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Talent oder Übung: Warum Erfolg immer über Fleiß und Neigung entsteht


Talent ist ein künstlich geschaffenes Konstrukt, welches erklären soll – weshalb einige Menschen anfängliche Schwierigkeiten und andere Menschen sofortige Erfolge auf einem Themengebiet erzielen. Eng verwandt sind auch Begriffe wie Intelligenz, Charisma oder Attraktivität. Auch diese Begriffe erklären ein Phänomen, weshalb es bestimmten Menschen leichter fällt – ihre Ziele zu erreichen.

In der Psychologie beschäftigt man sich mit der Frage: Ob Talent oder angeborene Intelligenz wirklich einen Einfluss auf Erfolg hat oder nicht?

Hat Talent einen Einfluss auf Erfolg?

Hast du dir schon einmal die Frage gestellt, weshalb manchen Menschen das Erlernen neuer Fähigkeiten so einfach fällt? Häufig sehen wir Bilder, hören Musikstücke oder vergleichen unsere Ergebnisse mit denen anderer. Das können die Noten von Mitschülern oder Kommilitonen sein oder auch der von uns ersehnte berufliche Aufstieg, welcher manch anderem scheinbar nur so zufliegt.

Doch liegt es am Talent der anderen, welches ihnen zu solchen Leistungen verhilft? Vielleicht sind sie einfach mit einer bestimmten Gabe zur Welt gekommen, die sie besser zeichnen, singen oder lernen lässt. Wenn jemand über dieses angeborene Talent verfügt, kann die besagte Person sich also glücklich schätzen.

Doch hängen unsere Leistungen wirklich nur davon ab? Das wäre doch recht frustrierend. Denn es beinhaltet immerhin den Schluss, dass wir nicht lernen könnten, was uns nicht bei der Geburt mitgegeben wurde. Tatsächlich spielt Fleiß in den meisten Situationen eine wesentlich größere Rolle und das bringt einige Vorteile mit sich, auf die wir im Folgenden näher eingehen möchten.

Wer an sein Talent glaubt, glaubt an seine Grenzen

Talent, Aussehen, Charisma oder Intelligenz sind angeboren. Dadurch werden sie entweder zum Segen oder zum Fluch des jeweiligen.

Kinder, welche mit mangelnder Intelligenz ausgestattet sind – können im Unterricht nicht folgen oder sind auf einigen Lerngebieten schlechter als ihre Altersgenossen. Da Talent ein unumstößlicher bzw. stabiler Faktor ist, scheint diese Aussage unüberwindbar. Jedoch ist in jedem Menschen – bereits zur Geburt angelegt worden – dass dieser Alles schaffen kann, was jeder andere Mensch auch geschafft hat.

Das bedeutet auch, dass ein Grundschüler beim dem eine Mathematikschwäche diagnostiziert wurde – es zum Mathematikprofessor mit Auszeichnung schaffen könnte. Die zeitweise Schwäche kann überwunden werden, wenn das Kind nicht an sein Talent glaubt, sondern an seinen Fleiß und die Belohnung – welche es dafür erhalten wird.

Diese Belohnung kann eine tolle Schulnote, das Mathematikdiplom oder das Lob der Eltern sein. Dies wird den Schüler veranlassen, seine Leistungen weiter auszubilden und immer besser zu werden.

Doch meistens ist es so, dass man den Kindern etwas über mangelnde Intelligenz oder Talent erzählt, wodurch diese sich künstlich limitieren. Und diese Limitation bleibt ein Leben lang bestehen, worauf es zu einer sich selbst erfüllende Prophezeiung wird.

Aber auch Schüler mit einer scheinbar hohen Intelligenz und einem gesegneten Talent werden irgendwann einmal Misserfolge einfahren. Viele dieser Schüler werden sich davon nicht erholen und weitere Leistungsabfälle in Kauf nehmen müssen. Auch hier liegt die Ursache in ihrem Talent begründet – wie du gleich erfahren wirst. Somit kann angeborene Intelligenz zur Schwäche werden.

Attributionen sind Verhaltens- und Persönlichkeitskeitsursachen

Zunächst einmal müssen wir allerdings die Frage klären, was Attributionen sind und was diese mit unserer Frage nach der Rolle von Talent und Fleiß zu tun haben.

