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Wie gefährlich sind Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft


Bei Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft geht es gar nicht nur darum, das Geschlecht zu erfahren. Viele Frauen beruhigen die Untersuchungen während der Schwangerschaft auch. Sie sehen ihr Baby, seinen Herzschlag und seine Bewegungen.

Vor allem in den ersten Schwangerschaftsmonaten, in denen sie noch keine Bewegungen spüren können und die Angst einer Fehlgeburt sie ständig begleitet, sind viele Frauen froh über das Angebot, einmal mehr als eigentlich nötig per Ultraschall nach ihrem Baby zu sehen.

Das wird ab 2021 nicht mehr möglich sein. Ab dem ersten Januar dieses Jahres tritt eine Gesetzesänderung in Kraft, die Ultraschalluntersuchungen, sofern nicht medizinisch notwendig, untersagt.
Was steckt hinter diesem Gesetz? Sind Ultraschallwellen wirklich schädlich für das ungeborene Kind?

Was ist eine Ultraschalluntersuchung?

Der Fachbegriff für die Ultraschalluntersuchung ist die Sonografie. Dabei handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, bei dem vor allem Weichteile, also innere Organe, gut dargestellt werden können.

Für eine Sonografie ist es nötig, dass zwischen dem Schallkopf und dem Patienten eine gleichmäßige Verbindung hergestellt wird. Dafür sorgt ein Ultraschallgel, welches der Arzt auf den Schallkopf aufträgt. Dadurch wird die Schallwellenübertragung nicht unterbrochen und das entstehende Bild wird klarer.

Der Arzt setzt nun den Schallkopf auf die zu untersuchende Körperregion des Patienten. Das Ultraschallgerät sendet Ultraschallwellen aus, die über den Schallkopf in den Körper des Patienten eindringen und dort auf verschiedene Widerstände stoßen. Von diesen werden sie reflektiert, wodurch schlussendlich ein zweidimensionales Bild entsteht.

Flüssigkeit wird dabei schwarz dargestellt, während Weichteile, je nach Dichte, weiß erscheinen.
Eine Ultraschalluntersuchung eignet sich also besonders, um Veränderungen an Organen darzustellen. Auch zur Überwachung während Operationen wird diese Untersuchungsmethode herangezogen, da sie einfach anzuwenden und sehr nebenwirkungsarm ist.

So werden Sonografien bei Blasen- oder Nierensteinen eingesetzt sowie bei Beschwerden anderer innerer Organe wie Leber, Milz oder Schilddrüse. Auch im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen, die ein Gynäkologe leistet, werden Ultraschalluntersuchungen angeboten, um die weibliche Brust darzustellen und Größe oder Lage von Gebärmutter und Eierstöcken zu beurteilen. Sie sind auch dazu geeignet, den Blutfluss darzustellen, wodurch sie auch bei Herzleiden und Problemen mit größeren Blutgefäßen zum Einsatz kommen.

Wozu dient eine Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft?

Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft dienen der Vorsorge. Der Arzt schaut dabei regelmäßig nach der Größe des ungeborenen Kindes und ob seine Entwicklung zeitgerecht stattfindet. Außerdem kann er durch den Körper der werdenden Mutter auch die inneren Organe des Fötus darstellen, wodurch Erbkrankheiten und Organfehlbildungen frühzeitig erkannt werden können.

Dadurch können beispielsweise auch Tumore beim Kind erkannt werden, die zwar gutartig sind, aber unter der Geburt platzen oder reißen könnten, wodurch eine lebensgefährliche Situation entstehen könnte. Auch schwere Herzfehler, eine Spina bifida (offener Rücken) oder Zwillinge, die sich eine Plazenta teilen, wodurch häufig ein Kind stark unterversorgt ist, können durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen erkannt werden.

