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Warum sind es 7 Todsünden: Bedeutung, Ursprung und Herkunft


Das Konzept der 7 Todsünden entstammt der Feder eines Mönches. Es basiert nicht auf der Bibel, ist aber im römisch-katholischen Glauben fest verankert und weist die eine oder andere Parallele zur Bibel auf.

Was sind die 7 Todsünden

Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit: Diese gelten gemeinhin als die 7 Todsünden. Bei den sogenannten 7 Todsünden handelt es sich genau genommen um Charaktereigenschaften. Da viele Menschen unter einer Sünde eher eine konkrete, schlechte Handlung verstehen, spricht man in der Theologie mitunter auch von Hauptlastern oder auch von Wurzelsünden. Gemeint sind schlechte Gewohnheiten oder Gesinnungen, die einen beherrschen und aus denen sündige Handlungen entstehen können.

Worin unterscheiden sich Todsünden von anderen Sünden

Man erkennt sie an drei Merkmalen oder Kennzeichen, welche jede Todsünde haben muss.

  • bewusste Ausführung
  • freier Wille
  • Verstoß gegen Gottesgebot

Verstoß gegen Gottesgebot

Eine Todsünde, sei es Gier, Hass oder Neid, ist er erst dann eine Todsünde, wenn sie gegen die 10 Gebote der Bibel verstößt. Erst dann wird eine Sünde als schwerwiegend geahndet. Zu den 10 Gebote gehören u. A. das Verbot des Ehebruchs, das Elterngebot, das Mordverbot – aber auch das Verbot, den Namen des Herrn zu missbrauchen.

Geschehen diese Sünden durch Gier, Hass, Neid usw. kann es sich, um eine Todsünde handeln, falls die beiden anderen Kennzeichen ebenfalls zutreffen.

Bewusste Ausführung

Neben dem Gottesverstoß muss die Handlung auch bewusst ausgeführt worden sein. Das bedeutet, der Todsünder muss vor der Handlung davon gewusst haben, wie schwerwiegend die Folgen seiner Tat werden würden. Demnach muss ihm auch bewusst sein, dass seine Tat eine Sünde ist und gegen das Gottesverbot verstößt.

Willentliche Tat

Ein weiteres Kennzeichen einer Todsünde ist, dass diese willentlich ausgeführt werden muss. Falls der Täter zur Tat gezwungen wurde, fällt der Todsündenanspruch mitunter weg.

Beim Film „Sieben“ ging es um die Ausführung von Todsünden. Allerdings wurden die Sünder von einem Verrückten zur Tat gezwungen, weshalb nur der Psychopath im Film die Todsünden begann.

Woher kommen die 7 Todsünden

Auch wenn es den Anschein hat, die 7 Todsünden wären eine biblische Lehre, so entspricht das nicht der Wahrheit. In der Bibel findet sich weder das Wort „Todsünde“ noch eine festgelegte Anzahl von Sünden, die zum Tod führen würde. Laut der Bibel folgt auf jede schlimme Sünde der Tod. Gemeint ist mit Tod nicht zwingend das Sterben, sondern die ewige Trennung von Gott.

So nennt der Apostel Paulus im Bibelbuch Galater im Kapitel 19 viel mehr als sieben schlechte Eigenschaften, Gewohnheiten oder Handlungen, zudem schließt er ab mit „und ähnliche Dinge“, was anzeigt, dass es für Gott nicht nur sieben schwerwiegende Sünden gibt, sondern sehr viel mehr.

Andererseits zeigt die Bibel auch ganz klar, dass Gott bereit ist, Sünden zu vergeben, wenn der Sünder aufrichtig bereut und dass es in der Schwere von Sünden durchaus Abstufungen gibt. So wird ein zorniger Mensch, der sich bemüht, gegen seine Neigung anzukämpfen, natürlich nicht auf dieselbe Stufe mit einem Menschen gestellt, der seiner Wut nachgegeben und sich an einem anderen Menschen gerächt hat.

