedoch spielen auch noch positive Affekte eine Rolle. Hinzu kommt, dass wir uns in unseren eigenen Werten und Meinungen bestätigt fühlen, wenn unser Partner diese teilt. Wir fühlen uns akzeptiert und verstanden sowie sicher im bestehenden Miteinander. Denn wenn wir uns in unserem Gegenüber wiedererkennen, nimmt uns das die Unsicherheit und erleichtert gleichzeitig die Kommunikation.

Das Gefühl der Sicherheit kommt zusätzlich dadurch zustande, dass wir unseren Partner besser einschätzen und sein Verhalten besser vorhersagen können. Schließlich beruht dieses auf ähnlichen Gründen, die auch unseres beeinflussen. Den anderen zu verstehen fällt nun einmal leichter, wenn man sich auf einer Wellenlänge befindet.

Mit der Ähnlichkeit geht auch das Phänomen des reziproken Mögens einher. Das bedeutet: Wir mögen den, der uns mag. Dieses Gefühl stärkt das eigene Selbstwertgefühl und hat somit ebenfalls einen befriedigenden sowie belohnenden Effekt.

Anziehung wächst durch Vertrautheit

Die bloße Darbietung reicht bereits aus, um Vertrautheit und Sympathie zu erzeugen.
Mit dem Effekt der bloßen Darbietung ist gemeint, dass allein das wiederholte und unverstärkte Präsentieren eines Stimulus zu einer positiven Bewertung dessen führt.

Was heißt das genau?
Wenn wir jemanden häufig sehen, muss nicht einmal eine Interaktion mit dieser Person stattfinden. Denn allein die Tatsache, dass die sie mehrfach gesehen haben, sorgt für eine Zunahme der Sympathie gegenüber dieser Person. Das zeigte sich beispielsweise in einem Experiment, welches die Forscher Moreland und Beach 1992 durchführten. Sie schleusten vier (am Experiment mitwirkende) Frauen als vermeintliche Studentinnen in Vorlesungen ein, ohne dass diese dabei mit den anderen Studierenden interagierten. Sie sprachen also nicht mit den anderen, sondern saßen einfach bloß im Hörsaal und verfolgten die Vorlesungen.

Am Ende des Semesters wurden den Studierenden Fotos der vier Frauen vorgelegt und sie sollten diese hinsichtlich Sympathie und Ähnlichkeit einstufen. Die Ergebnisse der Umfrage zeigten, dass die Studierenden ihre vermeintlichen Kommilitoninnen mehr mochten und sie als mit ihnen ähnlicher empfanden, je öfter diese die Vorlesungen besucht hatten. Wir mögen bekannte Gesichter mehr als unbekannte.

Zusammenfassung

  • Die Idealvorstellung vom Traumpartner und die Realität liegen häufig nicht sonderlich nah beieinander.
  • Grund dafür ist die Tatsache, dass wir uns psychologisch von Personen angezogen fühlen, die uns ähneln, die uns vertraut erscheinen und sich auch schlicht und einfach in unserer Nähe befinden.
  • Der letzte Punkt trifft allerdings nur zu, wenn wir eine Person sympathisch oder zumindest nicht unsympathisch finden, wenn wir ihr das erste Mal begegnen. Bewerten wir jemanden bei der ersten Begegnung bereits negativ, so kann sich die räumliche Nähe nachteilig auswirken.
  • Zwar bietet räumliche Nähe, die Möglichkeit eines besseren Kennenlernens. Doch kann es vorkommen, dass wir von jedem weiteren Treffen mit dieser Person nur genervt sind, da wir sie von Anfang an negativ beurteilt haben
  • Allerdings kommt es aufgrund von räumlicher Nähe in der Regel zu Freundschaften oder gar Beziehungen, selbst wenn wir diese nicht bewusst angestrebt haben.
  • Ähnlichkeit belohnt uns in dem Sinne, als dass wir uns bei der anderen Person sicher und gleichzeitig unsere eigene Sichtweise auf die Welt bestätigt fühlen.
  • Das Sprichwort „Gegensätze ziehen sich an“ kann wissenschaftlich (zumindest in Bezug auf die psychologische Anziehung) nicht bestätigt werden.
  • Mit der Ähnlichkeit und der räumlichen Nähe wächst auch die Vertrautheit. Selbst wenn wir jemanden nur zufällig wiederholt sehen, bewerten wir diese Person positiver. Dazu müssen wir nicht einmal mit ihr gesprochen haben.
  • Die drei genannten Aspekte hängen miteinander zusammen und bedingen sich gegenseitig. Je näher wir jemandem sind, desto eher können wir uns kennenlernen, Ähnlichkeiten entdecken und Vertrautheit aufbauen.

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