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Kikimora (Mythologie): 6 Fragen und Antworten


Die Kikimora ist eine aus einer slawischen Göttin im Zuge der Christianisierung entstandene poltergeistähnliche Sagengestalt. Sie steht besonders mit dem Spinnereihandwerk und der Fruchtbarkeit in Verbindung.

Wo ist die Kikimoro kulturell verbreitet

Die Kikimora ist eine Gestalt der slawischen Mythologie und kommt vor allem bei west- und ostslawischen Völkern wie Russen, Polen, Ugriern und Tschechen vor. Seltener ist sie im südslawischen Raum anzutreffen.

Wie sieht eine Kikimora aus

Bei der Kikimora handelt es sich um eine Art weiblichen Poltergeist. Sie erscheint als alte Frau in eigentümlicher Kleidung und entspricht im Wesentlichen dem Bild, was wir klassischerweise von Hexen haben. Eine Illustration von Iwan Jakowlewitsch Bilibin (1876 – 1942) zeigt sie als ausgezehrte und gebückte, in Lumpen gekleidete Gestalt mit Hühnerbeinen, klauenartigen Händen und einem Gesicht, das schon mehr einer Schnauze ähnelt.

Zu Gesicht bekommt man sie in den meisten Überlieferungen jedoch gar nicht, da sie unsichtbar ist. Sie dennoch zu erblicken, bringt Unglück bis hin zum Tod mit sich.

Wie verhält sich die Kikimora

Es heißt, die Kikimora spinne Fäden. Dabei stellt sie sich aber wenig geschickt an und zerzaust den Rocken, jenen Stab, auf dem beim Spinnen die noch unversponnen Fasern befestigt werden. Das und ihr Poltern sollen das Leben derjenigen, mit denen sie sich das Haus teilt, erschweren. Dies soll so weit gehen, dass die Kikimora die Hausbewohner in den Wahnsinn treibt oder gar des Hauses vertreibt.

Aber nicht nur auf die Hausbewohner selbst, auch auf deren Nutztiere hat es die Kikimora abgesehen, besonders auf die Hühner. So stiehlt sie diese oder hemmt sie durch ihren bösen Einfluss so, dass sie keine Eier mehr legen.

Wie kann man eine Kikimora abwehren

Ein abgeschlagener Hals eines Kruges oder aber ein Stein mit einem natürlichen Loch darin sollen, wenn man sie über den Nestern der Hühner oder vor dem Stall aufhängt, die Kikimora abwehren. Auch in anderen Teilen Europas existiert diese Praxis. Im deutschsprachigen Raum spricht man bei solchen Steinen von einem „Hühnergott“. Im Englischen heißen sie jedoch „Hagstone“ (= „Hexenstein“), wobei die „Hag“ in Abgrenzung zur „Witch“ eben die Hexe in Form der bösartigen, hässlichen alten Frau und nicht schlicht eine Frau mit magischen Fertigkeiten bezeichnet.

Woher kommt die Kikimora

Man geht davon aus, dass die Kikimora ihren Ursprung in heidnischen Gottheiten hat, die im Zuge der Christianisierung zu dämonischen Figuren umgedichtet wurden.

Mokosch

Mokosch oder Mokuscha ist eine chthonische Göttin des slawischen Pantheons. Der Begriff Chthonismus stammt aus dem Altgriechischen (χθών chthon = „Erde“) und bezeichnet in der griechischen Mythologie den Glauben an die Erdgottheiten. Das heißt zum einen an Gaia als fruchtbare und lebensspendende Erdgottheit sowie ihre Kinder, die Titanen, aber zum anderen auch an die Götter der Unterwelt wie Hades.

Im weiteren Sinne fasst man unter dem Begriff Chthonismus alle Glaubenssysteme, die die Erde als Lebensspenderin, aber auch Ort des Todes ins Zentrum der Anbetung stellen zusammen. Mokosch war also eine Erdgottheit, Fruchtbarkeitsgöttin und Schutzgöttin der Frauen, insbesondere der Mütter. In dieser Funktion wurde sie auch mit den Schafen und dem Spinnen und Weben der Wolle verbunden.

Das wandelte sich mit der Christianisierung, die die alten Götter verbot, und gegen Schutzpatrone, also kirchliche Heilige, die quasi als Ersatzgötter fungierten, ersetzte. Im Falle der Mokosch trat die Heilige Paraskeva an ihre Stelle. Noch bis ins 16. Jahrhundert hinein hielt sich der Glaube an Mokosch wohl bei einigen Frauen, da man diese bei der Beichte noch immer entsprechend befragte.

Zeitgleich wandelte sich Mokosch in der Vorstellung der breiten Masse zum Dämon Mokusch. Diese zeichnete sich durch einen überproportional großen Kopf und lange Hände aus, mit der sie die noch unverarbeitete Wollfaser, das Werg, spann, wenn dies offen in den Bauernhäusern herumlag. Dabei soll jedoch die Gefahr bestanden haben, dass sie die Hausbewohner selbst einspann. Wie die Kikimora ist auch die Mokusch unsichtbar. Ihr Kommen wird durch das Geräusch der Spindel angekündigt, mit der sie das Werg zu Faden spann.

Morena

Morena oder Mara, wie sie als junges Mädchen heißt, ist ebenfalls eine Göttin des slawischen Pantheons und die Tochter von Mokosch und dem Donnergott Perun. Perun war der höchste der slawischen Götter, ähnlich Zeus bei den Griechen, Iupiter bei den Römern oder Odin bzw. Wodan bei den Germanen und nordischen Völkern. Der Sage nach ist Mara mit ihrem Bruder Jarilo vermählt, mit dem sie sich im Frühling vereinigt und so die Fruchtbarkeit dieser Jahreszeit entfesselt.

Der aus der Ferne herbeikommende Jarilo ist Mara jedoch untreu, die sich so erbost und verbittert an ihre anderen Brüder wendet, sie sollen Jarilo töten. Im Zuge dessen verwandelt sich Mara in Morena und wird von der jungen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin zu einer Göttin des Winters und des Todes. Bis heute werden in slawischen Ländern bunte Strohpuppen der Morena zur Frühlingstagundnachtgleiche verbrannt.

Was bedeutet Kikimora übersetzt

Interessant ist der Name „Mara“, der dem Namensteil „-mora“ in „Kikimora“ ähnelt insofern, als dass er Verbindungen zu zwei anderen mythologischen Figuren herstellt.

Mahr

Da wäre zum einen der Mahr oder Nachtmahr, im Englischen auch „Nightmare“ (= „Albtraum“). Ein anderes Wort für den Nachtmahr ist auch Nachtalb, was sowohl eine Verbindung zum „Albtraum“ als auch zu den Alben oder auch Elben der nordischen und germanischen Mythologie herstellt. Als Mahr oder Nachtalb versteht man einen des Nachts heimsuchende, böse Geister.

Moiren

Die drei Moiren Klotho, Lachesis und Atropos sind die griechischen Schicksalsgöttinnen und entsprechen damit den Parzen Nona, Decima und Parca bei den Römern und den Nornen Urd, Verdandi und Skuld in der nordischen Mythologie. In allen drei Fällen handelt es sich um drei Frauen, die die Lebensfäden spinnen, bemessen und zuschneiden und den Schicksalsteppich weben. Hier zeigt sich also eine klare Parallele zur Figur der Kikimora, die zu der ähnlichen Sprachwurzel passen würde.


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