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Was bedeutet Kleckerrente: Definition und Bedeutung


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Sogenannte Kleckerrenten, also Rentensätze, die sehr niedrig sind, nur der Grundsicherung entsprechen oder nicht ausreichen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten werden in den Medien in den letzten Jahren zunehmend diskutiert. Vielen Menschen fehlt das Geld im Alter für soziale Teilhabe, was zu großen gesellschaftlichen Problemen führt. Besonders Frauen und Angestellte im Niedriglohnsektor sind davon betroffen. Handlungsmöglichkeiten auf gesellschaftlicher Ebene sind höhere Basisrenten und höhere Löhne.

Was ist die Kleckerrente: Definition und Bedeutung

Das Wort Kleckerrente beschreibt umgangssprachlich die Problematik der steigenden Altersarmut in Deutschland. Niedrige Renten, die nicht ausreichen, alle Kosten ohne weitere Hilfe zu zahlen, fallen darunter. Dabei gibt es nicht die eine Kleckerrente, sondern dieser Begriff beinhaltet mehrere Aspekte: so gehören zu der Problematik Menschen, die 45 Jahre Vollzeit gearbeitet haben und trotzdem zu niedrige Rentenbezüge bekommen, wie auch Frauen, die sich vorrangig der Kindererziehung gewidmet haben und dadurch kaum Rentenpunkte sammeln konnten, sowie ehemals freiberuflich Arbeitende, die gar nicht oder nur wenig in die Rentenkasse eingezahlt haben.

Der Begriff Kleckerrente ist zwar individuell, denn Lebenshaltungskosten kommen auch auf die Lebenslage und Region an, doch definiert die Bundesregierung, dass Altersarmut dann existiert, wenn eine alleinstehende Person weniger als €1167 brutto zur Verfügung hat.

Es gilt jedoch auch zu bedenken, dass Altersarmut sich nicht nur auf Zahlen reduzieren lässt, es geht um gesellschaftliche Teilhabe, also darum, ob Menschen ein lebenswertes Leben führen können. Viele alte Menschen fehlt nicht nur das Einkommen für eine sichere Existenz, sie können nichts machen, was Geld kostet, keine Aufführungen besuchen, keine Kurse besuchen, nicht ausgehen. Dies führt unweigerlich auch zu Isolation und Einsamkeit, was nicht nur die einzelne Person belastet, sondern zu einem Problem für die ganze Gesellschaft werden kann.

Kleckerrenten: Die Situation in Deutschland

Laut eines Berichts des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend liegt der Anteil der Senioren, die maximal diese €1167 brutto zum Leben haben, bei knapp über 10%. Bei Senioren über 80 liegt dieser Anteil sogar über 22%. Dies ist wesentlich höher als der Anteil in der Gesamtbevölkerung, wo dieser Anteil bei knapp 15% liegt.

Diese Altersgruppe zeigt auch, warum Altersarmut unabhängig von Armut in der Gesamtbevölkerung betrachtet werden muss: wenn junge Menschen arm sind oder werden, hat sowohl diese Person als auch der Staat die Möglichkeit, Möglichkeiten zu schaffen, damit diese Menschen aus ihrer Armut kommen, beispielsweise durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze, durch Anpassungen im Arbeitsrecht oder durch langfristige Sparpläne.

Senioren, besonders hochbetagte Senioren, können nichts mehr an ihrer Lage ändern und haben auch nicht die Möglichkeit, ihr Einkommen durch bezahlte Arbeit weiter aufzustocken.

Grundsätzlich ist auch anzumerken, dass Altersarmut in Deutschland immer mehr zunimmt, und dies, dank der älter werdenden Bevölkerung, auch weiterhin zunehmen wird. Auch ist anzumerken, dass Frauen wesentlich gefährdeter sind als Männer, in Altersarmut zu rutschen und die Lage in Ostdeutschland etwas schlechter ist als in Westdeutschland.

Warum ist die Altersarmut so hoch in Deutschland

Natürlich sind Erwerbsbiografien und Lebensgeschichten so unterschiedlich wie Menschen selbst und es gibt viele verschiedene Gründe dafür, dass die Situation in der Bundesrepublik zunehmend dramatisch ist, doch fallen dabei Strömungen auf, die vermehrt zu Altersarmut führen.

Die vielleicht wichtigste Strömung dieser Art ist die Tatsache, dass Frauen wesentlich mehr von Altersarmut betroffen sind als Männer. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen verbringen Frauen wesentlich mehr Zeit mit der Aufzucht der Kinder und sind so entweder ganz aus dem Erwerbsleben raus oder arbeiten zumindest über viele Jahre nur Teilzeit und sammeln entsprechend weniger Rentenpunkte. Kindererziehung wird zwar in der Rentenkasse berücksichtigt, allerdings nur die ersten drei Jahre des Lebens des Kindes. Die meisten Mütter bleiben aber länger der Vollzeitarbeit fern, nicht nur, weil sie das wollen, sondern auch weil Kindertagesstätten und Grundschulen oftmals keine Betreuung anbieten, die eine Vollzeitstelle erlauben würde.

