Warum sagt man Mein lieber Schwan: Herkunft, Ursprung und Bedeutung
„Mein lieber Schwan“ drückt positive oder negative Überraschung aus. Es entstammt höchstwahrscheinlich der Oper „Lohengrin“ von Wagner.
Inhalt
Was bedeutet Mein lieber Schwan
„Mein lieber Schwan“ wird als überraschter Ausruf verwendet. Er passt sowohl in positive Situationen, als auch als kritische Reaktion auf etwas Erzähltes.
Beispielsätze, zu denen „Mein lieber Schwan“ passt, sind: „Mein lieber Schwan, das war knapp!“ oder „Das Auto war teuer, mein lieber Schwan!“
Das Sprichwort erfüllt daher je nach Gespräch verschiedene Rollen. Es kann Leistung anerkennen („Mein lieber Schwan, herzlichen Glückwunsch!“), ermahnen („Mein lieber Schwan, pass besser auf!“) oder unter Freunden auch als nicht ernstgemeinte Drohung verwendet werden („Mein lieber Schwan, du kannst dich auf was gefasst machen!“).
Mein lieber Schwan in anderen Sprachen
Je nach Zusammenhang, in dem die Deutschen „Mein lieber Schwan“ verwenden, gibt es in anderen Sprachen verschiedene, passende Sprichwörter. Im Englischen treten an die Stelle von „Mein lieber Schwan“ „Good Lord“, „I tell’ya“ oder „Damn!“. Frei übersetzt bedeuten diese Redensarten „Meine Güte“, „Ich sag’s dir“ und „Verdammt!“. Die Franzosen sagen in ähnlichen Situationen „Excellent“, „Mon Dieu“ oder „Mince alors“, was „Hervorragend“ und „Mein Gott“ bedeutet. „Mince“ heißt übersetzt eigentlich so viel wie „dünn“ oder „schlank“, kann aber auch im Sinne von „unbedeutend“ oder „nichtig“ genutzt werden. „Mince alors“ bedeutet frei übersetzt „Verflixt“, „Mist“ oder eben „Mein lieber Schwan“.
Herkunft des Sprichworts
Warum wir heute „Mein lieber Schwan“ sagen, ist gut erforscht. Bekannt gemacht hat das Sprichwort sehr wahrscheinlich die Oper „Lohengrin“ von Wagner. Den Grundstein legte die Mythologie.
Wagners Oper Lohengrin
In der Oper „Lohengrin“ von 1850 geht es um die Sagenfiguren Lohengrin und Elsa von Brabant. Die Oper spielt in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts in Brabant. Brabant entspricht einem Gebiet aus Teilen von Belgien und den Niederlanden.
Im dritten Akt des ersten Aufzugs wird der Held Lohengrin auf einem Nachen von einem Schwan übers Wasser gezogen. Ein Nachen ist ein flaches Boot. Den Schwan verabschiedet er anschließend mit den Worten „Nun sei bedankt, mein lieber Schwan!“ und schickt ihn auf die andere Seite des Gewässers zurück.
Schon sein gemeinsames Auftreten mit dem Schwan ist ungewöhnlich. Es sollte ein Gerichtskampf stattfinden, doch Elsa fand keinen geeigneten Kämpfer. Da taucht plötzlich Lohengrin auf einem Boot, gezogen von einem Schwan, auf. Er tritt nicht nur für sie ein, sondern hält auch um ihre Hand an. Allein diese Umstände würden heute den Gebrauch von „Mein lieber Schwan!“ rechtfertigen.
Später kommt heraus, dass es sich bei dem Schwan um den verzauberten Bruder von Elsa handelt. Am Ende der Oper wird dieser in seine wahre Form zurückverwandelt. Die Oper enthält somit wörtlich das Sprichwort „Mein lieber Schwan“ und stellt den Schwan in Zusammenhang mit Überraschungen.
Wagner bediente sich dabei dem Versepos Parzival von Wolfram von Eschenbach. Darin kommt der Gralsritter Loherangrin der Herzogin von Brabant zur Hilfe. Sie darf ihn aber niemals nach seinem Namen fragen. Tut sie es doch, müsse er sie verlassen, heißt es.
So kommt es auch am Ende von Wagners Oper. Erst dadurch tritt der verzauberte Schwan erneut auf und wird schließlich erlöst. Lohengrin und Elsa müssen sich jedoch trennen. Das und das plötzliche Auftreten ihres Bruders überfordern Elsa seelisch, sodass sie stirbt.
Mythologie des Schwans
Der Schwan kommt immer wieder in verschiedenen Mythologien der Erde vor. Der griechische Göttervater Zeus soll sich in Gestalt eines Schwans einer Frau namens Leda genähert haben. Diese war so überwältigt von dem schönen Tier, dass Zeus sie, noch im Körper des Schwans, schwängerte. Leda legte daraufhin zwei Eier, aus denen unter anderem Helena schlüpfte, wegen der es später zum Trojanischen Krieg kam.
Die keltische Mythologie kennt die Geschichte der Kinder Lirs. Darin verwandelt eine Stiefmutter die Kinder ihres Gatten in Schwäne. Diese Schwäne irren 900 Jahre in Irland umher, ehe sie wieder zu Menschen werden.
Dem Singschwan werden außerdem übernatürliche Fähigkeiten zugeschrieben. Er gibt im Flug einen besonderen Gesang von sich, welcher melancholisch und traurig klingt. Daher glaubte man, der Schwan habe die Fähigkeit, den Tod von Menschen vorherzusehen und seine Trauer darüber auszudrücken.
All diese Geschichten verbinden den Schwan mit überraschenden, teilweise negativen Situationen.