In diesen Fällen ist es mittlerweile möglich, das ungeborene Kind für die Zeit einer Operation aus der Gebärmutter zu entnehmen und es anschließend wieder einzusetzen, wo es bis dann zur eigentlichen Geburt verbleibt. Dieser Bereich der Chirurgie wird auch als „Fetalchirurgie“ bezeichnet.

Wie häufig wird in der Schwangerschaft eine Ultraschalluntersuchung vorgenommen?

In Deutschland werden drei sogenannte Basisultraschalluntersuchungen von den Krankenkassen getragen. Diese werden über die gesamte Schwangerschaft verteilt. Hinzu kommt meist eine Ultraschalluntersuchung, die zur Schwangerschaftsfeststellung dient.

Ein Bluttest, der das Schwangerschaftshormon hCG nachweist, reicht dafür nicht aus. Erst wenn der Arzt per Ultraschall eindeutig eine Fruchthöhle erkennen kann, was meist erst ab der 5. Schwangerschaftswoche, häufig auch etwas später, möglich ist, gilt die Schwangerschaft als nachgewiesen.

Einige Wochen später, am Ende des ersten Trimesters, findet die nächste, bzw. die eigentliche erste, Ultraschalluntersuchung statt. Zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche überprüft der Arzt, ob der Embryo sich weiterentwickelt hat und wo er sitzt.

Er kann erkennen, ob sich der Embryo in der Gebärmutter befindet oder ob es sich um eine Bauchhöhlenschwangerschaft oder Eileiterschwangerschaft handelt. Letztere beiden sind nicht überlebensfähig und sterben häufig frühzeitig von selbst ab. Außerdem misst er die Größe des Kindes in Scheitel-Steiß-Länge und seinen Kopfumfang. Anhand dieser Werte kann er das Alter des Kindes errechnen.

Diese Untersuchung findet meist noch vaginal statt, da der Embryo in diesem Stadium der Schwangerschaft noch zu klein ist und über den Bauch nicht darstellbar wäre. Etwa ab der 10. Woche können Sonografien über die Bauchdecke erfolgen, wobei dies auch von der Lage des Embryos und dem Gewicht der Frau abhängig ist.

Zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche findet der zweite Ultraschall statt. Dabei wird erneut der Entwicklungsstand anhand eingehender Begutachtung der Organe sowie der Größe des Kindes beurteilt. Bei dieser Untersuchung wirft der Arzt außerdem einen Blick auf die Fruchtwassermenge und die Lage der Plazenta (Mutterkuchen). Liegt diese vor dem Muttermund, handelt es sich um eine Plazenta praevia.

Dabei kann die Plazenta den Muttermund vollständig oder nur teilweise verdecken. Dies zu wissen ist wichtig, denn in so einem Fall treten häufig Blutungen während der Schwangerschaft auf, die sogar lebensbedrohlich werden können. Außerdem sollte sich die werdende Mutter schonen oder sogar Bettruhe halten. Auf Sex sollte sie ebenso verzichten. Die meisten Kinder mit einer Plazenta praevia kommen per Kaiserschnitt zur Welt. Eine Plazenta praevia liegt bei etwa einer von 200 Schwangerschaften vor.

Der dritte Ultraschall findet zwischen der 29. und 32. Schwangerschaftswoche statt und dient erneut der Beurteilung des Wachstums des Kindes. Auch die Plazenta wird erneut geschallt, da diese während der Schwangerschaft wächst. Liegt sie zu diesem Zeitpunkt vor dem inneren Muttermund, wird sehr wahrscheinlich zum Schutz von Mutter und Kind etwa drei bis vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin ein Kaiserschnitt durchgeführt.
Im Mutterpass werden diese Untersuchungen als „Screening“ bezeichnet.

Wie gefährlich sind Ultraschalluntersuchungen

Aktuell wird im Zusammenhang mit Ultraschalluntersuchungen während der Schwangerschaft häufig abwertend von „Babyfernsehen“ gesprochen. Neben den drei Basisultraschalluntersuchungen, die die Krankenkasse trägt, gibt es noch andere Möglichkeiten, das ungeborene Baby per Ultraschall darzustellen.

