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Die 12 Aufgaben des Herkules aus der griechisch-römischen Mythologie


Die 12 Aufgaben des Herkules sind verschiedene Tätigkeiten, welche der Heros Herakles verrichten sollte – nachdem er seine Familie versehentlich ermordet hatte. Mit der Erfüllung der zwölf Aufgaben sollte Herkules sich von seinen Sünden reinwaschen. Eigentlich erhielt er sie von Eurystheus und Hera in der Hoffnung, er würde scheitern. Herkules löste die Aufgaben jedoch und stieg nach seinem Tod als Gott in den Olymp auf.

Was ist eine Herkulesaufgabe: Definition und Bedeutung

Der Begriff „Herkulesaufgabe“ beschreibt eine Tätigkeit, welche nur unter enormen Anstrengungen vollbracht werden kann. Der umgangssprachlich verwendete Begriff soll an die 12 Aufgaben des Herakles erinnern, welche ebenfalls kaum meisterbar waren.

In der griechischen Mythologie ist Herakles ein Heros (Held), welcher diese Aufgaben gemeistert hat. Im Mittelmeerraum der Antike wurde der HeraklesMythos im Römischen Reich übernommen, allerdings etwas abgeändert. Denn die Sprache und Kultur der griechischen Philosophen wurde zur Gelehrtensprache im Römischen Reich, nachdem man das antike Griechenland unterworfen hatte. Somit kam es zu Vermischungen in Sprache, Kultur, Religion und Mythologie. Und da in Rom vorwiegend Latein gesprochen wurde, wurde der Name ebenfalls lateinisiert. Aus Herakles (griechisch) wurde Hercules (Latein) bzw. Herkules (im Deutschen).

Die zwölf Aufgaben des Herkules

Der Sage nach ist Herkules, auch als Herakles bekannt, ein Halbgott. Seine Eltern sind Zeus und die menschliche Alkmene. Hera, Frau des Zeus, war schrecklich eifersüchtig auf das uneheliche Kind und versuchte mehrmals, es zu töten. So schickte sie einmal Schlangen ins Kinderzimmer, wo Herkules und sein Halbbruder schliefen. Herkules rang die Schlangen jedoch mit Leichtigkeit nieder, obwohl erst erst wenige Monate alt war. All ihre Versuche misslangen, sodass Herkules erwachsen wurde und drei Söhne bekam.

Herakles Statue

Herakles Statue aus Bronze, Bildquelle: Amazon*

Hera überzog ihn daraufhin mit Wahnsinn, wodurch Herkules seine eigenen Söhne tötete. Verzweifelt wendete sich Herkules an das Orakel von Delphi. Pythia, die Priesterin des Orakels, trug ihm auf, sich zwölf Jahre in den Dienst des Eurystheus zu stellen. Eurystheus war König von Mykene und Verwandter von Herkules. Nur wenn er seinen Dienst ableistete, könnte er sich von der Sünde des Mordes reinwaschen.

Eurystheus fühlte sich durch Herkules bedroht, da dieser Anspruch auf den Thron von Mykene erhob. Beide Männer waren kurz nacheinander geboren worden. Zeus hatte zuvor prophezeit, dass der Erstgeborene des Hauses des Perseus über Mykene herrschen sollte. Beide Männer gehörten zu diesem Geschlecht.

Hera nutzte die Gelegenheit und ließ Alkmenes Wehen durch ihre Tochter, die Göttin Eileithyia, hinauszögern. Diese setzte sich dafür sieben Tage lang vor die Tür zu Alkmenes Gemach und kreuzte Finger, Arme und Beine. So war die Geburt unmöglich und Alkmene hatte sieben Tage unwirksame, aber schrecklich schmerzhafte Wehen. Gleichzeitig sorgte Hera dafür, dass Eurystheus selbst bereits nach sieben Monaten Schwangerschaft gesund zur Welt kam.

Erst eine List der Magd Galanthis führte dazu, dass Alkmene Herkules gebären konnte. Sie bemerkte, dass die Göttin die Geburt verzögerte und rief daher, dass der Junge bereits geboren sei. Eileithyia sprang auf und löste dabei aus Versehen ihren Zauber. Die Magd wurde von der Göttin zur Strafe in ein Wiesel verwandelt.

