Skip to main content

Was ist ein Husarenritt: Definition, Bedeutung, Herkunft


was ist ein husarenritt

Obwohl das Wort Husarenritt an Kunstfertigkeiten im Sattel erinnert, wird es meist in ganz anderem Zusammenhang gebraucht. Der Gedanke an reiterliches Können ist trotzdem nicht ganz abwegig…

Der eigentliche Husarenritt

Tatsächlich ist der Husarenritt nach äußerst geschickten Reitern benannt. Sie waren Teil der ungarischen Kavallerie – jenem Heeresteil, der zu Pferd unterwegs war. Zu den Aufgaben der Husaren gehörten Boten- und Erkundungsritte. Um hierbei möglichst erfolgreich zu sein, setzten die Spezial-Soldaten ihr ganzes Können ein. Dazu zählten auch ungewöhnliche Reiter-Positionen bzw. -Praktiken. Husaren konnten sich sowohl freihändig als auch kniend, stehend oder rückwärts sitzend auf dem Pferderücken halten.

Auch Täuschungs-Manöver beherrschten die wendigen Reiter bis zur Perfektion. Wenn sie wollten, konnten sie es aussehen lassen, als wären sie von einem feindlichen Geschoss getroffen worden und vom Pferd gefallen. In Wirklichkeit hatten sie einen Fuß ins Sattelzeug gehakt und hingen an der abgewandten Flanke des Tieres herunter. Ließen die Feinde das scheinbar reiterlose Pferd näher kommen, erlebten sie oft böse Überraschungen.

Der Wandel vom kunstvollen Ritt zum großen Streich

Solche waghalsigen Aktionen brannten sich natürlich besonders fest ins Gedächtnis – weswegen dem Husarenritt bis heute ein gewisser Show-Effekt anhaftet. Er wird häufig im Zirkus oder im Rahmen einer Revue aufgeführt und von schmissiger Musik untermalt. Und obwohl die Zuschauer wissen, was sie erwartet, verblüfft sie der „Sturz“ vom Pferd immer wieder aufs Neue. Doch auch wenn der Anblick eines kopfunter platzierten Reiters spektakulär ist: Er beschreibt den Husarenritt nur teilweise.

Der Begriff hat nämlich einen riesigen Bedeutungswandel vollzogen. Auslöser dafür war eine militärische Aktion während des Siebenjährigen Krieges. Der dauerte von 1756 bis 1763; doch schon im zweiten Jahr sorgten ungarische Truppen für eine handfeste Überraschung. Sie hatten erkannt, dass die deutsche Hauptstadt Berlin ohne jegliche Verteidigung war und eroberten sie buchstäblich in Sekunden.

Die Besetzung dauerte kaum mehr als 24 Stunden; doch die Außenwirkung war riesig. Als die preußische Armee zum Schutz des Regierungssitzes herbeigeeilt kam, waren die Husaren längst wieder verschwunden. Es ging ihnen um nicht viel mehr als den Effekt und ein paar tausend Taler, die sie von der Bevölkerung Berlins einforderten.

Husarenritt durch die Geschichte

Seither werden spontane, öffentlichkeitswirksame Aktionen als Husarenritt bzw. -stück oder -streich bezeichnet. Auch wenn sie sich weit vor der Begriffs-Schöpfung abgespielt haben, tragen sie diesen Namen.

Beispiele für Husarenstücke finden sich bereits in der Antike, wo sie oft zu Legenden und Heldensagen versponnen wurden. Der wohl berühmteste Vertreter dieses Genres ist Odysseus, der auf seiner langjährigen Heimreise zahlreiche Husarenstreiche verübte.

Doch auch für spätere Epochen sind viele unerhörte Begebenheiten belegt, die den Titel „Husarenritt“ verdienen. Im Mittelalter sorgten die (teils fiktiven) Streiche des Till Eulenspiegel für Lacher; im Wilhelminischen Zeitalter gelang dem (falschen) Hauptmann von Köpenick ein Husarenstreich.

Aus der jüngeren Geschichte ist der Name Mathias Rust bekannt, der mit einem kleinen privaten Sportflugzeug auf der Großen Moskwa-Brücke im Herzen Moskaus landete. Seine Aktion macht den Charakter eines Husarenstücks besonders deutlich: Es birgt stets ein gewisses Risiko und ist von großem medialen Interesse. Die Reaktionen darauf sind nicht vorhersehbar; sie reichen von Bewunderung und Amüsement bis zu Entsetzen und Unverständnis. Meist aber machen sie denjenigen, der den Husarenritt unternimmt, zum (kurzfristigen) Helden.


Über den Autor

wissen
Folge Sciodoo und bleibe stets auf dem Laufenden. Schließ dich uns an und abonniere unseren Instagram-Kanal ein. Wir stellen täglich neue Artikel für dich rein.
Weiter zum Kanal>>>