Die daraus resultierende Teilzeitarbeit hat auch wieder mehrere Konsequenzen für die Rente: zum einen sammeln Frauen eben weniger Rentenpunkte bei einer Teilzeitstelle, zum anderen sind aber auch die Aufstiegschancen viel begrenzter. Das bedeutet also, dass Männer in ähnlichen Positionen langfristig ein höheres Potential haben, Karriere zu machen und so ihr Einkommen zu steigern und damit natürlich auch ihre Renteneinzahlungen. Diese Problematik wird durch das Wort „Teilzeitfalle“ beschrieben, die letztlich dazu führt, dass viele Frauen aufgrund ihrer Mutterschaft ein Leben lang auf dem Abstellgleis bleiben, obwohl viele gerne wieder durchstarten würden, nur eben mit weniger Stunden.

Außerdem verdienen Frauen im Durchschnitt weniger als Männer. Der sogenannte Gender Pay Gap zeigt den Unterschied zwischen dem Bruttostundenverdienst von Männern und dem Bruttostundenverdienst von Frauen an. Dieser Gender Pay Gap belief sich 2020 laut Statistischem Bundesamt auf 18%, was jedoch kontinuierlich seit 2016 rückläufig ist. All diese Faktoren führen in ihrer Gesamtheit dazu, dass Frauen durchschnittlich eine niedrigere Rente als Männer bekommen und tendenziell mehr von Altersarmut bedroht sind.

Eine weitere wichtige Strömung ist der Niedriglohnsektor, also der Bereich, in dem Menschen bei Vollzeitarbeit ein Einkommen haben, das nur knapp über der Armutsgrenze angesiedelt ist oder das weniger als 60% des Durchschnittbruttolohns entspricht. Unabhängig von der Branche sind fast 23% aller Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor tätig. Dieses niedrige Einkommen über Jahre schlägt sich dann auch in der Rente nieder. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Personen im Niedriglohnsektor nicht die Möglichkeit haben, privat für die Rente vorzusorgen und ihnen somit nur ihre magere staatliche Rente bleibt.

Ein weiterer Punkt sind Personen, dir über einen längeren Zeitraum arbeitslos sind, sogenannte Langzeitarbeitslose. In der Vergangenheit wurde das gezahlte Arbeitslosengeld als Rechengrundlage für die Rentenzahlung genommen, seit 2011 bekommen Langzeitarbeitslose gar keine Rentenbeiträge mehr angerechnet, was bedeutet, dass sie massive Lücken in ihren Einzahlungslücken haben. Außerdem haben Langzeitarbeitslose schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, können nur schwer integriert werden und sind oftmals bestenfalls nach ihrer Arbeitslosigkeit im Niedriglohnsektor tätig, eine Problematik, die bereits beschrieben wurde.

Als letzte Strömung sollten Soloselbstständige, die nicht rentenversicherungspflichtig sind, genannt werden. Viele Selbstständige sind nicht dazu verpflichtet, in die Rentenkassen einzuzahlen, sondern werden dazu angehalten, privat vorzusorgen. Dies ist jedoch oftmals bei schlechter Auftragslage oder bei Selbstständigen im Niedriglohnsektor nicht möglich, was bedeutet, dass an der späteren Rente gespart wird.

Die Zukunft mit der Kleckerrente

Mehrere Studien der letzten Jahre legen nahe, dass sich das Problem der Kleckerrenten und der Altersarmut zukünftig nur noch verschärfen wird. Bis Mitte 2030 wird erwartet, dass das Risiko ab 65 in Altersarmut zu rutschen auf 20% steigen wird. Dies liegt vor allem am steigenden Niedriglohnsektor und an lückenhaften Erwerbsbiographien. Immer mehr Menschen sind kurzzeitig arbeitslos, kürzen zwischenzeitlich auf Teilzeit oder arbeiten über mehrere Jahre weniger. Dies wirkt sich dauerhaft auf das Rentenniveau aus.

Dies führt zu der Frage von Handlungsmöglichkeiten: wie kann das Problem angegangen werden? Auf individueller Basis gibt es mehrere Möglichkeiten: so sollten Mütter, wenn möglich, sich zeitnah über ihre Altersvorsorge Gedanken machen und dementsprechend handeln, Geringverdiener im Niedriglohnsektor könnten über Weiterbildungen und zusätzliche Qualifikationen nachdenken und so langfristig ihren Lohn erhöhen. Selbstständige sollte ihre Renteneinzahlungen als hohe Priorität einstufen.

Natürlich gibt es auch Ideen, die sich auf gesellschaftlicher Ebene umsetzen liessen. Die neue Koalition hat in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, den Mindestlohn zunächst auf €12 anzuheben. Dies ist ein wichtiger Schritt, das Rentenniveau im Niedriglohnsektor etwas anzuheben. Weitere Möglichkeiten wären die Einführung einer Basisrente, die über die Grundsicherung hinausgeht und einen lebenswerten Ruhestand ermöglicht, sowie eine Beitragspflicht für alle Selbstständigen in die Rentenversicherung und ein größerer Rentenausgleich für Mütter, die Erziehungsarbeit leisten.

Die Problematik der Kleckerrente ist lange bekannt und spitzt sich dank demographischem Wandel, also der immer älter werdenden Bevölkerung, und sich ändernden Beschäftigungsverhältnissen weiter zu. Besonders betroffen sind hiervon Frauen, Personen, die im Niedriglohnsektor tätig waren und Langzeitarbeitslose. Neben der Erhöhung des Mindestlohns muss die Politik Lösungswege aufzeigen.


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