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Hard power vs. Soft power: Unterschiede bei der Machtausübung


hard power vs soft power

Die Begriffe Hard Power und Soft Power erreichen in der Wirtschaft, Politik und im Sozialwesen eine immer größere Bedeutung. Die Macht allgemein gilt als Basis für den Einfluss einer Nation auf eine andere Nation oder von Menschengruppen auf andere Menschengruppen. Auch unter Einzelpersonen entsteht eine Machtverteilung.

Unterschiede gibt es zwischen der harten Macht (Hard Power) oder weichen Macht (Soft Power). Macht umfasst das gesamte Spektrum von harter zu weicher Macht. Beide Machtformen kommen in nahezu allen gesellschaftlichen Lebensbereichen vor. Der durchschlagende Gegenstand von Hard Power und selbst von Soft Power läuft stets auf Zwänge hinaus, herbeigeführt durch Gewalt oder Diplomatie (auch Zwangsdiplomatie).

Wer Macht sinnvoll ausüben möchte, sollte die Unterschiede zwischen den Merkmalen von Hard Power und Soft Power kennen.

Was ist Hard Power: Merkmale, Definition und Bedeutung

Per Definition drückt Hard Power die Fähigkeit aus, andere Menschen (Nationen, Gruppen oder Einzelpersonen) durch Härte dazu zu bewegen, ihre Handlungsweise so zu verändern, dass diese schließlich im Widerspruch zu den eigenen Strategien und bevorzugten Optionen erfolgt. Präzise ausgedrückt bringen Nationen, Gruppen oder einzelne Personen durch Hard Power ihren Einfluss mit Gewalt oder gewaltähnlichen Maßnahmen zum Ausdruck. Diese drückt sich in folgenden Merkmalen aus:

  • Militärische Gewalt
  • Wirtschaftssanktionen
  • Drohungen
  • diplomatische harte Zwänge

Physische Formen der Gewalt sind heute weit weniger verbreitet. Den blutigen Kampf auf dem Schlachtfeld wünscht heute niemand mehr. Dennoch gibt es immer wieder Menschen, die durch kriegerische oder anderweitige Gewaltaktionen (Terrorismus) Angst und Schrecken verbreiten.

Ob eine Nation schließlich die harte Macht bevorzugt, ist sowohl dem Rang im Hinblick auf die militärische Größe sowie der geografischen Lage geschuldet (siehe aufstrebende Länder wie China oder Indien). Neben militärischer Macht fallen zudem Wirtschaftssanktionen in den Einflussbereich der Hard Power, um die Wirtschaft von anderen Nationen zu dirigieren. Hard Power findet sowohl militärisch als auch durch diplomatische Zwangsstrategien Anwendung.

Sieben Hard Power Beispiele (viele aus den USA) in den Sektoren Politik, Wirtschaft sowie Sozialwesen zeigen auf, wie Nationen in die Knie gezwungen werden:

  • Donald Trump entschied sich für Sanktionen von Waren aus China als Masterplan zur Verringerung des chinesischen Einflusses auf die heimische Fertigungsindustrie. Seine Taktik umfasste sowohl das Verbot von Huawei (eines der größten chinesischen Technologieunternehmen, vor allem im Bereich Mobilfunk) sowie auch Steuern auf Waren aus China mit einem Wert von 500 Mrd. US$.
  • Nachdem konkrete Informationen über die nuklearen Systeme aus dem Iran bekannt wurden, verhängten die Vereinigten Staaten sowie das Vereinigte Königreich Sanktionen gegen dieses Land.
  • die Invasion Afghanistans durch die Sowjetunion im Jahr 1979
  • die Invasion im Irak 2003 durch die USA
  • Handelsembargos durch die USA gegen Kuba, Iran, Irak
  • Sozialwesen: Sanktionen durch Behörden
  • Zweimal in nur einer Woche testete der Führer von Nordkorea in 2019 seine Waffen für einen Langstreckenangriff (Hard Power) – eine gefährliche Form der Machtdemonstration.

Was ist Soft Power: Merkmale, Definition und Bedeutung

Soft Power gilt im Gegensatz zur Hard Power als weiche Macht. Der politisch-wissenschaftliche Begriff ‘Soft Power’ wurde etwa 1980 von dem amerikanischen Politikwissenschaftler Joseph Nye ins Leben gerufen. Eingeführt wurde diese Wortwahl wiederum erst 10 Jahre später, 1990, in seiner Monografie ‘Bound to Lead’: The changing nature of American Power’.

Diese weichere Form der politischen Machtausübung stützt sich auf drei nennenswerte Säulen des Einflusses:

  • kulturelle Attraktivität
  • Ideologie (zusätzlich Verhandlungsgeschick)
  • Hilfe durch internationale Institutionen

Soft Power lässt sich am besten als Machtausübung durch Manipulation von Zielen politisch Handelnder definieren. Der Einsatz von harten Bedrohungen oder militärischen Bedrohungen kommt dabei nicht zur Anwendung. Befehle und Kontrolle, die auch durch wirtschaftliche Anreize begünstigt werden, sind dagegen nach Auffassung Joseph Nyes unumgänglich.

Speziell Deutschland ist – ganz im Gegensatz zu den Supermächten – auf die weichere Methodik der Soft Power angewiesen. Gemäß dem Lifestyle-Journal ‘Monocle’ belegte Deutschland im Jahr 2014 den zweiten Platz im jährlichen Soft Power Suryey gleich hinter den USA und vor dem Vereinigten Königreich.

