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Sprachelemente, Strukturen und Aufbau von Sprachen


Sprache ist nicht nur eine bloße Aneinanderreihung von Lauten oder Buchstaben. Es steckt eine Struktur dahinter. Damit sind allerdings nicht nur grammatikalische Regeln, Rechtschreibung oder die Zeitformen einer Sprache gemeint. Denn sie lässt sich auf noch kleinere Elemente herunterbrechen.

Damit eine gesprochene Sprache eine Basis hat, benötigt sie drei grundsätzliche Bausteine. Das sind neben der Grammatik noch die sogenannten Morpheme und Phoneme.

1. Element der Sprache: Phoneme

Phoneme sind Laute beziehungsweise Töne. Sie bezeichnen die kleinsten Lauteinheiten, die in einer gesprochenen Sprache unterschieden werden können. Diese sind nicht zwingend mit Buchstaben gleichzusetzen. So ist zum Beispiel der Laut, der beim Aussprechen von „sch“ entsteht, ein Phonem. In diesem Fall handelt es sich nicht um einen einzelnen Buchstaben, sondern um eine Kombination aus gleich drei Buchstaben. Ein Buchstabe hingegen kann ebenfalls ein Phonem sein. Zum Beispiel das „E“ sowie andere Vokale und Konsonanten.

Es gibt rund 7.000 Sprachen auf der Welt und jede enthält Phoneme. Doch beinhaltet nicht jede Sprache deshalb auch gleich alle existierenden Phoneme. Linguisten haben circa 500 Sprachen untersucht. Die Sprachwissenschaftler fanden dabei heraus, dass es in diesen 869 verschiedene Phoneme gibt. Davon werden im Deutschen und im Englischen allerdings gerade einmal rund 40 benutzt. In anderen Sprachen sind es teilweise weit weniger (etwa nur halb so viele) oder fast doppelt so viele.

Wer braucht schon Vokale?

Interessant ist auch, dass Konsonanten mehr Informationen enthalten als Vokale. Zwar kann es sich bei beidem um Phoneme handeln, doch auch ohne (die richtigen) Vokale bleiben viele Wörter verständlich.

Vermutlich kennst du noch das Kinderlied von den drei Chinesen und dem Kontrabass. Bei diesem werden in den Strophen nach der ersten sämtliche Vokale durch ein A, E, I, O oder U ausgetauscht. Bei der Variante mit dem O lautet die Textpassage folglich: „Droo Chonoson mot dom Kontrobass“. Rein von der Rechtschreibung her, sind diese Wörter falsch. Dennoch erkennen wir am Klang der Konsonanten, was die Wörter ausdrücken sollen.

Dass Konsonanten mehr Information tragen als Vokale, zeigt sich auch an Konsonantenschriften. Bei diesen werden kaum oder gar keine Vokale genutzt. Ein Beispiel dafür ist die hebräische Schrift.

2. Baustein der Sprache: Morpheme

Wort oder Wortbestandteile können Morpheme sein. Bei einem Morphem handelt es sich um die kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache. Je nach Sprache können Morpheme allerdings auch einzelne Buchstaben sein, so lange diese eine eigene Bedeutung haben.

Beispiele dafür sind die Buchstaben A und I im Englischen. Das „a“ steht für einen Artikel. Wo wir in der deutschen Sprach die Wörter „ein“ oder „eine“ benutzen, reicht dem Engländer oder Amerikaner das kleine A. Anstelle einer Kombination aus drei Buchstaben für das Wort „ich“ gibt es im Englischen nur das „I“. Dieser einzelne Buchstabe hat demnach bereits eine Bedeutung.

Die Schweden brauchen zum Beispiel für das Wort „Insel“ auch weit weniger Buchstaben als wir oder die Engländer. Ein einzelnes „ö“ reicht bereits, um im Geiste Bilder von einer kleinen, von Wasser umgebenen Landmasse entstehen zu lassen. Diese Morpheme bestehen nicht nur aus einem Buchstaben, sondern sind gleichzeitig auch nur ein einzelnes Phonem.

Die Wortbedeutung kann sich schnell ändern

Allerdings bestehen die meisten Morpheme aus mehreren Phonemen. Morpheme können jedoch auch ganze Wörter sein. Andersherum können Wörter aus verschiedenen Morphemen bestehen. Durch die Kombination mit einem weiteren Morphem kann ein Wort schon wieder eine andere Bedeutung erhalten. Nehmen wir als Beispiel das Wort „Fisch“. In diesem Zustand beschreibt der Begriff ein einzelnes Tier. Wird jedoch ein „e“ ans Ende gehängt, verändert sich die Wortbedeutung.

Aus dem Singular ist das Plural geworden. Das bloße Hinzufügen dieses Buchstabens beziehungsweise Morphems hat aus dem einen Fisch direkt mehrere werden lassen. „Fisch“ ist in diesem Beispiel übrigens ein sogenanntes freies Morphem, da es sich um ein selbstständiges Wort handelt. Zu einem gebundenen Morphem würde es werden, wenn du noch den Zusatz „-lein“ anhängst. Das „Fischlein“ wäre demnach kein freies Morphem mehr, da es aus dem Stamm (Fisch) und einer Verkleinerung (-lein) besteht.

