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Was ist ein Indianerehrenwort: Herkunft und Bedeutung


Was ist ein Indianerehrenwort Herkunft Bedeutung

Ein Indianerehrenwort bzw. Indianer-Ehrenwort ist ein übersteigertes Versprechen oder eine Erklärung, welches eine Person abgibt. Diejenige Person setzt bei so einem Versprechen die Ehre, als höheren Standard ein. Durch den Einsatz der eigene Ehre soll die Glaubhaftigkeit des Versprechens weiter untermauert werden. Um die Glaubhaftigkeit noch weiter zu steigern, wird das Indianerehrenwort mitunter nochmals zu einem Großen Indianer-Ehrenwort erhöht.

Was bedeutet Indianerehrenwort

Das Ehrenwort ist ein Versprechen, Bekundung oder Erklärung – bei welcher die Ehre des Erklärenden eingesetzt wird. Die Ehre ist ein Verdienst, welchen die Person mühsam aufgebaut hat und welcher sich in Hochachtung äußert.

Man kann sagen, dass die Ehre ein verdienter Hochachtungsanspruch bzw. Hochachtungsgefühl ist. Und diese Hochachtung kommt von innen und außen. Somit ist die Ehre immer ein Status, welcher von anderen Personen mitverliehen wird.

Das Problem bei der Ehre ist, dass diese durch Handeln und Verhalten immer wieder bestätigt werden muss. Verhält sich die ehrenhafte Person einmal nicht ehrenhaft, verliert sie die Hochachtung vor sich selbst und gleichzeitig auch die Hochachtung seiner Mitmenschen.

Setzt man also sein Ehrenwort ein, um ein Versprechen zu untermauern – könnte man bei einem Fehlverhalten seinen sozialen Status verlieren. Menschen, welche Wort halten, werden als Ehrenmann oder Ehrenfrau betitelt.

Warum heißt es Indianer-Ehrenwort

Die Indianer sind eine Sammelbezeichnung für indigene Völker in Nord- und Südamerika. Als 1492 Christoph Kolumbus den amerikanischen Kontinent entdeckte, glaubte er – dass er den westlichen Seeweg nach Indien gefunden hatte. Die Ureinwohner wurden deshalb als Indianer (Ableitung von Indien) bezeichnet.

Da Indien mit ihren extravaganten Handelswaren der Inbegriff des Orients war, wurden in Europa die Asiaten allgemein als Indio oder Indias bezeichnet. Demnach kann Indianer auch als Überbegriff für Asiaten verwendet worden sein.

Als dann die europäischen Siedler nach Amerika kamen, um dort Land zu bestellen und Gebiete zu erschließen, mussten Übereinkünfte mit den Indianern getroffen werden. Die Indianer hatten allerdings kein Schriftsystem, um schriftliche Verträge aufzusetzen, welche den Besitz von Ländereien regeln sollte.

Auch, dass die europäischen Siedler nicht von Indianern überfallen werden, war nicht schriftlich zu regeln. Man konnte die Indianer auch nicht finanziell maßregeln, falls sie gegen Übereinkünfte verstoßen würden.

Da die Europäer nichts hatten, um die Indianer bei einem Regelverstoß unter Druck zu setzen, blieb nur darauf zu hoffen, dass sie sich an die Regeln halten würden. Demnach musste das Ehrenwort eines Indianers ausreichen.

Schon recht früh wurden die Indianer als Heiden oder Wilde bezeichnet. Damit sollte ausgedrückt werden, dass diese keine oder eine minderwertige Kultur besaßen. Auch das Nichtvorhandensein von Zivilisation wird über den Begriff ausgedrückt. Ohne Zivilisation gibt es auch keine Rechtsprechung, weshalb das Ehrenwort des Indianers ausreichen musste.

War das Indianerehrenwort das Bekenntnis eines Edlen Wilden

Der Edle Wilde ist ein Idealbild, welches die Europäer von den Indianern entwarfen. Demnach sind Indianer verschiedene Volksgruppen, bestehend aus unverdorbene Naturmenschen, welche ohne Zivilisation auskommen und im Einklang mit der Natur leben.

Dieses Idealbild schützte die Indianer allerdings nicht davor, von den europäischen Siedlern versklavt und unterdrückt zu werden. Stattdessen wurde diese Edelmutigkeit als Synonym für Unschuld oder Ursprünglichkeit gesehen.

Die Romantisierung der Indianern wurde von einigen Schriftstellern und Intellektuellen getragen, welche die klassenlose Gesellschaft der Indianer als etwas Gehaltvolles ansahen. Viele europäische Siedler sahen in Indianern allerdings nur Kulturlose, Primitive oder Barbaren, welche zivilisiert werden mussten. Das Indianerehrenwort ist demnach auch ein Ausdruck von Kulturlosigkeit und fehlender Zivilisationsstufe.

Woher stammt das Indianerehrenwort

Das Indianerehrenwort ist eine Wortschöpfung, dessen Ursprung nicht klar belegt werden kann. Stattdessen tauchte in der Literatur ab dem 16. Jahrhundert eine Sympathie für die Unterdrückten auf. Der Edle Wilde als Idealbild einer Gesellschaft ohne feste Regeln wurde zunehmend literarisch umgesetzt.

