Wieso fliegen Mücken ans Ohr
Es ist ein Szenario, dass sich gerade in den Sommermonaten in wohl so einigen Schlafzimmern so oder so ähnlich abspielt. Die Bettdecke ist zurecht gerückt, das Licht geht aus und wir freuen uns auf unseren wohlverdienten Schlaf. Doch da ist es schon: Ein penetrantes Summen durchdringt die Stille der Nacht und drängt an unser Ohr. Ein Geräusch, das selbst bei den friedliebendsten Zeitgenossen Mordgelüste weckt.
Uns wird klar: Wir sind nicht allein. Eine Mücke ist im Schlafzimmer. Schon ist es mit der Nachtruhe vorbei. Doch was bringt die kleinen Blutsauger dazu, ausgerechnet immer um unser Ohr herumzufliegen?
Inhalt
Welche Mücken stechen?
Welche Mücken sind es überhaupt, die uns um den Schlaf bringen? Es gibt unterschiedliche Arten von Mücken. Doch nicht jede Mückenart sticht. Zuckmücken etwa stechen nicht. Du siehst sie oft scharenweise um Lichtquellen schwirren.
Schon lästiger sind für uns Menschen Stechmücken. Allerdings stechen auch hier nur die Weibchen. Um nach der Befruchtung Eier produzieren zu können, benötigen sie bestimmte Proteine. Diese finden sie im Blut von Menschen. Sie ernähren sich aber nicht nur von Blut, sondern auch von zuckerhaltigen Pflanzensäften wie Nektar. Stechmücken-Männchen dagegen stechen gar nicht und ernähren sich nur von Pflanzensäften.
Warum summen Mücken?
Woher kommt eigentlich das nervtötende Geräusch, das uns regelmäßig den Schlaf raubt?
Nun, was dem einen den letzten Nerv raubt, klingt für den anderen unwiderstehlich. In diesem Fall heißt das, dass das für uns so nervige Summen auf Mückenmännchen extrem anziehend wirkt. Es geht also um Fortpflanzung.
Das Geräusch entsteht dabei durch den Flügelschlag der Mücke, der die Luft um sie herum in Schwingung bringt. Die Weibchen schlagen etwas langsamer mit den Flügeln als die Männchen. Deshalb summen sie etwas tiefer, etwa mit 550 Hertz. Die Einheit Hertz beschreibt hier die hörbare Tonfrequenz. Männchen summen mit etwa 600 Hertz. Ihr Summton ist damit etwas höher. So erkennen sich Männchen und Weibchen.
Warum fliegen Mücken meistens Richtung Ohr?
Ist es nicht schon schlimm genug, dass die kleinen Tyrannen uns mit juckenden Stichen und Quaddeln übersäen? Müssen sie uns dabei auch noch lautstark wecken, so als wollten sie ihre Untat ankündigen?
Warum schwirren Mücken denn nun eigentlich meistens in der Nähe unserer Ohren herum?
Um diese Frage zu beantworten, solltest Du Dich fragen, wie Mücken eigentlich ihre „Beute“ finden. Mückenweibchen benötigen nach der Befruchtung Protein, um ihre Eier zu produzieren. Das finden sie in Blut, zum Beispiel in dem von uns Menschen. Mückenweibchen sind nach der Befruchtung also aktiv auf der Suche nach Blut. Dabei orientieren sie sich an mehreren Faktoren, wie zum Beispiel an:
- der Körpertemperatur
- dem Geruch von Schweiß (eine besondere Rolle spielen hier Stoffe wie Buttersäure, Milchsäure und Ammoniak)
- dem ausgeatmeten Kohlenstoffdioxid.
Gerade der letzte Punkt erklärt, warum Mücken meistens in der Nähe des Gesichts herumschwirren. Mücken verfügen über feine Sinneshärchen, mit denen sie Gerüche wahrnehmen können.
Bei ihrer Suche nach Blut orientiert sich das Mückenweibchen hauptsächlich am Geruch von ausgeatmetem Kohlenstoffdioxid und an anderen Körperdüften und findet so ihren Wirt. Der Wirt ist der Organismus, den sie als Nahrungsquelle nutzt. Kohlenstoffdioxid oder auch CO2 entsteht als Abfallprodukt, wenn bei der Atmung Sauerstoff verbraucht wird. Es wird über die Lunge wieder ausgeatmet.
Das Mückenweibchen kann das Kohlenstoffdioxid riechen und nähert sich in Zickzacklinien dem Ort, an dem die Konzentration an Kohlenstoffdioxid am höchsten ist. Das erklärt auch, warum sich Mücken meistens im Bereich um unser Ohr herum aufhalten. Dort ist die Konzentration an Kohlenstoffdioxid durch unsere Atmung meistens am höchsten.
Warum werden manche Menschen öfter gestochen als andere?
Atmen müssen wir doch schließlich alle.
Vielleicht kennst Du auch die Mär vom „süßen Blut“. Das ist jedoch Unsinn. Mücken reagieren auf Kohlenstoffdioxid und Körpergeruch.
Beim Körpergeruch eines Menschen spielen einerseits die Gene eine Rolle, andererseits auch die Zusammensetzung des Schweißes. Bei der Zersetzung von Schweiß entstehen Stoffe wie Milchsäure, Fettsäuren und Ammoniak. Diese Mischung ist bei jedem Menschen anders. Auch die Blutgruppe scheint eine Rolle zu spielen. Forscher fanden heraus, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 besonders häufig gestochen werden.
In erster Linie reagieren einheimische Mücken aber auf das ausgeatmete Kohlenstoffdioxid in der Luft. Das hilft den Weibchen, ihr nächstes „Opfer“ zu finden. Je mehr Kohlenstoffdioxid ausgeatmet wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, von einem Mückenweibchen gefunden und gestochen zu werden.
Übrigens…
Frauen sind für Mücken in der Regel nicht attraktiver als Männer, wie viele glauben. Dieser Eindruck entsteht nur dadurch, dass Frauen durch die geringere Körperbehaarung leichter gestochen werden können. Außerdem haben Frauen eine dünnere Haut als Männer und nehmen die Stiche so intensiver wahr. Eine Außnahme bilden Schwangere. Ihre Körpertemperatur ist leicht erhöht.
Eine höhere Körpertemperatur zieht Mücken eher an. Zudem atmen Schwangere quasi für zwei und produzieren dadurch auch mehr Kohlenstoffdioxid. Das macht sie für Mücken besonders interessant.
Mücken werden also durch das Kohlenstoffdioxid in unserer Atemluft angelockt und fliegen deshalb immer in die Nähe unseres Gesichts. Durch das laute Summen kommt es uns wahrscheinlich oft so vor, als würde die Mücke direkt an oder gar in unser Ohr fliegen. Es hilft also nichts, sich bis zum Hitzschlag unter der Decke zu verbarrikadieren oder der Mücke großzügig andere Körperstellen anzubieten, um sie von unserem Gesicht fernzuhalten. Sie findet es letztendlich ja doch.
Am besten solltest Du versuchen, die Mücken gar nicht erst ins Zimmer zu lassen. Dabei helfen Insektenschutzgitter. Einfach das Licht auszumachen hilft hingegen nicht. Wer viel schwitzt, sollte vor dem Zubettgehen noch einmal duschen, um die Schweißkonzentration auf der Haut zu verringern. Das Atmen können wir aber nun mal nicht einstellen. Somit werden wir wohl kaum verhindern können, dass die Mücke uns doch immer wieder findet. Vielleicht sollten wir uns einfach ergeben und hoffen, dass der kleine Blutsauger Ruhe gibt, wenn er hat, was er will.