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5 Unterschiede zwischen Schiiten und Sunniten | Islam


Verbreitung des sunnitischen und schiitischen Islams

Verbreitung des sunnitischen und schiitischen Islams


Schiiten und Sunniten sind Anhänger zweier Strömungen innerhalb des Islams. Die weitaus größere Strömung sind die Sunniten bzw. das Sunnitentum oder der Sunnismus. Die Gruppe der Schiiten bzw. auch als Schia, Schiitentum oder Schiismus bezeichnet, hat deutlich weniger Anhänger. Der Unterschied zwischen beiden Strömungen liegt nicht im Glauben, sondern vielmehr in der Religionsausübung und in ihrer Vorstellung darüber, wie der Glaube bestritten werden soll.

Was sind Schiiten

Die Schia ist eine Strömung innerhalb des Islams, deren Anhänger als Schiiten bezeichnet werden. Nach dem Tod des Propheten Mohammed im Jahr 632 n.Chr. musste dessen Nachfolge geregelt werden. Ein Teil der Muslime sprach sich für Alī ibn Abī Tālib (kurz Ali) aus. Dieser war Schwiegersohn und Neffe des Propheten. Diese Muslime zählten zur Schia.

Der Begriff Schia leitet sich vom arabischen Ausdruck schīʿat ʿAlī ab, was übersetzt bedeutet: Partei Alis. Laut der schiitischen Glaubensordnung kann ein Kalif (Stellvertreter, Nachfolger) oder Imam (Oberhaupt im Islam) nur in einer direkten Abstammungslinie zu Ali stehen.

Was sind Sunniten

Der Sunnismus ist eine zweite Strömung innerhalb des Islams, deren Anhänger als Sunniten bezeichnet werden. Als der Prophet Mohammed im Jahr 632 n.Chr. starb, musste dessen Nachfolge geregelt werden. Ein Teil der Muslime sprach sich für Abū Bakr aus, welche später als Sunniten bezeichnet werden.

Abū Bakr war Schwiegervater des Propheten. Dieser wurde auch erster Kalif zwischen 632 und 634.

Der Begriff Sunnitentum leitet sich vom arabischen Wort Sunna ab, welches übersetzt: Brauch, überlieferte Norm oder Tradition bedeutet.

Was ist der Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten

Als der Prophet Mohammed 632 n.Chr. starb, wurde dessen Schwiegervater Abū Bakr zum ersten Kalif und somit zum Nachfolger bzw. Stellvertreter erwählt. Dies entsprach der Vorliebe der Sunniten.

Ganz anders sahen es die Schiiten, welche den Schwiegersohn und Neffen des Propheten (Ali) als ersten Kalifen und Religionssprecher bevorzugten. Ihrer Meinung nach bestand zwischen Schwiegervater und dem Propheten keine Blutsverwandtschaft, weshalb dieser lediglich ein unrechtmäßiger Usurpator gewesen sei.

Ganz anders war es bei Ali, welcher zwar der Schwiegersohn des Propheten war – aber auch dessen Neffe. Hier würde die Blutlinie eingehalten werden, weshalb – laut der Schia – nur Ali rechtmäßiger Kalif oder Imam sein konnte.

Zum Verdruss der Schiiten wurde aber tatsächlich der Schwiegervater des Propheten zum ersten Kalifen des Islams ernannt. Auf ihn folgten zwei weitere, bevor Ali als erster Blutsverwandter folgte. Im Schiitentum geht man davon aus, dass die ersten drei Propheten lediglich unrechtmäßige Machthaber waren.

Doch als Ali 656 an die Macht kam, dauerte seine Religionsherrschaft nur 5 Jahre an. Er wurde am 28. Januar 661 bei einem Attentat in Kufa (Irak) ermordet. Seinen beiden Söhnen, Hussein und Hasan, wurde die Regentschaft über die Muslime erneut verweigert. Stattdessen setzte sich Muʿāwiya I. als neuer Kalif gegen Hasan durch.