Eurystheus war nun der Erstgeborene und würde Herrscher über Mykene werden. Herkules war ihm dem Brauch nach untertan.
Eurystheus trug Herkules zehn Aufgaben auf, die im Griechischen „Arbeiten“ heißen. Diese Aufgaben ergaben sich unter anderem aus der im Zorn und vor Eifersucht handelnden Hera.

aufgaben des herkules herakles

Illustration zeigt die 12 Aufgaben des Herakles

In welcher Reihenfolge Herkules die Aufgaben löste, unterscheidet sich je nach Quelle. Auch der genaue Ablauf ist verschieden. Einheitlich ist nur, dass Herkules zwei Aufgaben nicht löste, bzw. die Lösung von Eurystheus nicht anerkannt wurde. Daher trug er dem Helden zwei weitere und somit insgesamt zwölf Aufgaben auf.

Währenddessen stellten sich ihm immer wieder Kontrahenten und Feinde in den Weg, die er ebenfalls bezwingen musste. Diese Taten werden als Nebenaufgaben bezeichnet.

Zusätzlich erschwerte Hera ihm die aufgetragenen Aufgaben, indem sie persönlich erschien oder diese auf andere Weise manipulierte.

Aufgabe 1: Erlegung des Nemeischen Löwen

Der Nemeische Löwe war laut der griechischen Mythologie ein unverwundbarer Löwe. Er streifte auf Heras Geheiß durch die Wälder der Argolis auf der Peloponnes zwischen Nemea und Kleonai. Menschen und Tiere, mit denen er den Weg kreuzte, fiel er dabei an.

Eurystheus trug Herkules auf, Griechenland von dem Löwen zu befreien, und ihm sein Fell zu bringen. Dass der Löwe unverwundbar war, wusste Herkules noch nicht.

Als der Löwe auf ihn zu preschte, benutzte er einen Bogen, den er von Apollon bekommen hatte. Aber die ebenfalls göttlichen Pfeile prallten von der Haut des Löwen einfach ab.

Deshalb griff Herkules zu seiner selbst geschnitzten Keule und schlug sie dem Löwen auf den Kopf. Davon verschreckt, flüchtete der Löwe in eine Felsspalte, die durch den Berg Tretos führte. Herkules versperrte einen Ausgang, sodass er den Löwen in die Enge treiben konnte.
Er packte den Löwen und erwürgte ihn mit bloßen Händen. Um ihm das Fell abzuziehen, benutzte der Held die Krallen des Tieres. Nur diese konnten durch seine Haut schneiden.

Löwen von Nemea

Herakles (Herkules) im Kampf gegen den Löwen von Nemea, Bildquelle: Amazon*


Mit dem Fell kehrte Herkules zu Eurystheus zurück. Doch dieser erschrak bei dem Anblick so sehr, dass er sich weigerte, Herkules in die Stadt Tiryns zu lassen. Stattdessen erhielt Herkules von nun an seine Aufgaben außerhalb der Stadtmauern durch einen Boten namens Kopreus.
Hera ehrte den Löwen, indem sie ihn als Sternbild Löwe an den Himmel setzte.

Aufgabe 2: Tötung der neunköpfigen Hydra

Die Hydra war ein neunköpfiges Ungeheuer, teilweise auch als Schlange bezeichnet. Laut der griechischen Mythologie ist sie mit Kerberos, Chimäre und Sphinx verwandt. Wann immer sie die Sümpfe von Lerna verließ, riss sie Viehherden und zerstörte Felder. Das Besondere an ihr war, dass ihr, wenn man einen ihrer Köpfe zerstörte, an dieser Stelle zwei neue nachwuchsen. Der Kopf in der Mitte war zusätzlich unsterblich.

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Die Hydra ist ein 9-köpfiges Schlangenwesen in der klassischen Mythologie der Antike

Eurystheus trug Herkules auf, die Hydra zu erschlagen. Dafür machte sich Herkules mit seinem Neffen Iolaos, dem Sohn seines Halbbruders Iphikles nach Lerna auf. Sie fanden die Hydra bei einer Höhle bei den Quellen der Amymone. Herkules beschoss sie mit brennenden Pfeilen, sodass diese angriff. Herkules ließ sich von den neun Köpfen nicht beeindrucken, sondern griff das ganze Ungeheuer und hielt es fest.

Allerdings gelang es der Hydra, einen seiner Füße zu umschlingen. Ein Riesenkrebs, der als Unterstützung von Hera geschickt worden war, biss Herkules in den Fuß. Herkules fing daraufhin an, mit seiner Keule Krebs und Köpfe der Hydra zu zerschlagen. Aber wann immer er einen Kopf zerstört hatte, wuchsen zwei neue nach.

Herkules rief daher Iolaos zu Hilfe. Iolaos setzte mit einer Fackel die umliegenden Wälder in Brand. Herkules brannte mit dem Feuer die enthaupteten Hälse aus. Daraufhin wuchsen der Hydra an diesen Hälsen keine neuen Köpfe mehr.

