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Unterschied zwischen Abendmahl und Eucharistie


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Abendmahl und Eucharistie sind zentrale Begriffe des christlichen Glaubens. Sie beziehen sich auf die Berichte der Evangelien des neuen Testaments der Bibel, in denen der letzte Abend Jesu Christi geschildert wird, an dem er bei einer Zusammenkunft mit seinen Jüngern ein gemeinsames Mahl abgehalten hat.

Je nach Konfession und Art der christlichen Kirche werden sie teilweise verschieden und zum Teil bedeutungsgleich verwendet, vor allem im Hinblick auf ihre theologische Deutung sowie die hieraus resultierende Praxis religiösen Feierns.

Zusammenhang zwischen Abendmahl und Eucharistie

Vereinfachend gesagt nehmen sie Bezug auf dieses sogenannte „letzte Abendmahl“ Jesu und den in der Folge entstandenen Brauch, sich zum Gedenken hieran im Gottesdienst zu versammeln und mit Brot und Wein des Ereignisses zu gedenken.

Der Begriff der Eucharistie findet ausschließlich bei der römisch-katholischen sowie den orthodoxen und der anglikanischen Kirchen Verwendung. Das „Abendmahl“ hingegen ist bei den evangelischen Kirchen als einziger der beiden Ausdrücke in Gebrauch, gehört sehr wohl aber auch bei den genannten übrigen zum Vokabular.

Die Gleichsetzung dieser Begriffe auf der einen Seite und ihre Bedeutung im jeweiligen Kontext schaffen aus der zunächst recht eindeutig wirkenden Materie ein sehr komplexes theologisches Konstrukt.

Das Abendmahl

Der eigentlich erst später in der Lutherbibel aufgekommene Begriff des Abendmahls geht zurück auf die nicht ganz einheitlichen Schilderungen der vier Evangelien der Bibel um den letzten Abend im Leben Jesu und darum, wie er ihn mit seinen Jüngern verbracht hat. Die Evangelien sind, wie auch das gesamte übrige Neue Testament, wohlgemerkt in einer zeitgenössischen Form des Altgriechischen verfasst, in der selbstverständlich auch ein Wort für ein gewöhnliches Abendessen existiert.

Ein „Abendmahl“, wie es hier genannt wird, war im Altgriechischen nicht geläufig, weshalb die Evangelisten selbst sich in dieser Form auch gar nicht ausgedrückt haben. Stattdessen ist beispielsweise an manchen Stellen schlicht vom „Passah“ die Rede. Beim Apostel Paulus finden wir später in dessen erstem Korintherbrief noch das Wort „Herrenmahl“, bei welchem es sich tatsächlich um eine griechische Wortbildung, handelt und das als solche in die Ausdrucksweise des Neuen Testaments übernommen wurde. Es ist auch heute noch als Synonym für „Abendmahl“ bzw. „Eucharistie“ gebräuchlich.

Die Evangelien, die bestimmte Details nicht einheitlich wiedergeben, knüpfen in ihren Berichten an den Brauch des Pessachfestes (auch Passahfest) an, der im Judentum an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert. Am Vorabend des mehrtägigen Festes wird in der Familie eine Feier abgehalten, zu der sich der christlichen Überlieferung zufolge auch Jesus und seine Jünger, da sie selbst Juden waren, zusammenfanden. In der Folge wurde Jesus verhaftet und gekreuzigt, weshalb später auch vom „letzten“ Abendmahl die Rede ist und das jüdische Passahfest samt dieser letzten Zusammenkunft Eingang in das christliche Osterfest der Auferstehung Jesu fand, wobei das erst später so genannte Abendmahl zum Bestandteil des Gottesdienstes wurde.

