Begriff

Ein Begriff ist ein sprachliches Konstrukt, welches sämtliche Wesensanteile, Merkmale und Vorstellungen zu einer Sache vereinen soll. Demnach ist die begriffliche Vorstellung unerlässlich, um Gedanken und Zusammenhänge zu bilden und zu formulieren. Dadurch macht das Begriffskonzept kognitive Fähigkeiten, wie Sprache, Denken, Vorstellen oder Erinnern erst möglich.
Die Bedeutung von Begriffen kann allerdings sehr unterschiedlich sein und hängt vom sozialen Umfeld, Bildungsstand, Kultur und Erziehung ab. Und so ist es nicht ungewöhnlich, dass einige Wörter in bestimmten Regionen, eine andere Bedeutung zukommen, als anderswo.
Weiterhin verändern einige Begriffe ihre Bedeutung, aufgrund geschichtlicher Ereignisse. Das Wort „Sonne“ hatte beispielsweise in der Antike oder im Alten Ägypten eine gottähnliche Bedeutung, was an der damaligen Vorstellung lag.
Verschiedene Verwendung von Begriffen
„Begriff“ kann in der deutschen Sprache auf mehrfache Weise verstanden werden. Die erste ist umgangssprachlich. „Jemand ist schwer von Begriff“, sagt man abwertend, wenn ein Mensch nicht schnell versteht. „Im Begriff sein, abzureisen“ oder Ähnliches – das bezeichnet einen Start zu einer Tätigkeit. „Du hast einen sonderbaren Begriff von dieser Angelegenheit“ – meint die Vorstellung des Gegenübers zu einer Sache. Es ließen sich noch weitere Beispiele der umgangssprachlichen Anwendung nennen. Doch darum soll es im Folgenden nicht gehen. Nachfolgend soll „Begriff“ im hochsprachlichen und wissenschaftlichen Kontext betrachtet werden. „Begriff“ wird dabei verstanden als eine gedankliche Einheit, die wesentliche Merkmale einer Sache oder eines Phänomens zusammenfasst.
Das englische und französische Wort für „Begriff“ ist „concept“. „Begriff“ in diesem Sinne meint, sich ein gedankliches, definiertes und klar umrissenes Konzept von etwas zu machen. Deutlich wird das auch an verwandten Wörtern oder Komposita, also zusammengesetzten Wörtern, wie Oberbegriff oder Sammelbegriff, Fachbegriff oder Begriffsbestimmung. Während in der Umgangssprache der „Begriff“ zudem häufig einfach mit „Wort“ gleichgesetzt wird, handelt es bei ihm tatsächlich aber um gehobene Sprache mit einem besonderen Bedeutungsinhalt, so dass er vor allem auch im wissenschaftlichen Kontext Anwendung findet.
Die etymologische Herkunft des deutschen Wortes „Begriff“ ist im 8. Jahrhundert, also im frühen Mittealter, zu verorten. Im Mittelhochdeutschen bedeutete „begrifen“ „begrifen, ertasten“ oder auch „umfassen, enthalten“, wobei das körperliche Erfassen später auf das geistige übertragen wird. „Begrif“ im Mittelhochdeutschen meinte nicht nur den räumlichen Bezirk, sondern auch den Umfang und Inhalt einer Vorstellung, was dem Begriffsverständnis von heute schon sehr nahe kommt.
Überlegungen zum Begriffsverständnis in der Antike
Schon in der Antike beschäftigten sich zum Beispiel Platon und insbesondere Aristoteles mit dem, was wir heute als „Begriff“ verstehen. Insgesamt ging es damals um die Frage, wie Gedachtes oder Ideen in Sprache und Zeichen umgesetzt und so vermittelbar und allgemein werden können.
Bei Platon zum Beispiel können die gedachten Ideen als eine Form von Begriffen interpretiert werden. Der Namen – Zeichen genannt – steht für die Idee als Begriff und letztlich für das Ding. Hier findet sich schon ein dreistufiges Denkmodell, das im Folgenden in seiner weiteren Entwicklung dargestellt wird.
Denn konkreter wird das bei Aristoteles, dem Vater der philosophischen Wissenschaft. „ὅρος“ bezeichnet bei ihm das „Wesen der Sache“. Durch Induktion, also Herbeiführung, von beobachtbaren Einzelfällen, werden so allgemeine Schlussfolgerungen über das Wesen der Sachen, also über die Wirklichkeit, möglich. Über das Allgemeine hinausgehende Aussagen können jedoch nur dann getroffen werden, wenn Begriffe genau definiert werden. Dieser Grundsatz hat sich in unterschiedlichsten Fragestellungen bis heute in den modernen Wissenschaften erhalten.
