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Warum war Achilles nur an der Ferse verwundbar: Ursache und Wirkung


warum war achilles nur an der ferse verwundbar

Skulptur des sterbenden Achilles, nachdem er an der Ferse verletzt wurde


Die griechische Sagengestalt Achilles wurde von seiner Mutter, einer Meeresnymphe, in den Unterweltfluss Styx getaucht, um ihn unverwundbar zu machen. Dabei hielt sie ihn am der Ferse fest. Dieser Teil blieb von den Wassern des Styx unberührt und Achilles tödliche Schwachstelle.

Wer war Achilles

Achilles oder Achilleus (neugriechisch Achilléa) ist ein Held der griechischen Mythologie. Weltweit bekannt wurde er durch die Ilias, eine Schrift des Dichters Homer. Als fast unverwundbarer Superheld der Griechen kämpfte Achilles mehr als zehn Jahre im Krieg um Troja.

Er starb, weil ein von der Gottheit Apollon gelenkter Pfeil, seine einzige Schwachstelle traf: die Ferse beziehungsweise den Bereich, unter dem die nach dem Helden benannte Achillessehne verläuft.

Achilles’ mystische Herkunft

Der sagenhafte Held tauchte schon in vielen griechischen Sagen und Märchen auf, bevor er zu einer der Hauptfiguren der Ilias wurde. Wie fast alle Märchen und Sagengestalten der Welt wandelte sich auch die Figur des Achilles mit der Zeit. In der heute am meisten anerkannten Überlieferung ist er der Sohn der Nereide Thetis und des menschlichen Königs Peleus von Phthia.

Der Großvater des Achilleus war Aiakos, der als ein Urenkel des Gottes Zeus galt. Nereiden sind in der Mystik Griechenlands Meeresnymphen, die mal freundlich und mal in unfreundlicher Weise erscheinen können. In einem Volksmärchen wurde Achilles gezeugt, indem sein Vater Peleus die Nereide im Ringkampf überwältigte und sich ein einziges Mal mit ihr verband. Die Mutter ist dann ins Meer zurückgekehrt und Achilles wuchs ohne die wärmende Liebe einer Mutter auf. Noch ältere Geschichten machen Achilles zu einem direkten Sohn des Zeus. Die Mutter bleib aber auch in diesem Fall die Meeresnymphe Thetis.

Die Sage von der Unverwundbarkeit

In allen Sagen und Märchen wird Achilles als ein ungewöhnlich großer, tapferer, aber auch tragischer Held dargestellt. Der Aspekt der Unverwundbarkeit taucht erst sehr spät in der Sagenwelt auf. Belegt ist der Umstand erst ab dem Dichter Statius, der im 1. Jhd. n. Chr. lebte.

Ihm zufolge tauchte Thetis ihren Sohn Achilleus in die Wasser des Unterweltflusses Styx, um ihn körperlich unverwundbar zu machen. Dabei hielt sie ihn mit einer Hand an der Ferse fest, wodurch die Wasser der Unterwelt diese eine Stelle nicht versiegeln konnten. Ob Achilles um diese Verletzlichkeit wusste, ist nicht überliefert.

Die echte Achillesferse und Achillessehne

Viele Jahrhunderte später nutzten Mediziner die Sage um die verletzliche Stelle an der Ferse, um eine Sehne nach dem Helden zu benennen. Die Achillessehne verläuft vom hinteren, unteren Ende des Unterschenkels über die Ferse bis hin zum Fußwurzelgelenk. Sie ist eine der breitesten und dicksten Sehnen unseres Körpers, trägt aber auch mit die größte Last.

In der deutschen Sprache steht die Achillesferse als geflügeltes Wort auch als Synonym für eine „verwundbare Stelle“, einen „sensiblen Punkt“ oder die „größte Schwäche eines Menschen“.

Wie starb Achilles

Es existieren mehrere Versionen von Achilles‘ beziehungsweise Achilleus’ Tod. Allen ist gemeinsam, dass Achilles im Zuge des Trojanischen Krieges durch einen Pfeil getötet wurde.

Abgegeben wird der Pfeil entweder von Paris, dem Prinzen von Troja und dem Sohn von König Priamos oder von der Gottheit Apollon (Gott des Lichts, des Frühlings und der Künste). In manchen Sagen ist es Apollon, der sich in Paris verwandelt oder der den Pfeil lenkte, damit er die einzig verwundbare Stelle träfe, die nur der Gott kannte.

Apollon ist der Sage nach wütend auf Achilles gewesen. Bei ihrer Landung vor der Küste Trojas haben die Griechen einen Apollon-Tempel geplündert und etliche der Priesterinnen getötet. In einigen Geschichten rund um Achilles verliebt sich der Held in Polyxena, einer Tochter des Priamos und Priesterin im Tempel. Achilles nahm sich die Frau gewaltsam als Sklavin und erliegt schließlich ihrer Reinheit und ihrem Liebreiz.