Ein Beispiel wäre der 3-D-Ultraschall. Dieser ist nur in seltenen Fällen aus medizinischer Sicht sinnvoll. So können unter Umständen Fehlbildungen wie Herzfehler und Lippenspalten per 3-D-Ultraschall besser sichtbar gemacht werden. Auch das Gehirn ist dadurch einfacher zu erkennen. Diese Art des Ultraschalls wird aber häufig auch schlicht dazu genutzt, das ungeborene Kind besser sehen zu können. Dafür sind die werdenden Eltern bereit, bis zu 150 € pro Untersuchung zu zahlen. Sofern keine medizinische Indikation vorliegt, wird dieses „Babyfernsehen“ nämlich nicht von den Krankenkassen übernommen.

Diese zusätzlichen, unnötigen Untersuchungen haben den Ruf, das Baby zu schädigen. Häufig wird dabei von Strahlung gesprochen, die während der Untersuchung auf das ungeborene Kind übergeht und vermeidbar gewesen wäre, wenn die werdenden Eltern auf die Untersuchung verzichtet hätten. Bei einer Sonografie wird jedoch ausschließlich mit Schallwellen gearbeitet. Strahlung, wie etwa beim Röntgen, kommt dabei gar nicht zum Einsatz.

Ein weiterer Punkt, weswegen Ultraschalluntersuchungen als gefährlich gelten, ist der, dass das Baby die Schallwellen spüren oder hören können soll. Das stimmt nicht. Zwar ist es korrekt, dass der Frequenzbereich, in dem der Menschen hören kann, mit dem Alter abnimmt und daher anzunehmen ist, dass Ungeborene oder Neugeborene noch deutlich höhere und tiefere Töne wahrnehmen können. Es fehlt jedoch der Beweis, dass Ultraschall zu irgendeinem Entwicklungszeitpunkt des Menschen überhaupt im wahrnehmbaren Bereich liegt und wenn dem so ist, dass er außerdem dem Baby schadet. Zudem dauern Ultraschalluntersuchungen selten länger als fünf bis zehn Minuten, wodurch die Belastung durch Lärm oder Schwingungen allgemein gering eingeschätzt werden kann.

Dass Babys sich häufig vom Ultraschallkopf wegdrehen, stimmt. Sie haben aber kaum eine andere Möglichkeit der Reaktion auf einen Reiz von außen. Die Reaktion kann also nicht automatisch mit Unwohlsein in Verbindung gebracht werden.

Ultraschalluntersuchungen: Gesetzeslage ab 2021?

Obwohl Sonografien also als ungefährlich gelten, tritt 2021 ein neues Gesetz in Kraft. Ab dem ersten Januar 2021 sind alle Ultraschalluntersuchungen ohne medizinische Indikation untersagt. Bisher wurden diese auf Kosten der werdenden Eltern durchgeführt, sofern diese es wünschten. Auch das ist ab 2021 nicht mehr möglich.

Hintergrund ist nicht nur der Verdacht der Schädlichkeit der unnötigen Untersuchungen. Es gibt mittlerweile auch Ultraschallstudios, in denen Personen arbeiten, die nicht medizinisch ausgebildet sind. Dort werden Ultraschallsitzungen angeboten, die ausschließlich dazu dienen, dass die werdenden Eltern Bilder oder Videos von ihrem ungeborenen Kind machen können. Bis zu 45 Minuten können diese Sitzungen dauern.

Bei der neuen Gesetzeslage ab 2021 geht es also mehr darum, ungeschultes Personal davon abzuhalten, mit medizinischen Geräten an Schwangeren zu arbeiten. Der Verdacht der Gefahr, die von Sonografien ausgeht, steht dabei gar nicht so sehr im Vordergrund.


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