Grundlegend bis heute ist auch die Aussage von Aristoteles, dass definierte Begriffe nur dann entstehen können, wenn Dinge durch sprachliche Ausdrücke bestimmbar sind. Am religiösen – nicht Aristotelischen – Beispiel „Gott“ wird das deutlich: Er ist nicht bestimmbar oder begrenzbar und entzieht sich so wissenschaftlicher Deutung. Später hat der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein u.a. diesen Sachverhalt in seinen berühmten Satz gefasst: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ Mystiker aller Religionen drücken es ähnlich aus: Gott und das Göttliche sind ebenso unaussprechbar, wie die eigenen Gotteserfahrungen nur gestammelt, aber niemals klar formuliert werden können.
Letztlich geht es um Erkennen – Denken – Umsetzen in Sprache zur Rekonstruktion bzw. zum Erfassen der Wirklichkeit. Zurückkehrend zu Aristoteles heißt das: Eine Seelenregung/Vorstellung wird durch das Zeichen/Wort – semeion – symptomatisch für das, was der Sprechende sich darunter vorstellt. Diese Vorstellung wird dann über das Zeichen zum ikon – Begriff – für die Vorstellung zu einem Ding. Daraus resultiert die bis heute gültige Vorstellung vom semiotischen Dreieck: Das Zeichen vermittelt nicht direkt die Dinge, die Vorstellungen, über die Welt, sondern das geschieht über Begriffe. Die Dinge werden also von den Zeichen nicht direkt repräsentiert, sondern nur über Begriffe, was deren Bedeutung für das Erkennen – Denken – Sprechen manifestiert.
Das semiotische Dreieck in der modernen Sprachwissenschaft
Die moderne Sprachwissenschaft bedient sich auf unterschiedlichste Art und Weise des Modells, das in der Antike seine Ursprünge hat. Es soll ebenfalls darstellen, dass ein Symbol sich nicht direkt und unmittelbar auf einen außersprachlichen Gegenstand bezieht. Vielmehr wird dieser Bezug durch eine Vorstellung in Form eines Begriffs erläutert. Das Wort „Haus“ ist zum Beispiel ein Zeichen, das mit dem Konzept „Haus“ assoziiert ist und das dann in der Wirklichkeit auf reale Häuser angewandt werden kann.
In der strukturalistischen Sprachwissenschaft wird Sprache so als ein System von Zeichen verstanden, in dem die einzelnen Elemente in gegenseitiger Abhängigkeit stehen. Die Erforschung des Systems mit seinen Subsystemen steht im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses. Diese Zeichen unterteilen sich in die Inhaltsseite – Signifikat – und die Ausdrucksseite – Signifikant. Dieses lässt sich so interpretieren, dass das Signifikat auch als „Begriff“ interpretiert werden kann, welcher die Verbindung zum Signifikanten sowie zum Objekt herstellt .
Zudem ist von Bedeutung, dass der Begriff in eine sachliche – denotative – Bedeutung sowie in eine emotionale – konnotative – Bedeutung unterteilt werden kann. Dieses führt uns zur psychologischen und Kognitionswissenschaft.
Begriffsbildung in den psychologischen Wissenschaften
Begriffe sind demnach als Werkzeuge zu verstehen, mit denen Menschen die Welt erfassen wollen. Doch um das Erfasste auch wieder zu erkennen und einordnen zu können, bedarf einer gewissen Ordnung in der kognitiven Struktur. Aus psychologischer Sicht ist so unter einem „Begriff“ die mentale Repräsentation von Gegenständen aus der Wahrnehmung zu verstehen. Diese Gegenstände können Objekte, Personen oder Ereignisse sein.
In der Fachsprache werden sie auch Entitäten – etwas Seiendes – genannt. Diese Entitäten müssen kategorisiert, das heißt in Gruppen geordnet und mit einer jeweiligen „Überschrift“ versehen werden. Das ist die Begriffsbildung. Sie ist dabei ein aktiver Strukturierungsprozess. Es handelt sich dabei nicht um konkrete Abbilder, sondern um kognitive Konstruktionen. Das gesunde, menschliche Gehirn ist ein Leben lang in der Lage, Begriffsbildung zu leisten. Wie diese Prozesse in der Kindheit ablaufen, das ist Untersuchungsgegenstand der Entwicklungspsychologie.
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