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Warum nennt man Australien Down under: Ursachen und Bedeutung


Down under ist ein Wortspiel und bedeutet frei übersetzt „ganz unten“ und spielt auf die abgelegene Lage des Kontinents Australien hin.

Australien ist „down under“

Um den Begriff zu verstehen, muss man sich bewusst machen, dass die altbekannte Welt lange Zeit aus Europa und den dort regierenden Mächten bestand. Das waren ab dem Mittelalter Königreiche und Kolonialherrscher wie England, Spanien, Niederlande oder auch Deutschland.

Diese Länder erforschten Stück für Stück die weitere Welt. Manchmal spricht man in dem Zusammenhang auch von der „alten Welt“ (Europa) und der „neuen Welt“ (vor allem Amerika, Australien).

Obwohl es die anderen Kontinente und Völker auch schon mindestens genauso lange wie die Europäer auf dieser Erde gab, gingen Namensgebungen, Besiedlungen und Kartografierung von Europa aus. Die Lage Australiens war für die Seefahrer, Machthaber und Händler „ganz unten“. Und genau das bedeutet „down under“. „Down“ bedeutet „nieder“ und „under“ steht für „unten“.

Der scherzhafte Beiname ist so viel wie eine Verdoppelung oder Übertreibung des „unten“-Effektes, da sich kein anderer Kontinent so weit weg vom Äquator und nah am Südpol befindet. Eine Ausnahme bilden die südlichsten Ausläufer von Südamerika. Doch die waren aufgrund ihrer schroffen Natur für die europäischen Seefahrer und Eroberer kaum von Interesse. Australien dagegen schon.

Offizieller Name Australiens

Natürlich ist „Down under“ kein offizieller Name des Landes. Australien und teilweise auch Neuseeland wurden scherzhaft so genannt. Für Australien hat sich die Bezeichnung als heute etablierter Beiname durchgesetzt.

Offiziell heißen der Kontinent und das Land Australien „Commonwealth of Australia“. Obwohl die Regierung selbstständig ist, wird das Land heute noch zu den einst von der britischen Krone beherrschten Commonwealth-Staaten gezählt und ist Großbritannien damit eng verbunden.

Die Königin von England ist auch die Königin und das Staatsoberhaupt von Australien. Australien leitet sich von „terra australis“ ab. Das bedeutet übersetzt „Land des Südens“.

Besiedlung durch die Europäer

Heute wird die offizielle Entdeckung des Kontinentes „Down under“ portugiesischen, französischen und spanischen Seefahrern im 16. und 17. Jahrhundert zugeschrieben. Niederländische Seefahrer und eventuell Piraten könnten aber auch schon früher an diversen Küsten Australiens gelandet sein. James Cook, der berühmte Entdecker und Weltumsegler, landete am 28. April 1770 an der australischen Ostküste und nahm den Kontinent im Namen der britischen Krone in Besitz.

Aus dem „Land im Süden“ wurde „New South Wales“. Die britische Regierung nutzte den „5. Kontinent“. Als Strafkolonie. Wer im Heimatland unbequem oder straffällig geworden war, wurde vor der Entdeckung Australiens gerne in Gefangenenlager in die USA verbannt. Doch die USA waren gerade dabei, sich von der britischen Herrschaft zu befreien.

Da kam Australien gerade recht. Die erste Schiffsflotte („First Fleet“) setzte am 26.01.1788 verurteilte Sträflinge dort ab, wo in der Folge die Stadt Sydney entstand. Während einer Dauer von 80 Jahren siedelten die Briten rund 160.000 Gefangene ans Ende der Welt um.

1792 erreichte eine Schiffsladung Sträflinge Tasmanien, 1829 wurde Western Australia besiedelt, 1836 kamen weitere Gefangene nach South Australia, 1851 wurde der Victoria gegründet und schließlich kamen 1859 und 1863 die letzten Transporte mit Gefangenen in Queensland und im Northern Territory an.

