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Was bedeutet Lokalpatriot: Definition und Bedeutung


Lokalpatriotismus beschreibt die Verbundenheit einer Person mit seiner unmittelbaren Heimat, welche nicht das Heimatland bzw. Staatsgebiet betrifft, sondern eine Stadt, eine Region oder eine Ortschaft. Menschen, welche ihren Patriotismus nicht auf ihre Nationalität oder Vaterland lenken, sondern auf den besagten Ort – werden als Lokalpatrioten bezeichnet. Damit steht der Lokalpatriotismus dem Nationalbewusstsein eines ganzen Landes, dem europäischen Bewusstsein eines ganzen Kontinents und dem Weltbürgertum – welches die gesamte Menschheit einbezieht – als kleinste Einheit gegenüber.

Es ist anzunehmen, dass Heimatverbundenheit bei vielen jungen Menschen nicht mehr eine so emotionale Bedeutung hat wie früher. Der Trend, sein Zuhause zu verlassen, im Ausland zu studieren und einen Platz in der Welt zu finden, ist deutlich größer als früher. Das neue Lebensgefühl hat auch mit dem Internet als „World Wide Web“ und der zunehmenden Globalisierung zu tun. Weltoffenheit ist zukünftig eine Erfordernis, welches auch berufliche Konsequenzen haben kann. Zugleich wird es immer Lokalpatrioten und Heimatverbundene geben, die sich über ihren Wohnort, ihr Brauchtum, ihren Dialekt oder die Region, in der sie leben, definieren.

Was bedeutet Lokalpatriotismus: Definition und Bedeutung

Der Begriff „Lokalpatriotismus“ besagt schon durch die begriffliche Zusammensetzung, dass es sich um eine lokal begrenzte Form des Patriotismus handelt. Während es beim Patriotismus um Vaterlandsliebe und Nationalstolz geht, geht es beim Lokalpatriotismus darum, seinen Heimatort oder die Region, in der man lebt, mit besonderer Hingabe zu lieben. Man sieht sie als Teil der eigenen Identität an. Das kann jedoch gleichzeitig eine absichtsvolle Abgrenzung zu Menschen aus anderer Regionen und Städten bedeuten. Diese Abgrenzung kann sich bis zur Feindseligkeit ausdehnen.

Im Deutschen Reich galt eine patriotische Haltung des Nationalstolzes als Pflicht aller (arischen) Deutschen. Viele Deutsche wollten diese Haltung seinerzeit aber nur auf ihre Heimatregion bezogen wissen. Sie sahen im Lokalpatriotismus die wichtigere Haltung. Ein Gefühl der Zuneigung und Verbundenheit zum gesamten Staatsgebilde entstand bei ihnen nicht. Früher wurden Menschen als lokalpatriotisch angesehen, wenn sie die Werte und Ideale ihrer Heimatstadt oder -region hochhielten und verteidigten. Der Stolz darauf, ein Deutscher zu sein, unterlag dem Stolz darauf, Bayer oder Hesse, Berliner oder Hamburger zu sein.

Der Begriffsinhalt hat sich jedoch etwas gewandelt. Als lokalpatriotisch gilt heute, wer sich mit seiner Heimatstadt verbunden fühlt und sich deshalb um sie verdient macht. Solche Menschen werden nach entsprechend langem Engagement oft zu Ehrenbürgern einer Stadt ernannt. Sie haben als Lokalpatrioten die städtische Universität, die Uni-Kliniken oder die Kunsthalle über Jahre als Stifter tatkräftig unterstützt oder sich anderweitig durch Ehrenämter und dergleichen hervorgetan. Der Lokalpatriot früherer Tage ist damit aber keinesfalls ausgestorben. Er existiert weiterhin – und beruft sich dabei auf ein eigenes Verständnis von Lokalpatriotismus.