Für ganz Europa bedeutet Soft Power weitaus mehr: Die Europäische Union ist das beispielhafte Resultat zahlreicher einverständlicher Einigungen im Sinne der Soft Power, wodurch mehrfache Erweiterungen, wie auch die Europäische Integration, erst möglich waren und sind.

Neben dem Vorzeigebeispiel EU zeigen viele weitere Exempel, wie Kontrolle und Befehle auch ohne harte Machtausübung funktionieren können:

  • Als Vorzeigebeispiel für Soft Power in Amerika gilt der Marshallplan, aus dem nach dem Krieg selbst ehemalige Feinde Vorteile zogen.
  • Gut strukturierter Handel und eine florierende Wirtschaft
  • Bildung und Beziehung: Wenn die Elite anderer Länder unsere Schulen besucht
  • Führung aus der Perspektive anderer Länder betrachten
  • Diplomatie: Fähige Diplomaten und deren Verbindungen
  • Institutionen und deren Einfluss beim Abstimmen von internationalen Kooperationen
  • Kultureller Einfluss von Unterhaltung und Medien
  • Hilfe für Entwicklungsländer zum Ausbau der Infrastruktur und Institutionen
  • Der gute Ruf: Ruf einer Nation in den Augen der Welt

Behinderung der Arbeit im Sozialwesen durch negative Machtfaktoren (dennoch Soft Power)

Das Sozialwesen und die soziale Arbeit sind häufig von einschränkenden Faktoren (häufig eine Machtfrage) geprägt. Dazu zählen:

  • Soziale Probleme
  • Ausstattungsbeschränkungen
  • Austauschprobleme
  • Machtprobleme (Hierarchien)

Darüber hinaus könnte die soziale Arbeit nach Meinung vieler im Sozialwesen tätiger Menschen noch erfolgversprechender verlaufen. Doch dieser Erfolg sozialer Arbeit wird nicht selten durch einschränkende Maßnahmen durch zwei Machtformen erschwert:

  1. Begrenzungsmacht
  2. Behinderungsmacht

Gemäß Silvia Straub-Bernasconi (Menschenrechtsprofessorin) schränkt die Begrenzungsmacht die Arbeit im Sozialwesen im Gegensatz zur Behinderungsmacht nicht ein. Die Begrenzungsmacht umfasst gesetzeskonforme Machtregeln zur Förderung sozialer Gerechtigkeit und die Teilhabe an wichtigen gesellschaftlichen Ressourcen.

Dagegen ist die Behinderungsmacht eher negativ belegt. Sie schließt einzelne Gesellschaftsgruppen von der Teilhabe an gesellschaftlichen Ressourcen aus. Oft geht es dabei um Menschen, die entweder psychisch oder technisch unter dem Deckmantel der Legitimität manipuliert werden und dies nach Meinung der Machthaber, natürlich freiwillig, akzeptiert haben. Die subtilen Zwänge der Behinderungsmacht bleiben häufig unerkannt. Die Behinderungsmacht folgt oftmals zweifelhaften Regeln, wie dieses Beispiel zeigt: Menschen werden häufig aufgrund nachteiliger familiärer Abstammung lebenslang knappere Ressourcen zugewiesen.

Wie entsteht Macht / Was sind Machttheorien

Macht, Einfluss sowie eine unangreifbare Lobby sind teils offene und teils versteckte Wünsche, die jedes Unternehmen, jede Behörde und jede politische Partei und Persönlichkeit hegt. Das Streben nach Methoden, die das eigene Unternehmen für Kunden und Interessenten unentbehrlich und unantastbar machen, sind legitim und verständlich. Aus dieser Begehrlichkeit heraus entsteht Macht. Bindung, viele Aufträge und zahlreiche Kunden sind die Zielsetzung.

Die Frage, wie dies zu schaffen ist, stellt sich jedes Unternehmen, jede Partei und jede Institution des Sozialwesens immer wieder. Diese Fragen zielen überwiegend auf konkrete Gruppen ab:

  • Kunden/Partner
  • auf die breite Öffentlichkeit
  • Medien
  • Politik

Unternehmen, Vereine, Verbände, Kirchen und jede Partei benötigen eine starke Lobby, um langfristig Bestand zu haben. Das ist völlig legitim und unverzichtbar für deren Erfolg.

Jahrzehntelang begaben sich die Menschen auf die Suche nach ‘dem einen’ Schachzug, bis zu erkennen war, dass es diesen einen großen Trick nicht gibt. Der Weg zur Lobby, die ein Unternehmen ganz nach oben bringt, ist schwer und steinig, gleichwohl wie der Weg zur Deutungsmacht.

Die Deutungsmacht

Unter Deutungsmacht versteht man die geglaubte Kompetenz (wenn auch manchmal selbst eingeredet). Das Erlangen von Einfluss (am besten zu erreichen durch einen erstklassigen tadellosen Ruf) ist nur durch harte Arbeit und oftmals jahrelanges Durchhaltevermögen zu erzielen.

Die Definition der Deutungsmacht (Deutungshoheit):

Als Deutungshoheit versteht man die von einer Institution oder Person in Anspruch genommene Macht, verbunden mit dem Recht, etwas selbsttätig und allein mit allgemeiner Gültigkeit deuten und werten zu dürfen. Treffen beispielsweise im Rahmen einer Diskussion verschiedene Meinungen zusammen, führt immer die Deutungshoheit zur endgültigen Deutung und Entscheidung. In dem Wortteil ‘Hoheit’ liegt bereits die Aussage der unantastbaren Autorität, die gleichzeitig die Voraussetzung für ihre eigene Akzeptanz darstellt, wobei dies eher einer Form der Macht gleichkommt, der sich niemand widersetzen darf. Die Deutungshoheit birgt zuweilen hohe Risiken, in das Stadium absoluter Unterdrückung unerwünschter Meinungen einzutreten.