Mal wird der Superheld der Griechen schon vor der letzten Schlacht um Troja ausgeschaltet, um den Fall der Stadt hinauszuzögern. Andere Varianten erzählen vom Tod des Achilles während des finalen Kampfes.

Sein Begräbnis wird lediglich in Homers zweiter berühmten Schrift „Odyssee“ erwähnt. Demnach wurde Achilles Leichnam gemeinsam mit dem seines besten Freundes Patroklos verbrannt. In einer goldenen Urne wurden die beiden den „Fluten des Hellespont“ übergeben, was den heutigen Dardanellen entsprechen dürfte. Laut der Odyssee hat Achilles den Sieg der Griechen über die Trojaner nicht mehr erlebt.

In Homers Ilias (6. bis 7. Jhd. v. Chr.) ist Achilleus zwar ein mutiger und extrem starker Kämpfer, von einer Unverwundbarkeit oder Unsterblichkeit ist aber keine Rede.

Die wird erstmals durch den 40 v. Chr. geborenen Dichter Gaius Iulius Hyginus erwähnt. Er berichtete von Thetis, dem Unterweltfluss Styx und dem Knöchel beziehungsweise der Ferse als einzig verwundbare Stelle.

In der Ilias wird Achilles von einem Pfeil in eine nicht näher bezeichnete „niedere“ oder „untere“ Körperregion getroffen. Dies wäre normalerweise nicht tödlich, doch in Achilles Fall aus einem nicht näher genannten Grund schon.

Erst in späteren Dichtungen wird davon berichtet, wie der Held durch einen Pfeil in die Achillesferse starb.
In vielen Darstellungen wurde der vom trojanischen Prinzen Paris abgegeben. In anderen Varianten der Geschichte war es der Gott Apollon (oder Apollon, der sich in Paris verwandelte), der sich durch die Tat am Frevel seiner Tempel durch die Griechen rächte.

Mehrere Gemälde und Fresken aus der Antike zeigen den Helden mit einem Pfeil im Fuß. Die Idee der Verwundbarkeit an dieser Stelle muss also schon damals existiert haben.

In einigen Schriften wird erwähnt, dass Thetis ihrem Sohn den Tod in Troja vorausgesagt haben soll. Der Held wollte lieber ein kurzes und heldenhaftes Leben führen, als bedeutungslos zu bleiben.

Der Achilles-Kult – Wahrheit oder Fiktion

Ob es Achilles jemals gegeben hat, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Seine Figur kann bis auf sehr alte Sagen und Märchen zurückgeführt werden. Das lässt den Schluss zu, dass es sich um eine rein fiktive Gestalt beziehungsweise die Verkörperung bestimmter mystischer Aspekte handelt:

  • (auch falsches) Heldentum
  • Mut und Tapferkeit
  • übermenschliche Kraft
  • die Tragik und Ironie des Krieges
  • der Mensch als Spielball der Götter.

Die Figur der Achilles war schon im Altertum legendär. Der sagenhafte Held soll unter anderem den mächtigen römischen Herrscher Caracalla inspiriert haben. Alexander der Große soll ebenfalls nach Motiven des Achilles ausgebildet und trainiert worden sein.

Beide diese Männer zeigen gewisse Züge des (tragischen) Helden. Sie kannten nur den Krieg, Größenwahn und immer neue Eroberungszüge. Persönlich und familiär sollen sie aber weniger glückliche Menschen gewesen sein.

Obwohl Achilles der Ilias nach im Meer bestattet wurde, gibt es auf dem Gebiet des ehemaligen Troja einen Hügel, der als Grab des Achilles verehrt wurde: das Achilleon.

Der Achilleskult wurde viele Jahrhunderte in der Gegend praktiziert und war auch auf den nahen kykladischen Insel, im kleinasiatischen Reich Erythrai, in Kroton, in Sparta und in Elis von großer Bedeutung.

Achilles: Bedeutung des Namens

Dem mystischen Hintergrund der Figur kann man sich über diverse Deutungen des Namens nähern: Eine mögliche Übersetzung und Herleitung ist „der keine Lippen hat“. In diesem Zusammenhang erwähnen Quellen den Umstand, dass Achilleus niemals an einer (menschlichen) Mutterbrust gesaugt habe und ihm daher gewisse menschliche Qualitäten fehlten.

Andere Quellen sagen, dass Achilleus nach seiner Geburt durch Feuer eine Lippe verloren habe. Eine andere Hypothese aus der Antike übersetzt den Namen mit „der, dessen Heer betrübt ist“. Das altgriechische Wort „áchos“ kann „Kummer und Leid“ bedeuten „laós“ war ein Wort für „Menge der Krieger“.

Eine andere Wortverwandtschaft zeigt eine Verbindung zum Begriff „Achilógonos“, was zu Deutsch „Schlangensohn“ bedeutet. Die Meeresnymphen zeigten sich den Menschen manchmal auch in der Form von Seeschlangen.

