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Schreikinder: Ursachen, Bedeutung und Tipps


Der erste Schrei eines Babys ist ein magischer Moment. Diese Magie verfliegt aber häufig schnell. Ständiges Schreien kann die Eltern an den Rand ihrer Belastungsgrenze treiben, vor allem dann, wenn sie einfach nicht wissen, warum ihr Baby so viel schreit.

Mit den Gründen, aus denen Babys und Kleinkinder schreien, befasst sich dieser Artikel. Außerdem erfährst du, wie Babys und Kleinkinder kommunizieren und wie du mit ihrem Geschrei am besten umgehen kannst.

Warum schreien Babys nach der Geburt?

Das Schreien geht meistens direkt nach der Geburt los. Mutter und Vater warten richtig auf den ersten Schrei ihres Babys, der sogar schon erfolgen kann, wenn gerade mal der Kopf geboren ist.

Dieser erste Schrei hat ganz pragmatische Gründe: Die Lunge des Babys wurde noch nie benutzt und ist daher zusammengefaltet und klein. Ein kräftiger Schrei, dem ein tiefes Luftholen hervorgehen muss, entfaltet die Lunge und bereitet das Baby auf das Leben außerhalb der Gebärmutter vor.

Dieses erste Einatmen erfolgt tatsächlich ganz automatisch, wenn das Baby Luft und einen Temperaturunterschied an seinem Kopf spürt. Daher sind auch Wassergeburten ungefährlich, da das Baby bei diesen erst einatmen wird, wenn es aus dem Wasser gehoben wurde.

Warum schreien Babys beim Baden?

Manche Babys sind richtige Badenixen und planschen gerne. Das haben aber nicht alle Babys gemein. Andere werden beim Baden eher launisch oder weinen sogar. Ein Grund kann dabei die falsche Wassertemperatur sein. Babys reagieren noch sehr verzögert auf Schmerz und auch auf Temperaturunterschiede. Es kann also sein, dass das Wasser zu kalt oder zu heiß ist und dein Baby dir dies mit Schreien mitteilen möchte.

Da es ein paar Sekunden braucht, bis es diesen Missstand selbst bemerkt, ist der Zusammenhang für die Eltern nicht immer eindeutig zu erkennen. Es ist daher wichtig, Babys immer langsam und Stück für Stück ins Badewasser zu lassen. Am besten hältst du auch vorher ein Thermometer hinein. Die ideale Wassertemperatur sollte für Babys und Kleinkinder zwischen 37 und 38 °C liegen.

Warum schreien Babys beim Stillen?

Beim Stillen wird das Baby nicht sofort mit Milch belohnt. Es muss zunächst ein paar mal kräftig gesaugt haben, um den sogenannten Milchspendereflex auszulösen. Dieser stellt sicher, dass die Muttermilch nicht ständig ausläuft, auch wenn gar kein Baby an der Brust saugt. Bei sehr ungeduldigen Kindern kann er aber dazu führen, dass diese in Panik geraten.

Wenn dann die Milch nicht in gewohnter Geschwindigkeit fließt, brechen viele Babys die Stillmahlzeit vorzeitig ab und tun ihren Unmut lautstark kund. Ein erneutes Anlegen kann sich in solchen Fällen schwierig gestalten, weil die Babys sich winden und nur schwer wieder zur Ruhe kommen.

Die Brust einer stillenden Mutter stellt sich laufend auf den sich ebenfalls ständig ändernden Bedarf des Kindes ein. Durchläuft das Baby gerade einen Wachstumsschub, kann sein Bedarf an Milch von einem Tag auf den nächsten deutlich erhöht sein. Die Brust kann diesen Mehrbedarf aber erst verzögert, etwa am darauf folgenden Tag, decken. In diesem Fall ist die Brust leer, aber das Baby noch nicht satt. Daher fängt es an, zu weinen. Häufigeres Anlegen oder Anwärmen der Brust vor dem Stillen hilft, den Milchfluss zu steigern.

