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Was bedeutet Renten-Rettung: Maßnahmen, Bedeutung und Konzepte


Als Rentenrettung werden verschiedene Konzepte verstanden, um die Altersrenten zukünftiger Generationen zu garantieren. Denn seit vielen Jahren werden die Menschen immer skeptischer in Bezug auf die Rente als zuverlässige Altersvorsorge. Die wirtschaftliche Lage spannt sich immer weiter an, sodass in der Gesellschaft viele Ideen und Ansätze zur Renten-Rettung entstehen.

Was bedeutet Renten-Rettung: Definition und Bedeutung

Der Begriff der Renten-Rettung ist zwar nicht offiziell im deutschen Wörterbuch vermerkt, aber dessen Sinn dennoch in der Öffentlichkeit bekannt. Sowohl die Medien, und die Bürger, als auch Politiker verstehen unter diesem Begriff die Maßnahmen, die zur Aufrechterhaltung der deutschen Renten ergriffen werden beziehungsweise ergriffen werden müssen.

Die Ideen zu diesen Maßnahmen beziehen sich auf die weit verbreitete Annahme, dass die Renten in der Zukunft langsamer steigen werden und das Renteneintrittsalter immer weiter verlängert wird. So soll laut Prognosen bis 2050 das Rentenniveau vor Steuern von 48 % auf 41 % sinken. Als Rentenniveau vor Steuern wird die Geldmenge definiert, die im Verhältnis zu den insgesamt eingezahlten Rentenbeiträgen schlussendlich auf dem Konto der Rentenbezieher eingezahlt wird. Dieses Rentenniveau sinkt immer weiter, wenn immer weniger Menschen im Rahmen ihrer Arbeit Rentenbeiträge einzahlen.

So eine Situation kommt im Rahmen des demografischen Wandels zustande. Dieser gilt als Oberbegriff für die Veränderung in der Altersstruktur einer Bevölkerung. In Deutschland ist der demografische Wandel für eine bisher nie dagewesene Altersstruktur verantwortlich, so steigt das Durchschnittsalter immer mehr und die Geburtenrate sinkt. Arbeitsabläufe in der Industrie, wie das Zusammenbauen einer Maschine, wurden früher größtenteils von Menschen ausgeführt, heute ersetzen Roboter manche dieser Tätigkeiten.

Es ist nicht zu übersehen, dass es immer weniger junge Erwerbstätige gibt, dafür aber deutlich mehr ältere Menschen mit Anspruch auf die Rente. Eine logische Folge ist, dass die jungen Generationen entweder mehr Rentenbeiträge zahlen müssen oder die Rentner weniger Geld erhalten werden, um das Rentenniveau zu halten. Wenn es jedoch weniger Menschen gibt, die in die Rentenkasse einzahlen können, dann bleibt nichts anderes übrig, als die geplanten Rentenerhöhungen zu kürzen.

Dieser Sachverhalt ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und besorgt immer mehr Bürger aus allen Altersgruppen, da früher oder später viele auf die Rente angewiesen sein werden. Der Staat kürzt die Beiträge, ohne den finanziellen Verlust der Bürger zu kompensieren, sodass jeder auf sich gestellt ist und seine Rente „retten“ muss.

Warum die Renten gerettet werden müssen

Seit ihrer Einführung im Jahr 1889 ist die Deutsche Rentenversicherung sowohl wirtschaftlich, sozial, als auch politisch bis heute untrennbar mit Deutschland verbunden. Schon in der Monarchie des Deutschen Kaiserreichs galt die Rente als zuverlässige Absicherung der Altersvorsorge. Anfangs war es noch üblich, die Rente erst im Alter von 70 Jahren in Anspruch nehmen zu dürfen, sodass in Anbetracht der kürzeren Lebenserwartung nicht viele Menschen diese auch bekommen haben.

Nichtsdestotrotz hat die Einführung der Rente einen starken psychologischen Effekt in der Gesellschaft hervorgerufen. Die Menschen waren deutlich motivierter zu arbeiten, um am Ende ihre wohlverdiente Rente zu bekommen. Die Folge war ein konstantes wirtschaftliches Wachstum und ein Grundvertrauen der Bevölkerung in die Regierung. Wichtig ist anzumerken, dass die Motivation zur Arbeit nicht alleine von der Rente angetrieben wird, aber diese als wichtigen Bestandteil enthält.