Bestandteile und Umstände des Mahls

Den Evangelien zufolge hatte Jesus seine Jünger darüber informiert, dass er zum Passahfest gemeinsam mit ihnen das traditionelle Mahl im Haus eines ihnen bekannten Aussätzigen abhalten wollte. Daher beauftragte er sie zunächst, für die Schlachtung und Abholung der zum Fest gehörenden Passahlämmer zu sorgen. Bestandteile des Mahls dürften die für das Fest im jüdischen Brauchtum üblichen Speisen gewesen sein, die teilweise rituelle Bedeutung hatten, in den Quellen allerdings nicht erwähnt werden.

In den Fokus der Erzählungen rücken vielmehr Brot und Wein, die von Jesus unter den Jüngern ausgeteilt werden. Seine Erklärungen hierzu, in denen er das Brot mit seinem Leib und den Wein mit seinem Blut gleichsetzt, werden später theologisch unterschiedlich aufgefasst und bewertet. Auch der Kelch, in welchem sich der Wein gereicht wurde, erlangt Bedeutung, beispielsweise bei der sogenannten „Kelchkommunion“, die es in der Gottesdienstfeier außer Priestern auch Laien, also Nichtgeistlichen, erlaubt, aus dem verwendeten Kelch zu trinken. (Die spätere Umdeutung des von Jesus und seinen Jünger verwendeten Kelchs in den „Heiligen Gral“ stammt etwa aus dem zwölften nachchristlichen Jahrhundert und steht mit dem Kelch der Abendmahlserzählung in bestenfalls losem Zusammenhang.)

Überhaupt wurden sämtliche Umstände dieses Mahls in die spätere Ausdeutung mit einbezogen, warfen sie doch Fragen danach auf, wer eine christliche Zusammenkunft leiten durfte, wo sie stattzufinden hatte und dergleichen mehr. Der wichtigste Streitpunkt in späteren Zeiten aber waren Fragen darüber, was durch die Wiederholung der ursprünglichen Feier religiös vollzogen wurde: ob bewirkt wurde, dass Jesus lediglich im Gedenken unter der Gemeinde weilte oder ob sich Brot und Wein tatsächlich in sein Fleisch und Blut verwandelten. Auch diese Aspekte sollten eine Rolle für die Begrifflichkeit von Abendmahl und Eucharistie spielen.

Der Ausdruck „Abendmahl“ als deutsche Übersetzung aus der Lutherbibel ist je nach Ausrichtung der Kirche ein wesentlicher Bestandteil des evangelischen Selbstverständnisses und zusammen mit der Taufe eines der sogenannten Sakramente, auf die hier noch die Sprache kommen soll.

Die Eucharistie

Das Wort „Eucharistie“ (aus altgriechisch „gut“ und „Dank“, also so viel wie „Danksagung“) stammt ebenso wie das Wort „Herrenmahl“ aus dem ersten Korintherbrief des Apostels Paulus und hat denselben Hintergrund und Ursprung wie das „Abendmahl“, nämlich die letzte Zusammenkunft von Jesus und seinen Jüngern beim gemeinsamen Mahl. Die bereits gemachten Ausführungen hierzu sind also auch der Hintergrund für die Bedeutung von „Eucharistie“.

Schon relativ früh wurde die Eucharistie verstanden als Zusammenhang von Treffen zwischen Christen und der dabei immer stärker religiös interpretierten symbolischen Abhaltung des Mahls als Vergegenwärtigung von Jesus Christus bis hin zur Verwandlung von Brot und Wein in sein Fleisch und Blut. Die Treffen entwickelten sich zu Gottesdiensten mit geordnetem Ablauf, den man später „Liturgie“ nannte, ein Ausdruck der schon in der griechischen Antike einen Dienst am Gemeinwesen bezeichnete.

Diese Ordnung wurde unterteilt in „Wortgottesdienst“ mit Gebeten und Lesungen sowie das eigentliche Mahl. Die römisch-katholische Kirche sowie die orthodoxe und anglikanische haben schließlich Wortgottesdienst und Mahl als eucharistische Einheit aufgefasst, das heißt, Wort und Mahl gehören innerhalb einer Liturgie zusammen.