Warum mögen sich Schiiten und Sunniten nicht

Laut schiitischer Überzeugung kam es zu einem ersten Konflikt um ein Landgut, welches der Prophet Mohammed seiner Tochter Fatima vermacht haben soll. Dieses Landgut befand sich in Hedschas (nördliches Saudi-Arabien) und wurde von Abū Bakr unrechtmäßig eingezogen. Dieser erklärte Fatima, dass der Prophet sein gesamtes Eigentum als Sadaqa (Gabe, Geschenk) der muslimischen Gemeinschaft vermacht habe. Dies schloss das Landgut ein.

Sechs Monate nachdem Abū Bakr das Landgut eingezogen hatte, starb Fatima. Laut sunnitischer Lehre soll ihr Ehemann und Vetter des Propheten (Ali) daraufhin den Treueeid geleistet haben. In der schiitischen Lehre leistete er diesen Treueeid nicht.

Der endgültige Bruch zwischen beiden Strömungen geschah spätestens 680 n.Chr. Bei der Schlacht von Kerbela im Zentralirak standen sich die Umayyaden und die Aliden (Nachkommen Alis) gegenüber.

Die Aliden wurden angeführt durch Hussein, dem jüngeren Sohn des Ali und somit Enkel des Propheten Mohammeds. Bei der Schlacht von Kerbela wurde Hussein am 10. Oktober 680 getötet, wodurch die Schiiten endgültig die Hoffnung verloren, einen direkten Nachfahren des Propheten als Imam oder Kalifen einsetzen zu können.

Die islamische Geschichte der Schia berichtet, dass diese Schlacht ein Kampf zwischen Gut und Böse oder zwischen Unterdrückte und Unterdrücker gewesen sei. Laut schiitischer Geschichte wandten sich Husseins Gefolgsleute von ihm ab, aus Angst vor den sunnitischen Umayyaden, welche von Yazid I.angeführt wurden.

Nach dem Sieg in der Schlacht wurde Yazid I. zum ersten Kalifen, welcher den Propheten Mohammed nicht mehr höchstpersönlich kannte.

Woran glauben Schiiten und Sunniten

Sowohl Schiiten als auch Sunniten glauben an die göttliche Herkunft des Korans, welche die wörtliche Offenbarung Gottes an den Propheten Mohammed enthält. Außerdem sind sie sich über die Fünf Säulen des Islams einig, wonach jeder Gläubiger fünf Hauptpflichten zu erfüllen hat:

  • Schahāda (islamisches Glaubensbekenntnis)
  • Salāt (Pflichtgebet)
  • Zakāt (Almosengabe)
  • Saum (Fasten im Ramadan)
  • Haddsch (Pilgerfahrt nach Mekka)

Welche Unterschiede gibt es zwischen Schiiten und Sunniten

Die Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten bestehen im Brauchtum, im Auslegen gewisser Feiertage und in der Anerkennung des Imams. Im Folgenden werden die Unterschiede einzeln erläutert.

Auslegung des Martyriums

Die Schlacht von Kerbela prägte sich tief ins schiitische Geschichtsbewusstsein ein und formt die schiitische Identität nachdrücklich. Denn der ungleiche Kampf zwischen Hussein und der Umayyaden-Armee wurde heroisch aufgearbeitet. Die Helden um Hussein wurden zu Märtyrern erklärt, welche das schiitische Glaubensbild bis heute prägen. Dadurch ist im Schiitentum das Martyrium viel ausgeprägter als im Sunnitentum.

Der aussichtslose Kampf gegen einen übermächtigen Feind schuf eine Grundlage für das Dschihad-Verständnis im schiitischen Islam. Diverse Vergleiche dieses ungleichen Kampfes finden sich heute zwischen Libanesen und Palästinensern, welche gegen den Staat Israel kämpfen.

