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Sagen, Sagenwelt, Sagengestalt: 14 Fragen und Antworten


Sage Sagenwelt Sagengestalt

Eine Sage ist eine kurze, mündlich überlieferte Geschichte. Sie handelt von Helden, übernatürlichen Wesen, Naturphänomenen oder Alltäglichem und endet meist gut. Zusätzlich enthält die Sage oft genaue Ort- und Zeitangaben und manchmal auch eine Moral. Aspekte einer Erzählung mit historischen Bezug und fehlenden Beweis werden als sagenhaft bezeichnet.

Was ist eine Sage?

Eine Sage ist eine kurze Geschichte. Der Begriff stammt von dem althochdeutschen Wort „saga“ ab, was übersetzt „Gesagtes“ bedeutet. Sagen sind Märchen und Legenden ähnlich. Teilweise sind diese drei Geschichtsformen schwierig voneinander abzugrenzen.
Geprägt wurde der Begriff „Sage“ von den Brüdern Grimm. Viele Sagen enthalten Motive und Regeln, welche auch in anderen Sagen auftauchen. Eine Sage soll anders als andere Erzählungen, einen Aspekt aus der Vergangenheit erklären (siehe nächsten Abschnitt).

Was bedeutet sagenhaft

Sagenhaft bedeutet, dass eine Erzählung einen historischen Kern, Ursprung oder Rahmen hat, jedoch Teile der Erzählung historisch nicht gesichert sind. (siehe: Was bedeutet sagenhaft: 11 Beispiele aus Geschichte & Mythologie)

Wozu dienen Sagen

Sagen sollen Phänomene, Erscheinungen und Ereignisse aus der Vergangenheit erklären. Demnach soll durch die Sage das gleiche Ziel erreicht werden, wie durch Geschichte (Geschichtswissenschaft).

Der Unterschied zur wissenschaftlichen Geschichte besteht darin, dass die Sage sich nicht an Quellen orientiert. Solche Geschichtsquellen sind Schriftstücke, Urkunden, aber auch ausgegrabene Sachquellen (alte Vasen und Werkzeuge, Häuser usw.). Die Sage wurde lediglich mündlich überliefert, also von einer Person zu einer anderen Person weitererzählt.

Innerhalb der Sagenforschung versucht man nun Quellen oder Anhaltspunkte zu finden, welche die Sage bestätigen bzw. beweisen. Würde man den wissenschaftlichen Beweis für eine Sage erbringen, würde der Sagenstatus in den belegbaren Geschichtsstatus übergehen. Aus der Sage würde eine Geschichtsdarstellung werden. Und die einstige Sagengeschichte wäre dann eine wissenschaftliche Rekonstruktion der Vergangenheit.

Was ist die Sagenwelt

Die Sagenwelt ist die Gesamtheit aller Sagen, welche in einem bestimmten Kulturraum erzählt werden. Diese Sagengeschichten sind miteinander verknüpft, so dass eine Erzählung die andere Erzählung untermauert, wodurch sich eine plausible Gesamtheit (Welt= ergibt). In der Wissenschaft bezeichnet man die komplexe Sagenwelt einer Region oder eines Kulturraums als Mythologie.

Mythologien haben oftmals einen göttlichen Bezug, da das Unerklärliche mit Gotteswirken begründet wird. Zur Sagenwelt bzw. Mythologie werden die Sagengeschichten erst dann, wenn zwischen den Einzelerzählungen genügend Verbindungen untereinander geschaffen sind. So ist die einzelne Göttersage noch keine Mythologie. Taucht der Gott allerdings auch in anderen Göttersagen auf, unterhält er soziale Beziehungen zu diesen Göttern bzw. prägt deren Leben mit – ergibt sich ein Götterbild (Götterwelt) für diesen Kulturraum.

Wird das Götterbild durch Heldensagen unterstützt, entsteht eine Verbindung zwischen der Menschen- und der Götterwelt. Dieses Gesamtkonstrukt wird als Sagenwelt bzw. Mythologie bezeichnet.

Wo spielen Sagen

Sagen haben immer einen regionalen Bezug. So gibt es Harzsagen, welche im Harz spielen. Es gibt die Sage, wie Rom durch Romulus und Remus entstanden ist – welche in Italien spielt. Andere Sagen spielen in Thüringen oder in Bayern. Viele Sagen sollen unerklärliche Naturphänomene erklären, weshalb Sagen oft in Naturräumen entstehen.