Warum sind es 7 Todsünden

Mönche haben sich das ausgedacht! Mönche und Nonnen lebten früher wie heute ein sehr einfaches Leben. Sie setzten sich daher häufig mit Themen wie Selbstkontrolle und Versuchung auseinander. In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts lebte in der ägyptischen Wüste ein Mönch namens Euagrios Pontikos. Er studierte das Leben von Einsiedlermönchen und sorgte sich um deren Gedankenwelt. Seine Liste enthielt damals jedoch noch 8 Laster, was vermutlich auf die griechische Philosophie zurückgeht.

Seine Liste unterschied sich aber nicht nur zahlenmäßig, sondern auch inhaltlich leicht von der heute üblicherweise verwendeten Liste. Denn darauf fanden sich noch Trübsinn und Ruhmsucht, den Neid hingegen hatte er noch nicht auf dem Schirm.

Der Neid kam erst Ende des sechsten Jahrhunderts mit Papst Gregor dem Großen (540-640 n.Chr.) dazu. Damals entstand die heutige Liste der 7 Todsünden. Seine Liste richtete sich erstmals an die allgemeine Öffentlichkeit und nicht mehr nur an Mönche. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man stets zwischen dieser Liste an Hauptlastern und schwerwiegenden Sünden entschieden, die jemand ganz bewusst vornimmt, wie Mord oder Ehebruch. Nun aber begannen sich die beiden Begriffe zu vermischen.

Warum heißt es Todsünden

Sterben muss jeder. Also ist der Tod auch nicht die Bestrafung für die Sünde. Doch in vielen Religionen gibt es mehrere Tode. So gibt es den natürlichen Tod, welchen man in der Biologie als Sterbensakt oder Tod bezeichnet. In vielen Religionen geht man aber davon aus, dass die Seele nicht stirbt, wiedergeboren wird oder im Gottesreich ewig lebt.

Im Christentum ist die Grundlage für eine Aufnahme im Gottesreich (Himmelsreich), dass man sich zu Lebzeiten mit Gott vereinigt hat. Das bedeutet, dass man die 10 Gebote befolgt und Gott als Schöpfer und Erlöser anerkennt.

Laut der Johannesoffenbarung im Neuen Testament der Bibel gibt es noch einen zweiten Tod, welcher auch als ewiger Tod bezeichnet wird. Sünder, welche Todsünden begehen, sterben somit den natürlichen Tod – wie alle anderen auch – aber auch den zweiten bzw. ewigen Tod.

Laut Johannes werden Sünder und gottlos lebende Menschen, nach ihrem Tod, in einen Feuersee geworfen. Dort sterben sie dann den ewigen Tod. Alle Nichtgläubigen begehen, laut dieser Vorstellung, sowieso eine Todsünde, weil sie sich von Gott abgewandt haben.

Wie können Todsünden vergeben werden

Um den ewigen Tod zu sterben, müssen Sünder frei von Reue und Buße sein. Das bedeutet, wer seine Taten offen und ehrlich bereut und Buße tut, kann von der Todsünde entlastet werden. Das Rechtssystem sieht dafür Gerichte und angeordnete Strafen vor.

Allerdings reicht die weltliche Bestrafung nicht aus. Denn der Sünder muss während seiner Reue auch den Wunsch äußern, das Bußsakrament und die Absolution (Lossprechung) zu empfangen. Dies geschieht erst durch eine Beichte, welche ein Priester abhalten muss. Dieser kann die Absolution (Lossagung) erteilen. Demnach können – laut religiöser Weltanschauung – nur Priester eine Todsünde lossagen.