Morpheme spielen ebenfalls dann eine Rolle, wenn wir bestimmte Zeitformen ausdrücken wollen. Wenn du auf ein jetzt stattfindendes Erdbeben aufmerksam machen möchtest, sagst du: „Die Erde bebt“. Haben die Erschütterungen aufgehört, so musst du lediglich ein „e“ an das „bebt“ hängen und schon sprichst du in der Vergangenheitsform.

3. Element der Sprachstruktur: Die Grammatik

Damit andere Menschen eine Sprache verstehen, müssen sie die Regeln dahinter kennen. Bei der Grammatik handelt es sich um dieses Regelsystem, mit dessen Hilfe wir uns anderen Menschen auf verständliche Weise mitteilen können. Dieses System regelt den Umgang mit Morphemen, Wörtern und Sätzen. Wenn es um die Ableitung der Bedeutung aus diesen Sprachelementen geht, ist auch von der Semantik die Rede.

Die Syntax ist ein weiterer Bestandteil der Grammatik. Damit sind die Regeln gemeint, wie ein sinnvoller und korrekter Satzbau auszusehen hat. Es geht also darum, wie die Wörter einer Sprache richtig aneinandergereiht werden. Ohne eine korrekte Syntax deiner Sätze hätten andere Personen Schwierigkeiten, dich zu verstehen.

Was haben Sprache und Genetik gemeinsam?

Wenn man einen biologischen Vergleich ziehen möchte, könnte man die Elemente der Sprache mit Genen vergleichen. Wie du gelernt hast, bestehen Sprachen aus verschiedenen Bauteilen. Diese lassen sich auf ihre kleinsten Elemente herunterbrechen.

Während das menschliche – oder auch tierische und pflanzliche – Leben aus einem sehr kleinen „Gen-Alphabet“ besteht, bestehen Sprachen aus einigen Phonemen. Je nach Sprache mal mehr, mal weniger. Unser genetischer Code basiert auf lediglich vier „Buchstaben“: G, T, C und A. Diese stehen stellvertretend für die vier Nukleinbasen der DNA, bei denen es sich um Guanin, Thymin, Cytosin und Adenin handelt. Aus diesen vier „Buchstaben“ bilden sich immer komplexere Strukturen, welche schließlich einen Baum, einen Vogel oder eben einen Menschen hervorbringen.

Unendliche sprachliche Möglichkeiten

Wie bereits erwähnt, existieren in der deutschen Sprache rund 40 Phoneme. Das sind natürlich mehr als es Nukleinbasen gibt. Doch es ist dennoch erstaunlich, wie groß die Kombinationsmöglichkeiten sind. Denn aus diesen circa 40 Phonemen lassen sich bereits über 60.000 Morpheme zusammenbasteln.

Da Morpheme bereits eigenständige Wörter sind, sich jedoch auch zu neuen Worten kombinieren lassen, liegt die Anzahl der deutschen Wörter bei rund 350.000. Zumindest stehen ungefähr so viele im Duden. Die Struktur der Sprache ist jedoch noch komplexer, da die verschiedenen Wörter sich schier endlos zu Sätzen verbinden lassen. Die Anzahl an möglichen Sätzen zu schätzen, ist daher nicht wirklich möglich.

Ein Zitat von Wilhelm von Humboldt fasst diesen Umstand sehr schön zusammen: „Sprache ist das Vermögen, von endlichen Begriffen einen unendlichen Gebrauch zu machen.“

Zusammenfassung

  • Sprache besteht aus drei Bausteinen: Phonemen, Morphemen und Grammatik.
  • Phoneme sind die kleinsten unterscheidbaren Lauteinheiten einer Sprache. Diese Laute können, müssen jedoch keine einzelnen Buchstaben sein.
  • Eine Kombination aus Buchstaben kann ebenfalls ein Phonem sein. Es gibt eine Vielzahl von Phonemen. Nicht alle Phoneme sind in einer Sprache enthalten und manche Sprachen verfügen über mehr oder weniger Phoneme als andere.
  • Morpheme sind die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten einer Sprache. Es können einzelne Buchstaben oder Wörter sein.
  • Ein Wort kann aus mehreren Morphemen zusammengesetzt sein. Das Hinzufügen eines Morphems verändert die Bedeutung eines Wortes. Sie können zum Beispiel eine Verniedlichung eines Wortes herbeiführen oder die Zeitform verändern.
  • Die Grammatik ist ein sprachliches Regelwerk. Mittels der Grammatikregeln können wir mit anderen kommunizieren. Sie wird in Syntax (Satzbau) und Semantik (Bedeutung) unterteilt.

Sprache kann in gewisser Weise mit dem biologischen Leben verglichen werden. Während das Leben auf einem „Alphabet“ auch vier Nukleinbasen basiert, besteht eine Sprache aus einer gewissen Anzahl Phonemen. Aus diesen ergibt sich ein zunehmend komplexer werdendes Gebilde aus Morphemen, Wörtern und Sätzen. Aus einigen wenigen Bausteinen der Sprache gehen unzählige Kombinationsmöglichkeiten hervor.


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