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Warum ist Wissen mit Macht gleichzusetzen


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Wissen ist Macht und Nichtwissen macht nichts.

Kennst du den Spruch? Diesen verwenden Lehrer und Eltern, um Kinder zum Lernen zu bewegen. Ich habe diesen Spruch gehasst. Aber was ist dran an dieser Redewendung?

Wer nichts weiß, muss alles glauben

Es ist erwiesen, dass die meisten Menschen in Deutschland über ein Grundwissen verfügen. Dieses Grundwissen oder Passivwissen wurde durch Schulbildung angeeignet. Und dieses Schulwissen ermächtigt die Deutschen, neue Informationen entsprechend aufnehmen und einordnen zu können. Das Verb ermächtigen trägt im Wortstamm schon das Wort „Macht“. Es bedeutet, dass jemand in der Lage ist – etwas bestimmtes tun zu können.

Durch Grundlagenwissen ist man also imstande, neues Wissen aufzunehmen, zu bewerten und abzulegen. Falls dieses Wissen fehlt, überträgt man anderen die Macht den Informationsgehalt für wahr oder falsch zu halten. Jemand ohne geeignete Schulbildung wird demnach nicht imstande sein, neue Informationen als wahr oder falsch anzusehen. Und deshalb muss derjenige glauben, was ihm erzählt wird.

Wissen ist nötig, um Neues besser abspeichern zu können

Neues Wissen bzw. neue Informationen werden immer assoziiert abgespeichert. Das bedeutet, dass eine Verknüpfung zwischen neuen Informationen und bereits abgespeicherten Wissen existiert.

Hier ein Beispiel…
Wenn du weißt, wie ein Kamel aussieht, wirst du neue Fakten zum Kamel viel besser abspeichern können – als ohne dieses Vorwissen. Denn ohne dieses Grundlagenwissen wären die neuen Informationen viel zu abstrakt. Aber dadurch, dass du bereits Vorwissen zum Kamel hast, werden die neuen Inhalte konkreter und somit fassbarer für dich. Mit jedem neuen Wissen entstehen somit Querverbindungen zu bereits Gelernten, wodurch eine Art Wissensnetz entsteht.

Durch dieses Wissensnetz ist es nicht nur leichter, Dinge zu behalten – sondern neue Inhalte können auch entsprechend zugeordnet werden. Wenn also in der 1. Klasse die Hauptstädte Europas gelernt werden und die Kinder noch nicht einmal wissen, wo diese Länder sich auf der Landkarte befinden – können diese Informationen nicht zielgerichtet gespeichert werden. Aber wenn Kinder mit der Landkarte vertraut sind, kann neues Wissen hinzugegeben werden – welches zum bereits vorhandenen Wissen gespeichert bzw. abgelegt wird.

Allgemeinwissen ist die Grundlage für Spezialwissen

Wie bereits beim Kamel und den Ländern Europas angedeutet, muss Allgemeinwissen angelegt sein – um Spezialwissen zu erlangen. Und dies ist nicht nur in der Schule so, sondern findet auch im Alltag permanent statt. Wer nicht weiß, wie seine Fernbedienung am Fernseher funktioniert, wird auch keine TV-Aufnahmen programmieren können. Und wer nicht weiß, wie ein Computer angeschaltet wird, kann auch kein neues Betriebssystem darauf installieren. Grundlagenwissen ist demnach bei allen Dingen entscheidend, um spezialisiertes Wissen aufzusetzen.

Wissen ist nötig, um selbstständig entscheiden zu können

Wie beim Computer bereits erwähnt, ist man ohne Wissen, nicht in der Lage seinen Alltag zu bewältigen. Dadurch entstehen Abhängigkeiten, welche gepaart sind mit Machtverlust. Wer von seinem Umfeld in irgendeiner Weise abhängig ist, der muss sich unterordnen, bitten und flehen – dass ihm geholfen wird. Dadurch überträgt man Macht auf andere Personen, welche dann zu Hilfe eilen müssen.

Und egal ob diese Personen freiwillig helfen oder nicht….
In dem Moment, wo man auf diese Menschen angewiesen ist, besitzen diese Macht. Falls du kein Auto fahren kannst und irgendjemanden aus deinem Umfeld bitten musst, wird dieser Person Macht zugesprochen. Autofahren ist eine Fähigkeit, welche durch Wissen über Straßenverkehr und der Funktionsweise eines Autos erworben wurde. Also ist es Wissen genauso wie Schulwissen.

Wissen bietet Orientierung

Im Internet kann man heutzutage alles nachschlagen. Aber dennoch stimmt nicht Alles, was man im Internet sehen oder lesen kann. Durch fundiertes Wissen kann man neue Inhalten mit seinem Wissensnetz abgleichen und erkennen, ob diese Neuinformationen hineinpassen oder nicht. Dadurch wird es möglich, Falschwissen abzugrenzen.