Weitere Gründe, aus denen Babys und Kleinkinder schreien

Der einfachste Grund, aus dem Babys und Kleinkinder viel schreien, ist der, dass sie sich nicht anders äußern können. Babys sind völlig hilflos und können sich um ihre eigenen Bedürfnisse nicht kümmern. Ihre einzige Chance ist, ihre Eltern darauf aufmerksam zu machen, dass etwas nicht stimmt. Also schreien und weinen sie, bis ihr Bedürfnis gestillt wurde.

Für Eltern ist es nicht immer einfach, festzustellen, was genau denn gerade das Problem ist. Hat das Baby Hunger? Ist die Windel voll? Möchte es einfach nur kuscheln? Ist ihm zu warm, zu kalt oder langweilig? Manchmal lässt sich auch gar kein Grund feststellen. Einfacher wird das erst dann, wenn aus dem Baby ein Kleinkind wird und es langsam sprechen lernt. Aber bis es auf die Frage „Was ist denn los?“ wirklich zielgerichtet sein Problem benennen kann, wird es auch dann noch etwas dauern.

Hinzukommen können auch Zahnprobleme, die Dreimonatskolik oder Reizüberflutung, wodurch ein Baby sich nicht anders zu helfen weiß, als indem es durch lautes Weinen und Schreien seine Eltern auf den Plan ruft. Ein Baby hat also sehr viele Gründe, aus denen es schreien kann. Gelegentlich wird es auch einfach seine eigene Stimme austesten wollen.

Später, etwa ab dem zweiten Lebensjahr, spielt auch Frustration viel mit. Das Kleinkind probiert viel aus, ahmt seine Eltern nach und stößt dabei unweigerlich an seine Grenzen. Sowas nervt natürlich gewaltig. Was bleibt einem Kleinkind da anderes übrig, als zu Schreien oder das Spielzeug wegzuwerfen?

Frust ist wichtig. Er spornt dein Kind an. Das mag seltsam klingen, aber würde ihm auf Anhieb alles gelingen, würde ihm schnell langweilig werden. Gelegentliches Scheitern führt dazu, dass dein Kind mehr ausprobiert und lernt, nach Lösungen für Probleme zu suchen. Dabei musst du ihm natürlich vor allem in so einem jungen Alter viel helfen. Dieser Frust setzt jedoch den Grundstein für späteres Problemmanagement.

Was sind Schreikinder?

Laut Definition versteht man unter einem Schreikind ein Baby, das über einen Zeitraum von drei Monaten regelmäßig mindestens dreimal die Woche für wenigstens drei Stunden am Tag schreit. Häufig leiden diese Kinder stärker unter Anpassungsschwierigkeiten. Diese Anpassungsschwierigkeiten können nach der Geburt auftreten. Das Baby hat Probleme damit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Dadurch ist es gestresst und weint und schreit mehr als andere Babys. Dies stresst wiederum die Eltern, die nicht wissen, wie sie ihrem Kind helfen sollen.

So eine Situation zu lösen, kann schwierig sein. Die Anspannung der Eltern, die jeden Moment damit rechnen müssen, dass ihr Baby wieder zu schreien beginnt, wird auch auf das Baby übertragen. Dadurch schreit dieses automatisch mehr. Es kann daher helfen, wenn sich die Eltern entspannen. Das ist natürlich viel leichter gesagt als getan. Aber es wirkt. Entspannte Eltern übertragen ihre Ruhe ebenso auf ihr Baby, wie ihren Stress.

Hast du den Verdacht, dass dein Baby ein Schreikind ist, schildere am besten deinem Kinderarzt das Problem. Versuche, dein Baby möglichst wenig Reizen auszusetzen, damit es nicht aus Überforderung zu schreien beginnt. Lege viele Pausen gemeinsam mit deinem Baby ein, in denen ihr euch zusammen erholt. Wenn möglich, hole auch die Großeltern mit ins Boot. Schon ein paar Minuten, in denen du dich um dich selbst kümmern kannst, können dir wahnsinnig dabei helfen, die nächsten anstrengenden Stunden mit deinem Baby viel entspannter zu überstehen.

