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Wiege der Demokratie: Warum wird Griechenland als Ursprungsland der Demokratie bezeichnet


Griechenland gilt als die Wiege unserer heutigen Demokratie, die sich als die beste der bekannten Staatsformen versteht. Die ersten demokratischen Schritte finden sich im griechischen Stadtstaat, der Polis. Hier wurden erste Volksversammlungen abgehalten und mit dem Perikleischen Zeitalter erhielten auch arme Bürger Zugang zu politischer Teilhabe.

Was bedeutet Demokratie?

Das Wort „Demokratie“ stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus den Substantiven „demos“ (=Volk) und „kratos“ (=Herrschaft, Gewalt). Vereinfacht gesagt bezeichnet Demokratie also die Staatsform, bei der die Herrschaft beim Volk liegt. Das bedeutet, dass die Regierenden im Sinne des Volkes handeln und dem Volk verpflichtet sind.

Damit eine Demokratie wirklich eine echte Demokratie ist, müssen einige Grundstandards erfüllt sein.

Freie Wahlen:
Die Regierung in einer echten Demokratie muss vom Volk in freien Wahlen gewählt werden. Diese Wahlen müssen regelmäßig stattfinden und es muss außerdem möglich sein, die Regierung wieder abzuwählen. Jeder Wähler muss gleichberechtigt sein, keine Stimme darf mehr zählen als eine andere. Damit die Wahlen wirklich frei und ohne Zwang sind, werden demokratische Wahlen oft geheim durchgeführt. Außerdem muss der Wähler die Auswahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten haben.

Demokratische Verfassung:
In einer echten Demokratie muss die Regierung sich in ihren Handlungen an die Gesetze und die Verfassung halten. (In anderen Staatsformen ist dies oft nicht der Fall. Dort stehen die Herrschenden oft über dem Gesetz.) Neben diesem Rechtsstaatsprinzip gilt außerdem das sogenannte Mehrheitsprinzip. Dies besagt, dass die Regierung nach dem Willen der Mehrheit handeln muss.

Opposition:
Wenn es nur eine politische Partei gibt oder die Opposition in den Medien und der Öffentlichkeit nicht stattfindet, handelt es sich nicht um eine echte Demokratie.

Wenn eines oder mehrere der oben genannten Merkmale nicht erfüllt sind, spricht man von einer „Pseudo-Demokratie“. Eine solche Regierung möchte zwar wie eine Demokratie erscheinen, hat aber in Wahrheit eher den Charakter anderer Regierungsformen (beispielsweise einer Diktatur).

Wann wurde die Demokratie eingeführt?

Wie Du vielleicht schon einmal gehört hast, wird Griechenland oft als die „Wiege der Demokratie“ bezeichnet. Die Demokratie, wie wir sie heute kennen, hat eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich und findet ihren Ursprung in dem griechischen Stadtstaat, den Polis.

Die Polis war im antiken Griechenland ein selbstverwaltender Stadtstaat, zu dem auch das umliegende Ackerland gehörte. Die größte und wohl bekannteste Polis war Athen. Ziel der Polis war, wirtschaftlich und politisch unabhängig zu sein.

Dazu diente die Polis als Zentrum für das umliegende Gebiet. Gesetze und Regelungen waren in der sogenannten „Politeia“ niedergeschrieben, einer Art Verfassung.

Um 700 vor Christus wurde Athen von einer Gruppe von Adligen regiert. Die meisten Athener waren Bauern, Fischer oder Handwerker, hatten kaum Rechte und waren sehr arm. So wuchs die Unzufriedenheit in dieser Bevölkerungsgruppe und ein Bürgerkrieg bahnte sich an.

Um diesen zu umgehen, sollte Solon im Jahr 594 vor Christus zwischen den Parteien vermitteln. Er teilte die Athener in vier Klassen ein: Die erste Klasse der Adligen, die zweite Klasse mit Kaufleuten und Händlern, die dritte Klasse mit reichen Bauern und Handwerkern und die vierte Klasse der armen Bauern und Fischer.

Die Adligen der ersten Klasse durften die hohen Posten besetzen, mussten aber das meiste von ihrem Wohlstand für die Allgemeinheit ausgeben. Die Kaufleute und Händler durften mittlere Ämter bekleiden und mussten im Kriegsfall als Reiter kämpfen.

