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Otto I. Krönung: Wie, Wann, Wo wurde Otto der Große zum König gekrönt


Otto I. der Große (912 – 973 n. Chr.) war ab 936 Herzog von Sachsen und König des ostfränkischen Reichs. Seine Erhebung zum König brach mit den traditionellen Regeln der Herrschaftsteilung und Heiratsplanung. Denn Otto dem Großen kam es zu Gute, dass das Frankenreich dreigeteilt war. Ansonsten wäre niemals ein Königsanspruch entstanden. Außerdem knüpfte Otto I. durch seine Krönung in Aachen an die Traditionen der karolingischen Kaiserwürde an. Durch diese Neuerung konnte sich in den kommenden Jahrhunderten das Heilige römische Reich deutscher Nationen als ungeteiltes, großes Reich ausdehnen und entwickeln.

Vorgeschichte zur Krönung von Otto I.

Seit der Entstehung des fränkischen Reichs war es üblich, dass mit dem Tod des Königs diese Würde innerhalb der Dynastie an männliche Nachfahren vererbt wurde. Hatte ein König mehrere Söhne, bestimmte er oft schon zu Lebzeiten, wie das Reich unter ihnen aufgeteilt werden sollte. Während der Merowingerzeit prägten antike römische Gesetze diesen Vorgang noch stark. So verfügte König Chlodwig I. im 6. Jahrhundert die Reichsaufteilung in vier administrative Verwaltungsgebiete. Dadurch konnten seine Söhne jeweils eigene Königshöfe gründen und jeder regierte in einem Teilgebiet. Das Reich im Ganzen blieb dabei formal ungeteilt.

Um die Versorgung der Nachkommen sicher zu stellen, war es allerdings im fränkischen Adel generell üblich, dass Grundbesitz unter den Söhnen aufgeteilt wurde. Da jeder Sohn ein kleineres Erbe antrat, als es der Vater besessen hatte, kam es regelmäßig zu Konflikten. Es gab Bruderkriege, Verschwörungen, selten auch Morde und öfters wurde ein Erbberechtigter ins Kloster gezwungen. Auch Pippin der Jüngere schaltete im 8. Jahrhundert zuerst seine Brüder aus und machte sich zum Alleinherrscher über das Familienerbe. Erst danach ließ er sich 751 zum König wählen und begründete die karolingische Herrscherdynastie.

Die Herrschaftsteilung bei den Karolingern

Pippin der Jüngere hatte zwei Söhne: Karlmann und Karl. Vor seinem Tod teilte er das fränkische Reich unter ihnen auf. Ähnlich wie die Söhne Chlodwigs I. regierten sie unabhängig als Teilkönige. Nach dem Tod Karlmanns ging die Alleinherrschaft 771 an Karl über. Er führte als Karl der Große das Frankenreich zur größten Ausdehnung und Macht.

Im Jahr 800 ließ er sich in Rom vom Papst zum Kaiser krönen. Diese Handlung gilt als Erneuerung des weströmischen Kaisertums und die Übertragung des Kaisertitels Augustus auf den fränkischen König. Ursprünglich hatte auch Karl der Große die Teilung des Reiches geplant. In seiner 806 erlassenen Divisio Regnorum sollten alle drei Söhne ein Teilgebiet erhalten. Da zwei Söhne vor ihrem Vater Karl starben, erbte nur ein Sohn das fränkische Reich – Ludwig der Fromme. Er hatte vier Söhne, die nicht alle aus gleicher Ehe stammten.

Ludwig wollte die Einheit des Reichs sichern, dafür erhob er seinen ältesten Sohn frühzeitig zum Kaiser. Dessen Brüder wollten aber weder Lothar untergeordnet sein, noch wollten die drei leiblichen Brüder Lothar, Pippin und Ludwig mit ihrem Halbbruder Karl der Kahle das Erbe teilen. Zusätzlich strebte Lothar I. schon zu Lebzeiten seines Vaters die Herrschaft an. Die Regentschaft wurde von inneren Konflikten und Kriegen geprägt. Kurz nach dem Tod Ludwigs des Frommen kam es 843 zur Dreiteilung des Reiches.