Schreien lassen? – Umgang mit schreienden Babys und Kleinkindern

Vor einigen Jahren hieß es noch häufig, Schreien sei wichtig, es sorge für eine kräftige Lunge und beuge dadurch dem plötzlichen Kindstod vor. Heute wissen wir, dass das Unsinn ist. Ein Baby, das schreit, hat ein Problem. Es spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist (Hunger, Einsamkeit, Bauchschmerzen, etc.), kennt aber nicht die Lösung für dieses Problem. Daher weint es, damit seine Eltern sich um die Problembekämpfung kümmern. Tun sie dies nicht, lernt das Kind, dass seine eigenen Bedürfnisse nicht wichtig sind.

Als Folge des „Schreien Lassens“ können sich dann psychische Probleme entwickeln. Das Kind lernt seine eigene Bedürfnisse als nicht wichtig anzuerkennen und stellt diese hinten an. Und dieser Umstand kann dazu führen, dass der spätere Erwachsene sein Potential nicht ausschöpft, da diese Einstellung ihn limitiert.

Eltern, die das „Schreien lassen“ praktizieren, indem sie nicht sofort auf ihr weinendes Baby oder Kleinkind reagieren, sprechen häufig davon, dass ihre Methode funktioniert. Schließlich wird ihr Kind irgendwann von alleine ruhig. Das passiert aber nicht, weil das Bedürfnis des Kindes erfüllt wurde, sondern weil es sich müde geschrien hat oder resigniert aufgibt.

Eltern, die bei jedem Schrei ihres Babys sofort aufspringen und sich kümmern wollen, werden auch gelegentlich dafür kritisiert. Sie würden ihr Kind verwöhnen und dadurch verhindern, dass es selbstständig werden kann. Ein Baby zu verwöhnen, ist allerdings kaum möglich. Das würde voraussetzen, dass schon Babys ihre Eltern bewusst manipulieren, indem sie Hilfsbedürftigkeit oder Traurigkeit vorgaukeln, um zu bekommen, was sie möchten.

Bei Kleinkindern kommt hinzu, dass diese den Zusammenhang zwischen ihrem Schreien und der Reaktion ihrer Eltern darauf, erkennen. So können diese die Reaktion gezielt hervorrufen wollen und grundlos laut und schrill Kreischen, weil sie es vielleicht witzig finden, wie die Erwachsenen zusammenzucken oder sie halbherzig maßregeln.

Kleinkinder verstehen viel mehr, als wir ihnen häufig zutrauen wollen. Unterbinden sollte man ihr Kreischen dennoch nicht völlig. Auch sie haben noch kaum andere Möglichkeiten, um sich zu artikulieren und ein kurzer Schrei kann ihnen außerdem helfen, Frust und Ärger abzubauen. Versuche daher, deinem Kind nicht das Gefühl zu geben, dass seine Wut unerwünscht ist. Löse stattdessen gemeinsam mit ihm das Problem, tröste es oder entschärfe die Situation.

Fazit
Schreien gehört zu Babys und Kleinkindern dazu. Gerade die Kleinsten haben noch gar keine andere Möglichkeit, um Aufmerksamkeit zu erregen. Es ist daher gerade bei Babys wichtig, dass so schnell wie möglich nach ihnen gesehen wird, wenn sie schreien. Sie werden einen Grund dafür haben, auch wenn er für die Eltern nicht sofort erkennbar ist.

Auch Kleinkinder können ihre Probleme noch nicht anders äußern, als durch lautes Kreischen und Schreien. Der Frust, den sie dabei empfinden, hat aber auch etwas Gutes: Er hilft ihnen dabei, später in ihrem Leben bei Problemen nicht sofort aufzugeben.

Hast du den Verdacht, dass dein Kind ein Schreikind ist, informiere deinen Kinderarzt darüber. Er kann dir weitere Tipps im Umgang geben.


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