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Was bedeutet beleidigte Leberwurst: Ursprung, Definition und Bedeutung


Beleidigte Leberwurst ist eine leichte Beleidigung, die man für Personen nutzt, welche schnell wütend oder beleidigt sind. Sie entstand im 19. Jahrhundert, hat ihren Ursprung aber im Altertum. Damals ging man davon aus, dass negative Gefühle wie Ärger durch die Leber gesteuert werden.

Was ist eine beleidigte Leberwurst

Die Redensart „beleidigte Leberwurst“ ist ein Spott. Eine Person, die scheinbar grundlos oder übertrieben stark wütend oder beleidigt ist und die Situation nicht klären möchte, bezeichnet man so. Häufig geschieht dies zusammen mit der Aufforderung, nicht mehr beleidigt zu sein, da dieses Verhalten unangebracht sei. Verstärkend wirkt dabei die geläufige Verwendung der Bezeichnung im Zusammenhang mit dem Verb „Spielen“. Man solle nicht die beleidigte Leberwurst spielen, heißt es. Das Schmollen ist demnach nicht nur unangebracht, sondern wird vom Gegenüber gar nicht ernst genommen. Man spiele dieses Gefühl den anderen nur vor, so übertrieben kommt ihm die Reaktion vor.

Im Deutschen existieren noch weitere Wörter oder Redewendungen, die eine ähnliche Bedeutung wie die „beleidigte Leberwurst“ haben. „Brummbär“, „die Prinzessin auf der Erbse spielen“ oder „aus Zucker sein“ sind einige Beispiele. Sie sagen alle aus, dass man sehr empfindlich und übertrieben reagiert.
Besondere Ähnlichkeit zur „beleidigten Leberwurst“ weist die Redewendung „Jemandem ist eine Laus über die Leber gelaufen“ auf. Dabei steht die Laus für die vorgefallene Kleinigkeit, weswegen die Person nun so heftig reagiert.

Das englische Wort „sorehead“ entspricht in etwa der Bedeutung der „beleidigten Leberwurst“. Wörtlich übersetzt bedeutet „sorehead“ „Kopfschmerzen“, wobei man die Wörter auch einzeln übersetzen könnte. „Sore“ bedeutet dann soviel wie „wund“. In dem Fall würde „sorehead“ auf die Dünnhäutigkeit der so bezeichneten Person anspielen.

Ursprung der Redensart

Es existiert eine Erzählung, die der Ursprung der „beleidigten Leberwurst“ sein könnte. Allerdings wurde sie erst erfunden, als die Redewendung bereits üblich war. Sie beschreibt die Bedeutung der „beleidigten Leberwurst“ verpackt in einer witzigen Geschichte.

Demnach kochte ein Metzger verschiedene Würste zusammen in einem Topf. Nach und nach nahm er alle heraus, bis auf die Leberwurst. Diese war noch nicht fertig gekocht und musste allein im Topf bleiben. Das machte sie so wütend, dass sie schließlich platzte.

Laut dieser Geschichte bezeichnet man jemanden also als „beleidigte Leberwurst“ wenn er grundlos unzufrieden ist. Die Person steigert sich sehr in ihre Wut hinein und zieht das negative Gefühl einer Lösung der Situation vor. Wie bereits erwähnt ist diese Geschichte aber nicht der Ursprung der Redensart. Sie wurde nachträglich erfunden, um ihr eine einfache Herkunft zu schenken.

Sichtweise auf die Leber im Altertum und Mittelalter

Bereits etwa 400 Jahre vor Christi Geburt vertraten Gelehrte die „Vier-Säfte-Lehre“. Diese besagt, dass verschiedene Körpersäfte korrekt konzentriert im menschlichen Körper vorkommen müssen. Ist das nicht der Fall, wird man krank. Die vier Säfte waren Gelbe Galle, Schwarze Galle, Blut und Schleim. Gelbe Galle, so glaubte man, wird in der Leber hergestellt.

Die Gelbe Galle war laut dieser Vorstellung nicht nur wichtig für die körperliche Gesundheit. Sie beeinflusste auch die Gefühlswelt der Menschen. Zu viel Gelbe Galle könnte Wutausbrüche auslösen oder fördern. Auch das Beleidigtsein wurde mit der Gelben Galle in Zusammenhang gebracht.
Diese Lehre wird auch Humoralpathologie genannt und war bis ins 18. Jahrhundert anerkannt. Durch sie kam es noch zu weiteren Redewendungen, die die Leber enthalten. „Jemandem ist eine Laus über die Leber gelaufen“ gehört dazu. Ebenso „Etwas frei von der Leber weg sagen“, was bedeutet, dass man über den empfundenen Ärger sprechen soll, um ihn loszuwerden. Dieser Ärger stammt, laut der Humoralpathologie, aus der Leber, was zu der Redewendung führte.

Wandel von der Leber zur Leberwurst

Mit den Fortschritten in der Medizin verlor die Humoralpathologie langsam an Bedeutung. Heute wissen wir, dass Körpersäfte keinen Einfluss auf unsere Gefühlswelt haben und die Leber den Körper von Abfallstoffen säubert. Viele der Redewendungen, die noch Bezug auf die Leber als Sitz von Wut und Ärger nehmen, sind aber geblieben.

Die „beleidigte Leberwurst“ entstand erst, nachdem die Humoralpathologie abgelöst worden war im 19. Jahrhundert. Warum genau aus der Leber eine Leberwurst wurde, ist nicht bekannt. Vermutlich bot es sich schlicht an und verstärkte den Spott, den die Redensart verbreiten soll. Gleichzeitig machte es die Redewendung weiterhin nutzbar. Eine „beleidigte Leber“ ergab nun wenig Sinn, da das Organ keine Kraft mehr über die Gefühle des Menschen hatte. Eine „beleidigte Leberwurst“ klingt zwar nicht unbedingt logischer, nimmt aber Abstand von der überholten Humoralpathologie und klingt gleichzeitig witziger.


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