So ist bspw. die Roßtrappe ein Berg im Harz, welcher fast vollständig mit Wald überzogen ist. Nur eine kahle Stelle ragt heraus, deren Ursprung man mit einer Sage erklärt hat.

Laut der Sage wurde eine Prinzessin von einem Ritter, namens Bodo, verfolgt. Auf der Flucht vor ihrem Verfolger sprangen die Prinzessin und ihr Pferd von dem gegenüberliegenden Berg (Hexentanzplatz) zur Roßtrappe. Der Ritter Bodo und sein Pferd sprangen hinterher. Doch das Pferd (Roß) des Ritters erreichte die Roßtrappe nur mit einem Huf und stürzte dann ab. Der Hufabdruck ist die kahle Stelle. Im Tal darunter fließt die Bode, benannt nach dem abgestürzten Ritter Bodo.

Wie die Sage von der Entstehung der Roßtrappe spielen andere Sagen ebenfalls in regional eingegrenzten Gebieten und sollen häufig ein Naturphänomen erklären.

Was ist eine Sagengestalt

Eine Sagengestalt ist jedes Lebewesen, welches in einer Sage auftaucht, dessen Existenz lediglich mündlich überliefert ist und deren wahrhaftige Existenz angezweifelt werden kann. In der oben beschriebenen Sage sind sowohl der Ritter Bodo als auch die Prinzessin Brunhilde zwei Beispiele für Sagengestalten.

Falls der Ritter Bodo existiert hat, man also eine Urkunde mit seinem Namen findet – wird aus der Sagengestalt eine historisch gesicherte Gestalt. Die Sage von der Roßtrappe bleibt dennoch bestehen, da der Pferdesprung mit Abdruckstelle als nicht gesichert gilt. Dann handelt es sich weiterhin um eine Sage, allerdings mit historischen Bezug (Personenbezug).

Welche Sagengestalten gibt es

Je nach Sagenform existieren unterschiedliche Sagenwesen. So tauchen in Volkssagen häufig Zauberer, Elfen, Feen, Zwerge, Drachen, Riesen, Prinzessinnen, Ritter und Könige auf – deren Existenz nicht gesichert ist.

In Göttersagen tauchen Götter – wie Zeus (griechische Sagenwelt) oder Odin (nordische Sagenwelt) – auf. Demgegenüber stehen Heldensagen, wie Herkules oder Odysseus, in welchen der Held bestimmte Aufgaben erledigen muss, um ein Unheil abzuwenden.

Welche Arten von Sagen gibt es?

Von den Sagen gibt es verschiedene Arten, die sich in einigen Punkten unterscheiden. Einige Sagen lassen sich aber auch mehreren Sagenformen zuordnen.

Volkssagen

Volkssagen sind Sagen, die oft vom einfachen Volk handeln. Sie enthalten überwiegend übernatürliche Aspekte oder erklären Naturphänomene. Manchmal erzählen sie auch die Geschichte von tatsächlich existierenden Persönlichkeiten oder erfinden eine eigene Figur. Ein Beispiel wäre Rübezahl, ein Berggeist, der das Wetter beeinflusst und als unberechenbar beschrieben wird.

Wandersagen

Wandersagen sind Sagen, die in unterschiedlichen Formen an verschiedenen Orten erzählt werden. Teilweise überwinden Sagen so weite Wege, dass sie sogar in mehreren Kulturen bekannt sind. Dabei werden sie normalerweise so abgewandelt, dass sie in diese Kultur hineinpassen. Das können Namen der Figuren, Handlungsorte, Berufe und vorkommende Tiere sein.

Ein mögliches Beispiel für eine Wandersage sind der Rattenfänger von Hameln und die Sage des Schlangenkönigs im Spreewald. Beide handeln von einer Tierplage, in Hameln Ratten, im Spreewald Schlangen. In beiden Sagen kommt jemand den Bewohnern der Region zur Hilfe und lockt die Tiere durch Flötenspiel fort. Die Bewohner von Hameln hintergehen ihren Helden, während die Bewohner des Spreewalds ihn lobpreisen.

Wandersagen sind mit den heutigen „urban legends“ vergleichbar. Dabei handelt es sich ebenfalls um zum größten Teil ausgedachte Geschichten mit eventuell wahrem Kern. Sie verbreiten sich, heute über das Internet viel schneller, und werden, abgewandelt auf die Region, weiterverwendet.