Heute hat sich nicht viel verändert, außer dass das Renteneintrittsalter bei 67 Jahren steht und in Deutschland mittlerweile 52 Millionen Rentenversicherte leben. Der psychologische Faktor ist geblieben, auch wenn dies vielleicht nicht von jedem wahrgenommen wird. Wird die Rente im schlechtesten Fall aufgehoben oder deutlich gekürzt, dann wird das verheerende Folgen für die Moral des Volkes haben.

Die Unzufriedenheit steigt und kann vereint mit anderen Problemen zu Unruhen führen. Die Motivation der Erwerbstätigen könnte sinken, sodass das Wachstum der Wirtschaft stagnieren würde. Darauf folgen soziale Probleme und eine steigende Kriminalitätsrate, die das Land zusätzlich belasten würden. Es würde sich im Endeffekt eine Abwärtsspirale bilden, die mit der schwachen Rente beginnend in eine Phase der gesellschaftlichen Spaltung münden würde.

Betrachtet man die Situation der primär Geschädigten eines schwachen Rentensystems, also den Rentnern selbst, so wird klar, dass diese aus der ethischen Überzeugung der Gesellschaft und wirtschaftlichen Gründen nicht vernachlässigt werden können. Das Rentensystem ist dafür gemacht worden, um Menschen, die die Wirtschaft aufgebaut haben, an dessen Wachstum nachträglich teilhaben lassen zu können. Dies beinhaltet nicht nur die Rentenbeiträge, die die jungen Generationen einzahlen, sondern auch die Steuergelder, die der Staat zusätzlich beisteuert.

Diese Gelder gelangen an die Rentner, um deren Lebensgrundlage zu sichern. Ist dies jedoch nicht der Fall und es wird keine Rente ausgezahlt, dann droht jedem Rentenberechtigen die direkte Armut. Zwar verfügt ein kleiner Prozentsatz der älteren Generationen über genug Einkommen, um sich privat versorgen zu können, dies trifft jedoch nicht auf die Mehrheit zu.

Im schlimmsten Fall steigt die Zahl der Obdachlosen drastisch an und Todesfälle aus Gründen der medizinischen Unterversorgung werden immer häufiger auftreten. Um solche Missstände abmildern zu können, müsste der Sozialstaat viel Geld in die Versorgung und Pflege der älteren Personen fließen lassen. Auf Dauer ist dies jedoch ein kostspieliges Unterfangen, dass vermieden werden soll. Aus diesem Grund zahlt der Staat in die Rentenkasse ein, um einerseits die eigenen Ausgaben in der Zukunft zu reduzieren und anderseits die Bevölkerung zu schützen.

Auch die Familien der Rentner profitieren von den Beiträgen, da die oft aus physischen Gründen arbeitsunfähigen Menschen ihre Angehörigen finanziell wenig bis gar nicht belasten. Betrachtet man als Gegenbeispiel das kaum vorhandene Rentensystem in Indien, so wird schnell klar, wie schwer es Senioren ohne eine Rente haben können. Dort müssen über 90 % der über 60-Jährigen immer noch arbeiten. Viele, die dies nicht können, müssen auf die Kosten ihrer Familien leben oder sterben an der mangelnden Lebensversorgung.

Deutschland ist zwar weit von diesen Zuständen entfernt, alarmierende Statistiken dürfen trotzdem nicht ignoriert werden. Bereits im Jahr 2006 ist die Anzahl der von Armut gefährdeten Rentner um 42 % gestiegen. Vermehrt erscheinen in den Medien Bilder von Pfandflaschen sammelnden Senioren, was ein klares Signal für nötige Maßnahmen zur Renten-Rettung ist und eine reale Gefahr der Altersarmut impliziert.

Maßnahmen und Konzepte der Renten-Rettung

Grundsätzlich sollten bei der Betrachtung der Maßnahmen zur Rettung der Rente, zwischen denen des Staates und denen der Privatpersonen unterschieden werden. Während der Staat durch Verordnungen und Gesetze genau Regeln bezüglich der Rente festlegt, haben Privatpersonen in Deutschland die Möglichkeit über ihre Zukunft zu entscheiden und folglich auch eine volle Handlungsfreiheit. Der Staat agiert mit dem Fokus auf die Gesellschaft, während die Privatperson auf ihr eigenes Wohlergehen und das ihrer Nächsten konzentriert ist.