Als nur noch der unsterbliche Kopf übrig war, gelang es Herkules, auch diesen abzuschlagen. Er begrub diesen Kopf am Weg und legte einen Felsen darauf. Dann benutzte er, je nach Quelle, das giftige Blut oder die Galle der Hydra, um seine Pfeile zu vergiften. Die Pfeile verursachten von nun an tödliche Wunden, die niemals heilten.

Eurystheus erkannte diese Aufgabe nicht an, weil Herkules die Hydra nur mithilfe seines Neffen besiegen konnte.

Aufgabe 3: Fangen der Kerynitischen Hirschkuh

Die Kerynitische Hirschkuh war das Tier, das die Jagd der Göttin Artemis überlebt hatte. Der Sage nach hatte Artemis ihre Jagdprobe an fünf Hirschkühen abgelegt. Vier hatte er sie erlegt, die fünfte aber in die Wälder entlassen. Diese Hirschkuh war für Herkules bestimmt, der sich daran müde jagen sollte.

Neben der besonderen Schnelligkeit der Hirschkuh soll das Tier außerdem bronzene Hufe und ein goldenes Geweih gehabt haben.
Eurystheus trug Herkules auf, diese Hirschkuh zu fangen und sie von Oinoe nach Mykene zu bringen. Wichtig war, dass die Hirschkuh die Jagd überlebte, denn sie war heilig.

herakles herkules Kerynitischen Hirschkuh

Illustration zeigt Herkules beim Fangen der Kerynitischen Hirschkuh

Je nach Quelle erledigte Herkules diese Aufgabe unterschiedlich. Entweder jagte er die Hirschkuh ein ganzes Jahr lang durch die Wälder, ehe sie ermüdete. Als sie schlief, warf er ein Netz über sie und fing sie so ein.

Nach anderer Angabe schoss Herkules ihr einen Pfeil durch beide Vorderläufe, sodass die Hirschkuh nicht mehr weiterlaufen konnte. Weil er dabei perfekt zwischen Sehnen und Knochen traf, floss kein Blut.

In jedem Fall fing Herkules die Hirschkuh ein. Mit ihr auf dem Arm machte er sich auf den Weg nach Mykene. Dabei traf er Artemis und ihren Zwillingsbruder Apollo. Beide waren wütend auf Herkules, weil er das heilige Tier erjagt hatte. Herkules konnte sie aber beruhigen, indem er ihnen versprach, der Hirschkuh würde kein Leid angetan werden. Seine Aufgabe war es schließlich nur, sie nach Mykene zu bringen.

Artemis vermutete eine List hinter dieser Aufgabe. Sie glaubte, Eurystheus hatte sie Herkules gestellt, damit sie ihn aus Rache tötete.
Als Herkules bei Eurystheus ankam, wollte dieser die Hirschkuh behalten und einsperren. Herkules bestand aber darauf, dass der König die Hirschkuh selbst in das Gehege führen sollte. Dabei flüchtete das Tier, wofür Herkules Eurystheus verantwortlich machen konnte, weil dieser zu langsam gewesen war.

Aufgabe 4: Fangen des Erymanthischen Ebers

Der Erymanthische Eber war ein Nachkomme der Sau Phaia, die später von Theseus getötet werden würde. Er wütete in der Gegend um Berg Erymanthos, nach dem er benannt war.

Eurystheus trug Herkules auf, den Eber lebend zu fangen und nach Mykene zu bringen. Dafür trieb der Held den Eber aus den Wäldern in ein Schneefeld. Dort gab der Eber die Flucht bald auf und ließ sich fangen.

herkules Erymanthische Eber

griechische Briefmarke, entstanden um 1970 zeigt Herkules und den gefangenen Erymanthischen Eber, Bildnachweis: Lefteris Papaulakis / Shutterstock.com


Herkules fesselte ihn und brachte ihn nach Mykene. Weil er wohl zuvor bereits mit Artemis gesprochen hatte, hielt diese ihn nicht auf. Der erymanthische Eber war nämlich, wie die Kerynitische Hirschkuh, ebenfalls der Göttin geweiht.

Aufgabe 5: Ausmisten der Rinderställe des Augias

In den Rinderställen des Augias sollen zahllose Rinder gehalten worden sein. Sie gehörten Augias, dem König von Elis auf der Peloponnes. Die Ställe waren seit Jahren nicht mehr gereinigt worden und daher schrecklich verdreckt. Sie zu reinigen, galt als unmögliche Aufgabe.

Eurystheus trug Herkules daher auf, diese Ställe binnen eines Tages zu reinigen. Nicht nur war das selbst für einen Halbgott unmöglich. Viehdung zu entfernen, war außerdem eine erniedrigende Aufgabe für einen Helden. Herkules würde also, so hoffte Eurystheus, scheitern oder die Aufgabe verweigern.