In Verbindung mit dem Thema Macht taucht immer wieder die Frage nach der einzigen richtigen Definition der Machttheorie auf. Doch diesen einen ‘Türöffner’ gibt es nicht. Machttheorien sind eher anwendungsbezogene und machbarkeitsorientierte Thesen, Vermutungen und Behauptungen.

Die Frage, wie Macht denn nun entstünde, ließe sich auch in einem einzigen Satz erörtern: Macht entsteht immer von unten. Beispiele der wichtigsten Ansichten über Macht:

  • Wir sind der Dienstleister und erleichtern anderen Menschen das Leben.
  • Wir schaffen Abhängigkeiten durch Aufgaben/Dienstleistungen, die wir übernehmen.
  • Wir machen uns unentbehrlich, weil wir den Menschen ihre Wünsche erfüllen.
  • Die Kraft von Argumenten ist unsere wichtigste Waffe.
  • Macht kommt von ‘Machen’: Wer zuerst agiert, hat Macht.
  • Das Knüpfen und die Pflege von Beziehungen ist Macht.

Machttheorien: Das Sozialwesen als Ausgangsbasis

Die wenigsten vermuten das Thema Machttheorien im Sozialwesen. Doch gerade diese sind von höchster Bedeutung. Die auf die soziale Arbeit angewandten machttheoretischen Konzepte lassen sich nahezu uneingeschränkt auf Unternehmen, Institutionen und die Politik übertragen. Fünf bedeutungsvolle Machttheorien von bekannten Personen sowie deren Nutzen für die soziale Arbeit oder andere Arbeits- und Lebensbereiche, hier vorgestellt:

  • Max Weber: Macht und Herrschaft
  • Hannah Arendt: Macht und Gewalt sind Gegensätze
  • Michel Foucault: Die Macht der Macht
  • Elias Canetti: Philosophisches Hauptwerk ‘Masse und Macht’
  • Gerhard Göhler: Theorie von transitiver und intransitiver Macht

Max Weber sieht in der Macht die reine Form der Willensdurchsetzung. In seiner Theorie gilt Macht als ‘alle Chancen’, innerhalb aller sozialen Beziehungen den eigenen Willen auch gegen den Widerstand anderer durchzusetzen. Hannah Arendt sieht in ihrer Studie ‘Macht und Gewalt’ die Macht in Teilen positiv. Für sie bedeutet verantwortungsvoll genutzte Macht das partnerschaftliche Zusammenwirken freier Menschen im politischen Bereich im Interesse des Gemeinwesens.

Der französische Philosoph Michel Foucault dagegen sah in der Macht eine radikale, veraltete Form des Herrschertums. Seiner Aussage nach dürfe Macht per Souverän und Gesetz in modernen Gesellschaften nicht mehr als herrschend eingeschätzt werden. Damit sollte die Machtausübung entsprechend der heutigen Zeit angepasst werden. Foucault dürfte damit einer der größten Verfechter der Soft Power-Strategien sein.

Für Elias Canetti gilt der totale Machthaber als Soziopath. In seinem Hauptwerk ‘Masse und Macht’ beschreibt er damit die Macht als unerbittlich (Hard Power) anhand von Beispielen:

Abgewandeltes Zitat aus seinem Werk Masse und Macht:
„Die Masse seiner Untergebenen könne der wahnhafte Herrscher einzig dadurch kontrollieren, indem er hemmungslos unter den Augen der Öffentlichkeit über Leben und Tod entscheidet. „Seine vollkommensten Untertanen sind für ihn jene, die für ihn in den Tod gegangen sind“ – ob im Krieg, in öffentlichen Schauprozessen oder in Vernichtungslagern.“

Gerhard Göhler dagegen unterscheidet zwischen transitiver Macht (die Übertragung des eigenen Willens auf andere und die damit verbundene Einflussnahme) sowie intransitive Macht (eine Macht, die in sich selbst, aus der Gesellschaft heraus, erzeugt und beibehalten wird).

Unterschiede zwischen Soft Power und Hard Power

Joseph Nye, Erfinder des Begriffes ‘Soft Power’ war es auch, der die Unterschiede zwischen Soft Power und Hard Power in wenigen Sätzen in Form eines Zitates auf den Punkt brachte. In seinem Buch Soft Power bezieht er sich auf Worte, die Newt Gingrich, ehemals Sprecher des Repräsentantenhauses, George W. Bush zukommen ließ:

Newt Gingrich und auch Nye sahen eine gelungene Außenpolitik in der Anzahl Verbündeter (Soft Power), die sich eine Nation oder ein Staatsmann verschafft, anstelle einer Anzahl getöteter Feinde (Hard Power).

Nye vertritt dabei nachstehende Auffassungen:
Erstens war er strikt gegen einen Krieg zur Terrorismusbekämpfung von modernen und hochaufgerüsteten Terroristen. Eine weitere Meinung Nyes: Amerika, auch als mächtigstes politisches Zentrum, kann nicht alles kontrollieren. Auch kann Amerika nicht überall Kriege gewinnen und Terroristen bis in den letzten Winkel anderer Länder verfolgen. Nye empfiehlt eher weiche Strategien sowie ein außerordentliches Verhandlungsgeschick mit dem Ziel, einen Frieden nach modernen Maßstäben zu schaffen.