1851 wurde erstmals in der Nähe von Melbourne eine größere Menge Gold gefunden wurde. Das löste einen gigantischen Goldrausch aus und immer mehr Menschen wollten freiwillig in das Land der Kängurus und der Koalabären umsiedeln.

Dass sich die australische Gesellschaft aus Straftätern entwickelte, ist heute nicht mehr bemerkbar. Australier gelten als ein friedliches, weltoffenes, multikulturelles Volk mit einer ganz eigenen Kultur.

„Down under“, „Oz“ und „Aussie“

Die Australier sind dafür bekannt, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Daher konnten sich witzige Beinamen auch halten oder haben die offiziellen Bezeigungen in der Alltagssprache komplett ersetzt.

So nennen sich die Einwanderer auch gerne „Aussis“ und ihr Land „Oz“. Diese Abkürzung soll natürlich an das fabelhafte Land des „Zauberers von Oz“ erinnern. Gleichzeitig sprechen die Australier den Landesnamen oft wie „O-stralia“ aus und daraus wurden „Oz-tralia“ und die Abkürzung „Oz“.

Während kaum ein zugewanderter Australier etwas gegen die Bezeichnungen Aussi oder Down under hat, wäre es weniger schicklich, einen Ureinwohner, einen Aborigine, so zu nennen.

Das Volk, das Australien vermutlich seit tausenden von Jahren besiedelte, litt sehr unter der Ankunft und Unterdrückung durch die britischen Sträflinge und Einwanderer. Die Aborigines nennen sich unter anderem aber „Männer, der 5. Welt“. Damit ist aber nicht der 5. Kontinent gemeint, sondern die Dimension der „Traumzeit“, mit der das indigene Volk eng verbunden ist.

Wie kamen die Ureinwohner nach Australien

Die Europäer waren nicht die ersten Menschen in Australien. Denn die Aborigines waren schon dort. Man nimmt an, dass deren Vorfahren vor etwa 130.000 Jahren aus Afrika auswanderten und dann über Eurasien einwanderten. Während der letzten Eiszeit sank der Meeresspiegel um 100 Meter. Dadurch war Australien mit der Insel Neuguinea verbunden. Dieser Kontinent wird in der Geologie als Sahul bezeichnet.

Sahul lag gegenüber der Landmasse Sunda. Diese Landmasse verband die heutigen Inseln Südostasiens mit dem indischen Hinterland. Zwischen Sunda und Sahul war Ozean, aber mit einer Breite von 100 km. Es wird angenommen, dass die Ureinwohner Australiens mit Flößen übersiedelten.

Lange nahm man an, dass Jetztmensch die einzige Menschenart war, welche jemals auf Australien war. Doch im Sommer 2008 fanden russische Forscher in den Denisowa-Höhlen in Sibirien den Zahn eines Frühmenschen. Und Datierungsmethoden zeigten, dass diese Menschen vor etwa 60.000 Jahren lebten. Weitere Genanalysen zeigten, dass diese Frühmenschen weder Jetztmenschen noch Neandertaler waren. Deshalb verdienten sie sich einen eigenen Namen: Denisova-Menschen.

Nach 2008 begann eine weltweite Suche nach den Denisova-Menschen. Man fand einen hohen Anteil von Denisova-Genen auf Neuguinea bei den dort lebenden Papua. Die indigenen Papua tragen etwa 4 % Denisova-Gene. Aufgrund von Mutationsraten lässt sich bestimmen, wie weit der Kontakt (Fortpflanzung) zwischen Denisovas und Jetztmenschen auf Neuguinea zurückliegt. Die Berechnungen ergaben, dass Jetztmenschen und Denisovas vor etwa 15.000 Jahren auf Neuguinea zusammen lebten.

Deshalb wird die Frage nach den Ureinwohner Australiens (damals Sahul) neu gestellt werden müssen. Und vielleicht waren die Jetztmenschen nicht die ersten Ureinwohner Australiens, sondern die Denisovas.


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