Typisch für Wandersagen ist der Fremde, welcher als Wandersmann auftaucht und den Bewohner hilft. Da der Fremde – auch in der Sagenerzählung weiterzieht – verbreitet sich die Sage mit ihren Motiven und Regeln ebenfalls weiter. So tauchen ähnliche Sagen in verschiedenen Kulturkreisen auf. Die wohl verbreitetste Sagengestalt ist der Drache, welcher nahezu in allen Kulturkreisen präsent ist.

Heimatsagen

Heimatsagen sind eng an einen Ort gebunden. Ein Beispiel dafür wäre der Rattenfänger von Hameln. Rübezahl wird als Berggeist des Riesengebirges beschrieben und beschränkt sich daher auf diese Region.

Heimatsagen handeln von dem Ort, in dem sie spielen. Manchmal sind auch besondere Bauwerke oder die Umgebung des Ortes wichtig für die Sage.

Heldensagen

Heldensagen handeln von einem oder mehreren Helden und den Abenteuern, die sie erleben. Dabei geht es oft um Kämpfe, die der Held gewinnt oder verliert. Wichtig ist, dass er sich bewähren muss. Berühmte Beispiele für Heldensagen sind Gilgamesch mit dem gleichnamigen Helden oder die Nibelungensage mit dem Helden Siegfried.

Göttersagen

Göttersagen handeln von Göttern. Die alten Griechen erklärten auf diese Weise etwa die Entstehung der Welt und der Menschen. Wichtige Gottheiten, die in den ältesten Sagen agieren, sind Gaia, Uranos und Kronos.

Auch Sagen wie die Troja-Sage kann man zu den Göttersagen zählen. Zwar enthält sie einen Helden, Achilles, aber es greifen auch mehrere Götter in die Handlung ein.

Woran erkennt man eine Sage (Merkmale und Kennzeichen)

Betrachtet man eine Sage, können bis zu acht typische Merkmale auffallen. Um zu den Sagen zu gehören, muss eine Sage aber nicht alle acht Merkmale enthalten. Einzelne genügen dafür. Genau genommen erfüllt die überwiegende Anzahl an Sagen nur einzelne Merkmale. Diese reichen aber in der Regel aus, um eine Sage als solche zu identifizieren.

Was allen Sagen gemein ist, sind die (zumindest zu Beginn) mündliche Überlieferung und die Nennung von Zeit und/oder Ort. Alle anderen Merkmale können vorkommen, müssen es aber nicht.

Mündliche Überlieferung

Sagen zeichnet aus, dass sie mündlich überliefert wurden. Meistens erzählten sich die Menschen die Sagen über viele Jahre hinweg. Daher sind sie für gewöhnlich auch kurz und in einfacher Sprache ohne ausschweifende Beschreibungen gehalten.

Während ihrer mündlichen Überlieferung veränderten sich die Sagen immer wieder etwas. Bei Wandersagen ist das gut erkennbar, da diese an ihren jeweiligen Erzählort angepasst wurden.

Irgendwann wurden die Sagen verschriftlicht, was die weitere mündliche Überlieferung aber nicht aufhielt. Die Brüder Grimm sammelten beispielsweise nicht nur Märchen, sondern auch Sagen und schrieben diese auf.

Nennung von Zeit und Ort

Märchen beginnen oft mit den Worten „Es war einmal“. Die Handlung spielt also in der Vergangenheit, aber eine genaue Zeitangabe fehlt. Weiter geht es größtenteils mit einer wagen Beschreibung eines Ortes. Das kann ein „weit entferntes Königreich“, ein allgemeiner Wald oder nicht näher beschriebenes Dorf sein.

Bei Sagen ist das meist anders. Durch gewisse Ereignisse, etwa regierende Könige, lässt sich die Sage gut zeitlich einordnen. Auch ein genauer Ort, etwa eine Stadt, wird oftmals genannt.

Das passiert mehrheitlich schon am Anfang. In der Regel beginnt die Sage mit Worten wie „Vor einigen Jahren ereignete sich in dieser Stadt …“

Die Sage hat also einen Wahrheitsanspruch. Sie erzählt zwar von wundersamen Taten und Ereignissen, möchte dabei aber so real wie möglich wirken.