Augias gab Herkules seinen Sohn Phyleus mit. Dieser sollte darauf achten, dass Herkules die Aufgabe korrekt erfüllte. Zudem versprach er dem Helden einen Lohn für seine Tat: Er sollte ein Zehntel der Rinder erhalten.

Herkules erkannte, dass er die Ställe niemals innerhalb eines Tages reinigen konnte. Er brach daher die Fundamente der Ställe auf und leitete die Flüsse Aplheios und Peneios hindurch. Das Wasser spülte den Dung weg, sodass die Ställe schnell wieder sauber waren.

Augias weigerte sich, die Tat anzuerkennen. Er behauptete, ihm niemals eine Belohnung versprochen zu haben. Erst ein Gerichtsurteil stimmte ihn um, sodass Herkules seinen Lohn erhielt. Dabei sagte auch Phyleus zugunsten des Helden aus. Daraufhin jagte Augias Herkules und Phyleus aus seinem Land.

Eurystheus suchte nach einem Schlupfloch in der Erfüllung der Aufgabe. Er erkannte die Erfüllung nicht an, weil nicht Herkules selbst, sondern das Wasser die Ställe gereinigt habe.

Später verhalf Herkules Phyleus zu seinem Thron. Sie kehrten nach Elis zurück, Herkules tötete Augias und seinen anderen Sohn Agasthenes und übergab das Reich an Phyleus. Zur Feier des Sieges fanden die ersten Olympischen Spiele statt, die Herkules seinem Vater Zeus widmete.

Aufgabe 6: Vertreibung der Stymphalischen Vögel

Die Stymphalischen Vögel, auch Stymphaliden genannt, waren mythische Vögel mit Federn wie Klingen. Diese schossen sie wie eiserne Pfeile auf Menschen ab und vernichteten ihre Ernten. Zusätzlich besaßen sie eiserne Schnäbel und Klauen, mit denen sie Rüstungen durchdringen konnten. Sie wüteten um den See Stymphalos in Arkadien und waren groß wie Kraniche.

Eurystheus gab Herkules die Aufgabe, diese Vögel zu vertreiben. Herkules erhielt, weil es sich um ausgesprochen viele Tiere handelte, als Hilfe zwei metallene Klappern, die Hephaistos hergestellt hatte. Er schlug die Klappern aneinander, woraufhin die Vögel erschraken und davonflogen.
Je nach Quelle endet die Aufgabe hier bereits. Einige Versionen der Sage gehen ein Stück weiter. Dabei wollten die Vögel ebenfalls fließen, aber Herkules beschoss sie mit seinen Pfeilen und tötete die meisten. Mit den Klappern als Schilde schützte er sich vor den Tieren, die ihn angreifen wollen.

herkules stymphalische Vögel

Herkules beim Töten eines stymphalischen Vogels

Als fast alle Vögel getötet waren, flohen die übrigen auf die Insel Aretias oder Aresinsel im Schwarzen Meer. In einer anderen Sage würden später die Argonauten dort auf die Vögel treffen.

Laut Mnaseas, einem griechischen Historiker des 3. Jahrhunderts v. Chr., waren die Stymphaliden gar keine Vögel. Stattdessen sollen es die Töchter des Stymphalos und der Ornis gewesen sein. Diese weigerten sich, Herkules zu empfangen, bewirteten aber die Molionen. Die Molionen waren halbgöttliche Zwillings-, bzw. Doppelwesen, mit denen Herkules verfeindet war.
Aus Wut soll er die Stymphaliden daraufhin getötet haben.

Aufgabe 7: Fangen des Kretischen Stiers

Der Kretische Stier ist in der griechischen Mythologie der Vater des Minotauros. Gesandt wurde er von Poseidon, weil Minos, König von Kreta, dem Gott ein würdiges Opfer darbieten wollte. Der Stier war weiß und außerordentlich stattlich. Deshalb versteckte Minos das Tier in seiner Herde und opferte stattdessen ein anderes Tier.

Poseidon fühlte sich hintergangen. Er überzog die Frau des Minos mit Liebe zu dem Stier und den Stier selbst mit Raserei. Aus der Verbindung zwischen der Königin und dem Stier ging der Minotauros hervor. Der Kretische Stier wütete anschließend auf ganz Kreta.

Eurystheus stellte Herkules die Aufgabe, den Stier zu bändigen und ihn nach Mykene zu bringen. Herkules fragte vorher Minos um Erlaubnis, den Stier mitzunehmen. Dieser hatte keine Einwände, bezweifelte aber, dass Herkules den Stier bezwingen konnte.