Werfen wir hierzu einen Blick in die Sozialpsychologie. Wenn man hier von Attributionen spricht, sind damit Ursachenzuschreibungen gemeint. Wenn wir in unserer sozialen Umwelt Ereignisse beobachten, schreiben wir diesen meist unbewusst eine bestimmte Ursache zu. Sie helfen uns dabei, das Verhalten anderer besser einzuordnen und zu verstehen. Das gibt uns ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Denn wenn wir die Gründe hinter dem Verhalten anderer kennen, können wir dementsprechend reagieren und auch das künftige Verhalten der betreffenden Person zu einem gewissen Grad vorhersagen.

Doch wir schreiben nicht nur dem Verhalten unserer Mitmenschen bestimmte Ursachen zu, sondern auch unserem eigenen. Interessant ist dabei unsere Neigung, die Verhaltensursachen anderer Menschen auf deren Persönlichkeit zurückzuführen, während wir unseres durch die Situation beeinflusst wahrnehmen.

Allerdings verringert sich diese Tendenz, wenn wir diesen Effekt im Hinterkopf behalten. Wenn wir also wissen, dass wir bei anderen einen größeren Fokus auf persönlichkeitsbezogene Faktoren legen, können wir unsere Einschätzung anpassen. Statt eine stolpernde Person als generell unbeholfen und tollpatschig abzustempeln, können wir unseren Blick auf die Situation ausweiten.

  • Warum könnte die Person gestolpert sein?
  • Könnte er oder sie in Eile und deshalb einfach unaufmerksam gewesen sein?
  • Oder hat sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite etwas beobachtet, dass sie abgelenkt und die Bordsteinkante hat übersehen lassen?

Wie Attributionen unsere Wahrnehmung zu Talent und Erfolg bestimmen

Unsere Attributionsstile beeinflussen, was wir über uns selbst denken. Das bedeutet, dass wir uns selbst gewisse Fähigkeiten und Eigenschaften zuschreiben. Diese sind dann für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich. Eine mögliche Eigenschaft wäre Talent.

Gerade unsere Attributionen in Bezug auf Leistungen hängen mit unserer Selbstwahrnehmung zusammen. Im klinischen Bereich der Psychologie sind unsere Leistungsattributionen beispielsweise mit depressiven Erkrankungen assoziiert.

Normalerweise sorgen wir eher dafür, dass wir selbstwertdienliche Attributionen vornehmen. Beispielsweise machen wir für eigene Misserfolge eher die Situation für das Ereignis verantwortlich. Sofern wir unsere Leistung von Talent abhängig machen, wird diese Form der Ursachenzuschreibung keinen sonderlich negativen Einfluss auf unser Selbstwertgefühl haben.

Depressive Menschen neigen aber dazu, ihre Handlungsergebnisse nicht nur intern (bei sich selbst) und stabil (unausweichlich) zu attribuieren. Sie glauben auch an deren globale Auswirkungen. Im Falle einer schlechten Prüfungsnote wird also nicht nur fehlendes Talent in diesem einen Fach dafür verantwortlich gemacht. Stattdessen wird dieser Misserfolg auch sämtliche Lebensbereiche übertragen und man sieht sich generell als Versager an.

Das Attribuieren von (Miss-)Erfolgen

Welche Faktoren bestimmen über unsere Erfolgs-Attribution?
Hinter unseren Erfolgen und Misserfolgen vermuten wir häufig verschiedene Gründe. Eine schlechte Note könnte man einerseits darauf zurückführen, dass man nachts schlecht geschlafen hat und daher übermüdet in die Prüfungssituation gegangen ist.

Andererseits könnte man sich jedoch auch denken, dass einem das betreffende Fach einfach nicht liegt und die schlechte Note nur den eigenen Mangel an Fähigkeiten widerspiegelt. Hinter der Art unserer Attributionen (Eigenschaftenzuschreibens) steckt eine Kombination aus verschiedenen Aspekten: Stabilität, Lokation und Kontrolle. Gleich mehr dazu.

Wie attribuieren wir Talent?

Talent ist intern, stabil und unkontrollierbar.
Wenn wir Talent als die Ursache unserer Erfolge oder Misserfolge ansehen, so ist dieses ein stabiler, unkontrollierbarer Faktor. Talent und Fleiß sind beides Ursachen, welche intern zu verorten sind. Interne Ursachen betreffen die Faktoren, die in uns selbst liegen.

Externe Ursachen liegen außerhalb unseres Selbst. Dazu zählen etwa die Schwierigkeit der Prüfungsaufgaben oder auch situationale oder soziale Ressourcen. Sowohl interne als auch externe Ursachen gehören zur Lokation.