Der Aufstieg der Ottonen im ostfränkischen Reich ab 919

Mit der Dreiteilung entstand unter anderem das Ostfrankenreich. Es umfasste große Teile des heutigen Deutschland und dehnte sich in den folgenden Jahrzehnten weiter nach Westen aus. Im Ostfrankenreich hatten sich mächtige Herzogtümer etabliert – die Sachsen, Bayern, Schwaben und Franken. Per Wahl wurde im Jahr 919 der Sachsenherzog Heinrich I. zum König des ostfränkischen Reichs erhoben.

Seit der Blütezeit unter Karl dem Großen hatte sich administrativ vieles verändert. Ämter waren vererbbar geworden, es fehlte an schriftlichen Regularien. In den Stammesherzogtümern fanden Adelsfehden statt, die sich allesamt um den Führungsanspruch drehten. Heinrich musste enge Beziehungen zu den Herzogtümern aufbauen, um die Fehden zu unterdrücken.

Außerdem stand er vor der Aufgabe, jedes Herzogtum an sich als König zu binden. Er nahm Rücksicht auf die Interessen der Adeligen und die jeweiligen Stammestraditionen. Heinrich I. hatte vier Söhne: Thankmar aus erster Ehe sowie Otto, Heinrich und Brun aus zweiter Ehe. Nach den Regeln der fränkischen Herrschaftsteilung hätte das Reich unter diesen vier Söhnen aufgeteilt werden müssen.

Schon früh stellten sich die mächtigen Herzogtümer solchen Plänen in den Weg. Sie hatten das gemeinsame Interesse, jeweils selbst eine Mittelmacht zu bilden. Aber auch Heinrich I. wollte für seine Nachfahren die Unteilbarkeit des Reichs sicherstellen und nur einen einzigen Sohn zum König bestimmen.

5 Vorbereitende Maßnahmen, um die Alleinherrschaft Otto I. anzustreben

Mit mehreren Maßnahmen ab dem Jahr 929 sorgte Heinrich I. schon Jahre vor seinem Tod dafür, dass sein zweitgeborener Sohn Otto der künftige und alleinige König im Ostfrankenreich werden sollte.

Die „Hausordnung“

Im Jahr 929 verfasste Heinrich I. ein Testament zugunsten seiner zweiten Ehefrau Mathilde. Darin sprach er ihr ein umfangreiches Witwengut zu. Als Zeugen berief er die Großen im Land für ihre Zustimmung ein. Von seinen vier Söhnen wurde nur Otto um Zustimmung gebeten. Dass ausschließlich der erstgeborene Sohn Mathildes dazu aufgefordert wurde, zeigte seine herausgehobene Stellung gegenüber den anderen Söhnen.

Neue Heiratspolitik

Heinrich I. sah nicht nur zu, wie die Herzogtümer ihre alten Stammesrechte beanspruchten. Als Anführer der Sachsen tat er es ihnen gleich. Um die zukünftige Macht seines Sohnes Otto zu sichern, suchte er ausländische Partner. Er wandte sich an den englischen König Aethelstan für ein Heiratsbündnis.

Dabei bezog sich Heinrich ebenfalls auf die eigene Stammestradition. Da die Angeln und Sachsen im 5. Jahrhundert nach England ausgewandert waren und das angelsächsische Reich gegründet hatten, seien sie ebenfalls sächsische Nachfahren. So blieb die Eheschließung zwar formal im Machtkreis des fränkischen Reichs, dennoch gewann Heinrich I. damit ein ausländisches Königreich zum Partner.

Ausgeprägtes Reisekönigtum

Otto I. heiratete die angelsächsische Königstochter im Jahr 930. Danach durchreiste Heinrich alle Landesteile, die zum sächsischen und fränkischen Herrschaftsgebiet zählen und stellte Otto in der Aachener Königspfalz allen Großen des Reiches vor. Dabei holte er zugleich ihre Zustimmung ein, dass Otto der künftige, alleinige Thronfolger sein solle. Mit diesen Reisen und der Zusammenkunft in Aachen festigte Heinrich die eigene Macht, aber auch die zukünftige seines Sohnes.