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Herakles auf dem Rücken des Stiers von Kreta, Die Skulptur steht in Schwerin (Mecklenburg-Vorspommern)

Herkules schaffte es jedoch und ritt auf seinem Rücken zurück durch das Mittelmeer aufs Festland. Er führte Eurystheus den Stier vor und ließ ihn sofort danach frei.

Der Stier gelangte bis nach Marathon und wütete dort weiter. Erst Theseus fing den Stier erneut und schaffte ihn nach Athen, wo er von Aigeus dem Apollo geopfert wurde.

Aufgabe 8: Zähmung der menschenfressenden Rosse des Diomedes

Diomedes war der König der Bistonen und stammte vom Gott Ares und der Nymphe Kyrene ab. Er besaß vier Pferde, je nach Quelle Stuten oder Hengste, die sich ausschließlich von Menschenfleisch ernährten. Sie waren so wild, dass sie ständig mit Ketten aus Bronze an eiserne Futterkrippen gebunden waren.

Eurystheus trug Herkules auf, diese Pferde zu zähmen und nach Mykene zu bringen. Das schaffte er, indem der Held die Pferde mit ihrem Herren, Diomedes selbst, fütterte. Die Pferde fraßen den König auf und wurden anschließend so zahm, dass Herkules sie führen konnte.
Nach einer anderen Quelle wirft Herkules stattdessen den Stalldiener in Reichweite der gefesselten Pferde. Diese zerreißen den Mann und Herkules nutzt die Ablenkung, um die Ketten zu lösen und die Pferde fortzuführen.

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Herkules verfüttert Diomedes an seine Pferde, Cornelis Cort, nach Frans Floris (I), im oder nach 1563

Einige Quellen führen die Sage fort. So verfolgten die Bistonen Herkules, um sich an ihm für die Ermordung ihres Königs zu rächen. Herkules gab die Pferde in die Obhut seines Begleiters Abderos, um die Bistonen zu bekämpfen. Je nach Quelle handelt es sich bei Abderos gleichzeitig um einen Geliebten des Helden.

Als er zurückkehrte, war Abderos von den Pferden getötet worden. Herkules gründete daraufhin ihm zu Ehren die Stadt Abdera.
Eurystheus weihte die Pferde der Hera. Auf die Tiere soll die Pferdezucht in Mykene bis zu Alexander dem Großen zurückgehen.

Aufgabe 9: Beschaffung des Gürtels der Amazonenkönigin Hippolyte

Hippolyte oder Hippolyta war die Tochter des Ares und der Amazonenkönigin Otrere. In der Herkules-Saga ist sie selbst Königin. Sie besaß einen Gürtel, der einst ihrem Vater Ares gehörte. Eurystheus verlangte von Herkules, dass dieser den Gürtel für seine Tochter Admete nach Mykene bringt.

Herkules segelte, gemeinsam mit Theseus und anderen mythischen Helden, zu den Amazonen. Er erwartete, dass er den Gürtel nicht kampflos bekommen würde und landete daher mit einer Streitmacht bei den Amazonen. Hippolyte empfing Herkules jedoch freundlich und kam mit Geschenken auf sein Schiff. Er erzählte ihr daher von seiner Aufgabe.

Hippolyte versprach, dass Herkules den Gürtel bekommen sollte. Das erzürnte jedoch Hera, die erwartet hatte, Herkules würde von den Amazonen besiegt werden. Sie nahm daher die Gestalt einer Amazone an und verbreitete das Gerücht, Herkules hätte vor, die Königin zu entführen.

Erst dadurch entbrannte ein Kampf zwischen den Helden und den Amazonen. Herkules nahm einige gefangen, darunter die Schwester der Hippolyte, Melanippe. Diese tauschte er gegen den Gürtel aus und segelte anschließend nach Griechenland zurück.

herakles herkules kampf gegen Amazonenkönigin Hippolyte

Herakles im Kampf gegen die Amazonenkönigin Hippolyte, Statue in den Quartieren der Hofburg zu Wien


Im Theseus-Mythos heißt es, Theseus habe Hippolyte entführt und zu seiner Frau gemacht. Sie gebar ihm einen Sohn, den Hippolytos, um den sich eigene Sagen ringen.

Theseus verstößt die Amazonenkönigin später, die daraufhin zu ihrem Volk zurückkehrt.