Aber man kann nur nach etwas suchen, was man bereits kennt. Wer noch nie etwas vom Ozonloch gehört hat, wird auch nicht danach suchen. Und falls er danach sucht, fündig wird, kann er diese Informationen nicht einordnen, da man weder die Begriffe Abgase, Treibhausgase, Ozon oder Atmosphäre versteht.

Machtausübung durch hard oder soft power

Machtausübung findet entweder durch Unterdrückung (hard power) oder durch Abhängigkeit (soft power) statt. In beiden Fällen basiert der Machtanspruch allerdings auf Wissen. Falls man eine Person unterdrücken möchte, muss man wissen – wie man das machen kann. Nun kann man sagen, dass der Stärkste immer den Schwächsten unterdrückt. Aber so ist das nicht. Denn der Schwächere kann sich Verbündete holen, wenn er weiß – wie man das geschickt anstellt. Und dann unterdrückt man zusammen den Stärkeren.

Abhängigkeiten kann man auch nur herstellen, wenn man weiß – was der andere benötigt. Und dafür ist Wissen nötig. Man muss die Bedürfnisse des Anderen kennen, seine Vorlieben und seinen Mangel. Dadurch lassen sich Abhängigkeiten schaffen, wodurch Macht entsteht.

Und ein Chef hat eine gewisse Macht über seine Angestellten, da diese Geld benötigen und deshalb abhängig sind. Und ein Lehrer hat Macht über Schüler, da diese gute Schulnoten benötigen. Eltern haben Macht, da ihre Kinder auf Liebe und Fürsorge angewiesen sind. Um diese Macht zu erhalten und auszubauen, bedarf es immer wieder neuer Informationen, welche mit vorhanden Inhalten abgeglichen werden, dann abgelegt und verwendet werden.

Chefs, welche nicht führen können, werden ihre Macht nicht erhalten können. Lehrer, welche nicht unterrichten können, werden von den Schülern gemobbt und Eltern, welche nicht erziehen können, werden von Kindern nicht ernst genommen.

Nun ist Macht in Deutschland ein schlecht bewertetes Wort, da damit auch die deutsche Geschichte verbunden wird. Aber Macht ist nötig, um Ordnung in einem System zu schaffen und zu erhalten. Durch Macht bleibt die Familie stabil, Kinder werden zum Lernen ermutigt usw.

Wissen war schon immer Macht

Schon in Urgesellschaften war es so, dass sich die Menschen dem Anführer unterordneten, bei dem die höchsten Erfolgsaussichten bestanden, dass dieser das Wohl der ganzen Gruppe fördern und erhöhen würde. Niemand würde sich jemanden anschließen, bei dem er glaubt – dass diese Person Unglück über einen selbst bringen würde. Und Anführer sind demnach immer die Menschen geworden, welche wissen – wie man Risiken für die Gesamtgruppe abwehrt, zu Nahrung und anderen Ressourcen kommt usw.

Und durch diesen Wissensvorsprung werden Anführer ermächtigt, zu herrschen. Ohne dieses Wissen würde es niemals zu diesem Vertrauen kommen und niemand würde sich unterordnen. Und selbst bei Königen und Kaisern im Mittelalter bestand deren Führungsanspruch darauf, dass diese wussten, wie man Land und Leute beschützt und den Wohlstand erhöht.

Durch Wissen erhöht sich der Status

Sobald jemand etwas weiß, was der andere nicht weiß, aber wissen möchte – hat der Wissende etwas anzubieten. Und selbst wenn dieses Wissen nur Klatsch und Tratsch sind, erhöht sich der Wissende über seine neugierigen Zuhörer. Und somit wird Wissen zum Statussymbol, solange jemand anderes dieses Wissen ebenfalls benötigt.

Den eigenen Status durch Wissen zu erhöhen, hat in der modernen Gesellschaft dazu geführt, dass es verschiedene Schulausbildungen gibt, verschiedene Akademikergrade usw. Mit Wissen wird außerdem ein gewisses Einkommen verknüpft, da man davon ausgeht, dass der Wissende einen höheren Wert für den betrieb, für die Gesellschaft einbringt.

Unterschiedliche Berufsgruppen mit unterschiedlichen Einkommen entstanden im Industriezeitalter, welche sich am Wissen ausrichteten. Dadurch die Macht durch Wissensvorsprung weiter untermauert, indem ein Einkommensvorsprung angeknüpft wurde. Durch diesen Einkommensvorsprung besteht die Möglichkeit, die eigenen Interessen durch angehäuftes Kapital zu schützen, wodurch weitere Macht entsteht.


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