Unterschiede in der Machtbasis

Gemäß French und Raven gibt es für das Machtgeflecht keine hinreichende eindeutige Definition. Die Macht als solche lässt sich von anderen Begriffen von ähnlicher Bedeutung abgrenzen. Als erwiesen gilt jedoch, dass die Macht viele Gesichter zeigt, während Manipulation einseitig ausgelegt ist. Dies bedeutet, dass Macht gleichzeitig von mehreren Kontrahenten (politisch, wirtschaftlich oder auf Sozialebene) ausgeübt werden kann, während die Manipulation (auch eine Form der Macht) eher einseitig verläuft, jedoch fast immer auf legitimer Ebene.

French und Raven haben den Bezug zwischen Macht und Führung erforscht und ihre Erkenntnisse im Jahr 1959 in ihrer ‘Typologie von Macht’ einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Herausgekommen sind dabei sechs Machtbasen:

  1. Belohnungsmacht
  2. Bestrafungsmacht
  3. Positionsmacht
  4. Identifikationsmacht
  5. Expertenmacht
  6. Informationsmacht

Für diese sechs Machtbasen werden in verschiedenen Bereichen unterschiedliche, meistens leicht abweichende, Begrifflichkeiten verwendet.

Belohnungsmacht (Soft Power)

Die Belohnungsmacht ist, insbesondere in größeren Wirtschaftsunternehmen, weit verbreitet. Dabei werden Belohnungen an Mitarbeiter verteilt, die diese sehr schätzen. Durch diese Anreize sind Mitarbeiter in den meisten Fällen bestrebt, höhere Leistungen zu erbringen, die das Unternehmen stärken.

Jedoch zieht sich die Belohnungsmacht durch nahezu alle Bereiche, in denen Menschen agieren. So zahlen viele Banken Geld an Neukunden, wenn diese ein Konto eröffnen. Behörden zeigen sich großzügig, wenn Bürger eine positive Form der Mitarbeit zeigen. Wer ehrenamtlich tätig ist (häufig im Sozialwesen), erhält oftmals ebenfalls Belohnungen.

Insbesondere im Rahmen der beruflichen Karriere erfährt die Belohnungsmacht noch einmal eine Erweiterung. Karriere- und Fördermaßnahmen, Lohnerhöhungen oder der Sonderurlaub sind positiv besetzte Machtinstrumente, mit deren Hilfe die Führungskräfte ihr Ziel, die Motivation der Mitarbeiter zu besseren Leistungen, durchsetzen (böse Zungen reden von manipulieren). Der negative Gegenpol zur Belohnungsmacht ist die Bestrafungsmacht. Belohnung und Bestrafung liegen kaum irgendwo so eng beieinander wie im Berufsleben.

Bestrafungsmacht (Hard Power)

Während die Belohnungsmacht Anreize bietet, wird die Bestrafungsmacht eher als Bedrohung wahrgenommen. Eher selten finden Mitarbeiter in Bestrafungen durch Führungskräfte Anreize für eine gute Arbeitsleistung. So bringen einige Unternehmen die Bestrafungsmacht auch bei Mitarbeitern zur Anwendung, die zur Kündigung motiviert und in einen neuen Job gezwungen werden sollen. Die Bestrafungsmacht zeigt sich knallhart unter folgenden Aspekten:

  • Gehaltskürzung (eine Form von Sanktion)
  • Versetzung
  • Abmahnung
  • Entlassung

Wer Macht demonstrieren möchte, findet immer Wege zu neuen Bestrafungstaktiken bis zum Erreichen des Ziels.

Positionsmacht (Legitimacy)

Von Legitimate Power ist die Rede, wenn eine einzige Person in einer stark hierarchisch geprägten Gesellschaft die höchste Position besetzt und von allen anderen aufgrund dieser Machtposition anerkannt wird.

Trauriges Negativ-Beispiel für die absolute Form der Positionsmacht
Als Beispiel für diese unanfechtbare Machtstruktur, bei der lediglich eine Person das Sagen hat, lässt sich der Birgenair-Absturz aus dem Jahr 1996 anführen. Etwa 200 Passagiere und 13 Besatzungsmitglieder waren mit der Unglücksmaschine auf dem Weg von Puerto Plata nach Frankfurt (vorher sollte noch eine Zwischenlandung in Berlin-Schönefeld stattfinden), als die Geschwindigkeitsmesser des Kapitäns und des Co-Piloten völlig unterschiedliche Werte anzeigten.

Der Co-Pilot hatte gute Argumente dafür, dass sein Geschwindigkeitsmesser die richtigen Werte zeigte. Er machte den Kapitän immer wieder darauf aufmerksam. Es wurde heftig diskutiert, bevor die Maschine in einen Strömungsabriss geriet, manövrierunfähig wurde und abstürzte.

Zum Zeitpunkt dieses Vorfalls war es so, dass der Kapitän an Bord eines Flugzeuges das alleinige Sagen hatte. Der Flugkapitän der Birgen Air-Maschine machte dem Co-Piloten klar, dass er die Weisungen erteilt anstatt sämtliche unglücksverhindernden Maßnahmen zu ergreifen und die Aussagen des Co-Piloten ernstzunehmen. Ohne die Machtdemonstration des Flugkapitäns hätten die Passagiere und die Besatzung diesen Flug überlebt. Zuerst musste demnach eine der größten Flugzeugkatastrophen passieren, damit die Cockpitregeln für alle Fluggesellschaften weltweit geändert wurden. Heute arbeiten Flugkapitäne und Co-Piloten als Team zusammen.