Auch in der Geschichte des Irans finden sich Bezüge zur Schlacht von Kerbela. So wurde bspw. der iranische Schah Mohammad Reza Pahlavi 1979 – im Zuge der Islamischen Revolution – aus dem Land verjagt. Die Iranische Revolution wurde angeführt von schiitischen Revolutionären um Ayatollah Khomeini, welchen den Schah mit dem Titel „Yadiz“ – in Anlehnung an den Umayyaden-Führer – beschimpften und verjagten.

Anzahl der anerkannten Imame

Der Imam ist ein Ehrentitel im Islam, oftmals gleichbedeutend mit dem religiösen Oberhaupt einer Gemeinschaft, welcher als Nachfolger des Religionsstifter Mohammed auftritt. Bei den Sunniten ist der Kalif und das Imamat etwas Identisches. Sowohl der Imam als auch der Kalif dienen der Bewahrung von Religion und sind für die Organisation von weltlichen Angelegenheiten zuständig.

Im Schiitentum gibt es verschiedene Strömungen, wie die Ismailiten, die Zaiditen, die Aleviten oder die Alawiten (Nusairier). Die verschiedenen Strömungen unterscheiden sich in erster Linie durch die Anerkennung einer bestimmten Anzahl von Imamen. Zur zahlenmäßig größten Strömung gehört die Zwölferschia mit etwa 80 %.

Die Anhänger der Zwölfer-Schia gehen davon aus, dass insgesamt 12 Nachkommen aus der Familie des Propheten religiöse Führer (Imame) sein werden. Der erste von Ihnen ist Alī ibn Abī Tālib (Ali)- der Vetter und Schwiegersohn des Propheten.

Als zwölfter und letzter Imame wird Muhammad al-Mahdī erwähnt, welcher im Verborgenen lebt und dessen Rückkehr erst in der Endzeit erwartet wird. Bei seiner Rückkehr soll er den Muslimen eine gerechte Herrschaft bringen (Messias, Erlöser). Die zwölf Imame sind:

  • Alī ibn Abī Tālib (gest. 661)
  • al-Hasan ibn ʿAlī (gest. 670)
  • al-Husain ibn ʿAlī (gest. 680)
  • Alī ibn Husain Zain al-ʿĀbidīn (gest. 713)
  • Muhammad al-Bāqir (gest. 732 od. 736)
  • Dschaʿfar as-Sādiq (gest. 765)
  • Mūsā al-Kāzim (gest. 799)
  • Alī ar-Ridā (gest. 818)
  • Muhammad al-Dschawād (gest. 835)
  • Alī al-Hādī (gest. 868)
  • Hasan al-ʿAskarī (gest. 874)
  • Muhammad al-Mahdī (verborgen)

Anzahl der anerkannten Familienmitglieder des Propheten

Bei den Schiiten muss der Imam aus der Familie des Propheten (Ahl al-bait: Leute des Hauses) stammen. Die Schiiten zählen – neben den Alī ibn Abī Tālib (erster Imam und Vetter des Propheten Mohammeds) – noch dessen Frau Fatima, welche zugleich die Tochter des Propheten war, hinzu. Auch die beiden Söhne von Ali und Fatima, namens Hasan (2. Imam) und Husain (3. Imam), gehören zur Familie.

Die Sunniten ziehen den Personenkreis weiter und rechnen noch alle Gattinnen des Propheten hinzu. Zu verschiedenen Zeiten wurde der Personenkreis bei den Sunniten auch noch weiter ausgedehnt.

Bedeutung des Aschura-Tages

Am Aschura-Tag gedenken die Schiiten an die Schlacht von Kerbela (680 n.Chr.) zurück und trauern um ihren dritten Imam Hussein. Der Gedenktag wird mitunter durch blutige Selbstgeißelung begleitet. Außerdem verfluchen einige Schiiten noch heute die ersten drei falschen Imame (vor Ali), welche sie als unrechtmäßig ansehen.