Noch im Jahr 2019 beschloss die Bundesregierung ein Rentenpaket einzuführen, in dem der Bevölkerung bis 2025 konstante Rentenbeiträge garantiert werden, so soll das Rentenniveau bei 48 % verbleiben. Arbeitnehmer zahlen aktuell einen Rentenbeitragssatz von 18,6 %. Das ist die Summe, die den Erwerbstätigen vom Brutto-Lohn abgezogen wird. Bis 2025 soll dieser Beitrag weiterhin unter 20 % verbleiben, um Rentnern eine gleichbleibende Rente zu garantieren und Arbeitnehmer nicht mehr Steuern aufzuerlegen.

Bereits 2012 begann das Renteneintrittsalter langsam von 65 auf 67 Jahre zu steigen. Mit der Vollendung dieser Maßnahme werden die Bürger erst mit 67 Jahren in die Rente übergehen können, sodass die Rentenkasse etwas entlastet wird. Ab diesem Moment müssen die 65-Jährigen, die früher in Rente gegangen wären, noch 2 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, andersherum können die 65 bis 67-Jährigen keine Rente beziehen. Dies entlastet auch die Rentenkasse, wohlgemerkt auf Kosten der Bürger, die länger arbeiten müssen. Außerdem wurde am 1. Januar 2021 die Grundrente eingeführt, die die bereits aktiven Renten nochmals finanziell aufwerten soll.

Mit dem Beschluss dieses Rentenpaketes im Jahr 2019 ist man jedoch nicht von der Coronapandemie und den einhergehenden Problemen ausgegangen. Die Lockdowns und wirtschaftlichen Einbußen sorgten im Jahr 2021 und Frühjahr 2022 für einen starken Zuwachs der Inflationsrate. Die Inflationsrate definiert die Geldmenge im Umlauf im Verhältnis zu der wirtschaftlichen Aufstellung eines Landes. Während der Pandemie wurde überdurchschnittlich schnell und in großen Mengen Geld gedruckt, was sich Monate später in der Wirtschaft widerspiegelte.

Die steigenden Preise in den Läden und bei den Energielieferanten belasten viele Haushalte in Deutschland, darunter auch die der Rentner. Zwar ist mit dem Rentenpaket eine Vorsorge beschlossen worden, aber nicht gegen die Preiserhöhungen in der Coronapandemie. So erhalten die Rentner zwar die versprochene Menge Geld, dafür ist diese im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft weniger Wert und raubt den Rentenbeiträgen die Kaufkraft. Auch die sogenannten Riester-Renten helfen mit Hinblick in die Zukunft weniger. Hierbei fördert der Staat die Rente zwar mit weiteren Zuschüssen, doch langfristig gesehen wird auch dies wahrscheinlich nicht ausreichen.

Dass ein Rentensystem durch wirtschaftliche Notstände, wie einen Krieg, eine hohe Inflation oder einen demografischen Wandel in Mitleidenschaft gezogen wird, ist geschichtlich belegt und in breiten Teilen der Bevölkerung bekannt. Neben der gesetzlichen Rentenvorsorge haben sich über die Jahrzehnte weitere Alternativen der Rentenvorsorge etabliert, die jedoch von Eigenkapital, also eigenen finanziellen Mitteln ausgehen. Nichtsdestotrotz erweisen sich diese Alternativen häufig als erfolgreich und können die Rente finanziell aufrüsten oder im Bestfall sogar ersetzen.

Besonders seit dem Beginn der Coronapandemie werben Banken und Broker vermehrt für den Handel mit Wertpapieren. Das Ziel: Ein Anleger investiert sein Erspartes in Aktien oder Fonds, um Jahrzehnte später von der Rendite leben zu können. So eine Rendite definiert den Gewinn, der aus dem Geschäft an der Börse entspringt und in verschiedenen Formen auftreten kann. Sind die Aktien beispielsweise stark gestiegen, dann können Sie in den Rentenjahren veräußert werden und das hinzugewonnene Geld die Rente ergänzen.