Identifikationsmacht (Soft Power)

Im Gegensatz zur Positionsmacht ist die Identifikationsmacht (Soft Power) nicht ausschließlich auf Führungskräfte beschränkt. Viele Personen, die eine gewisse Voraussetzung mitbringen, können eine Form der Identifikationsmacht erzielen. Charismatische Personen, die andere Menschen in ihren Bann ziehen, sind häufig solche Kandidaten. Große Anerkennung und Wertschätzung werden ihnen zuteil. Die Identifikationsmacht kann vom Manager bis hin zur Sekretärin reichen. Sprachliche Ausdrucksstärke, Integrität, bestimmte Gesten und Sensibilität machen diese Menschen zu Vertrauenspersonen.

Selbst Vorgesetzte fragen Personen mit diesen Stärken um Rat. Oftmals können sich die Menschen, die ihre Identifikationsmacht nach außen präsentieren, nicht einmal genau erklären, warum sie für viele Kollegen, Vereinsmitglieder oder selbst im Freundeskreis einen derartigen Vertrauensbonus genießen.

Negativ besetzt ist dagegen die identitäre Macht (Hard Power), wie sie in politischen, sozialen oder anderweitigen Bewegungen, wie Sekten, vorkommt. Diese Form der Identifikationsmacht gilt als gefährliche Zeitbombe. Nicht selten wird mit Bedrohungen (Hard Power) und Bestrafungen gearbeitet. Dennoch himmeln die Menschen dieser Kreise ihre alleinige Führungskraft, bis hin zur Selbstaufgabe der eigenen Person, an.

Expertenmacht

Gerade in heutiger Zeit kommt der Expertenmacht eine immer höhere Bedeutung zu. Diese Macht ist jedoch beschränkt auf das Gebiet, auf dem der Betreffende Experte ist. Mit seinem Expertenwissen kann diese Person viel Positives in der Wirtschaft , in der Politik oder im Sozialwesen bewirken (Soft Power). Wer Experte ist, hat Macht und kann viel Geld verdienen.

Expertenmacht hat jedoch eine gravierende Kehrseite, die beispielsweise ein Unternehmen ins Unglück stürzen kann. Während in Großunternehmen, bei Banken oder bei Behörden Expertenwissen zu einem bestimmten Thema bei mehreren Personen vorhanden ist, können sich kleinere oder auch mittelständische Unternehmen oftmals lediglich einen Experten zu einem bestimmten Arbeitsgebiet leisten. Fällt dieser aus oder kündigt, kann dies gravierende Einschnitte, bis hin zu übelsten finanziellen Folgen, führen.

Diese Macht nutzen einige Experten aus. um ihre Arbeitgeber unter Druck zu setzen (Gehalt, mehr Urlaub, weitere Zugeständnisse). So ist jedes Unternehmen, jede noch so kleine Firma gut beraten, das Expertenwissen auf mehrere Personen aufzuteilen oder mindestens zwei Experten der gleichen Branche zu beschäftigen.

Informationsmacht (Macht durch Wissen)

Wer über wichtige Informationen oder seltenes Wissen verfügt, hat Macht. Dieser Umstand ist hinlänglich bekannt. So kann es passieren, dass die Sekretärin über wichtige oder geheime Informationen verfügt und damit zu einer bedeutenden Schlüsselfigur im Unternehmen wird. Bis zur Einführung des Intranets in vielen Unternehmen, wodurch nahezu jeder Involvierte Zugriff auf die Organisationsstrukturen hat, nimmt die Macht der Sekretärin oder anderen Informationslieferanten ab. Die Informationsmacht verliert nach und nach an Bedeutung.

Ein weiteres Beispiel für die Informationsmacht:
Verkaufsabteilungen verfügen häufig über Informationen, die in der Produktion benötigt werden. Werden diese Informationen zurückgehalten, können die gesamten Betriebsabläufe gestört werden.

Daher gilt bis heute: Personen im Bereich der Wirtschaft, Politik und im Sozialwesen, die wichtige Informationen zur Machtausübung für sich behalten, schaden jedem Umfeld, in dem sie sich betätigen. Diese Form der Macht fürchten viele Führungskräfte und fordern daher stets einen offenen Austausch wichtiger Informationen, was durch die Nutzung von Technik schneller und reibungsloser geschieht. Binnen weniger Minuten haben Vorgesetzte oder Mitarbeiter, die zusammenarbeiten, alle benötigten Informationen auf ihrem Computerdisplay oder Smartphone, und damit zu jeder Tageszeit. Besonders in Branchen mit großer Konkurrenz können so größere Umsatzverluste vermieden werden.

Die erste Machtbasentheorie, die jener von French und Raven ähnelt, wurde im Jahr 1957 von dem amerikanischen Politikwissenschaftler Robert Alan Dahl veröffentlicht. Keine andere Machtbasentheorie erreichte jedoch den bis heute ungebrochen hohen Bekanntheitsgrad jener von French und Raven.

Unterschiede in der Machtinstitution

Um die Macht der Institutionen näher beleuchten zu können, sollten die wichtigsten Institutionen selbst zunächst bekannt sein. Institutionen der Macht finden sich in vielen Bereichen. Die wichtigsten davon haben täglichen Einfluss auf das Weltgeschehen und die Menschen im eigenen Land:

  • Politische Institution (Staat mit Regierung, Staatsoberhäupter, Ministerien, Kabinette)
  • Öffentliche staatliche Einrichtungen / zweckgebundene Organisationen wie Schulen oder Universitäten. Auch staatliche Forschungsinstanzen, das öffentlich-rechtliche Fernsehen sowie Parteien und Parlamente zählen dazu.
  • Militär
  • Grundgesetz: Das Grundgesetz als Grundlage unseres Rechtssystems zählt ebenfalls zu den Institutionen. Es regelt unser gesamtes Verhalten.

