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Wer erbte das weströmische Reich


Als im Jahr 395 n. Chr. das römische Imperium in zwei unabhängige Kaiserreiche (Oströmisches und Weströmisches Reich) gespalten wurde, hatte bereits der unaufhaltsame Verfall der römischen Herrschaft eingesetzt. Dies wird unter anderem auch an den schnell wechselnden Herrschern sichtbar. In acht Jahrzehnten, welche das Weströmsiche Reich bestand, sind zwölf anerkannte Herrscher sowie drei Usurpatoren bekannt.

Das Ende des Weströmischen Reiches wird meist im Jahr 476 n. Chr. gesehen, als der letzte Kaiser Romulus Augustus bei einem Aufstand durch den ehemaligen Heerführer Odoaker abgesetzt wurde. In der Forschung werden jedoch auch weitere Daten und Ereignisse als Auslöser für das endgültige Ende des Weströmischen Reiches angesehen.

Die verschiedenen Forschungstheorien zum Ende des Weströmischen Reiches

In der Forschung werden folgende Theorien zum Ende des Weströmischen Reiches diskutiert:

  • Im Jahr 475 wurde der Weströmische Kaiser Julius Nepos durch den Feldherrn Orestes vertrieben. Julius Nepos war der letzte Weströmische Kaiser, welcher auch durch das Oströmische Kaiserreich anerkannt war.
  • Im Jahr 476 wurde Romulus Augustus durch Odoaker abgesetzt. Zwar war Romulus Augustus der letzte Kaiser des Weströmischen Reiches, er war jedoch nicht durch den Osten anerkannt.
  • Im Jahr 480 wurde Julius Nepos im Exil ermordet. In der Zeit von 476 bis zu seinem Tod konnte er das Reich nicht mehr regieren, bezeichnete sich selbst jedoch nach wie vor als Kaiser.
  • Im Jahr 486/487 ging das Königreich von Soissons in Nordgallien unter. Da es sich dabei um ein unabhängiges Reich mit starkem Bezug zum Weströmischen Reich handelte, wird dieses Reich gelegentlich als letzter Ausläufer des Kaiserreiches angesehen.
  • Im Jahr 493 wurde der Feldherr Odoaker – und damit der Nachfolger der Weströmischen Kaiser – durch den Goten Theoderich ermordet.
  • Im Jahr 554 wurde durch den Oströmischen Kaiser Justinian der weströmische Kaiserhof offiziell aufgelöst, nachdem dieser seit 476 ohne Kaiser fortbestanden hatte.
  • Im Jahr 568 wurden weite Teile des ehemaligen Kaiserreiches durch langobardische Krieger erobert.

Die Erben des Weströmischen Reiches

Egal wann das Ende des Weströmischen Reiches angesehen wird, die Geschichte der Herrschaft über das ehemalige Herrschaftsgebiet ist unumstritten. Bis ins Jahr 476 herrschten Weströmische Kaiser über das heutige Italien und weitere angrenzende Gebiete. Auch Odoaker kontrollierte dieses Gebiet und führte seine Regierung ganz in der Tradition Weströmischer Kaiser weiter.

Im 5. Jh. wurden weite Teile des ehemaligen Weströmischen Reiches durch Vandalen, Franken und Goten verwüstet und erobert. Hier ist insbesondere der Einfall von Theoderich dem Großen zu nennen, welcher 493 die italienische Halbinsel eroberte und diese unter gotische Herrschaft stellte. Dieses Ostgotische Reich wird häufig als Nachfolgereich in direkter Tradition zum Weströmischen Reich gesehen, häufig jedoch auch als Reich mit besonders starken gotischen Einflüssen angesprochen.

In weiterer Folge wurde wiederholt der Versuch unternommen, das Weströmische Reich bzw. dessen unmittelbare Nachfolger erneut zur Blüte aufleben zu lassen. Egal ob es sich hierbei um Vandalen, Goten oder sonstige germanische Volksstämme auf der einen Seite oder das Oströmische Kaiserreich auf der anderen Seite handelte: Diese Versuche blieben stets erfolglos.

Erst unter Karl dem Großen wurden im 8. Jh. große Teile Westeuropas erobert, umstrukturiert und in ein neues Reich eingegliedert. Zu diesen Gebieten zählt auch der Bereich des ehemaligen Weströmischen Reiches. Mit Karl dem Großen wurde der Grundstein für das römisch-deutsche Kaisertum, welches in weiterer Folge auch als Heiliges Römisches Reich bekannt wurde und über Jahrhunderte hinweg Mittel– und Westeuropa kontrollieren sollte.


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