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Was ist Demokratieerziehung: Definition und Methoden


Demokratieerziehung bzw. auch als Demokratiebildung oder Demokratiepädagogik bezeichnet, sind Bildungsansprüche und Methoden, welche die Vorzüge der Demokratie systematisch erklären, vermitteln und anerziehen. Diese Form der Erziehung ist Teil der politischen Bildung, soll demokratische Verhaltensweisen vermitteln und bei jungen Menschen ein Mitsprachegefühl wecken, welches in jeder Demokratie unabkömmlich ist. Weiterhin soll bei Kindern ein Feingefühl für Respekt, Toleranz und Mitgefühl geweckt werden, wodurch Demokratie erst möglich wird.

Warum muss Demokratie beigebracht werden

Demokratie ist eine Regierungs- oder Herrschaftsform und leitet sich von den altgriechischen Wörtern „demos“ = das Volk und „kratos“ = Herrschaft, Gewalt, Macht ab. Genau gesagt bedeutet es also „Herrschaft des Volkes“. In Europa gilt der antike Stadtstaat Athen als die Wiege der Demokratie, da dort bei Volksversammlungen wahlberechtigte Bürger über die Gesetze und Geschicke der Stadt entscheiden konnten. Damals hing es vom finanziellen Status und der Herkunft ab, ob man wahlberechtigt war. Die Demokratie hat sich also bis heute in unserem Verständnis stark weiterentwickelt, da heutzutage jeder Bürger eines echten demokratischen Staates wahlberechtigt ist.

In einem demokratischen Staat müssen gewisse Prinzipien gelten, damit jeder Bürger seine Wahl frei treffen und frei leben kann. Die Prinzipien nach denen unser Staat in Deutschland aufgebaut ist, sind die Rechtsstaatlichkeit, die Freiheit und die Gewaltenteilung. Rechtsstaatlichkeit bedeutet, dass auch jeder Politiker und jeder Beamte sich an die geltenden Rechte und Gesetze halten muss, während das Prinzip der Freiheit jedem Bürger seine Meinung, seine Sexualität, seine Religion und seine Freizügigkeit zugesteht. Damit diese Prinzipien nicht unterlaufen werden, gilt in allen wichtigen Entscheidungsgremien die Gewaltenteilung, um ein Vormachtstellung Einzelner zu verhindern.

Leider nennen sich viel mehr diktatorische und repressive Staatschefs – also Einzelherrscher, die selbst entscheiden wollen und ihr Volk zum Teil auch unterdrücken – Demokraten und verbergen das wahre politische System ihrer Herrschaft unter dem Deckmantel der Demokratie. Um genau solche Tendenzen entlarven zu können und um mündig mitzubestimmen, muss jedem Kind Demokratieerziehung angeboten werden. Nur so werden aus ihnen selbstbestimmte und tolerante Mitmenschen, die für den ständigen, demokratischen Dialog offen sind.

Was ist Demokratieerziehung: Definition und Bedeutung

Unter dem Begriff Demokratieerziehung versteht man alle direkten und indirekten Maßnahmen, die im Elternhaus, im Kindergarten sowie in der Schule getroffen werden, um den Jugendlichen und Kindern einen durchdachten Zugang zu diesem wichtigen Gesellschaftsprinzip zu gewährleisten. Dabei fängt diese Erziehung nicht erst in der Schule an, sondern schon viel früher. Bereits die Kleinsten können unter der Anleitung Erwachsener befähigt werden, kleine Entscheidungen selbstständig zu treffen und darauf vorbereitet werden, auch die Bedürfnisse anderer Mitmenschen zu berücksichtigen.

Demokratieerziehung im Kindergarten

Im Kindergarten kann es natürlich noch nicht darum gehen, den Kleinen das Parteiensystem näherzubringen. Aber als Menschen kann man sie gut auf demokratische Prinzipien vorbereiten und solche Verhaltensweisen mit ihnen einüben. Dass die Erzieher alles vorgeben, wäre nicht im Sinne dessen, aber genauso wenig dass die Kinder alles bestimmen. Vielmehr ist es wichtig, den Kindern beizubringen und vorzuleben, dass die Bedürfnisse jedes einzelnen wichtig sind und Geltung besitzen. Man sollte die kleinen Persönlichkeiten respektieren und nach ihrer Meinung und Vorschlägen fragen.

Gerade Kinder haben häufig die kreativsten Ideen. Es gibt ganz konkrete Felder, in denen gerade die Kindergartenkinder schon sehr gut mitbestimmen können. „Welchen Ausflug möchten die Kinder gerne machen?“ „Was wollen sie basteln und malen?“ „Welches Spiel ist heute dran?“ Das alles sind Mitbestimmungs- und Abstimmungsprozesse, die man mit den Kindern durchlaufen kann. Hier darf den Kindern klar werden, dass in einer Gruppe nicht immer die eigenen Bedürfnisse an oberster Stelle stehen, sondern dass auch die der anderen berücksichtigt werden müssen – genauso übrigens wie die räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten.

Unser Leben gibt uns sowieso schon einen Rahmen vor innerhalb dessen wir entscheiden können. Es ist von ungeheurer Wichtigkeit, dass schon die Kleinsten dies erfahren.

Mitbestimmung im Elternhaus

Im Alltag muss ich immer den Ton vorgeben, weil organisatorisch sonst alles aus dem Ruder läuft? Nein, ganz im Gegenteil. Es lohnt sich auch zu Hause sehr, demokratische Entscheidungen zu fördern. So wie man selbst behandelt werden möchte, so sollte man nach Möglichkeit auch mit seinen eigenen Kindern umgehen. Natürlich ist das nicht immer und überall möglich. Wenn man zur Arbeit muss, dann muss man eben zur Arbeit und das Kind kann nicht noch spielend zu Hause sitzen.