Da wir davon ausgehen, dass Talent angeboren ist, können wir dieses auch nicht verändern. Daher wird es als stabil wahrgenommen. Dies bedeutet dann: Es liegt außerhalb unserer Kontrolle. Dieser Attributionsstil könnte zu folgendem Verhalten führen: Mehr für die Prüfung zu lernen, würde nichts bringen. Immerhin fehlt uns einfach das Verständnis dafür und unsere Motivation zum Lernen sinkt.

Wie attribuieren wir Fleiß?

Intern, instabil und kontrollierbar.
Zu Fleiß und Disziplin gehören zwar auch intern vermutete Ursachen, doch sind diese instabil und kontrollierbar. Wir sehen unsere Handlungsergebnisse nicht als durch ein bestimmtes Talent festgelegt an, sondern glauben an die Möglichkeit von Veränderung.

Wenn wir etwas heute noch nicht verstehen, so tun wir es morgen vielleicht. Wir müssen uns nur anstrengen und es versuchen. Im Gegensatz zu Talent ist Fleiß nicht fest an das Selbstkonzept gekoppelt, sondern kann verändert werden. Wir können unsere Fähigkeiten ausbauen und setzen uns selbst keine Grenzen, so wie es bei der Überzeugung von Talent der Fall ist.

Was sind die externen Ursachen für Talent und Intelligenz?

Auch hier liegen Ursachenzuschreibungen hinsichtlich der Stabilität und Kontrollierbarkeit vor.
Zu den kontrollierbaren und stabilen externen Ursachen zählen etwa dauerhafte soziale Ressourcen. Dazu gehört zum Beispiel die Möglichkeit eines regelmäßigen Nachhilfeunterrichts oder die dauerhafte Unterstützung der Eltern und Lehrer während der Schullaufbahn.

Im Studium können dauerhafte Lerngruppen mit Kommilitonen als stabile und kontrollierbare Ressource angesehen werden. Weniger stabile Ressourcen wären eine instabile Ursache. Das wäre etwa der Fall, wenn bestimmte Unterstützungsangebote nur von kurzer Dauer sind.

Daneben bestehen auch noch die nicht kontrollierbaren externen Ursachen. Keine Kontrolle hat man beispielsweise über die Schwierigkeit der Prüfungsaufgaben. Instabil wäre der Faktor Glück beziehungsweise Zufall. Denn du kannst nicht kontrollieren, welche Aufgaben in der Prüfung vorkommen werden. Vielleicht hast du Glück und es werden zufällig genau die Fragen gestellt, deren Antwort dir sofort einfällt. Oder du hast Pech und du steht vor Aufgaben aus einem Themengebiet, wo bei dir Wissenslücken vorliegen.

Glück als externe Ursache ist somit ein Konzept des Zufalls, welches allerdings durch Fleiß erhöht werden kann. Denn umso mehr Aufgaben (aufgrund deines Fleißaufwandes) du lösen kannst, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit aus dem Aufgabenpool geeignete zu finden.

Der Einfluss von Lob und Tadel auf das Talent

Wir nehmen als Kinder die Aussagen unserer Eltern als unumstößliche Wahrheiten wahr.
Nehmen wir an, ein Kind kommt mit einer Mathematik-Hausaufgabe nicht so recht klar und bittet seine Mutter um Unterstützung. Als sich die Mutter dazusetzt, äußert sie folgenden Satz: „Mit Mathe hatte ich auch immer Probleme. Da ist es ja kein Wunder, dass du das nicht kannst. Liegt bei uns halt in der Familie“.

Solche Sätze sind von Eltern in der Regel nicht böse gemeint. Allerdings haben sie einen denkbar negativen Effekt auf das Selbstbild des Kindes. Dieses merkt sich einerseits, dass es scheinbar ohne mathematische Fähigkeiten geboren wurde und integriert das in sein Selbstkonzept. Es sieht sich selbst als jemand, der einfach kein Talent zum Lösen von Gleichungen hat. Erschwerend kommt der Glaube an die Korrektheit der elterlichen Aussagen hinzu, welche dieses Selbstkonzept noch untermauern. Wenn Mama das sagt, muss es ja so sein.

Aber auch die Mutter wird tatsächlich glauben, dass ihr das Talent für Mathematik fehlt. Dieses Selbstkonzept hat sie ebenfalls in ihrer Kindheit erworben und bildet nun ihre Grenze. Tragischerweise wird diese Talentgrenze auch auf das Kind übertragen, wodurch dieses wirklich eine Schwäche für Mathe entwickeln wird.