Reine Wortgottesdienste finden aber auch statt. Die evangelische Kirche, bei der die heilige Schrift und das Wort im Vordergrund stehen, misst dem Wortgottesdienst große Bedeutung bei. Wird hierbei auch noch ein anschließendes „Abendmahl“ abgehalten, so ist es als liturgisch separat zu verstehen. Dieses „Abendmahl“ ist es, was somit anstelle des Ausdrucks „Eucharistie“ den Sprachgebrauch der evangelischen Kirchen ausmacht.

In der katholischen Kirche und weiteren wird im Kontext der Eucharistie das Abendmahl zum Sakrament der Kommunion. Dass für die Kommunion das Wort „Abendmahl“ auch synonym verwendet werden kann, ist sicherlich ein Punkt, der das Verständnis der Verwendung von „Abendmahl“ und „Eucharistie“ zu erschweren geeignet ist.

Kommunion

Bei der „Kommunion“ (lateinisch „communio“ bedeutet „Gemeinschaft“) handelt es sich daher einfach ausgedrückt um die zentrale Handlung bei der letzten Zusammenkunft Jesu mit den Jüngern, nämlich das eigentliche Mahl aus Brot und Wein, die hierzu von ihm gesprochenen Worte und Austeilung und Empfang der Speisen.

Die schon beschriebene Wiederholung dieses Ereignisses im Gottesdienst bedeutet sowohl für die römisch-katholische sowie die evangelischen Kirchen und weitere – von zum Teil erheblichen Unterschieden in der theologischen Auslegung einmal abgesehen – ein und der denselben Vorgang. Lediglich die Bennennung ist eine andere: was die katholische Kirche als „Kommunion“ bezeichnet, ist für die evangelischen Kirchen das „Abendmahl“. Alle zusammen jedoch verstehen Kommunion und Abendmahl als eines ihrer Sakramente.

Das schon im klassischen Latein vorkommende Wort „Sakrament“ wird im Kirchenlatein als göttliches Geheimnis gesehen, weshalb auch das an das Altgriechische angelehnte lateinische „Mysterium“ verwendet wird. Da in „Sakrament“ der lateinische Ausdruck „sacer“ für „heilig“ enhalten ist, ist sein Verständnis auch das eines göttlichen Zeichens, das für Menschen sichtbar wird. In der frühen Kirche gingen die Ansichten darüber, was ein Sakrament ist und wie viele und welche es gibt, stark auseinander.

Weil die den Sakramenten unterlegte theologische Deutung zwischen den Kirchen zu sehr unterschiedlichen Sichtweisen führte, wurde die von der katholischen Kirche im Mittelalter festgelegte Zahl von sieben von der Ostkirche nicht als zwingend übernommen, zumal man hier ohnehin nicht von Sakramenten, sondern von (heiligen) Mysterien spricht. Bei den aus der katholischen Kirche hervorgegangenen evangelischen Kirchen geht die Zahl der Sakramente stark auseinander. Für alle gemeinsam (auch die anglikanischen Kirchen) lässt sich jedoch sagen, dass – wenn die jeweilige Kirche überhaupt Sakramenten zu ihrer Lehre zählt –es sich bei Eucharistie/Abendmahl und Taufe immer um solche Sakramente handelt.

Diese beiden können insofern miteinander korrespondieren, als zum Beispiel in der römisch-katholische Kirche die Taufe zur Voraussetzung für den Empfang der Kommunion gemacht wird, in der evangelisch-lutherische Kirche darüber hinaus auch die erfolgte Konfirmation des Empfangenden.

Wenn also in einem beliebigen Zusammenhang von einem „Abendmahl“ oder vom „Sakrament des Abendmahls gesprochen wird, ist die Wahl dieses Ausdrucks für das grundsätzliche Verständnis des Gesagten zunächst unerheblich. Erst die Verwendung des Wortes „Kommunion“ weist darauf hin, dass der Sprechende Aussagen über verschiedene Konfessionen oder Kirchen machen könnte.


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