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Die 4 Archäologische Arbeitsschritte und ihre Bedeutung


Archäologische Arbeit vollzieht sich in vier Arbeitsschritten:

  1. Suchen und Finden
  2. Graben
  3. Auswerten
  4. Bewahren und Ausstellen

Einflussfaktoren auf die Archäologische Arbeit

Wie Archäologen an einem bestimmten Grabungsort vorgehen müssen, hängt von den Gegebenheiten ab. Es ist ein Unterschied, ob die Ausgrabung in der Wüste, auf einem beackerten Feld, in einer modernen Stadt oder auf einer Baustelle stattfinden muss.

Es ist aber nicht nur die Umgebung, die die Bedingungen vorgibt, unter denen vorgegangen werden muss. Manches Mal ist es auch der Zeitfaktor, der die Art und Vorgehensweise der Untersuchung bestimmt. Wenn es beispielsweise auf einer Baustelle zu einer Grabung kommt, muss sie schnell durchgeführt werden. Im Regelfall können die Bauarbeiten nicht monatelang unterbrochen werden.

Neben den geographischen und zeitlichen Umständen, die eine Ausgrabung beeinflussen, gibt es einen dritten, sehr entscheidenden Faktor: die jeweilige Regierung! Ob und wie eine Grabung erfolgen darf, liegt sehr stark an der politischen Organisation des Landes, in dem gegraben werden soll.

Entscheidend sind dabei die finanziellen und bürokratischen Möglichkeiten, aber auch die demographischen Bedingungen. Damit ist die Situation der Besiedlung des Fundortes durch die Bevölkerung vor Ort gemeint. Während in der Wüste oder im Urwald eine langjährige Arbeit problemlos möglich ist, sieht dies inmitten eines Wohngebiets oder auf einer geplanten Autobahntrasse völlig anders aus.

1. Schritt der Archäologischen Arbeit: Das Suchen und Finden

Es gibt verschiedene Wege, einen Ausgrabungsort zu lokalisieren: Entweder es wird speziell danach gesucht oder er wird zufällig gefunden. Unter normalen Umständen wird dann die dafür zuständige Behörde informiert. In Deutschland ist es das jeweilige Landesdenkmalamt. Im Ausland gibt es ähnliche Ämter oder Antikenbehörden. Diese schicken dann Archäologen, um den Fundort einschätzen zu können. Die Wissenschaftler müssen entscheiden, ob sich eine Ausgrabung lohnt oder vielleicht zur Rettung des Fundes sogar notwendig ist.

Moderne Ausgrabungen sind hochspezialisierte, interdisziplinäre Projekte. Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen arbeiten zusammen, um so viele Informationen wie möglich aus einem Fundort zu ziehen. Das sind vor allem Naturwissenschaftlicher, die Tier- und Menschenknochen, Mumien, Pflanzenteile, Metalle, Erden, die Keramik, Stoffe und geologische Besonderheiten untersuchen.

Die Archäologen bringen die Funde ans Licht und dokumentieren und konservieren sie. Wenn alle Informationen von allen beteiligten Wissenschaftler vorliegen, beginnt die Interpretation des Fundortes: Um was handelt es sich bei den Überresten? Welche Menschen lebten vor Ort und wurden am Fundort bestattet? Aus welcher Zeit stammen die Funde? Wie entwickelte sich der Fundort? Diese und viele weitere Fragen müssen beantwortet werden.

Heutzutage werden auch Satelliten für die Suche nach potenziellen Grabungsorten eingesetzt. Vom All aus werden riesige Gebiete gescannt, die unten auf der Erde nicht aufzuspüren wären. Ganze Städte, Tempelanlagen und sogar Pyramiden wurden auf diese Weise entdeckt: beispielsweise in den Urwäldern Mittelamerikas oder Südostasiens.

Grundsätzlich kann zwischen oberirdischen Flächengrabungen und Grabungen unterschieden werden, die unterirdisch oder in einem Massiv stattfinden müssen. Das können Höhlen, Felsgräber oder Felstempel, Grabschächte in Pyramiden oder auch Bergwerke sein. Außerdem gibt es auch das Spezialgebiet der Unterwasserarchäologie.

Untergegangene Städte oder Tempelanlagen vor den Küsten der Mittelmeeranrainer wie Ägypten, Italien, Griechenland und der Türkei oder Hansekoggen in der Ostsee müssen von Tauchern untersucht werden. Auch hier können heutzutage Spezialsatelliten eingesetzt und deren Datensammlungen ausgewertet werden.

