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So verteidigte Otto der Große das Reich gegen die Magyaren bei Lechfeld


Die Schlacht, für die Otto I. (912-973) bis heute bekannt ist und die ihn zu einem führenden Monarchen in Deutschland machte, war der Kampf gegen die Magyaren auf dem Lechfeld bei Augsburg. Dies geschah im Jahr 955. Das ungarische Reitervolk hatte vorher monatelang das Frankenreich und Bayern geplündert.

Wieso kam es zu Plünderungen im Reich

König Otto I. hatte es zunächst nicht leicht in seinem Reich. Andere Könige, Herzöge und seine eigene Familie stellten sich gegen ihn. Grund dafür war unter anderem, dass Ottos Vater Heinrich I. mit der Tradition gebrochen hatte, das Reich nach seinem Tode unter seinen Söhnen aufzuteilen. Otto wurde gegen den Protest zweier Brüder zum alleinigen Herrscher. Damit hatte er ein vergleichsweise großes Reich unter seiner Herrschaft, was anderen Königen Unbehagen bereitete.

Tatsächlich sah sich Otto schon früh dazu berufen, als dominierender König über andere Adelige zu herrschen und damit seinem Vorbild Karl dem Großen zu folgen. Was wir heute als Deutschland kennen war im 10. Jahrhundert ein in viele Königreiche, Herzog- und Rittertümer sowie Bistümer unterteiltes Reich. Die Adeligen lagen teilweise in heftigen Streitigkeiten untereinander und kooperierten wenig. Zusammen hielten die Adeligen in der Regel nur, wenn sie angegriffen wurden.

Otto I. und sein Kampf gegen die Magyaren

Genau dieser Umstand sollte Ottos Träume doch noch wahr werden lassen. Im Jahr 954 zogen die ungarischen Reiterstämme, die Magyaren, wieder plündernd und brandschatzend durch fränkische Gebiete. Otto ließ von seinen Schreibern diese Zeile dokumentieren:

„Sie [die Ungarn] haben mein Reich verödet, mein Volk gefangen oder getötet, die Städte zerstört, die Kirchen verbrannt, die Priester gewürgt. Noch triefen vom Blut die Gassen.“

Der damals 42 Jahre alte fränkische König war wütend. Die auch als Magyaren bezeichneten Reiterstämme fielen immer wieder in seine Gebiete ein. Davor litt das Volk bereits seit vielen hundert Jahren unter Einfällen wilder östlicher Reiter wie den Hunnen. Sobald die großen Heere der als besonders brutal bekannten östlichen Reitervölker einfielen, brach im Volk die Panik aus.

Im Juli 955 erreichten Meldereiter Ottos Residenz, den Magdeburger Königshof. Erneut hatten die Ungarn die Reichsgrenze überschritten, in nie dagewesener Stärke waren sie dabei, Bayern zu verwüsten.

Zur selben Zeit hatte Otto bereits Schwierigkeiten, einen Aufstand der nördlichen Slawen abzuwehren. Der König wusste genau, dass die Magyaren gezielt diesen Zeitpunkt gewählt hatten, um erneut in Ottos Reich einzufallen. Ein Teil seines Heeres blieb zur Slawenabwehr in der Heimat, mit dem Rest ritt er gegen Ulm.

Gleichzeitig sandte Otto Reiter in alle deutschen und angrenzenden Reiche. Er trommelte Gefolgsleute zusammen und bat um Unterstützung, um die Ungarn endgültig zu schlagen.

Die Schlacht auf dem Lechfeld

Bis Otto eintraf hatten sich bereits um die 15.000 Reiter der Magyaren rund um Augsburg versammelt. Als die von Anrücken des Reichsheeres erfuhren, zogen sich die Ungarn zunächst zurück. Tatsächlich waren rund 10.000 Mann Ottos Ruf gefolgt. Darunter Ritter aus Bayern, Franken, Schwaben und Böhmen. Der Bischof von Augsburg nannte es das „erste deutsche Reichsaufgebot“.

Geschickt umgingen die Ungarn zunächst das Heer und griffen dann überraschend und in verheerender Weise die Böhmen an. Ottos Schwiegersohn, Konrad der Rote, verfolgte die Ungarn mit Sachsen und Franken. Sie galoppierten auf dem Lechfeld bei Augsburg in die Flanke der Ungarn und machten sie unter schweren eigenen Verlusten nieder. Konrad starb durch einen Pfeil in den Hals.

Otto beschloss mutig, die übrigen Magyaren nicht entkommen zu lassen, er ließ sie aufs Bitterste verfolgen. Sein Ziel war es dieses Mal nicht, den Feind nur zu vertreiben. Er wollte das Heer der Magyaren ein für alle Mal vernichten und das gelang ihm auch. Keiner der Angreifer kehrt in die Puszta zurück, die Anführer Horka Bulcsu und Lehel konnten gefangen genommen werden und wurden erhängt. Aufgrund dieses Sieges erhielt König Otto I. den Beinamen und wurde zu Otto der Große.

Wer waren die Magyaren

Von mittelalterlichen Geschichtsschreibern wurden Völker wie Skythen, Hunnen, Awaren und Magyaren oft in einen Topf geworfen.Tatsächlich wiesen sie in der Lebensweise, Kultur und Kriegsführung große Ähnlichkeiten auf. Die Magyaren waren zu Ottos Zeiten ein Volk, das den heutigen Ungarn entspräche. Die mittelalterlichen Chroniken bezeichneten die Ungarn oft auch als „skythische Magyaren“ oder „hunnischen Magyaren“.

Typischerweise handelte es sich um nomadisierende Reitervölker, die in Jurten lebten und durch die Puszta zogen. Als Reiter trugen sie die Bögen über der Schulter. Die Sättel waren stark hochgestellt und spezielle Steigbügel erlaubten den Reitern im Kampf die Zügel loszulassen. Ihre Pferde beherrschten sie blind. Dadurch waren sie in der Lage, Gewitter von Pfeilen über Feinde niederzulassen. Genauso schnell wie sie aufgetaucht waren, sind die Krieger oft auch wieder verschwunden.

Dass die Magyaren die Deutschen nur aus reiner Mordlust angriffen, ist historisch stark umstritten. Tatsächlich soll es in vorausgegangenen Zeiten genug Übergriffe von mitteleuropäischen Adeligen gegen die östlichen Regionen gegeben haben.

Gewisse Quellen berichteten davon, dass unter anderem Karl der Große wertvolle Kunstgegenstände und Gold von den Magyaren an sich genommen und auf deutsche Klöster verteilt haben soll. Die Magyaren sahen ihre Angriffe oft nur als gerechte Vergeltung.

Nach der Schlacht auf dem Lechfeld sandte Otto Reiter und Botschafter nach Ungarn. Er zwang die dort verbliebenen Magyaren, sich zum Christentum zu bekennen und sesshaft zu werden.

Otto der Große wurde zum Kaiser gekrönt

Dank seiner Verdienste um den Schutz der römischen Christenheit und aufgrund etlicher politischer Interventionen in Italien bekam Otto die Kaiserwürde verliehen. Damit hatte er erreicht, wovon er ein Leben lang geträumt hatte. Auch die deutschen Adeligen und Ritter hatten ihn nach dem mutigen Einsatz und der strategisch geschickten Führung des Heers auf dem Lechfeld endlich in seiner Vorreiterrolle anerkannt. Am 2.2.962 krönte Papst Johannes XII. den deutschen König Otto I. in der Peterskirche in Rom zum Kaiser.


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