Das gilt übrigens auch für Aussagen von Lehrern, die sich auf die Persönlichkeit des Kindes beziehen. Sobald die Fähigkeiten an die Persönlichkeit gekoppelt werden, sinkt auch die Lernmotivation. Immerhin ist die Persönlichkeit ein relativ stabiles Konstrukt. Sobald wir erst einmal davon ausgehen, dass wir ohnehin nicht das Talent für eine bestimmte Sache haben, werden wir uns auch nicht weiter darauf konzentrieren.

Kurz gesagt: Wenn ein Kind hört, dass es einfach kein mathematisches Talent hat, wird es auch nicht weiter Zeit und Energie in die Verbesserung dieser Fähigkeiten investieren. Als Folge wird sie eine schlechte Mathematiknote erhalten und glauben, dass dies am mangelnden Talent liegt.

Das Ausmaß von verschiedenen Strategien des Lobes zeigten die Psychologinnen Dweck und Müller in ihren Studien. Es zeigte sich, dass ein Lob bezüglich Intelligenz oder Talent einen leistungsmindernden Effekt hat. Sofern die Anstrengung gelobt wurde, wiesen die Kinder eine höhere Motivation in Bezug auf das Lernen aus.

Beim Lob des Talentes sank die Freude am Lernen und die Kinder versuchten auch nicht schwierigere Aufgaben zu lösen. Zu erklären ist das folgendermaßen: Werden die Ergebnisse vor dem Hintergrund der Intelligenz gelobt, werden diese mit dem vermeintlich angeborenen Talent verknüpft. Das Talent ist im Selbstkonzept verankert und eine schlechte Leistung würde das Selbstwertgefühl senken.

Daher werden Aufgaben mit einem höheren Schwierigkeitsgrad lieber gar nicht erst in Angriff genommen. Schließlich würde ein Versagen dem Selbstwert schaden. Und da Talent bzw. Intelligenz als angeboren gilt, kann man an der Situation nichts ändern – so glauben es die Kinder. Es findet also eine interne und stabile Attribution der Leistung statt: Mein Talent liegt in mir und ist nicht zu ändern.

Das Mindset bestimmt über die Annahme von Feedback und der möglichen Weiterentwicklung

Von Dweck und Müller stammt auch das Konzept des Fixed und Growth Mindsets.
Mit dem Fixed Mindset ist gemeint, dass man seine Erfolge auf interne, stabile und unkontrollierbare Faktoren attribuiert. Wie es eben auch bei Talent der Fall ist.

Das führt dazu, dass das Selbstbild sehr statisch (fixed) wahrgenommen wird und man einfach nicht glaubt, etwas an seinen Leistungen ändern zu können. Diese Denkweise kann nicht nur unsere schulische Laufbahn torpedieren, sondern sich negativ auf sämtliche Lebensbereiche auswirken.

Man verbleibt in dem unbefriedigenden Job, weil man denkt, dass man ohnehin nicht besseres kann. Oder verweilt in einer sehr unbefriedigenden Beziehung. Man würde sicher eh keinen geeigneten Partner finden. Auch hier lässt sich ein Zusammenhang mit der geringen Lernmotivation der Kinder feststellen, die ausschließlich wegen ihrer Intelligenz gelobt bzw. getadelt wurden.

Mit einem Growth Mindset geht die Überzeugung einher, stets die eigenen Fähigkeiten verbessern zu können. Werden Kinder für ihre Anstrengung gelobt, werden sie es auch immer weiter versuchen. Das Growth Mindset ist dynamisch und auf Entwicklung ausgerichtet. Daher probierten sich die Kinder in den Studien von Müller und Dweck auch lieber in schwierigeren Aufgaben aus, die für ihre Mühe gelobt wurden.

Dadurch entwickelten sie die Überzeugung, dass ihr Können mit ihrer Anstrengung zusammenhängt. Ihre Leistungen sind nicht durch ein angeborenes Talent festgelegt, sondern sie haben sie selbst in der Hand.

Beide Denkweisen wirken sich auch auf unsere Reaktion aus, wenn wir Feedback erhalten. Ein Fixed Mindset führt in der Regel dazu, dass wir uns durch Kritik persönlich angegriffen fühlen. Da unser Talent angeboren und in unser Selbstbild integriert ist, ist eine negative Anmerkung bezüglich unserer Leistung auch eine Kritik an uns selbst.