Lokaler Bezug

Da Sagen oft einen bestimmten Ort behandeln, haben sie auch einen Bezug zu diesem. Das wird in der Sage mit Bräuchen oder Traditionen gezeigt, die darin eine Rolle spielen. Die Sage lässt sich also nicht einfach so an einen anderen Ort versetzen. Man muss dafür viele Aspekte verändern.

Ein Beispiel wären die Sagen um den Schlangenkönig vom Spreewald. In einer lockt ein geheimnisvoller Mann Schlangen, die zu einer Plage wurden, in eine Grube. Dabei stirbt er jedoch. Zum Dank schmücken die Leute aus der Region ihre Häuser mit einem Wappen, das zwei gekreuzte Schlangen zeigt. Dieses Wappen findet sich noch heute um den Spreewald.

In dieser Form existiert diese Sage also nur in der Region um den Spreewald. Ihr lokaler Bezug ist damit eindeutig.

Wahrer Kern

Allen Sagen ist gemein, dass sie hauptsächlich von fantastischen Dingen handeln. Allerdings enthalten sie zusätzlich einen wahren Kern, um den diese ausgedachte Geschichte gesponnen wird.

Diesen wahren Kern erkennt man daran, dass für gewöhnlich von einem bestimmten Ort die Rede ist. Zusätzlich kommen in Sagen oftmals historische Personen vor oder es wird von Zeugenberichten gesprochen. Auch zeitlich lässt sich die Sage gut eingrenzen.

Historiker konnten anhand von aufgeschriebenen Sagen bereits viele solcher wahren Kerne finden. So glaubte man beispielsweise lange, dass die Stadt Troja rein fiktiv sei. Für Sagen um Krieg zwischen Troja und Griechenland, den Tod des Helden Achilles und den Beginn der Irrfahrten von Odysseus sei sie erfunden worden. Erst 1873 fand der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann die Überreste einer niedergebrannten Stadt in der Türkei. Er konnte diese Stadt als das Troja aus der Sage identifizieren.

Erklärung von Unerklärlichem

Viele Sagen behandeln Themen, für die die Menschen der Vergangenheit keine Erklärung hatten. Die Sagen sollten eine solche liefern. Beispielsweise gibt es Sagen, die von der Entstehung der Erde, der Menschen, Gebirgen oder von Wetterereignissen handeln.

Moral

In den meisten Sagen gibt es gute und böse Figuren, die gegeneinander handeln oder kämpfen. Für gewöhnlich siegt in einer Sage am Ende das Gute. Die Moral einer Sage ist daher stets, dass den Rechtschaffenden geholfen wird und sich Unrecht nicht lohnt.

So rächt sich der Rattenfänger von Hameln, als die Bewohner der Stadt ihn nicht bezahlen wollen. Er entführt alle Kinder der Stadt Je nach Quelle kommen die Kinder dabei um oder werden von ihm zurückgebracht, als die Stadtbewohner ihren Fehler einsehen. Bei letzterem wäre die zusätzliche Moral, dass Reue und Einsicht etwas Gutes bewirkt und das selbst herbeigebrachte Unheil abwenden kann.

In den meisten Sagen fehlt allerdings der moralische Aspekt. Dieser ist typisch für Märchen (siehe unten). Da Sagen nur mündlich überliefert waren, flossen auch die typischen Merkmale von Märchen ein, weshalb einige Sagen heute märchenhaft erscheinen.

Wiederkehrende Handlungsvorgänge

Sagen behandeln zwar unterschiedliche Themen und erzählen von verschiedenen Helden. In ihnen findet man aber meistens gewisse Inhalte, die sich sehr ähneln.

Oftmals werden beispielsweise Kämpfe, Sieg und Niederlage thematisiert. Es handelt sich außerdem überwiegend um eine spannende Geschichte mit Reisen und schwierigen Aufgaben.

Wundersame Wesen

In Sagen kommen gelegentlich übernatürliche Figuren wie Zwerge, Riesen oder Feen vor. Diese Figuren nehmen normalerweise einen wichtigen Teil der Geschichte ein. Ohne sie würde die Sage nicht funktionieren. Ihre Aufgabe ist beispielsweise, ein ansonsten nicht erklärbares Naturphänomen verständlich zu machen. Ebenso kann es sich um Tierfiguren handeln, die ihre typische Rolle einnehmen. Schlangen sind beispielsweise meist böse oder hinterlistige Charaktere.