La Araucana

Der spanische Schriftsteller Alonso de Ercilla y Zúñiga (1533 – 1594) gilt als Erfinder des Indianerromans. Sein Thema waren die Kolonialkriege in Amerika und die Unterdrückung der indigenen Ureinwohner des Kontinents.

Sein Hauptwerk ist der Indianer-Epos „La Araucana“, in welchem er die Unterdrückung der Mapuche durch die europäische Kriegsmaschinerie in Chile beschreibt und die Gräuel, die die Europäer über die indigenen Völker brachte.

Seine Hauptfigur ist Fresia, die Ehefrau des Mapuche-Häuptlings Caupolicán während des Arauco-Krieges in Chile. Dieser wird 1558 gefangengenommen und ist dann durch die Spanier gepfählt worden. Der Tod des Häuptlings wird zum Martyrium und der Protagonist zum Prototypen eines Edlen Wilden erklärt.

Der nichtlügende und loyale Edle Wilde ist literarisch durch Alonso de Ercilla y Zúñiga geboren worden.

Baron de Lahontan

Louis-Armand de Lom d’Arce (1666 – 1716) war ein französischer Offizier und Forschungsreisender, welcher die französischen Kolonien in Nordamerika bereiste. Er war zugleich der Baron von Lahontan (Südwestfrankreich).

In seinen Reiseberichten aus dem Jahr 1705 nennt der Baron einen Indigenen aus dem Stamm der Huronen bzw. Wyandotten, wie sie in den USA bezeichnet wurden. Dieser Indianer wird vom Baron in den Status eines „Edlen Wilden“ erhoben.

Unklar ist, ob der indigene Gesprächspartner des Barons eine literarische Schöpfung war – um die sozialen Missstände im Heimatland zu kritisieren oder ob er den Huronen wirklich traf.

Lederstrumpf

Die Lederstrumpfromane sind vom amerikanischen Schriftsteller James Fenimore Cooper (1789–1851) geschrieben worden. Die historische Vorlage für die Romane lieferte der US-amerikanische Abenteuer Daniel Boone, welcher in der Wildnis lebte und schließlich die Stadt Boonesborough gründete.

Die Hauptfigur der Romanreihe ist Nathaniel (Natty) Bumppo, welcher den Beinamen Lederstrumpf bekam. Dieser soll wohlmöglich das Leben und die Abenteuer des Daniel Boones verkörpern.

Der Indianer Chingachgook und dessen Sohn Uncas verkörpern in den Romanen den „Edlen Wilden“. Es geht um die entscheidende Frage, wem der neuentdeckte Kontinent tatsächlich gehört – den Europäern mit ihrer Militärmacht oder den Ureinwohner, welche im Einklang mit der Natur leben.

Das Indianerehrenwort als Begriff taucht im Lederstrumpf nicht auf. Stattdessen werden die Indianer als eine Gesellschaft ohne Verbrechen skizziert, wo ein ungeschriebener Ehrenkodex das Miteinander regelt.

Karl May

Karl May verwendet das Indianerehrenwort ebenfalls nicht. Stattdessen skizziert er eine Welt mit Gut und Böse. Die Europäer werden in dieser Welt als Eindringlinge beschrieben, welche den Indianern das Land stehlen wollen, diese unterdrücken und für ihre Zwecke missbrauchen. Der Edle Wilde ist bei Karl May der Apache Winnetou, welcher mit seinem Gewehr „Silberbüchse“ für das Gute steht und dafür kämpft.

Wie und Wieso wird das Indianerehrenwort verwendet

Prägend sind in Deutschland die Lederstrumpf- und die Winnetou-Romane gewesen. Hier werden Indianer als gute Menschen dargestellt, welche für das Gute einstehen und dieses verteidigen. Der Edle Wilde wird mit folgenden Charaktereigenschaften dargestellt:

  • Leben in und mit der Natur (Einklang)
  • Gesellschaft ohne Betrug, Missgunst oder Verbrechen
  • keine Lügen, keine Untaten
  • stattdessen Unschuld, gute Taten, Idylle

Die indigene Urvölker wurden durch die Indianerromane zwar nicht kulturell überhöht, aber moralisch. Denn die Indianerromane schafften es, dass die Europäer (Der Weiße Mann) als moralisch fragwürdig dargestellt werden konnten und die Indianer als Gesellschaft mit festen Moral– und Wertesystem. Das Indianerehrenwort ist ein Symbol dieses überhöhten Moralanspruches.

Wer verwendet das Indianerehrenwort heute

Das Indianerehrenwort wird von allen Personen verwendet, welche mit den indigenen Bevölkerungsgruppen in den Indianerromanen und deren Verfilmungen mitfühlen.

Spätestens die Karl-May Filme schafften eine Gedankenwelt, in welcher die Indianer die Guten und die Weißen die Bösen sind. Das Indianerehrenwort wird deshalb häufig von Personen verwendet, welche die Filme sahen bzw. die Bücher lasen. Da Abenteuerromane zur Kinder- und Jugendliteratur gehören, wird das Indianerehrenwort häufig von jüngeren Menschen verwendet.


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