Die genannten Institutionen besitzen viel Macht und üben diese auch aus. Aus diesen Institutionsarten heraus lässt sich bereits erahnen, welcher Machteinfluss sich dahinter verbirgt. Der Institution ‘Grundgesetz’ kommt eine der höchsten Form der Macht zu, da es unser Verhalten als Bürger regelt. Mit dem Grundgesetz vereinbare Strafen bei Nichteinhaltung sowohl Hard Power (Gefängnisstrafen, hohe Geldstrafen) als auch Soft Power (Bewährungsstrafen, soziale Arbeit, dem Einkommen angepasste und aushaltbare Geldstrafen) sind eine Form der machtvollen Gängelung, die jedoch für das gesellschaftliche Zusammenleben unverzichtbar ist.

Politische Institutionen haben zuweilen einen großen Machteinfluss bis hin zum Aushebeln oder Außerkraftsetzung von Gesetzen. Die deutsche Politik, innen wie außen, sieht sich eher als Soft Power-Akteur, wobei einige Menschen zuweilen verdeckte Hard Power vermuten.

Der große Machteinfluss von Forschungseinrichtungen zeigte sich erst jüngst im Rahmen des Coronavirus. Viele Menschen an Schulen und Universitäten nehmen (häufig staatlich manipuliert) einen großen Einfluss auf die Öffentlichkeit. Wie Banken und Finanzbehörden übt das öffentlich-rechtliche Fernsehen eine gewisse finanzielle Macht durch die Beitragszahlungen (Zwangszahlungen) auf die Menschen aus. Wer nicht zahlt, wird mit drakonischen Strafen belegt, unabhängig davon, ob er einen Fernseher besitzt oder nicht. Das wirkt schon beinahe bedrohlich und kann – je nach Auffassung – als eine Mischung aus Soft Power und Hard Power gewertet werden, da bei Ablehnung der Fernsehgebühren sogar Gefängnisstrafen möglich sind.

Zur Erörterung:
Der Begriff Institution stammt aus dem Lateinischen (institutere) und steht für mehrere Bedeutungen wie ‘anordnen, verwalten oder einrichten.

Unterschiede in der Machtdemonstration

Die Machtdemonstration tritt in völlig unterschiedlichen Formen auf, mal subtil, mal offensichtlich. Die Arten von Macht, beschrieben durch French und Raven, zeigen dies deutlich. Zusammenfassend gibt es jedoch nur zwei Seiten der Machtdemonstration:

  1. Machtausübung
  2. Einflussnahme

Machtausübung (oftmals Hard Power)

Die harte Form der Machtdemonstration lässt sich an den drei Faktoren Rücksichtslosigkeit oder verletzende Handlungen, Feindlichkeit, jedoch auch Distanziertheit und Verschlossenheit ausmachen.

Einflussnahme (Soft Power)

Die Einflussnahme, eine subtile Art der Machtdemonstration, unterscheidet sich lediglich in ihrer Herangehensweise von der harten Machtausübung.

Das Ziel, Macht zu haben, ist bei beiden Formen der Machtdemonstration gleich. Im Gegensatz zur Machtausübung fällt bei der Einflussnahme weniger auf, dass es hier um Macht geht. Die wichtigsten Aspekte der Einflussnahme zur Machtdemonstration sind Freundlichkeit, eine interessierte, beratende Herangehensweise sowie eine angepasste und nachgiebige Haltung, wodurch die Zielgruppen vereinnahmt werden, sofern sie sich vereinnahmen lassen.

Machtdemonstration in der Praxis anhand von 6 Beispielen:

Beispiel 1: Abstand (Soft Power / Hard Power (psychologisch betrachtet)
Der Abstand zum Chefsessel, zum Präsidenten, zum Arzt oder anderweitigen Machtmenschen gilt bis heute häufig als einschüchternde Machtdemonstration und hat – je nach Person – fast schon etwas Bedrohliches an sich.

Beispiel 2: Druckausübung durch Chef oder Kollegen (Soft Power: keine Gewalt; Hard Power: Bedrohungsform)
Eine Person, die zusammen mit ihrem Chef oder einem Kollegen an einer Präsentation arbeitet, welche zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt fertiggestellt werden muss, ist sich von vornherein des Zeitdruckes bewusst. Läuft dann der Chef oder der Arbeitskollege wiederholt am Schreibtisch der Mitarbeitenden vorbei, ständig auf die Uhr blickend, ist dies eine unschöne Form der Machtdemonstration. Sensible Menschen fühlen sich durch derartige Aktionen dermaßen unter Druck gesetzt, dass ihnen der Abschluss ihrer Aufgaben kaum noch erfolgreich gelingt.

Beispiel 3: Machtdemonstration Russlands durch den Sieg über Deutschland (Soft Power, da ohne Gewalt; Hard Power: Bedrohung, dass kein Frieden herrscht) Als Russland seine Parade zum 75-jährigen Jahrestag zum Sieg über Deutschland feiern wollte, machte die Corona-Pandemie Putin einen großen Strich durch die Rechnung. Diese Parade sollte zu einer reinen Machtdemonstration werden.