Riesen dienten bspw. zur Erklärung von Felsbrocken und Gebirgen. Laut den nordischen Sagen sind die Berge nichts anderes als versteinerte Riesen. So erklärte man sich, wie diese Erhebungen ins Plateau gekommen sind. Für sämtliche Gebirge existieren dann einzelne Erzählungen, wie diese Versteinerung eines Riesen sich zugetragen haben könnte.

Was ist der Unterschied zwischen Sage und Märchen

Ein Märchen erhebt niemals den Anspruch, dass es war sein könnte. Es wird auch kein Naturphänomen oder irgendein geschichtliches Ereignis durch ein Märchen erklärt.

Ein Märchen ist frei erfunden und erzählt eine wundersame Geschichte, um eine Gefühlsregung (Spannung, Unterhaltung, Schauer, Romantik) auszulösen. Die Sage versucht stattdessen ein historisches Ereignis zu schildern und erhebt den Anspruch, wahr zu sein.

Was ist der Unterschied zwischen Sage und Legende

Eine Legende ist eine Weiterentwicklung einer Sage, bei welcher der Sagenheld besonders heldenhaft dargestellt wird. Dadurch wird die Legende personifiziert und es entsteht ein legendärer Held.

Der Sagenwert – als möglicher historisch korrekter Kern oder Bezug – wird bei einer Legende aufgrund der Heldenerhöhung zunehmend eingebüßt. Dies spürt man beim Zuhören. So kann die Sage vom Rattenfänger von Hameln irgendwie wahr sein oder die Umstände können wahr sein.

Auch Aspekte aus der Sage von der Roßtrappe, wie bspw. die handelnden Personen, können für den Zuhörer als wahr empfunden werden. Bei der Heldenerzählung von Herkules glaubt man dies nicht. Der Grund ist die übertriebene Erhöhung des Protagonisten zu einem legendären Held – wodurch der historische Kerngedanke zunehmend verloren geht.

Was ist der Unterschied zwischen Sage und Mythos

Ein Mythos wird umgangssprachlich dazu verwendet, um eine Unwahrheit – welche als Wahrheit getarnt ist – zu entblößen. Wenn man also erzählt, dass es ein Mythos ist, dass Spinat viel Eisen enthält – entblößt man eine durchaus anerkannte Wahrheit als Unwahrheit.

Ganz anders ist es bei der Sage. Denn der Begriff Sage transportiert bereits, dass Aspekte unmöglich wahr sein können, obwohl ein historischer Bezug existiert.

Aber der Begriff Mythos wird umgangssprachlich falsch verwendet. Denn das Wort Mythos entstand um alles Unwissenschaftliche bzw. Religiöse oder Spirituelle von der Wissenschaft zu trennen. Dieses Wort entstand bei den Philosophen im antiken Griechenland, um eben das spirituelle oder erdachte von dem wissenschaftlich beweisbaren zu trennen.

Das Gegenstück zum Mythos ist Logos (abgewandelt logie z.B. in Bio-logie, Geologie, Astrologie). Und Logos bedeutet Lehre und soll die Wahrheit durch Beweise herstellen. Der Mythos ist demnach alles, was nicht bewiesen werden kann.

Die Sage kann nicht bewiesen werden. Demnach ist jede Sage auch ein Mythos. Aber eine Sage dient der Rekonstruktion der Vergangenheit und ist demnach ein geschichtlicher Mythos. Der Mythos-Begriff kann aber auch auf die Ernährungswissenschaft (eisenreichen Spinat), auf die Biologie (Schöpfung statt Evolution) und jedes andere wissenschaftliche Gebiet ausgeweitet werden.

Die Mythologie (Sagenwelt) enthält alle Mythen, welche innerhalb eines Kulturraums erzählt werden (siehe oben). Aber auch hier steckt das Wort „logie“ drin. Die Mythen werden erklärt und erzählt, deren Wahrheitsgehalt aber angezweifelt. (siehe auch Hauptartikel Mythos und Mythen)

Was ist der Unterschied zwischen Sage und Fabel

Die Fabel erhebt nie den Anspruch, wahr zu sein oder ein geschichtliches Ereignis erklären zu wollen. Stattdessen dienen Fabeln der versteckte Anklage oder der versteckten Missachtung. So ist bspw. die Fabel von Hase und Igel, welche einen Wettlauf machen – bei dem der Igel gewinnt, eine versteckte Anklage auf die Überheblichkeit des Hasen.