Namenszusatz „Rex“

Ab dem Jahr 929 trug Otto als einziger Sohn Heinrichs den Namenszusatz „Rex“. Damit scheint schon zu diesem frühen Zeitpunkt die Nachfolge einseitig zugunsten Ottos verfolgt worden zu sein.

Designation Ottos

Kurz vor seinem Tod veranstaltete Heinrich I. im Jahr 936 noch einmal einen Hoftag. Hier empfahl er den Großen des Reichs, Otto zum Nachfolger zu wählen. Nachdem Otto für die alleinige Thronfolge designiert worden war, erhielten die anderen drei Söhne Landbesitz und Geldwerte zur Abfindung.

Mit diesem Vorgehen hat Heinrich I. die Tradition der Herrschaftsteilung beendet. Von nun an galt die sogenannte Individualsukzession. Nur ein einziger Sohn wurde fortan zum Erbe des Reichs bestimmt.

Krönung Ottos I.

Otto I. wurde schon wenige Wochen nach Heinrichs Tod im Jahr 936 als Herzog von Sachsen und König über das Ostfrankenreich eingesetzt. Zunächst wählten die Sachsen und Franken ihn zum Oberhaupt. Dann erfolgte die allgemeine Wahl zum König. Dafür bestimmte Otto den Aachener Münster als Krönungsort.

Über den Krönungsakt am 7. August 936 gibt es eine mittelalterliche Beschreibung von Widukind von Corvey. Sie stellt keine authentische Dokumentation im Detail dar und dient der Verklärung des späteren Kaisers. Dennoch bildet diese Beschreibung wichtige Prinzipien der Thronbesteigung ab.

Ein zentrales Element der Krönungsfeierlichkeiten bestand darin, dass Otto I. auf den Marmorthron Karls des Großen im Aachener Münster Platz nahm und sich von den Adeligen huldigen ließ. Anschließend wurden ihm die Reichsinsignien übergeben. Das waren Stab und Zepter, Mantel und Armspangen sowie Schwert mit Schwertgurt. Danach erfolgte die Salbung und Krönung durch zwei Erzbischöfe. Damit wurde Aachen für die kommenden Jahrhunderte der rituelle Königsort für die römisch-deutschen Könige.

Wichtige Symbole rund um die Königskrönung von Otto I.

Aachen war die Grabstätte Karls des Großen. Mit der Entscheidung für diesen Krönungsort stellte sich Otto I. bewusst in dessen Tradition. Das zeigte auch seine Kleidung. Er ließ sich in fränkischer und nicht in sächsischer Tracht zum König krönen. Diese Beziehung zur karolingischen Herrscherdynastie erhöhte einerseits die Legitimität der Königswürde. Andererseits drückt sie den Anspruch aus, neben der weltlichen Herrschaft auch die Idee des Gottesgnadentums aufzugreifen. Das zeigt sich in der Salbung durch Erzbischöfe.

Ein weiterer Hinweis ist Ottos Königssiegels. Es erhielt die Umschrift „DEI Gratia“. Nicht zuletzt war Karl der Große als Kaiser Schutzpatron der abendländischen Christenheit. Mit Aachen als Krönungsort zeigt Otto I., dass er einen ähnlichen Herrschaftsanspruch hat.

Neben den sakralen Symbolen gilt Widukinds Schilderung vom Festmahl als Ausdruck weltlicher Machtsymbolik. Widukind schildert, dass die mächtigen Herzöge von Schwaben, Bayern, Lothringen und Franken bei Tisch jeweils ein Hofamt als Marshall, Truchsess, Kämmerer und Mundschenk versahen. Diese Schilderung, dass mächtige Vasallen bei Festmahlen kniend Hofämter verrichten, gehört vor allem im späteren Hochmittelalter zu gängigen literarischen Darstellungen im höfischen Epos. Es drückt sich darin ein Idealbild dienender Unterordnung aus.

Die Krönung Ottos I. in Aachen symbolisiert sowohl in weltlicher als auch sakraler Bedeutung einen hohen Herrschaftsanspruch.


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