Beispiel 4: Abscheuliche Machtdemonstration der Volksrepublik China gegen Hongkong
Im Jahr 2020 schockte Chinas Volkskongress Hongkong und die Welt mit der Schaffung eines neuen Sicherheitsgesetzes. Grob erläutert, sollte die Sicherheit Chinas einzig und allein auf Hongkong lasten. Jede noch so geringe Form von Demokratiebewegung oder Auflehnung Hongkongs gegen China sollte vollständig eingedämmt und hart bestraft werden.

Beispiel 5: Die Hagia Sophia zur Machtdemonstration missbraucht (Soft Power)
Als die Hagia Sophia in Istanbul wieder zur Moschee wurde, erfüllte sich der Traum von vielen muslimischen Gläubigen. Experten sehen darin eher eine gnadenlose Machtdemonstration des türkischen Präsidenten Erdogan an die Welt.

Beispiel 6: Machtdemonstration Putins gestärkt durch Erdogan (Hard Power)
Putin, der seit Februar 2022 einen Krieg voller Gewalt gegen die Ukraine führt, demonstrierte seine Macht bereits lange vorher bei einem Treffen mit seinem türkischen Amtskollegen Erdogan in Moskau in 2020. Erdogan ist – genau wie Putin – kein Kriegsverächter. Beide Präsidenten stellen eine Form der Bedrohung für mehrere Länder dar. Wäre die Weltpolitik für Treffen dieser Art mehr sensibilisiert, hätte der Ukraine-Krieg möglicherweise verhindert werden können.

Unterschiede zwischen Machtsubjekten und -objekten

In der Machttheorie des französischen Philosophen Michel Foucaults wird das Wesen des Machtsubjektes deutlich beschrieben. Gemäß seiner Auffassung bedeutet Macht eine Zusammensetzung aus Handlungen, die – ausgerichtet auf mögliches Handeln – und in einem Segment von Möglichkeiten für das Verhalten handelnder Subjekte steht. Wenn es kein Außerhalb vom Machtkreis gibt, muss der Widerstand des Subjekts bedacht werden, so Foucault. Machtsubjekte sind quasi die Zielscheiben der Machthaber. Macht ist jedoch nicht generell negativ zu bewerten. In Unternehmen führt die Macht verschiedener Abteilungen zu besseren Ergebnissen.

Macht braucht immer ein Motiv und verschiedene Reifestadien. Anhand der vier Reifestadien des Machtmotivs von McClelland aus dem Jahr 1978 lässt sich die Bedeutung von Machtobjekten bei der Machtausübung hervorragend beschreiben:

Die vier Reifestadien des Machtmotivs (McClelland) zur Bedeutung der Machtobjekte in leicht modifizierter Form:
Stadium 1
→ Machtquelle außen, Machtobjekt innen:
→ Es (Mutter, Führer (z.B. bei Sekten), Präsident, Vorgesetzte) stärkt mich.
Stadium 2
→ Machtquelle innen, Machtobjekt innen:
→ Ich stärke, kontrolliere oder leite mich selbst.
Stadium 3
→ Machtquelle innen, Machtobjekt außen:
→ Ich habe Macht/Einfluss auf andere Menschen..
Stadium 4
→ Machtquelle außen, Machtobjekt außen:
→ Es (Mutter, Führer (z.B. bei Sekten), Präsident, Vorgesetzte) hält mich dazu an, anderen Menschen zu dienen (Dienstleistungen als Form der Machtausübung) und/oder Einfluss auf sie zu nehmen.

Unterschiede in der Machtausübung

Machtausübung ist ein unverzichtbarer Teil der Führung. Allein die Gesinnung des Führenden entscheidet häufig darüber, ob seine Form der Macht positive oder negative Auswirkungen bei anderen hervorruft. Ohne Zweifel wird es immer wieder ‘Protagonisten’ auf dem Spielfeld der Macht geben, die die ihnen anvertraute Machtausübung zum eigenen Vorteil (Unterdrückung von Meinungen, Vernichten von Gegnern oder egoistische finanzielle Ziele auf Kosten anderer sowie das Erzeugen von Angst) ausnutzen. Gedacht ist die Machtausübung jedoch im positiven Sinne. So unterscheidet man zwischen konstruktiver und destruktiver Macht.

Macht kann positiv eingesetzt werden, um konstruktive Veränderungen herbeizuführen, die im übergeordneten Interesse ihre Notwendigkeit finden, auch wenn nicht das gesamte Unternehmen, eine politische Gruppe oder andere betroffene Interessengruppen diese Machtausübung durch Veränderungen mit Beifall begrüßen.

Unterschiede in der Machtform

Die Macht lebt von unterschiedlichen Machtformen. Zu den wichtigsten Machtformen zählen die Definitionsmacht, Benennungsmacht, Deutungshoheit (Deutungsmacht) sowie die Entscheidungs- und Verfügungsmacht. Die Entscheidungs- und Verfügungsmacht sind jene umstrittenen Machtformen, die wenig Spielraum für andere zulassen.

Als Definitionsmacht gilt der Einfluss auf die Strukturen der sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Realität. Detaillierte Erläuterungen zur Deutungshoheit (eine der stärksten Machtformen) finden sich im Abschnitt ‘Wie entsteht Macht?’. Über diese wichtigsten Machtformen hinaus gibt es (je nach Gruppe, Land, Institution und Menschentyp) noch viele weitere Formen von Macht.

So fühlen sich beispielsweise Menschen, die anderen einen Gefallen tun, oft stark gegenüber den Menschen, die diesen Gefallen annehmen. Diese wiederum fühlen sich nun dauerhaft zu einer ‘Gegenleistung’ verpflichtet. Hilfe kann so schon mal als Verschleierung von Macht gewertet werden und stellt damit eine subtile Form der Macht dar.