Manche Menschen fühlen sich berufen, ihren Stolz auf die Heimatstadt dazu zu nutzen über andere herzuziehen. Sie sehen sich genötigt, die Bewohner anderer Städte herabzumindern. Münchner Lokalpatrioten verachten beispielsweise die Berliner oder Hamburger. Abfällige Begrifflichkeiten wie „Saupreissen“ oder „Ossies“ machen das deutlich. Solche Begriffe beruhen auf Stereotypen. Damit sind geistige Schubladen gemeint, in die andere aufgrund starrer Ansichten einsortiert werden.

Oftmals findet man solche vorurteilsbeladenen Haltungen in Verbindung mit dem regionalen Fußballverein ausgelebt. Die Feindseligkeit von Fans einer Mannschaft gegen die Fans bestimmter anderer Mannschaften wird durch den falsch verstandenen Lokalpatriotismus begründet. Insbesondere wenn es um Spitzenplätze in der Bundesliga geht, werden solche Feindschaften geradezu gepflegt. Aufgeladene Stimmungen können zu Gewaltexzessen und Randale im Stadion führen.

Wie äußert sich Lokalpatriotismus

Gemäß dem oben skizzierten Verständnis des Begriffes „Lokalpatriotismus“ können sich Lokalpatrioten auf unterschiedliche Weise als solche zu erkennen geben.

Beispiel 1: Mäzene, Stifter und andere Lokalpatrioten

Mentoren, Mäzene, Stifter und Ehrenamtler sehen ihre Stadt oder Region als unterstützenswerte Orte und Landschaften an. Sie haben außerdem oft das Gefühl, der Stadt/Region etwas zu verdanken. Darum möchten sie ihr etwas zurückgeben. Die eigene Identität wird am beruflichen Erfolg oder der Tatkraft festgemacht. Sie ruht zwar in der Heimatverbundenheit, definiert sich aber nicht allein über sie. Im Gegenteil: Diese Lokalpatrioten sind oft sehr weltoffen, weitsichtig und tolerant.

Während solche Menschen sich als noch tatkräftig ansehen oder gar wohlhabend sind, reichen die städtischen Mittel meist nur für das Nötigste. Daher gründen solche Lokalpatrioten häufig Stifterkreise. Manche von ihnen tun sich als Mäzene mit zum Teil beachtlichen Investitionen hervor. Andere begründen Stiftungen zur Förderung benachteiligter Mitbürger oder gründen Vereine, die Hilfe und Rat in bestimmten Fragen anbieten. Solche engagierten Bürger sorgen über Jahre durch politisches oder soziales Engagement dafür, dass es ihrer Stadt besser geht.

Sie stiften beispielsweise bedeutende Kunstsammlungen, um der Kunstsammlung ihrer Heimatstadt mehr Bedeutung und Attraktivität zu verleihen. Sie investieren erhebliche Summen für die bauliche Erweiterung der Universität oder der Kinderklinik. In ihrem Verständnis ist Lokalpatriotismus eine Haltung, die dem Dienen am Gemeinwohl der Stadt verpflichtet ist.

Beispiel 2: Fußballfans, Ultras und Hooligans

Ganz anders verstehen fanatische Fußballfans den Begriff „Lokalpatriot“. Während sich das Gros der Fußballfans lediglich einer bestimmten Fußball-Elf verbunden fühlt, grenzen sich andere als vermeintliche Lokalpatrioten von den Fans aller anderen Mannschaften ab. Einige Mannschaften und deren Fans werden geradezu zu Feinden hochstilisiert. Die eigene Identität als Fan wird an der Zugehörigkeit zur regionalen Fußballmannschaft festgemacht.

Der Lokalpatriotismus richtet sich dann in verächtlicher und aggressiver Weise gegen die vermeintlichen Feinde aus anderen Regionen oder Städten. Damit wird der Lokalpatriotismus als Anlass und Grund missbraucht, sich selbst als überlegen einzustufen und entsprechend darzustellen. In dieser Haltung liegen abgewandelte Formen des Egozentrismus und Ethnozentrismus verborgen. Egozentrismus bedeutet, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen.

Ethnozentrismus bedeutet, die eigene Ethnie, das eigene Volk als überlegen anzusehen. Der Begriff beschreibt die Voreingenommenheit gegenüber Wohnort-fremden, andersgearteten oder auswärtigen Gruppen. In diesem Sinne kann Lokalpatriotismus sich als regionale bzw. lokale Überlegenheit und ein Behaftet-Sein mit regionalen Vorurteilen ausleben.