Eine andere Methode ist die Dividenden-Investition. Unternehmen zahlen dem Anleger, der die Aktie kauft, in festen Zeitabständen eine bestimmte Summe an Geld. Diese kann er reinvestieren oder nutzen. Sammeln sich kurz vor der Rente viele Dividendenaktien an, dann können die ausgeschütteten Dividenden sogar als passives Einkommen fungieren.

Passives Einkommen sind Einnahmen, für die man aktiv nichts tun muss und somit sein Geld für sich arbeiten lässt. Die Banken und Broker nutzen Slogans, wie „Die Rentenvorsorge“ oder „Sorgenfrei in den Ruhestand“, zielen damit primär auf die jüngeren Generationen ab und tun dies mit großem Erfolg. Die Nutzerzahlen der Trading-Apps, sowie am Aktienmarkt, stiegen rasant an. Ob diese Art der Renten-Rettung erfolgreich sein wird, wird sich erst in Jahrzehnten zeigen und ist stark abhängig von der Entwicklung der Märkte, wie auch der Wirtschaft.

Auch andere Formen der Investition können die eigene Rente sichern, so haben sich vor allem Immobilien oft als große finanzielle Entlastung bewährt. Wer beispielsweise eine Immobilie besitzt und in dieser wohnt, der muss keine Miete mehr zahlen. Befindet sich ein Rentner in der Lage, dass er nicht in einer eigenen Immobilie wohnt, dafür aber eine andere vermietet, dann kann er wenigstens mit einer neuen Einkommensquelle deutlich leichter im Rentenalter leben. Arbeitnehmern steht in manchen Fällen zusätzlich zur Rente die betriebliche Altersvorsorge zu. In welchem Umfang und zu welchen Bedingungen diese jedoch gezahlt wird, variiert stark zwischen den Betrieben und könnte unter Umständen die Rente auch nicht ausreichend ergänzen.

Schwierigkeiten und Probleme der Rentenrettung

Dass die Renten eines Tages nicht mehr ausreichen werden, wird nicht nur stark erwartet, sondern ist auch von der wissenschaftlichen Forschung belegt. Um das Rentenniveau aufrechterhalten zu können, müsste der Staat enorme Summen in die Rentenkassen einzahlen. Würde dieser Fall eintreten, dann sind finanzielle Engpässe in anderen staatlichen Bereichen, wie dem Gesundheitswesen oder der Bildung, die Folge. Auch die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre stagniert und ermöglicht dem Rentensystem keine vollwertige Entwicklung.

Die jüngeren Generationen sind sich darüber im Klaren und wissen, dass nicht mehr Geld in die Renten fließen kann, als es Zuwendungen von Einzahlern gibt, sich in diesem Fall auf den Staat verlasen zu können, ist somit ausgeschlossen. Als einzige Lösung fungiert nun die private Altersvorsorge in Form von Investitionen in bestimmte Bereiche der Immobilien, Wertpapiere, Fonds und ähnlichem. Hier stößt ein nicht insignifikanter Teil der Bevölkerung jedoch auf das Problem, nicht genug Ersparnisse oder Investitionen bis zur Rente zu haben, sodass die Folgen eine direkte Bedrohung durch die Armut sind. Wer nach dem Renteneintrittsalter noch arbeitsfähig sein wird, wird vielleicht noch seine Mindestlebenskosten abdecken. Andere arbeitsunfähige Rentner werden ohne die Hilfe dritter armutsgefährdet sein, wie es in vielen Teilen der Welt der Fall ist.

Somit wird einem schnell bewusst, dass die Renten-Rettung nur in zwei Situationen erfolgreich verlaufen kann. Entweder hat eine Privatperson genug eigene Mittel, um sich selbst versorgen zu können, oder der Staat wertet die Rente aus eigenen Mitteln auf. Sollten keine der beiden Fälle eintreten, dann könnten manche Senioren eine schwere Zeit erwarten. Der Werdegang des Rentenniveaus verläuft zeitlich ähnlich mit der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes, sodass das Resultat mancher Entscheidungen und Beschlüsse erst bewertet werden kann, wenn es bereits zu spät ist.


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