Typisch für Fabeln ist, dass Tiere vermenschlicht werden. Dies kann in Sagen auch vorkommen. So gibt es auch Sagen – besonders die Göttersagen – wo Tiere sprechen können. Aber in einer Fabel sind die Tiere nur deshalb menschlich, da die Anklage versteckt werden soll. Oftmals wollten die Erzähler einer Fabel, ihre Missachtung an der Obrigkeit zum Ausdruck bringen und nutzten die Tiere als versteckte Objekte.

Viele der Fabeltiere besitzen deshalb auch immer die gleichen Eigenschaften, wie der listige Fuchs, der treue Esel oder das ehrgeizige Pferd. Mit Hilfe dieser Eigenschaften können die Fabelerzähler die Obrigkeit anklagen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Eine Fabel enthält demnach oft eine politische Dimension, was eine Sage niemals hat. Eine der berühmtesten Fabeln ist die Farm der Tiere, bei den die Tierrevolution eine versteckte Anklage auf die russische Oktoberrevolution sein soll und den daraus entstandenen Leninismus und Stalinismus. (Siehe auch Hauptartikel: 3 Gründe, warum Tiere für Menschen in Fabeln eingesetzt werden)

Was ist der Unterschied zwischen Sage und Saga

Saga war die altnordische Göttin der Dichtkunst. Die nordische Erzählungen von Göttern und Helden waren bis ins Mittelalter nicht schriftlich fixiert wurden. Dann wurden die Islandsagas, die Snorra-Edda (13. Jahrhundert), die Fagrskinna und weitere Bücher geschrieben, welche die mythologischen Ursprünge der Wikinger und Germanen beschreiben.

Grundlage für die Texte waren Loblieder der Skalden (Liedermacher), welche Heldenlieder und Lieder zu Ehren der Götter sangen. Diese Liedtexte wurden übernommen und als Saga (Dichtkunst, Göttin) bezeichnet. Die Sagas sind demnach Sagen aus der nordischen Mythologie und gleichzeitig eine Literaturgattung der altnordischen Literatur, welche als Quelle für nordische Mythologie dient.

Zusammenfassung

  • Eine Sage ist eine kurze Geschichte.
  • Je nach Sagenform handelt die Sage von unterschiedlichen Themen.
  • Eine Volkssage beschreibt typische Situationen des einfachen Volkes oder erklärt Naturereignisse.
  • Eine Wandersage existiert an mehreren Orten oder in unterschiedlichen Kulturen in abgewandelten Formen.
  • Eine Heimatsage ist eng mit ihrem Entstehungsort verknüpft.
  • Eine Heldensage hat einen Protagonisten (Helden), der Abenteuer bestehen muss.
  • Göttersagen behandeln unerklärliche Vorgänge wie Erdentstehung oder Naturkatastrophen.
  • Eine Sage kann acht Merkmale haben.
  • Eine Sage muss nicht alle acht Merkmale enthalten, um eine Sage zu sein.
  • Zu Beginn ist eine Sage mündlich überliefert worden und wurde dabei immer wieder verändert.
  • Sagen enthalten genaue Zeit- und Ortsangaben, um real zu wirken.
  • Sagen haben lokale Bezüge, da typische Aspekte ihres Entstehungsortes eine wichtige Rolle spielen (etwa Bräuche, Bauwerke oder die umliegende Natur).
  • Sagen enthalten einen wahren Kern, spinnen um diesen aber eine oftmals fantasiereiche Geschichte.
  • Sagen sollen unerklärliche Vorgänge verständlich machen.
  • In Sagen siegt für gewöhnlich das Gute.
  • Sagen enthalten wiederkehrende Handlungsvorgänge wie Kämpfe und Reisen.
  • Sagen können übernatürliche Figuren wie Zwerge, Riesen oder sprechende Tiere enthalten, die eine Schlüsselrolle einnehmen.

Literatur

  • Helge Gerndt (Autor): Sagen – Fakt, Fiktion oder Fake?: Eine kurze Reise durch zweifelhafte Geschichten vom Mittelalter bis heute, ISBN: 3830942001*
  • Heiko Fritz (Herausgeber), Heino Gehrts (Autor): Gesammelte Aufsätze 6: Von der Welt der Märchen zu der Welt der Sagen, ISBN: 3868157336*
  • Leander Petzold: Einführung in die Sagenforschung, ISBN: 3825223531*

Über den Autor

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