Abendmahl in der evangelischen und katholischen Kirche: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Das Abendmahl ist wesentlicher Bestandteil der Gottesdienstfeier im Christentum. Sowohl in der katholischen, als auch in der evangelischen Kirche wird es während eines Gottesdienstes gefeiert und nicht mehr wie früher durchaus üblich als Hausfeier mit Abendessen. Dabei gibt es aufgrund der Reformation und der Geschichte der Abspaltung des evangelischen vom katholischen Glauben wesentliche Unterschiede bezüglich der Deutung dieses christlichen Ritus`.
Inhalt
Gemeinsamer Ursprung des Abendmahls in der evangelischen und der katholischen Kirche
In beiden Glaubensrichtungen bezieht sich die Abendmahlsfeier auf das letzte gemeinsame Essen von Jesus mit seinen Jüngern, bevor er ans Kreuz genagelt wurde und starb. Damals feierte er einen jüdischen Brauch, nämlich das Paschamahl bzw. Pessachfest. Durch dieses gemeinsame Essen gedenken die Juden dem Auszug ihres Volkes aus Ägypten und damit ihrer Befreiung von ihren ägyptischen Herren. Das Paschamahl beginnt mit einem bestimmten Abendessen, dem Sedermahl, bei dem ein Lamm gegessen wird sowie ungesäuertes Brot.
Jesus deutete an diesem Abend das Mahl um, indem er sagte, dass das Brot seinen Leib – also seinen Körper – symbolisieren würde und der Wein sein Blut darstellen würde. Er wollte damit auf jeden Fall ein Zeichen der Zusammengehörigkeit erzeugen und den Jüngern vermitteln, dass er bei ihnen sei, wann immer sie gemeinsam dieses Fest feierten. Was er darüber hinaus meinte und wie die Glaubensrichtungen diesen Vorgang interpretieren, ist unterschiedlich.
Praktizierung und Glaubensvorstellung beim Abendmahl-Ritus in der katholischen Kirche
Im katholischen Glauben zählt das Abendmahl zu den sieben Sakramenten. Das heißt, es gehört zu den Handlungen, die die Gegenwart und die Gnade Gottes am Menschen sichtbar und fühlbar machen. Diese dürfen nur von geweihten Priestern ausgeführt werden. Eine Ausnahme ist die Nottaufe, wenn direkt nach der Geburt der Kindstod droht oder wenn sich jemand kurz vor seinem Ende zum christlichen Glauben bekennen will. Damit gehört das Abendmahl zu den wichtigsten katholischen Bräuchen.
Als Katholik erhält man die Erstkommunion in der Regel mit neun Jahren im Rahmen eines großen feierlichen Gottesdienstes und bekräftigt damit seinen Glauben, den man durch die Taufe als Baby angenommen hat. Ab diesem Zeitpunkt gilt man als vollwertiges Mitglied der katholischen Kirche.
Die wohl wichtigste Unterscheidung zum evangelischen Glauben ist das, was die Katholiken in dem Moment des Abendmahls in der Oblate, der sogenannten Hostie, und dem Wein sehen. Denn in der katholischen Kirche glaubt man, dass Jesus in diesem Moment wirklich in der Hostie und dem Wein vorhanden ist.
Man spricht von einer Realpräsenz von Jesus Christus. Wenn man den Wein dazu gereicht bekommt, repräsentiert er das Blut Jesu Christi. Aufgrund der Realpräsenz und der geistlichen reelen Verwandlung des Brotes/der Oblaten und des Weins dürfen die restlichen Oblaten nach der Eucharistie (griechisch Danksagung) nicht weggeworfen werden. Stattdessen müssen sie im Tabernakel(ein kleiner schön gestalteter Schrank gleich einem Schrein) aufbewahrt werden. Außerdem dürfen im katholischen Glauben nicht alle Christen gleichermaßen am Abendmahl teilnehmen, sondern nur die katholisch getauften.
Praktizierung und Glaubensvorstellung beim Abendmahl-Ritus in der evangelischen Kirche
Im evangelischen Glauben zählt das Abendmahl zu den zwei Sakramenten. Im Gegensatz zu den Katholiken dürfen hier alle Christen mitfeiern, egal welcher Konfession sie angehören, da die Protestanten der Überzeugung sind, dass Jesus Christus selbst zum Abendmahl einlädt und damit alle Leute christlichen Glaubens meint. Prinzipiell dürfen also alle Getauften teilnehmen. Die Konfirmation findet im evangelischen Glauben mit 14 Jahren statt. Häufig ist dies auch der Anlass für die erste Teilnahme am Abendmahl. Es gibt aber auch Gemeinden, die dies schon früher zulassen.
Martin Luther, der Begründer der Reformation und somit der „Vater“ der evangelischen Kirche deutete das Abendmahl anders als die Katholiken. So ging er nicht davon aus, dass sich Brot und Wein wirklich dauerhaft transformieren, sondern der Christ sollte daran glauben. Schließlich war Luther jedoch auch der Überzeugung, dass alle, die am Abendmahl teilnahmen durch diese Elemente tatsächlich Leib und Blut Jesu Christi aufnahmen. Nach dem Abendmahl sei Jesus Christus aber nicht mehr gegenwärtig. Daher müssen die Oblaten im evangelischen Glauben auch nicht zwingend derart aufbewahrt werden.
Opfergedenken beim Abendmahl in beiden Kirchen
Beiden Glaubensrichtungen ist gleich, dass die Christen sich nicht nur mit Gott, sondern auch mit der Gemeinschaft verbinden und gemeinsam an das Opfer Jesu Christi für die Menschheit gedenken. Durch den Tod von Jesus Christus wurde der Menschheit die Gnade der Vergebung zu teil. Diesem Umstand gedenken die Christen mit der Feier des Abendmahls seit vielen hundert Jahren bis heute.