Aufgabe 10: Raub der Rinderherde des Riesen Geryon

Geryon stammt von Chrysaor und Kallirrhoë ab. Chrysaor entsprang dem enthaupteten Hals der Medusa, während Kallirrhoë zu den Okeaniden gehörte, die über Meere und Süßgewässer herrschten. Er hatte noch drei Brüder, die alle für ihre Gefährlichkeit bekannt waren.

herakles herkules geryon

Herkules tötet den dreiköpfigen Geryon und seinen zweiköpfigen Hund, Cornelis Cort, nach Frans Floris (I), im oder nach 1563 – vor 1595

Geryon selbst lebte laut den Quellen in unterschiedlichen Gegenden, darunter die Insel Erytheia. Er bestand aus drei an der Hüfte zusammengewachsenen Körpern und wird daher oft mit drei Köpfen, drei Schilden und drei Schwertern dargestellt.

Geryon hatte eine Herde aus außergewöhnlich schönen, roten Rindern. Diese Herde wurde von dem Riesen Eurytion und dem zweiköpfigen Hund Orthos, Bruder des Kerberos, bewacht.

Eurystheus sollte diese Herde stehlen und nach Mykene bringen. Dafür sammelte Herkules Verbündete und tötete zunächst die Brüder des Geryon. Dann erschlug der Geld den Riesen Eurytion und den zweiköpfigen Hund mit seiner Keule. Geryon erfuhr davon und forderte Herkules, ehe dieser mit der Herde fliehen konnte, zum Zweikampf. Hera, die wie Eurystheus erwartet hatte, Herkules würde an der Aufgabe scheitern, erschien dem Riesen zu Hilfe. Herkules nahm seine in Gift getränkten Pfeile und schoss damit auf Hera. Er traf sie in die Brust, woraufhin die Göttin fliehen musste. Den Riesen tötete er mit einem weiteren Giftpfeil. Anschließend führte er die Rinderherde nach Mykene.

Aufgabe 11: Pflücken der goldenen Äpfel der Hesperiden

Bei den Hesperiden handelt es sich um Nymphen, die im Westen Griechenlands lebten. Sie sind, je nach Quelle, zu dritt, viert oder siebt. Sie stammen möglicherweise von Atlas, der Titan, der das Himmelsgewölbe trägt, und Nyx, der Göttin der Nacht, ab.

Die Hesperiden besaßen einen wunderschönen Garten, in dem ein besonderer Apfelbaum wuchs. Dieser Apfelbaum war von Gaia, der personifizierten Erde, als Hochzeitsgeschenk für Hera gepflanzt worden. Er trug goldene Äpfel und wurde von Ladon bewacht. Ladon war eine mehrköpfige Schlange oder ein Drache. Hera selbst hatte ihn damit beauftragt, den Apfelbaum zu hüten. Um diese Aufgabe zu erfüllen, schlief Ladon niemals.

herakles kampf ladon beim diebstahl der äpfel der Hesperiden

Herakles Kampf gegen Ladon, der Wächterschlange im Garten der Hesperiden, Cornelis Cort, nach Frans Floris (I), im oder nach 1563

Herkules erfüllte die Aufgabe unterschiedlich. Laut einigen Quellen tötete er Ladon und pflückte die Äpfel selbst. In anderen lässt Ladon den Helden gewähren und überlässt ihm die Äpfel ohne Kampf.

Zusätzlich holt sich Herkules möglicherweise Hilfe durch Atlas. Dieser trug ganz in der Nähe das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern. Herkules bot ihm an, die Last kurz zu übernehmen, wenn Atlas ihm dafür drei Äpfel aus dem Garten stehlen würde. Atlas willigte ein, kam mit den Äpfeln zurück, aber weigerte sich, das Himmelsgewölbe wieder zu tragen. Er warf Herkules die Äpfel vor die Füße und ließ ihn stehen.

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Herkules trägt den Globus für Atlas, Cornelis Cort, nach Frans Floris (I) im oder nach 1563 – vor 1595

Herkules überlegte sich eine List. Er bat Atlas, nur kurz das Himmelsgewölbe zu übernehmen, damit er sich Stricke und den Kopf binden könnte. Ansonsten, behauptete er, würde die Last dazu führen, dass sein Gehirn zerspringt.

Atlas willigte ein, aber Herkules betrog ihn, nahm die Äpfel und kehrte zu Eurystheus zurück.
Der König hatte erwartet, Herkules würde bei der Aufgabe sterben. Er wollte die Äpfel nicht und schenkte sie Herkules. Dieser brachte sie in einen Tempel der Athene. Die Göttin brachte die Äpfel daraufhin zurück in den Garten.

Aufgabe 12: Führen des Wachhundes der Unterwelt, Kerberos, an die Oberwelt

Kerberos ist der dreiköpfige Hund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht. Er achtet darauf, dass Tote nicht herauskommen und Lebende nicht eindringen.