Begleitet wird der Aschura-Tag durch eine Akt der Trauer, welche das Leiden der Schiiten symbolisieren soll, da sich die schiitische Bevölkerung als zwar rechtmäßig aber in der Minderheit begreift.

Bei den Sunniten wird der Aschura-Tag als Fastentag begangen. Denn in einer Zeit vor dem Islam (Dschāhilīya, Zeit der Unwissenheit) sollen Juden und Araber den Aschura-Tag gefeiert haben, indem sie gefastet haben. Und wohlmöglich soll der Prophet Mohammed an diesem Tag ebenfalls gefastet haben. Aber nachdem der Ramadan als Fastenmonat zur Pflicht im Islam erklärt wurde, wird das Fasten am Aschura-Tag lediglich empfohlen.

Für die Schiiten ist der Aschura-Tag hingegen ein Trauer- und kein Feiertag, weshalb das Fasten nicht empfohlen wird.

Auffassung des Mahdi

Für ein Großteil der Schiiten, insbesondere der Zwölferschia, ist Mahdi der 12 Imam, welcher im Verborgenen lebt und dessen Auftreten irgendwann die Endzeit einleiten wird. Laut schiitischer Lehre hat es 11 Generationen von Imamen gegeben, welche von bestehenden Machthabern umgebracht wurden.

Diesem Schicksal wollte Mahdi entfliehen und begab sich im Kindesalter in die al-ġaiba aṣ-ṣuġrā (Zeit der kleinen Abwesenheit). Während dieser Zeit bestand Kontakt zu seinen Anhängern, welche aber im Jahr 941 christlicher Zeitrechnung endete. Seitdem lebt Mahdi in einer Periode der Großen Abwesenheit (al-ġaiba al-kubrā), also im Verborgenen.

Diese Zeit wird irgendwann enden, wenn es Gott befiehlt. Dann gibt sich Mahdi zu erkennen. Der Klerus, welcher zu dieser Zeit über die Muslime herrscht, ist lediglich ein Stellvertreter des Mahdi. Beim Erscheinen des Mahdi wird dieser seinen Platz an der Spitze der muslimischen Welt einnehmen. Daher wird in der Verfassung des Irans von 1979 der zwölfte Imam als rechtmäßiges Staatsoberhaupt erwähnt.

In der sunnitischen Weltanschauung besteht keine explizite Rechtsvorschrift, welche den Glauben an Mahdi vorschreibt. Stattdessen ist es jedem Sunniten selbst überlassen, ob er an Mahdi als Messias glaubt oder nicht. In der sunnitischen Forschung werden Endzeit-Szenarien diskutiert, welche Mahdi einschließen oder ausschließen.

Grundsätzlich unterscheidet sich die sunnitische von der schiitischen Vorstellung Mahdis darin, dass die Sunniten nicht glauben, dass Mahdi bereits geboren wurde und im Verborgenen lebt.

Wo leben Schiiten und Sunniten

(siehe Hauptartikel: Verbreitung des Islam)

Sunniten sind die größere Strömung im Islam und circa 85 % aller Muslime folgen der sunnitischen Lehre. Schiiten bilden die Minderheit und machen circa 15 % aller Muslime aus.

In der arabischen Welt leben überwiegend Sunniten, genauso im deutschsprachigen Raum, der Türkei und allgemein in Europa. In den Ländern Afrikas, in denen der Islam verbreitet ist, bilden die Sunniten ebenfalls eine Mehrheit, genauso in China, in Zentralasien, Süd– und Südostasien.

Im Iran bildet der Schiismus eine Mehrheit. Etwa 95 % aller Muslime dort sind schiitisch. In Aserbaidschan, im Irak und Bahrain gibt es ebenfalls schiitische Mehrheiten mit etwa 65 %. In anderen Ländern des Nahen Osten hält es sich die Waage. So bilden die Schiiten im Libanon etwa 40 %, im Jemen circa 30 % und in Kuwait ebenfalls etwa 30 %. In Saudi Arabien sind circa 15 % aller Muslime schiitisch und in Pakistan etwa 5 %.