Aber wann immer man innerhalb des organisatorischen Rahmens Freiräume findet, sollte man mit seinen Kindern Mitbestimmung üben. Wie kann das gehen?

Es gibt sehr konkrete Handlungsfelder für diesen Prozess. Gerade das tägliche Mittag- oder Abendessen bietet einen wunderbaren Raum dafür! Was möchte die Mehrheit der Familie heute essen? Wieviel will das Kind auf seinem Teller haben und muss es das Gemüse aufessen? Welche Wünsche treffen bei der Planung des Familienurlaubs aufeinander? Lassen sich Lösungen oder Kompromisse finden? Eine Familienkonferenz ist hier vielleicht langwieriger als ein alleiniges Entscheiden der Erwachsenen, sorgt aber auf jeden Fall für mehr Zufriedenheit bei allen Beteiligten.

Wenn Kinder mitentscheiden dürfen und ernstgenommen werden, dann lernen sie Selbstwirksamkeit, starten selbst Denkprozesse und lernen ihre eigene Meinung zu vertreten. Das sind alles Basisfähigkeiten für einen mündigen Bürger. Hier ist es gut, wenn Eltern einen Rahmen vorgeben, innerhalb dessen die Kinder entscheiden dürfen. Man kann mehrere Varianten von geeigneter Kleidung zur Auswahl stellen, Essensvorschläge sammeln und gemeinsam entscheiden. Ausflugsziele gemeinsam studieren und besprechen usw.

Demokratieerziehung in der Schule

Ab der Grundschule wird Demokratieerziehung etwas fachlicher. Die jährliche Klassensprecherwahl ist ein gutes Beispiel dafür. Hier sollten sich die Lehrkräfte unbedingt bereits an die demokratischen Grundprinzipien halten und eine geheime und freie Wahl durchführen. Jährlich wiederholt wird Demokratie so zur Gewohnheit. Zusätzlich zu solchen wiederkehrenden Ritualien, kann man in Gewissen Abständen Klassenräte durchführen, in denen die Schüler ihre Anliegen vor der Gruppe vorbringen können. Gemeinsam sucht man Lösungen für Konflikte und schafft Kompromisse.

Bei älteren Klassenstufen kann die Lehrkraft sich hier z.B. auch völlig zurückziehen und die Schüler machen lassen. Auf Schulversammlungen könnten Entscheidungen, die die ganze Schule betreffen, zur Abstimmung gebracht werden und auch den nächsten Schullandheimausflug könnte die Klasse selbst heraussuchen, planen und so wichtige Entscheidungsprozesse haben. Viele dieser Dinge werden bereits an zahlreichen Schulen in unterschiedlicher Intensität durchgeführt.

Politische Bildung

Schließlich findet in mehreren Fächern politische Bildung statt. Dies ist nicht erst auf die oberen Klassenstufen beschränkt. In der Grundschule lernen Kinder sich mit ihrer unmittelbaren dörflichen oder städtischen Umgebung auseinanderzusetzen. Ab der Sekundarstufe setzt man sich dann immer stärker mit der Geschichte auseinander, deren Verständnis maßgeblich zur Mündigkeit beiträgt.

Schließlich kommen in allen Schulformen Fächer wie GPG (Geschichte, Politik, Geographie) oder Politik vor. Hier werden dann anspruchsvolle gesellschaftliche Themen sowie der Aufbau von Staaten und die korrekte Durchführung von Wahlen besprochen. Frei nach dem Motto – Wissen ist Macht. Nur wenn die jungen Menschen Hintergrundwissen haben und verstehen wie das System funktioniert, können sie ihre eigene Rolle in einer demokratischen Gesellschaft richtig einordnen und auf das System vertrauen.

Ausflüge und Rollenspiele

Eine besondere Rolle bei der Demokratieerziehung können Ausflüge sowie Rollen- und Planspiele einnehmen. Mit älteren Schülern besucht man in der Regel öffentliche parlamentarische Sitzungen und weitere Institutionen des öffentlichen Lebens. Gerichte, Medienhäuser, die Polizei, Ämter und Universitäten. Innerhalb des Schulraums werden Plan- und Rollenspiele durchgeführt.

Schüler setzen sich mit der Bedeutung der verschiedenen politischen Bereiche auseinander, übernehmen spielerisch die Verantwortung der Minister und lernen so erst im Ausbalancieren der verschiedenen Gruppierungen wie kompliziert politische Prozesse sind. Aber nicht nur Politik sollte auf dem Lehrplan stehen, vielmehr sollten die Schüler auch lernen sich in völlig andere gesellschaftliche Gruppierungen hineinzuversetzen.

Wie geht es Senioren im Wohnheim? Wie fühlen sich unfreiwillige Langzeitarbeitslose und warum werden Menschen obdachlos? Wie funktioniert Integration in unserem Staat? Was ist mit Inklusion körperlich Beeinträchtigter? Der Perspektivwechsel fördert Verständnis und Empathie für die Belange anderer. Wenn den jungen Menschen die komplette Brandbreite der Gesellschaft erfahrbar gemacht wird, ist dies auf jeden Fall ein wichtiger Bestandteil einer gelungenen Demokratieerziehung.

Fazit

Demokratieerziehung beginnt bei den Kleinsten. Teilhabe an Entscheidungsprozessen, das Ernstnehmen von Bedürfnissen, Empathietraining und die Vermittlung von politischem Wissen sind wesentliche Bestandteile. Eltern, Kindergärten, Schulen und andere gesellschaftliche Institutionen leisten ihren Beitrag dazu, dass aus jungen Menschen mündige, d.h. aufgeklärte und daher selbstbestimmte Bürger werden.


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