Weil Herkules alle zuvor gestellten Aufgaben gemeistert hatte, dachte sich Eurystheus nun eine besonders schwierige aus. Der Held sollte den Höllenhund aus der Unterwelt entführen und nach Mykene bringen.

Herkules fragte dafür Hades um Erlaubnis. Der Gott der Unterwelt war einverstanden, sofern Herkules den Hund nicht verletzte. Herkules legte also alle Waffen ab. Er schützte sich durch einen Brustharnisch und das Löwenfell und rang Kerberos nieder. Als der Hund ohnmächtig wurde, ließ er von ihm ab, fesselte ihn und brachte in an die Oberwelt. Dort tropfte dem Hund Geifer aus dem Maul. Daraus wuchsen giftige Blumen, der Eisenhut.

Herkules trug den Kerberos nach Mykene und führte ihn Eurystheus vor. Der König war entsetzt, dass Herkules alle Aufgaben erledigt hatte. Herkules entließ den Hund wieder in die Unterwelt und Eurystheus erkannte, dass er Herkules entlassen musste.

herkules herakles hund Kerberos cerberos

Herkules zieht Cerberus, den dreiköpfigen Hund – welcher den Eingang zur Unterwelt bewacht – aus der Hölle, Cornelis Cort, nach Frans Floris (I), in oder nach 1563 – vor 1595

Zwar hatte der König zwei der gelösten Aufgaben, die Tötung der Hydra und die Säuberung der Augiasställe, nicht anerkannt. Aber Herkules hatte dennoch zehn Aufgaben in zwölf Jahren gelöst. Herkules unterstand Eurystheus daher nicht mehr und er musste ihn ziehen lassen.
Um Heras Eifersucht und Hass zu brechen, brauchte es den Tod des Helden.

Herkules starb der Sage nach, weil er ein Hemd anzog, das von vergiftetem Blut durchtränkt war. Das Hemd hatte er von seiner Frau Deïaneira erhalten, die glaubte, damit würde er niemals andere Frauen begehren.

Tatsächlich war das Hemd mit dem Blut des durch die Pfeile des Helden vergifteten Nessos verunreinigt. Es führte bei Herkules zu schrecklichen Schmerzen und als er es auszog, riss er sich Fleisch mit ab.

Deïaneira beging Selbstmord und Herkules ließ sich durch Philoktetes auf einem Scheiterhaufen verbrennen.
Sein qualvoller Tod besänftigten Hera. So stieg Herkules in den Olymp auf und wurde unsterblich. Hera selbst gab ihm ihre Tochter Hebe, Göttin der Jugend, zur Frau.