Der durchschnittliche Normalbürger als Lokalpatriot

In der restlichen Bevölkerung einer Stadt oder Region lebt sich Lokalpatriotismus oft auf der Vereinsebene aus. Viele Mitbürger sind beispielsweise stolze Mitglieder im örtlichen Schützenverein. Manch anderer engagiert sich bei der freiwilligen Feuerwehr. Frauen gehören ein halbes Leben lang der Trachtentanzgruppe oder dem Landfrauenverein an und sind stolz darauf. Das Sozialleben wird entscheidend von den lokalen und regionalen Bräuchen und Sitten geprägt. Die Stammkneipe ist der zentrale Ort, wo man sich trifft. Die eigene Identität wird an den gewachsenen Strukturen des Heimatortes festgemacht. Man fühlt sich diesem eng verbunden.

Als Lokalpatriot sorgt man oft mit für das dörfliche Gemeinwohl. Das zeugt sich insbesondere in Krisen wie der Flutkatastrophe im Ahrtal. Die Menschen unterstützen sich. Sie betrachten ihren Heimatort als den Platz auf Erden, der schöner ist als alle anderen. Ein Hauch von Feindseligkeit oder Verachtung gegen andere ist damit aber nicht immer verbunden. Wer Urlaub in anderen Ländern macht, empfindet aber häufig sein Zuhause als den erstrebenswertesten Ort zum Leben. Die Restwelt mag attraktiv sein, ihr mangelt es aber an diesem Gefühl der tiefen Verbundenheit und Zugehörigkeit. Daher bilden sich in Florida oder auf Mallorca oft Enklaven Gleichgesinnter.

Lokalpatriotismus und Weltbürgertum müssen sich nicht unbedingt ausschließen, wie wir an den lokalpatriotischen Mäzenen und Stiftern gesehen haben. Aber sie tun es oft. Wenn die Verbundenheit mit der Heimatstadt mit übertriebenem Stolz belegt wird, können schon die Menschen im Nachbarort derselben Region als minderwertiger empfunden werden. Die Schattenseite des Lokalpatriotismus ist das Gefühl eigener Überlegenheit. Diese definiert sich aber nicht über Fakten, Bildung oder Wohlstand, sondern allein über den Wohnort.

Welche Synonyme existieren zum Lokalpatriotismus bzw. zu Lokalpatrioten?

Lokalpatriotismus kann auch als Heimatliebe oder Heimatverbundenheit verstanden werden. Der Lokalpatriot ist demnach ein Heimatliebender. Diese Begriffe waren lange Zeit mit negativen Zuschreibungen behaftet. Schon der Begriff „Heimat“ galt als altertümelnd, nationalistisch, anrüchig und engstirnig. Beide Begriffe erleben aber gerade eine Art Renaissance.

Der regionalen Verwurzelung und dem Stolz auf seine Heimat werden inzwischen keine rechtsnationalen Tendenzen mehr zugeschrieben – und das, obwohl diese Begrifflichkeiten von der AFD oder anderen Nationalisten häufig entsprechend genutzt werden. Andere Synonyme werden weder im Duden noch anderswo gelistet. In der Schweiz werden Menschen, die sich ihrem Kanton besonders verbunden fühlen, als mit einem „Kantönligeist“ behaftet angesehen.

Wodurch entsteht Lokalpatriotismus

Das Entstehen von Lokalpatriotismus definiert sich durch einen Ort, an dem man lebt oder geboren wurde, und an dem man sich heimisch fühlt. Die Selbstdefinition als Münchner, Bayer oder Hamburger ist der Hintergrund für dieses Selbstverständnis.