Unsterblichkeit und Unverwundbarkeit in anderen Helden-Sagen

In der Ilias gibt es einen weiteren hünenhaften Superhelden: Aias der Telamonier oder auch Ajax der Große. Er galt wie Achilleus bei Homer schwer besiegbar. Beide Männer, Achilleus und Aias waren die großen Helden des Trojanischen Krieges und sind sich dort auch begegnet. Achilleus Stärke soll dabei eher der unerschrockene Kampf und seine Siegesgewissheit gewesen sein. Aias oder Ajax der Große wurde als Mann von ungewöhnlicher Körpergröße und Stärke dargestellt. Anders als Achilleus überlebte Aias des Trojanischen Krieg.

Nach dem Tod des Achilles soll er unter anderem dazu beigetragen haben, dass Achilles Leichnam geborgen und bestattet werden konnte. Aias stritt sich nach dem Ende des Krieges in einem Wortgefecht mit einem weiteren Sagen-Helden namens Odysseus um die Rüstung des Achilles. Der für seine List und Intelligenz bekannte Odysseus gewann das Wortduell und Aias soll beleidigt in der Dunkelheit verschwunden sein.

In nördlichen Gefilden wird der fast unverwundbare Superheld durch den Sigur und später Siegfried verkörpert. Dieser hünenhafte (sehr große) Mann taucht in vielen nordischen Sagen auf. Bekannt wurde der Held vor allem durch die Nibelungensaga, die ungefähr im 8. Jhd. n. Chr. entstand.

In der Schrift wird Siegfried als Sohn von König Siegmund und dessen Gemahlin Sieglinde in Xanten geboren. Er ist sich seiner königlichen Herkunft aber nicht bewusst und wächst bei einem Schmied namens Mime am Rhein auf. Später tötet er den Drachen Fafner und badet in dessen Blut. Durch das Drachenblut wird Siegfrieds Haut zu einem Schutzpanzer, dem nicht einmal ein Schwertstreich etwas anhaben kann.

Allerdings wird auch Siegfried eine Schwachstelle zum Verhängnis. Während des Blutbades war ein Lindenblatt auf die Stelle zwischen seinen Schulterblättern gefallen. Auch er blieb an einer Stelle verwundbar. Als blinder Kämpfer und alle Warnungen ignorierend riss Siegfried den Drachenschatz (Nibelungenschatz) an sich. Diese Tat rächte sich bald für ihn. Durch ein Komplott wurde er auf der Jagd getötet.

Siegfried starb durch die Hand des düsteren Hagen von Tronje, einem Ritter und Gefolgsmann des burgundischen Königshauses. Hagen rammt einen Speer durch Siegfried und der durchbohrt ihn ausgerechnet an der verwundbaren Stelle. Erwähnt wird Sigurd schon in viel älteren Schriften: Unter anderem in der altnorwegischen Thidreks saga, in der isländischen Völsunga saga und in der Edda.

Dort hat der Held neben einer magisch harten sowie undurchdringbaren Haut die Attribute:

  • Größe
  • Schönheit
  • eine helle Strahlkraft
  • scharfe Augen
  • Redegewandtheit
  • Furchtlosigkeit
  • Betrug und Unbesonnenheit
  • bitteres Schicksal.

In der Edda taucht Siegfried als „Sigurd und die Niflungen“ auf. Die Geschichte ist hier nur ein kleiner Teil eines epochalen Werkes, das vom Kampf der Menschen, der Götter, von Helden und der Liebe handelt. Sigurd stirbt hier durch eine hinterhältige Tat des Gutthorm, der von Sigurds scheinbaren Freunden Högni und Gunnar dazu angestiftet wurde.

Zusammenfassung

  • Die Unverwundbarkeit des legendären Achilles ist ein Aspekt, der nicht in allen Achilles-Sagen auftaucht.
  • Einer neueren Variante zufolge soll Achilles’ Mutter Thetis ihren Sohn in den Unterweltfluss Styx getaucht haben, um ihn unverwundbar zu machen.
  • Nur eine Stelle blieb dabei frei: die Ferse, an der seine Mutter ihn festgehalten hatte.
  • Achilles starb im Kampf um Troja, als ihn ein Pfeil (abgegeben vom Prinzen Paris oder dem Gott Apollon) an genau dieser einen verwundbaren Stelle traf.
  • Nachweise für die echte Existent eines Helden namens Achilles gibt es nicht. Vielmehr scheint er eine reine Sagengestalt zu sein.
  • Innerhalb der griechischen Sagenwelt hat Achilles gewisse Ähnlichkeit mit Aias dem Telamonier, einem Hünen, der ebenfalls in Troja kämpfte.
  • Im Norden gibt es mit Sigurd und dem Siegfried der Nibelungensaga eine Entsprechung. Dieser Held wurde durch das Bad im Drachenblut nahezu unverwundbar. Nur eine Stelle zwischen seinen Schulterblättern blieb frei und damit verwundbar.

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