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Unterschied zwischen Lobbyismus und Korporatismus


Während der Korporatismus eine transparente Zusammenarbeit zwischen Staat und privaten Akteuren bezeichnet, ist der Lobbyismus eine eher intransparente Beeinflussung von Politikern. Korporatismus bezieht sich mehr auf ein arbeitsteiliges Zusammenwirken, während Lobbyismus ein Einwirken von außen darstellt.

Was ist Korporatismus

Der Begriff leitet sich aus dem Lateinischen ab (corporativus = einen Körper bildend). Beim Korporatismus arbeiten Verbände und die Politik zusammen. Dabei geht es unter anderem darum, dass der Staat öffentliche Aufgaben an private Akteure, wie zum Beispiel Wirtschaftsverbände, überträgt.

Will der Staat eine Aufgabe nicht gänzlich übertragen, bietet der Korporatismus auch die Möglichkeit, die Verbände an der Politik zu beteiligen. Die Bürger haben also in Gestalt der privaten Akteure die Möglichkeit, politische Entscheidungen mehr oder weniger unmittelbar zu beeinflussen oder gar zu tragen.

Man spricht bei dieser Form vom gesellschaftlichen bzw. Neo-Korporatismus, da die Zusammenarbeit auf freiwilliger Basis erfolgt. Im Gegensatz dazu steht der staatliche Korporatismus. Dieser nutzt wirtschaftliche Organisationen zu einem autoritären Zweck. Beispiele dazu sind Diktaturen, wie die von Mussolini oder Hitler.

Korporatismus am Beispiel des dualen Systems

Ein positives Beispiel für Korporatismus stellt das duale System der beruflichen Bildung in der Bundesrepublik Deutschland dar: Auf der einen Seite wirkt der Staat bei einer Berufsausbildung mit, indem er das Berufsbildungsgesetz und damit auch Rahmenlehrpläne vorgibt, die in den (staatlichen) Schulen Anwendung finden.

Auf der anderen Seite stehen private Unternehmen und Betriebe, welche den praktischen Teil einer Ausbildung übernehmen. Hierbei geht es um die Ausbildung in den Betrieben selbst. Verbände, wie zum Beispiel die Industrie- und Handelskammer, wirken bei der Ausbildung mit, indem sie unter anderem für die Durchführung der Abschlussprüfungen zuständig sind. Bei diesen Prüfungen wird die Zusammenarbeit einmal mehr deutlich: Es müssen Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände sowie in gleicher Anzahl Berufsschullehrer vertreten sein.

Beide Seiten profitieren

Es stellt sich die Frage, inwiefern die beiden Seiten (Staat und Verbände) von der gemeinsamen Arbeit profitieren können. Ein wichtiger Punkt stellt die Arbeitsteilung dar: Theoretische Kompetenzen werden in der Schule erworben, während die Auszubildenden in den Betrieben fachliche Kompetenzen fördern. Damit einhergehend ist darauf zu verweisen, dass die jeweiligen Seiten in ihrem Bereich über sehr großes Fachwissen verfügen, was sich letztlich positiv auf die berufliche Bildung auswirkt. Jeder ist auf seinem Gebiet ein Experte und kann somit das Bestmögliche zu einer professionellen Ausbildung beitragen.

Die Unternehmen profitieren insofern, als dass sie nach der Ausbildung gut ausgebildete Fachkräfte in ihren eigenen Reihen haben und somit für sich eigenen Nachwuchs sicherstellen können. Sie bilden sich in diesem Sinne qualifiziertes Personal selbst aus.
Im Gedanken des Korporatismus hat auch der Staat Vorteile: Übernehmen die Betriebe ihre Auszubildenden nach der bestandenen Prüfung, so werden mehr Steuereinnahmen generiert. Dies wirkt sich zudem positiv auf das System der Sozialversicherung aus: Weniger Beitragsnehmer, mehr Beitragszahler.

Was ist Lobbyismus?

Der Ausdruck kommt aus dem Lateinischen (Labium = Wartehalle) und wird häufig mit Beeinflussung oder Interessenvertretung gleichgesetzt. Seinen Ursprung findet der Begriff im Washington des 19. Jahrhunderts, als Personen versuchen, Politiker in den Fluren des Weißen Hauses zu beeinflussen.

Im Allgemeinen hat der Begriff einen eher schlecht Ruf und wird mit versteckter Macht und Klüngeleien in Verbindung gebracht. Dabei sind persönliche Verbindungen zwischen unterschiedlichen Akteuren von großer Bedeutung.

Lobbyismus in der Politik

Gerade in diesem Bereich ist man schnell damit, Verbindungen zwischen Politikern und Lobbyisten unter den Verdacht der Korruption zu stellen. Dennoch gehört auch der Lobbyismus zu politischen Systemen hinzu. Das Problem ist allerdings, das häufig diejenigen den größten Einfluss auf die Politiker haben, die das meiste Geld haben.

Denkt man die großen Gruppen wie Auto- oder Energieverbände, so wird dieser Gedanke unterstützt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Wirtschafts- und andere Verbände versuchen, die Politik in ihrem Sinne zu beeinflussen. Allerdings muss dabei auf unterschiedliche Aspekte eingegangen werden.

Politiker benötigen Fachkräfte

Politiker können sich theoretisch auf ihrem jeweiligen Feld zwar gut auskennen. Um aber zu einer umfassenden Expertise zu gelangen, ist es absolut legitim und auch notwendig, sich von Experten aus dem jeweiligen Feld beraten zu lassen – sei es aus dem Gesundheitssektor, der Automobilindustrie oder sonstigen Bereichen. Politiker sind in ihren Entscheidungen auf Berater angewiesen, seien sie extern oder intern.

Die Symbolik, dass der Politiker als Theoretiker Personen aus der Praxis, beispielsweise in Form von Lobbyisten benötigt, ist hierbei angebracht. Schließlich wollen weder der Politiker noch die von dessen Entscheidung betroffenen Bürger, dass ein Beschluss ohne eine solide fachkenntliche Basis gefasst wird.

Ohne Umschweife muss aber an dieser Stelle eines klar sein: Berät ein Lobbyist einen Politiker, so tut er dies in den seltensten Fällen, um der Allgemeinheit zu helfen. Vielmehr geht es ihm darum, die Entscheidung insofern zu beeinflussen, als dass seine Interessen in einer bestimmten Form Berücksichtigung finden. Dieser Fakt erscheint logisch, sind Lobbyisten doch auf ihrem Gebiet Experten und werden deshalb gefragt.

Beispiel USA

Es ist bekannt, dass der Wahlkampf in den USA ein teures Unterfangen ist, egal ob es um einen Senatssitz oder gar die Präsidentschaft geht. Gerade aber bei dieser Thematik spielt der Lobbyismus eine entscheidende Rolle: Interessenverbände unterstützen einen Kandidaten, indem sie ihm Wahlkampfspenden vermitteln oder unmittelbar zukommen lassen.

Der Kandidat wiederum beeinflusst – sofern er gewählt wird – die politische Richtung im Sinne seiner Unterstützer. Dabei kann es beispielsweise um Steuervorteile oder andere Subventionen gehen. Macht und Geld hängen in den USA eng zusammen.

Lobbyisten gehen in den Vereinigten Staaten derart offen mit ihrer Arbeit um, dass sie sogar zugeben, sehr großen Einfluss auf die Gesetzgebung zu haben. Dies können sie aber natürlich nur dann tun, wenn genug Geld vorhanden ist.


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