Der Wohnort und der regionale Lebensmittelpunkt werden im eigenen Selbstverständnis für wichtiger gehalten als anderes – zumindest in bestimmten Zusammenhängen. Sie sind ja keine allein definierenden Parameter. Natürlich sind berufliche Erfolge, Wohlstand und Familienglück auch Dinge, die das eigene Selbstverständnis begründen und unterfüttern. Wichtig ist aber, dass der Lokalpatriotismus sich oft eher nach außen hin und in Richtung auf andere auswirkt. Das gilt jedoch nicht ausschließlich. Man unterfüttert ja seinen Stolz darauf, Bayer oder Hesse zu sein, auch durch die Zugehörigkeit zu örtlichen Vereinen und Einrichtungen.

Die beruflichen Erfolge, der Wohlstand oder das Familienglück sind nach dieser Sichtweise eher Werte, die innerhalb des unmittelbaren Lebensumfeldes eine Rolle spielen. Auch diese können natürlich unter bestimmten Bedingungen ebenfalls eine Außenwirkung erhalten.

Welche prominenten Vertreter sind überzeugte Lokalpatrioten

Der Düsseldorfer Punkmusiker Campino von den „Toten Hosen“ ist nach eigener Aussage ein begeisterter Lokalpatriot. Gleiches gilt für den Rostocker Rapper Materia. Beide empfinden in einem gemeinsamen Interview Häme gegen ihre Heimatorte als schmerzlich, weil sie stolz auf ihre Stadt und deren Entwicklung sind. Einen Unterschied zwischen „Ossi“ und „Wessi“ machen beide nicht, weil das eigentlich verbindende Element für beide die Musik ist. Diese überlagert alle vermeintlichen Unterschiede zwischen Ost- und Westbürgertum.

In der Popmusik finden sich die „Söhne Mannheims“ oder die verstorbene Blues-Sängerin Joy Fleming, die stets für ihre Heimatstadt Mannheim geworben haben. In diesem Fall ging es vielleicht darum, die Bedeutung ihrer Heimatstadt als Talentschmiede oder Ort von musikalischer Bedeutung herauszustellen. Gleiches gilt für Hannover und die weltbekannt gewordene Hannoveraner Rockband „Scorpions“. Ihre Heimatverbundenheit ist sprichwörtlich. Die Basis der „Scorpions GBR“ sowie des Büros und eines Lagers ist weiterhin in Hannover-Langenhagen zu finden. Die Bandmitglieder stifteten Geld für Proberäume, die anderen Musikern aus Hannover zugutekamen.

Im Grunde könnte man hier auch sämtliche Volksmusiker – angefangen vom Volksrocker Andreas Gabalier über Ur-Volkssänger Heino bis hin zu Hansi Hinterseer oder Margot Hellwig einsortieren. Sie alle haben ihre Heimatverbundenheit in Liedgut gegossen und damit zum Geschäftszweig gemacht. Zugleich werden sie als musikalische Botschafter ihrer Heimatorte angesehen und geehrt. Panik-Sänger Udo Lindenberg, Kunstmäzen Ian Karan oder Komiker Otto Waalkes wurden als Botschafter Hamburgs bekannt und berühmt. Waalkes warb aber – ebenso wie Scooter-Sänger H.P Baxxter – auch als Ostfriese für seine Heimatregion. Nina Hagen wurde als schrille Berliner Göre ein provokantes Gegenbeispiel zum staatlich überwachten DDR-Künstler.

Ob die Kölner tatsächlich die größten Lokalpatrioten der BRD sind, wie ein Webseiten-Eintrag behauptet, sei dahingestellt. In jedem Fall hat Wolfgang Niedekens Band „BAP“ den Kölner Dialekt – das Kölsch – bundesweit bekannt gemacht. Zuvor war es Willy Millowitsch, der den heimatverbundenen kölschen Typus verkörperte wie kaum ein Zweiter. Louis Trenker war das österreichische Sinnbild der Heimatverbundenheit. Der Name der Südtiroler Legende ist heute noch so zugkräftig, dass Trachten-Mode unter seinem Namen verkauft wird. Dass Trenker bevorzugt bergtaugliche Schuhe, Hosen und Trachtenjanker trug, zeigt seine lebenslange Verbundenheit mit der Region. Die Trachten-Modelinie unter seinem Namen ist insofern authentisch und glaubwürdig.


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