Daher wird Feedback schnell abgelehnt und wir schalten „auf Durchzug“. Jemand mit einem Growth Mindset wird sich ein Feedback ganz genau anhören. Immerhin birgt dieses in sich Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten. Kritik wird nicht als ein persönlicher Angriff wahrgenommen, sondern als Lernmöglichkeit.

Kann man Talent fördern?

Talent ist nichts weiter als eine Neigung. Kinder mit einem Talent zur Musik, zur Sprache oder zur Mathematik besitzen demnach eine Neigung zu diesen Themen. Neigung ist – in diesem Zusammenhang – als Zugewandtheit zu verstehen. Sie sind demnach diesen Gebieten zugewandt und verstärken ihre Intention in diese Richtung.

Wer sein Talent in irgendein Thema fördern will, muss sich demnach diesen Thema zuwenden. Doch hier liegt das Problem. Denn durch den falschen Talentbegriff und dessen Unüberwindbarkeit entsteht oftmals eine Abneigung zu gewissen Themen. Und durch die Ohnmacht, dass man sein Talent nicht überwinden kann und da schlechte Ergebnisse auf das Selbstwertgefühl abzielen, versuchen Menschen „ohne Talent“ sich der Sache zu entziehen. Es werden Vermeidungs- und Fluchtstrategien entwickelt, um sich vor den Aufgaben und den damit verbundenen Erniedrigungen zu schützen.

Eltern, welche ihr Kind beispielsweise im Mathematiktalent fördern wollen, müssen demnach dafür sorgen – dass diese Kinder nicht erniedrigt werden. In erste Linie sollten sie ihre Kinder für Fleiß und Disziplin loben und Begrifflichkeiten wie Talent und Intelligenz für immer verbannen.

Wenn die Kinder dann die ersten Erfolge einfahren, passiert genau das Gleiche – was auch mit den scheinbar intelligenteren Kindern passiert ist. Sie entwickeln Spaß daran, weil es das Lob und das bessere Selbstwertgefühl als Belohnung gibt. Sie wenden sich dem verhassten Thema immer weiter zu und gelten dann als talentiert. Nun kommt Übung ins Spiel, weshalb auch ein Kind mit Mathematikschwäche zum Mathematikprofessor werden kann.

Bei den – scheinbar von Anfang an – talentierten Kindern fand irgendwann eine unbewusste Belohnung in Form von Lob und Selbstachtung statt, weshalb sie sich einem bestimmten Thema zugewandt haben. Es wurde beobachtbar, wie schön das Kind rechnet und erfuhr Lob von den Eltern dafür. Dadurch machte es weiter und galt als talentiert.

Bei „Untalentierten“ muss dies genauso erfolgen. Doch zuerst muss das Selbstwertgefühl aufgerichtet und die Vermeidungsstrategie – durch Loben – unterbrochen werden.

Bleibt zu sagen….

Talent ist ein Prozess, welcher als Ursache ein Lob hatte und welches durch Zuwendung – in Form von Üben – vorangetrieben wird.

Und:

  • Vermeintlich untalentierte und dumme Kinder sind deshalb dumm, weil man es ihnen erzählt hat und sie sich selbst – in irgendeiner Weise – für dumm halten. Dadurch kamen sie nie in den Übungsmodus und verharrten in der Vermeidungsstrategie.
  • Bessergestellte, intelligentere und talentierte Menschen sind deshalb erfolgreich, weil man es ihnen erzählt hat und sie sich deshalb selbst für klug, hübsch, charismatisch, intelligent und talentiert halten.

Beim Talent, Erfolg und Selbstwahrnehmung fallen viele psychologisch fundierte Konzepte zusammen. Hier nochmal zum Nachlesen:

Zusammenfassung

  • Attributionsstile beeinflussen unsere Wahrnehmung. Sofern wir unsere Erfolge nur an unserem Talent festmachen, setzen wir uns selbst Grenzen.
  • Daher ist es wichtig, vor allem Kindern zu einem Growth Mindset zu verhelfen. Statt eine gute Note mit den Worten „Du hast einfach ein Talent für Mathe“ zu loben, sollten die Anstrengungen des Kindes hervorgehoben werden.
  • Es erhält so die Möglichkeit, seine Erfolge mit den eigenen investierten Mühen zu verbinden. Daraus kann eine gesteigerte Motivation entstehen, sich weiter ausprobieren zu wollen.
  • Misserfolge werden nicht mehr als selbstwertgefährdend wahrgenommen. Denn sie werden dann nicht mehr mit einem angeborenen Talent in Zusammenhang gebracht, welches man selbst nicht verändern kann.

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