Die Angehörigen der dritten Klasse konnten niedere Posten einnehmen und wurden als Fußsoldaten eingesetzt. Die ärmeren Menschen in der vierten Klasse durften kein Amt bekleiden, aber an der Volksversammlung teilnehmen.

Von nun an fanden in der Polis Volksversammlungen statt. Hier wurde über wichtige Fragen und über die Politik diskutiert. Auch Abstimmungen fanden statt. Das Volksgericht wurde von den Mitgliedern der vier Klassen gewählt, statt wie bisher von reichen Adligen besetzt zu werden.

Polis im 6. und 7. Jahrhundert v. Chr.: Keine echte Demokratie

Auch wenn die Einführung der Volksversammlungen einen großen Schritt in Richtung heutiger Demokratie bedeutete, konnte man noch nicht von einer echten Demokratie sprechen.

So war es zum Beispiel nicht für alle Griechen erlaubt, an Wahlen teilzunehmen. Zwar durften mit dem sogenannten Perikleischen Zeitalter (493-429 v. Chr.) auch die Mitglieder der unteren Vermögensklassen wählen, das schloss aber Frauen und Sklaven nach wie vor nicht mit ein.

Auch war es nicht allen Klassen möglich, politische Ämter zu bekleiden. Von den etwa 300 000 Menschen im antiken Griechenland hatten so nur etwa 40 000 alle politischen Rechte.

Auch heutige Merkmale einer gut funktionierenden Demokratie wie etwa die Gewaltenteilung waren im alten Griechenland noch in weiter Ferne. Außerdem spielte bei der Rechtsprechung weiterhin eine große Rolle, wie vermögend der Beschuldigte war.

Perikles als Erfinder der Demokratie

Wie bereits erwähnt, war es erst im Perikleische Zeitalter für alle Klassen möglich, an den Wahlen teilzunehmen. Dieses Zeitalter geht zurück auf den griechischen Staatsmann Perikles, der 490 vor Christus als Sohn einer Athener Adelsfamilie geboren wurde.

Obwohl Perikles selbst ein Adeliger war, setzte er sich dafür ein, die uneingeschränkte Macht des Adels zu reduzieren. Er stellte beispielsweise die Gerichte um und sorgte dafür, dass statt einem einzigen obersten, adligen Richter mehrere Geschworene die Urteile fällten.

Da Perikles die sogenannten Diäten einführte, bekamen diese Geschworenen auch ein Gehalt für ihre Tätigkeit. So konnten auch ärmere Bürger ein solches Amt bekleiden, da sie ja dafür bezahlt wurden.

Da Perikles seine eigene Macht allerdings weiter ausbaute und seine Beteiligung an der Entstehung des Krieges gegen Sparta nicht ganz geklärt ist, war und ist er nicht ganz unumstritten. Neben der Förderung der Kunst und Kultur in Athen baute er auch die Akropolis wieder auf, die in den Perserkriegen zerstört worden war.

Aristoteles: Demokratie als Herrschaft des Pöbels

So fortschrittlich uns die alten Griechen aus heutiger Sicht erscheinen mögen, so hatten die demokratischen Entwicklungen zu dieser Zeit nicht nur Fürsprecher. Der wohl Bekannteste unter den Kritikern war Aristoteles. Genau wie sein Lehrer Platon hatte der Philosoph und Universalgelehrte Einiges an der herrschenden Regierungsform auszusetzen.

So war Aristoteles der Meinung, dass die Demokratie eine Herrschaft der Unterschicht war. Weil er davon ausging, dass die Faulen und Ärmeren in der Mehrheit seien, würden die Fleißigen und Klugen einfach überstimmt.

Das Volk könne einfach Gesetze erlassen und müsse sich vor Niemandem rechtfertigen. Aristoteles fürchtete, dass dies unweigerlich in Anarchie und Chaos enden würde. Er hätte als Staatsform eher eine Mischverfassung gesehen, bei der das Volk zwar Mitspracherecht bekommen hätte, wobei aber die eigentliche Macht bei der Oberschicht gewesen wäre.


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