Land Anteil Muslime (2020)Anzahl Muslime (2020)Anteil SunnitenAnteil SchiitenAnteil AlevitenAnteil AhmadiyyaAnteil Sonstige
Afghanistan99,9 %38.874.60085-89 %10-15 %
ÄgyptenÄgypten90,1 %92.165.00095 %
Algerien98,4 %43.142.00099 %
Aserbaidschan96,2 %9.749.00015-20 %80-85 %
Bahrain80,6 %1.371.20025-30 %70-75 %
Bangladesch88,8 %146.253.60096 %2 %2 %
Belgien7,4 %856.30090 %10 %
Benin27,6 %3.347.30090 %
Bulgarien13,6 %946.20095 %5 %
Deutschland6,3 %5.380.00074,1 %7,1 %12,5 %6,1 %
Dschibuti97,7 %965.00095 %
Ghana18,0 %5.588.30075 %7 %16 %
Guinea-Bissau44,7 %878.80090 %
Indien14,4 %198.476.50080-90 %10-20 %
Indonesien79,1 %216.408.80095 %
Irak97,4 %39.179.50029-34 %64-49 %
Iran98,5 %82.770.1005-10 %90-95 %
Jemen99,2 %29.600.00065 %35 %
Jordanien95,4 %9.728.30095 %5 %
Katar78,6 %2.264.30090 %10 %
Kirgisistan87,2 %5.687.60095 %
Komoren98,3 %854.80095 %
Kuwait82,8 %3.535.60060-70 %30-40 %
Libanon59,8 %4.082.90050 %50 %
Libyen99,0 %6.802.20095 %
Marokko99,7 %36.790.80095 %
Mauretanien99,2 %4.611.80095 %
Niederlande7,2 %1.225.40080 %15-20 %
Niger95,5 %23.120.30085 %7 %6 %
Nigeria45,9 %94.517.30085 %12 %3 %
Österreich7,1 %638.00065 %4 %10-20 %
Pakistan96,5 %213.085.70080-85 %10-15 %1-5 %
Palästina80,7 %4.118.10095 %
Russland11,8 %17.170.00090 %10 %
Saudi-Arabien90,4 %31.461.20085-90 %10-15 %
Senegal91,0 %15.228.40095 %
Sierra Leone65,4 %5.217.50090 %10 %
Somalia99,8 %15.866.70095 %
Sudan91,7 %40.197.20095 %
Syrien94,2 %16.479.70080 %5-20 %5-20 %
Tadschikistan97,5 %9.294.80096-97 %3-4 %
Tansania31,6 %18.849.10065 %20 %15 %
Tunesien99,5 %11.759.40095 %
Türkei98,4 %82.995.70082 %16 %
Vereinigte Arabische Emirate78,1 %7.727.90080-85 %15-20 %
Vereinigtes Königreich (Großbritannien)6,3 %4.269.20070 %5 %1 %20 %

Wer ist radikaler Schiiten oder Sunniten

Religionsforscher nehmen an, dass die Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten nicht auf dem Glauben und der Auslegung des Korans, sondern auf Gebietsansprüche und Machtverhältnisse beruht.

Und dies war in der Geschichte häufiger der Fall. So rief die schiitische Fatimiden-Dynastie im Jahr 907 in Nordafrika ein Gegenkalifat zum sunnitischen Abbasiden-Kalifat aus. Dieses bestand zwischen 909 und 1171 und hatte das Ziel, die Abbasiden-Dynastie zu stürzen. Als Mittel der Destabilisierung wurden Missionare ins Abbasiden-Kalifat entsendet, um dort die schiitische Lehre zu verbreiten. Dies gelang besonders gut im Jemen, wo ein Missionar die schiitische Sulaihiden-Dynastie aufbauen konnte.