Schritt 2 der Archäologischen Arbeit: Die Ausgrabung

Zunächst wird der zu untersuchende Bereich in genau vermessene Bereiche abgesteckt. Bodenerhöhungen und sonstige Auffälligkeiten werden vermessen, fotografiert und gezeichnet. Vorsichtig wird nach und nach in den einzelnen Bereichen Schicht für Schicht abgetragen. Systematisch wird in jedem Bereich jede Schicht dokumentiert, damit die Bereiche später miteinander verglichen werden können. Verfärbungen der Erde deuten einen Fund an: Feuerstellen, Pfostenlöcher, Mauerwerk oder Schiffsplanken können auf diese Weise recht schnell identifiziert werden.

Je tiefer die Schichten, desto älter die Funde. Von oben nach unten gelangen die Ausgräber von unserer heutigen Zeit ausgehend langsam zurück in die Vergangenheit. Die Funde werden immer spärlicher, je tiefer es geht. Denn der Zahn der Zeit nagt an allem. Jedes noch so kleine Fundstück wird in situ vermessen, fotografiert und gezeichnet.

Von allen Artefakten ist die Keramik für Archäologen am wichtigsten. Es sind sogenannte Leitfunde, die direkt anzeigen, in welcher Zeit sich der Ausgräber gerade befindet. Eine bestimmte Technik zur Herstellung von Keramik verweist auf eine bestimmte Gesellschaft. Vergangene schriftlose Kulturen blieben namenlos. In solchen Fällen werden diese vergangenen Gesellschaften einfach nach ihrer Keramikart benannt: In unseren Breiten ist dann die Rede von den Bandkeramikern, den Schnurkeramikern oder der Glockenbecherkultur. Leitfunde gibt es unterschiedlicher Art. Dazu gehören auch Leitfossilien, die bis in die Zeit der Dinosaurier und noch weiter zurück reichen.

3. Archäologischer Arbeitsschritt: Dokumentation, Auswertung und Konservierung

Ein wesentlicher Aspekt der Archäologie ist die Dokumentation und die anschließende Konservierung der Funde und eventuell auch des Fundortes. Archäologie zerstört zwangsläufig alles, was zwischen der obersten und der eigentlich interessierenden Schicht liegt. Als Beispiel soll ein ägyptischer Tempel dienen:

Wenn in einem Tempelvorhof gegraben wird, um zum Beispiel in seine vermutete Entstehungszeit im Mittleren Reich zu gelangen, müssen alle jüngeren Schichten weichen. Die oberflächlichen Schichten mit dem Schutt und Müll der letzten Jahrzehnte werden abgetragen. Schnell gelangen die Ausgräber in das arabische Mittelalter, dann in die christlich-koptische Zeit, danach in die römische und in die griechische Zeit.

Mittlerweile befinden sich die Archäologen längst in den Schichten der Zeit vor Christi Geburt. Sie tragen die Überreste des spätzeitlichen Ägyptens ab und gelangen in das Neue Reich. Auch diese Schicht verschwindet nach und nach, bis die Wissenschaftler in der Zeit des Mittleren Reiches angekommen sind. Die Keramik zeigt an, wann das der Fall ist. Egal wie klein die Scherben sind und egal, ob es viele oder wenige sind, die Technik und die Zusammensetzung des verwendeten Tons können exakt bestimmt und einer konkreten Zeit zugeordnet werden.

Auf diese Weise wird von den Archäologen alles abgetragen, was in den letzten viertausend Jahre seit dem Mittleren Reich in diesem Tempelvorhof gebaut, weggeworfen oder vergraben wurde. Aus diesem Grund ist es so überaus wichtig, dass alles so gut es geht dokumentiert und konserviert wird. Denn zukünftige Wissenschaftler finden an der eigentlichen Grabungsstelle nicht mehr viel vor, was mit neueren und besseren Methoden erforscht werden könnte. Sie können sich dann nur noch auf die dokumentierten Daten und auf die in Lagerräumen oder Museen befindlichen Funde zurückgreifen, um sie eventuell neu zu interpretieren und ihre Geschichte neu zu schreiben.

4. Archäologischer Arbeitsschritt: Das Ausstellen

Funde werden in Museen aufgestellt. Und durch die Eintrittspreise und die Begeisterung an Artefakten (Bücher, Zeitungen) strömen Gelder in die Forschung zurück, welche es wiederum ermöglichen, neue Ausgrabungsstätten aufzuspüren und Grabungen durchzuführen. Die Ausstellung ist demnach genauso wichtig, wie die vorherigen Schritte. Denn ohne Museen würde Archäologie nicht bezahlbar sein und könnte nicht stattfinden.

Bevor es zur Ausstellung kommt, werden Vitrinen gefertigt und aufgestellt. Die Besichtigung wird vorbereitet, gegebenenfalls werden Informationstafeln aufgestellt und Führer geschult. Bei besonders bedeutenden Funden wird die Anzeige in einem Fachmagazin um weitere Artikel in der Boulevardpresse erweitert. Dies sorgt für mehr Aufmerksamkeit, wodurch wiederum höhere Eintrittsgelder in die Forschung zurückfließen können.


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