Zusammenfassung

  • Herkules ist ein Halbgott, gezeugt von Zeus und Alkmene.
  • Hera war eifersüchtig auf Herkules und versuchte mehrmals erfolglos, ihn zu töten.
  • Hera überzog Herkules mit Wahnsinn, sodass dieser seine eigenen Söhne tötete.
  • Um sich von der Sünde reinzuwaschen, begab Herkules sich in den Dienst von Eurystheus, der ihm insgesamt zwölf Aufgaben stellte.
  • Eurystheus war König von Mykene, wobei Herkules ebenfalls Anspruch auf den Thron erhob.
  • Herkules sollte zehn Aufgaben in zwölf Jahren erledigen.
  • Zwei der Aufgaben erkannte Eurystheus nicht als erfüllt an, sodass er Herkules zwei weitere stellte, die dieser erfüllte.
  • Die Aufgaben hatten zum Ziel, dass Herkules starb oder zumindest stark an Ansehen verlor, um den Thron für Eurystheus zu sichern.
  • Die erste Aufgabe war die Erlegung des Nemeischen Löwen.
    Der Nemeische Löwe war unverwundbar und fiel alles und jeden auf seinem Weg an.
    Herkules erwürgte den Löwen und häutete ihn mithilfe seiner eigenen Krallen.
  • Die zweite Aufgabe war die Tötung der neunköpfigen Hydra.
    Die Hydra war ein Monster, dem immer dann zwei neue Köpfe wuchsen, wenn man einen abgeschlagen hatte.
    Herkules besiegte die Hydra mithilfe seines Neffen, indem er die Hälse ausbrannte, ehe neue Köpfe wachsen konnten.
  • Nach dem Tod der Hydra tränkte er seine Pfeile in ihrem Gift.
  • Eurystheus erkannte die Aufgabe nicht als erfüllt an, weil Herkules die Hilfe seines Neffen benötigt hatte.
  • Die dritte Aufgabe war das Fangen der Kerynitischen Hirschkuh.
    Die Kerynitische Hirschkuh war heilig und durfte daher nur gefangen und nicht getötet werden.
    Herkules fing die Hirschkuh ein, indem er sie mit einem Netz überwarf oder ihre Vorderläufe mit einem Pfeil durchbohrte.
  • Die vierte Aufgabe war das Fangen des Erymanthischen Ebers.
    Herkules fing den Eber, indem er ihn in ein Schneefeld trieb, wo das Tier müde wurde.
  • Die fünfte Aufgabe war das Ausmisten der Rinderställe von Augias.
    Augias war König von Elis und hatte unzählige Rinder in Ställen, die seit Jahren nicht mehr gereinigt worden waren.
  • Die Aufgabe sollte Herkules innerhalb eines Tages meistern, was unmöglich und zudem eines Helden unwürdig war.
    Herkules leitete zwei Flüsse durch die Ställe, sodass diese tatsächlich innerhalb eines Tages sauber waren.
    Eurystheus erkannte die Aufgabe nicht an, weil nicht Herkules selbst, sondern das Wasser die Ställe gereinigt hatte, und Augias dem Helden eine Belohnung gegeben hatte.
  • Die sechste Aufgabe war die Vertreibung der Stymphalischen Vögel.
    Die Stymphaliden waren gefährliche Vögel mit eisernen Federn, die sie wie Pfeile verschießen konnten.
    Herkules scheuchte die Vögel durch metallene Klappern von Hephaistos auf und tötete oder vertrieb sie.
    Laut anderen Quellen handelt es sich bei den Stymphaliden nicht um Vögel, sondern um Frauen, die Herkules aus Wut darüber, dass sie ihn nicht empfangen wollten, tötete.
  • Die siebte Aufgabe war das Fangen des Kretischen Stiers.
    Der Kretische Stier war von Poseiden an Minos, König von Kreta, übergeben worden, damit dieser ihn dem Gott opfern kann.
    Minos entschied sich dagegen, woraufhin Poseidon die Königin mit Liebe für den Stier überzog und den Stier selbst in Raserei verfallen ließ.
    Der Stier wütete auf Kreta, bis Herkules ihn bezwang und auf ihm nach Mykene ritt.
  • Die achte Aufgabe war die Zähmung der menschenfressenden Rosse des Diomedes.
    Diomedes war König der Bistonen und besaß vier menschenfressende Rosse.
    Herkules zähmte diese, indem er Diomedes oder den Stalljungen opferte und die Pferde wegführte, nachdem diese sich an dem Menschenfleisch satt gefressen hatten.
  • Die ihm folgenden Bistonen tötete Herkules ebenfalls, wobei in der Zwischenzeit sein Begleiter und Geliebter Abderos von den Pferden getötet wurde.
  • Die neunte Aufgabe war die Beschaffung des Gürtels der Amazonenkönigin Hippolyte.
    Hippolyte stammte von Ares ab, von dem sie einen Gürtel besaß.
    Hippolyte wollte Herkules den Gürtel freiwillig überlassen, wurde jedoch von Hera getäuscht, sodass es doch zum Kampf kam.
    Herkules besiegte die Amazonen und kehrte mit dem Gürtel zu Eurystheus zurück.
  • Die zehnte Aufgabe war der Raub der Rinderherde des Riesen Geryon.
    Geryon besaß eine von einem anderen Riesen und einem zweiköpfigen Hund bewachte Rinderherde aus roten Rindern.
    Herkules tötete zuerst die Bewacher, dann Geryon mit einem einzigen vergifteten Pfeil und verwundete die hinzueilende Hera.
  • Die elfte Aufgabe war das Pflücken der goldenen Äpfel der Hesperiden.
    Die Hesperiden waren Nymphen, in deren Garten ein Apfelbaum mit goldenen Äpfeln wuchs, der einst ein Geschenk von Gaia an Hera gewesen war.
    Herkules besiegte den Drachen Ladon, der den Baum bewachte, oder dieser erlaubte ihm, die Äpfel zu nehmen.
    Nach anderen Quellen überlistete Herkules Atlas, die Äpfel zu beschaffen.
  • Die zwölfte Aufgabe war das Führen des Wachhundes der Unterwelt, Kerberos, an die Oberwelt.
    Hades erlaubte Herkules, den Hund an die Oberwelt zu führen, sofern er ihn dabei nicht verletzte.
    Herkules rang mit dem Hund, bis dieser ohnmächtig wurde und trug ihn an die Oberwelt.
  • Eurystheus musste erkennen, dass Herkules seinen Dienst getan hatte und er ihn nicht hatte bezwingen können.
  • Heras Eifersucht war nach seinem Tod überwunden und sie gab Herkules ihre Tochter Hebe, Göttin der Jugend, zur Frau.

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