Was haben die 7 Todsünden mit Dämonen zu tun

Die 7 Todsünden sind Hauptlaster, also Charaktereigenschaften oder Verhaltensweisen, der Menschen. Man ordnete diese Laster auch Dämonen zu. Das Hauptlaster, also die schlechte Charaktereigenschaft (z.B. Geiz), führt dazu – dass der Mensch nicht nur einmal eine Sünde begeht, sondern immer wieder. Demnach führen diese Menschen ein sündiges Leben.

Der Weihbischof von Trier, Peter Binsfeld (1545-1598) war auch Dämonen- und Hexentheoretiker und legte eine Dämonenliste für die Todsünden an. Die Heimsuchung durch Dämonen wurde demnach gleichgesetzt mit dem Begehen der Todsünden. So wurde die Todsünde personifiziert bzw. dämonisiert.

Luzifer als Sinnbild für Hochmut

Luzifer ist der gefallene Engel bzw. im Christentum der oberste Teufel. In der babylonischen Mythologie ist Luzifer ein himmlisches Wesen, welches in die höheren Ebenen der Götter aufsteigen wollte und beim Versuch abstürzte. Die Redewendung „Hochmut kommt vor dem Fall“ beschreibt diese Erzählung.

Beelzebub wird mit Völlerei gleichgesetzt

Der Beelzebub ist ein Fliegendämon in der hebräischen Mythologie. Im Mittelalter glaubte man, dass der Belzebub der Herr über die Fliegen war und das Ansehen dazu führte, dass neue Fliegendämonen entstehen würden. Auch Unreinheit, Leichenzerfall und Verwesung wurden mit den Aufkommen von Fliegen assoziiert.

Die Völlerei ist ein Todsünde, da die Menschen sich nicht dankbar – für Gottes Gaben und das Leben – welches einst in diesen Gaben steckte, geben.

Mammon als Personifizierung des Geizes

Mammon war ursprünglich ein hebräisches Wort für Geld, Vermögen oder Besitz. Als Martin Luther die Bibel übersetzte, ließ er dieses Wort in seinem Ursprung stehen, wodurch es personifiziert wurde. Im Volksglauben entstand dadurch der Dämon Mammon, welchen man mit Habgier, Geiz – aber auch mit Reichtum gleichsetzte.

Belphegor als Dämon der Trägheit

Belphegor wird, laut Peter Binsfeld, mit Trägheit personifiziert. An anderen Stellen ist Belphegor ein Dämon, welcher geniale Erfindungen schuf. Laut Johann Weyer (1515-1588), einem Gegner der Hexenverfolgung, war Belphegor ein Dämon – welcher in einer Felsspalte hauste und darauf wartete, dass man ihm Opfergaben zuwarf.

Leviathan als Verkörperung des Neides

Der Leviathan ist ein mythisches Seeungeheuer, welches einer Schlange, einem Drachen oder einem Krokodil ähnelt. Es verschlingt die Verdammten. Der Neid wird dem Leviathan gleichgesetzt, aber auch das Chaos und die Katastrophe.

Satan als Sinnbild für Zorn

Satan ist in der jüdischen Mythologie ein Geisterwesen, welches die Integrität und den Glauben der Menschen testet. Er prüft die Menschen, ob sie sich zu Gott bekennen. Des weiteren tritt Satan als Ankläger gegenüber Sündern auf. Im Tanach und der jüdischen Mythologie untersteht Satan der vollständigen Kontrolle durch Gott und kann keinen eigenen Willen entfalten.

Im Christentum tritt Satan als Gegenspieler zu Gott auf, welcher als gefallener Engel und Dämon, die Menschen verführen will. Auch die Verkörperung von Krankheit und Bosheit wird Satan zugeschrieben. Das Wort Zorn hat indogermanische Wurzeln und wird dort als Streiter, Spalter oder Wettstreiter geführt.

Asmodäus als Dämon der Wollust

Asmodeus ist ein Dämon in der hebräischen Mythologie, welcher im Alten Testament im Buch Tobit erwähnt wird. Dort tötet Asmodaeus mehrere Männer, um sich einer Frau – namens Sara – zu nähern. Er schläft schließlich auch mit ihr.