Die Safawiden (1501 – 1722) waren eine schiitische Herrscherdynastie in Persien, die es schaffte, die persischen Sunniten zur Zwölfer-Schia zu bekehren. Dabei waren die Safawiden keineswegs das erste schiitische Herrschergeschlecht Persiens. Doch Ismail I., welcher als Begründer dieser Dynastie gilt, reduzierte den Einfluss der sunnitischen Gelehrten. Gleichzeitig holte er hohe schiitische Gelehrte aus dem Libanon ins Land, gab ihnen Besitz und Geld. Diese bekehrten dann die Bevölkerung nachhaltig, so dass 1501 die schiitische Zwölfer-Schia als Staatsreligion im Reich eingeführt werden konnte.

In Persien folgte die Zand-Dynastie (1750-1794) auf die Safawiden. Doch ab 1788 eroberten die turkmenischen Kadscharen weite Teile Persiens und bildeten bis 1925 eine neue Dynastie, bevor diese durch die Dynastie der Pahlavi abgelöst wurde. Der letzte Schah Persiens war Mohammad Reza Pahlavi, welcher 1979 durch die Islamische Revolution aus Persien (dann Iran) verbannt wurde. Neues Oberhaupt wurde der schiitische Religionsführer Ayatollah Khomeini.

Heute sieht sich der Iran als Schutzmacht über alle Schiiten, unterstützt die schiitische Hisbollah im Libanon, genauso wie die schiitische Huthi-Rebellen im Jemen.

Saddam Hussein, welcher den Irak zwischen 1979 und 2003 als Diktator regierte, finanzierte den ersten Golfkrieg (1980-88) auch durch Kredite der sunnitischen Golfstaaten. Beim Iran-Irak-Krieg (erster Golfkrieg) ging es um die Vormachtstellung in Vorderasien. Doch die Unterstützung erhielt Hussein von Kuwait und Saudi-Arabien – welche die schiitische Regierung im Iran kritisch sahen.

Laut einem Bericht der Human Right Watch ließ Saddam Hussein in den Anfangsjahren des Iran-Irak-Krieges Tausende schiitische Muslime verhaften, welche in Verdacht standen, die Islamische Revolution im Iran (1979) unterstützt zu haben. Viele Inhaftierte starben laut diesem Bericht an Folter, galten als verschollen oder wurden hingerichtet. Über eine halbe Million Menschen wurden zudem vom Irak in den Iran ausgewiesen, nachdem männliche Familienmitglieder aussortiert waren.

In Saudi-Arabien befinden sich die zweiheiligsten Stätte des Islam, Mekka und Medina. Der Staat fühlt sich dazu berufen, als Schutzmacht über alle Sunniten aufzutreten. Deshalb soll der Schiismus des Irans zurückgedrängt werden. Und so werden die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen bekämpft. Gleichzeitig üben die Wahhabiten (konservative Strömung im Sunnitentum) einen großen Einfluss in Saudi-Arabien aus.

Radikale sunnitische Gruppierungen, wie Al-Kaida oder der Islamische Staat (IS), lehnen Schiiten generell ab und stellen sie als Ungläubige (Nichtmuslime) hin.

Literatur

  • Ehsan Elahi Zaheer (Autor), Aasim Abu Yunus (Übersetzer), Schiiten und Sunniten – Unterschiede zwischen Shia und Sunna, ISBN: 979-8666375815*
  • Tyma Kraitt (Autor), Sunniten gegen Schiiten – Zur Konstruktion eines Glaubenskrieges, ISBN: 3803128463*
  • Katajun Amirpur (Autor), Der schiitische Islam (Reclams Universal-Bibliothek), ISBN: 978-3150193150*
  • Heinz Halm (Autor), Die Schiiten (Beck’sche Reihe), ISBN: 3406710069*

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