Ein weiteres Beispiel für Macht: Hass durch Selbsthass
Menschen, die beispielsweise durch ein Trauma in der Kindheit oder anderweitig prägendes Erlebnis kaum Sozialkompetenz erworben haben, übertragen ihre eigenen Probleme auf andere und erzeugen so eine gewisse Form der Macht. Das geht oftmals schleichend und zunächst unbemerkt vonstatten. So kann es passieren, dass ein Mensch, dem die Beförderung im Unternehmen versagt wurde, seine Machtausübung auf Kollegen von gleichem Status vollzieht, da er sich selbst für sein ‘vermeintliches’ Versagen hasst.

Unterschiede in der Machttabuisierung, Machtverleugnung und Machtverschleierung

Die Tabuisierung von Macht kommt nur selten im sichtbaren Gewand daher. Machttabuisierung existiert ebenso lange wie die Macht selbst und setzt auf folgende Faktoren:

  • Verleugnung
  • Verschleierung (subtile Machtausübung)
  • Charismatisierung
  • Naturalisierung
  • Mythologisierung

Die Offenlegung von Machtaspekten wird zur Vermeidung der Transparenz von Abhängigkeiten häufig vermieden. Macht wird verleugnet. Daraus kann ein hoher Legitimationsdruck entstehen und Kränkungen durch Narzissten (kommt in der Wirtschaft, Politik und auch im Privatleben vor) eine Bedrohung (Hard Power) darstellen, die kaum auszuhalten ist. Dies kann alle Akteure in einem Beziehungskonstrukt (Subjekte und Institutionen) betreffen. Selbst mächtige Menschen unterwerfen sich gelegentlich unfreiwillig oder sogar freiwillig, um dem massiven Druck der Macht zu entgehen.

Die Charismatisierung (wie sie häufig in Sekten vorkommt) und Naturalisierung gelten als besonders problematisch, wenn es darum geht, eine gefährliche Machtausübung zu erkennen. Mit der Naturalisierung werden von Menschen geschaffene gesellschaftliche Strukturen und Ordnungen in der Form erörtert, als kämen diese aus der Natur der Dinge heraus. So bemerken die Menschen die Risiken dahinter häufig gar nicht oder erst, wenn ihnen Nachteile entstehen. So brachte es auch der weltberühmte deutsche Philosoph Immanuel Kant in seinem Werk ‘Kritik der reinen Vernunft’ in wenigen Sätzen als seine Überzeugung zum Ausdruck.

Kants Auffassung nach bringen wir selbst die Ordnung sowie die Regelmäßigkeit an Erscheinungen, die wir als Natur betrachten, hinein. Kant war fest überzeugt, dass wir sie nicht darin wiederfinden könnten, hätten wir sie nicht selbst, vor allem durch die Natur unseres Gemüts, hineingegeben.

Auch Mythen können ein gefährliches Machtinstrument darstellen, werden sie nicht immer wieder mit dem Verstand hinterfragt. Viele traditionell eingestellte Menschen glauben an Sagen, Erzählungen und große Reden von Blendern. Möchte jemand Macht auf diese Menschen ausüben, reicht es schon, die vermeintlich positiven Aspekte dieser althergebrachten Geschichten zu Manipulationszwecken herauszustellen.

So könnte ein umstrittener Politiker seinen Wählern erklären, als Präsident XY an der Macht war, ging es den Menschen besser. Er, der unbedingt ins Präsidentenamt möchte, wolle dies genauso machen. Als Anreiz empfiehlt er dann die Rede eines Politikers, der in Wahrheit einen Teil der Menschheit ins Unglück stürzte, um auf die gleiche Weise Macht auszuüben. Dies ist eine skrupellose Form der Machttabuisierung, die in allen Bereichen des Lebens greifen kann, wenn die Menschen nicht wachsam genug sind.

Fazit

Das Thema ‘Macht’, Hard Power wie Soft Power, zeigt sich in vielen Facetten. Ferner ist Macht immer wieder beliebter Gegenstand zu Forschungszwecken. Besonders in der Philosophie findet diese Thematik eine große Verbreitung. Viele Machttheorien stammen von namhaften Philosophen wie Hannah Arendt oder Michel Foucault. Wer Macht anstrebt, muss kämpfen, wer sie besitzt, sollte diese verantwortungsvoll nutzen. Wenn die meisten Menschen sich immer mehr der Soft Power aus dem breiten Machtspektrum bedienen, gibt es nur noch wenige Situationen, wo diese weiche Kraft nicht ausreicht.

Findet beispielsweise ein kriegerischer Angriff (Hard Power) auf das eigene Land statt, so nutzt es nur selten, dem Angreifer ein Geldangebot (Soft Power) zu machen oder Entwicklungshilfe zu leisten, um den Krieg zu beenden. Hier kommt dann unser Militär (Hard Power) zum Einsatz.

Das gleiche gilt in großen Unternehmen. Soll ein Mitarbeiter beispielsweise zur Kündigung bewegt werden, verwenden Firmenchefs sämtliche Mittel (Hard Power Abmahnung, Versetzung in unbeliebtes Team, Mobbing). Da hilft auch die größtmögliche Anstrengung des betroffenen Mitarbeiters durch noch mehr Leistung nichts mehr.

Welche Form der Macht zum Einsatz kommt, unterliegt stets der Gesinnung der Personen, die diese ausüben, sowie deren Akzeptanz.


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