In anderen Erzählungen begehrt Asmodeus die Frau von König Salomos und auch dessen Mutter Batseba. In der Legendenerzählung der biblischen Städte Sodom und Gomorra taucht der Dämon ebenfalls als Sündenbringer auf.

Welche Bedeutung haben die 7 Todsünden im Alltag

Die Sünde als Verfehlung zu Gott hat einen ganz praktischen Ursprung. Denn die Kirche bzw. das Christentum ist als Gemeinschaft gedacht worden. Und in einer Gemeinschaft braucht es Regeln, an welche sich die Mitglieder halten und welche für ein harmonisches Zusammenleben sorgt. Das Leben in Einheit mit Gott, also ohne Sünde, verspricht demnach ein Weiterleben nach Tod. Gott oder die Kirche treten insbesondere im Mittelalter als Ordnungsmacht auf, welche Regeln und Gesetze erlassen, die das Miteinander möglich machen sollten.

Wenn man sich mit der Bedeutung der 7 Todsüden befasst, erkennt man schnell: So manche Eigenschaft hat in der modernen Gesellschaft gar keinen so schlechten Ruf, wie das früher anscheinend der Fall war. Gehen wir die 7 Todsünden noch einmal der Reihe nach durch.

  • 1. Hochmut / Angeberei / Arroganz / Selbstüberschätzung: Wer sich als besser, klüger oder schöner als andere einschätzt, könnte mit dieser Todsünde ein Problem haben. Die Eigenschaft ist in unserer Gesellschaft trotzdem weitestgehend akzeptiert.
  • 2. Geiz / Habgier / Habsucht: Hierbei geht es um die Einstellung zu materiellen Dingen. Wem es schwerfällt, sein hab und Gut mit anderen zu teilen, hat mit dieser Todsünde ein Problem. Spätestens wenn jemand bereit ist, anderen Schaden zuzufügen, nur um etwas zu bekommen, wird das von der Gesellschaft nicht mehr toleriert.
  • 3. Wollust / Sexsucht / Ausschweifung: Diese Eigenschaft wird in der westlichen Welt nicht mehr als Sünde angesehen. Ganz im Gegenteil, heute lautet das Motto eher „Sex sells“.
  • 4. Zorn / Rachsucht / Wut / Verbitterung: Zornige Menschen sind heute an der Tageordnung. Man denke nur mal an den Straßenverkehr oder die Gewalt in vielen Familien. Die Schwelle zum Wutausbruch ist nicht mehr hoch.
  • 5. Völlerei / Fresssucht / Trunkenheit: Heutzutage würde man eher von Adipositas, also von Übergewicht, beziehungsweise von Alkoholkrankheit sprechen. Die Fresssucht gilt heute als Charakterschwäche, nicht mehr als Sünde.
  • 6. Neid / Eifersucht: Man gönnt dem anderen seine Freude nicht oder will dasselbe haben. Am Beispiel der Brüder Kain und Abel sieht man, welche schlimmen Auswirkungen das haben kann.
  • 7. Trägheit / Faulheit: Damit kann gemeint sein, körperliche Betätigung zu meiden oder im übertragenen Sinn seine Augen vor fremden Schicksalen zu verschließen. Sich berieseln zu lassen statt selber zu denken lautet heutzutage oft die Devise.

Was Gregor der Große vor Hunderten von Jahren formuliert hat, ist auch heute offensichtlich noch von Interesse. Menschen fragen sich nach wie vor, ob sie schlechten Neigungen nachgeben oder aber versuchen sollen, ihnen Herr zu werden. Die Idee hinter den 7 Todsünden: zu essen, zu trinken oder Sex zu haben, ist nicht verkehrt – was verkehrt ist, ist die Übertreibung. Insofern ist das Konzept zwar nicht biblisch, aber dennoch aktuell.


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