Weihnachtsmann: Geschichte, Ursprung und mythologische Vorlage
Der Weihnachtsmann ist der Protagonist des evangelischen Weihnachtsfests. Entstanden ist er vermutlich aus einer Mischung aus heidnischen Festen und christlichen Aspekten. Neben ihm existieren in christlichen Ländern noch viele andere Geschenkebringer.
Inhalt
Wer ist der Weihnachtsmann?
Der Weihnachtsmann ist ein fiktiver Charakter des Weihnachtsfestes. Er bringt vor allem in evangelischen Teilen der Welt zu Weihnachten die Geschenke. Sein genaues Erscheinungsbild variiert dabei von Land zu Land.
Üblicherweise sieht der Weihnachtsmann aus wie ein alter, freundlicher Mann mit langem weißen Bart und dickem Bauch. Er ist in einen rot-weißen Mantel gehüllt und trägt einen Geschenkesack. Bis vor einigen Jahren war es außerdem üblich, dass der Weihnachtsmann eine Rute bei sich hat. Mit dieser bestrafte er die bösen Kinder.
Mögliche reale und mythologische Vorlagen für den Weihnachtsmann
Die Geschichte des Weihnachtsmann geht auf einige mythologisch Vorbilder zurück. Ebenfalls existieren reale geschichtliche Figuren, welche das Bild des heutigen Weihnachtsmannes prägen.
1. Der heilige Nikolaus als Vorlage des Weihnachtsmanns
Nikolaus von Myra (antike Stadt in der heutigen Türkei) war Bischof im 4. Jahrhundert. Er gilt als die wichtigste Figur, auf die sich in den folgenden Jahrhunderten die Gestaltung des Weihnachtsmannes stützte.
Um den heiligen Nikolaus ranken sich eine Reihe von Legenden. Beispielsweise soll er einen Jungen, der ins Meer fiel und ertrank, gerettet haben. Einen weiteren vom Teufel erwürgten Jungen soll er ebenfalls wieder zum Leben erweckt haben. Außerdem soll er Getreide auf wundersame Weise vermehrt haben, sodass eine Hungersnot in Myra beendet werden konnte.
Wegen dieser Wunder wurde dem heiligen Nikolaus ein Gedenktag gewidmet, der 6. Dezember. Während der Reformation änderte sich das Datum. Die Reformatoren und ihre Anhänger lehnten Heiligenverehrung ab, weswegen der Gedenktag langsam verschwand. Man gedachte dem heiligen Nikolaus nun stattdessen an Weihnachten.
2. Knecht Ruprecht als Gegenspieler des Weihnachtsmanns
Der Knecht Ruprecht ist eng mit dem heiligen Nikolaus verbunden. Er ist sein Gehilfe, allerdings auch ein Gegenspieler. Während der Nikolaus die Kinder erfreut, ist Knecht Ruprecht da, um die ungehorsamen zu bestrafen. Er wurde daher teilweise auch als „Teufel“ bezeichnet.
Es existiert die Theorie, dass Ruprecht mit dem nordischen Gott Wotan (Odin) zusammenhängt. Dieser trägt den Beinamen „Hruod Percht“. Übersetzt bedeutet das „ruhmreicher Percht“. Der Percht ist eine gruselige Gestalt eines alpenländischen Brauches. Er treibt die bösen Geister des Winters aus.
Der Beiname wurde möglicherweise angepasst, wodurch es zur Bezeichnung „Ruprecht“ kam.
Wotan als Weltenwanderer zieht am Himmel entlang, belohnt gute und bestraft böse Menschen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich „Ruprecht“ nur von den Perchten ableitet. Ebenfalls erklärt es die Tatsache, dass der Weihnachtsmann so schlau ist und alles sieht. Denn laut nordischer Mythologie besaß Odin bzw. Wodan zwei Raben, Hugin und Munin. Diese flogen ins Land der Menschen, späten die Menschheit aus und berichteten Odin von allen Vorkommnissen.
Von der christlichen Kirche wurde im 17. Jahrhundert ein Versuch unternommen, die Figur des Ruprechts vollständig ins Christentum einzugliedern. Dafür sollte ein Priester Namens Ruprecht herhalten. Dieser soll tanzende Bauern verflucht haben, weil sie durch ihr Singen und Tanzen das Weihnachtsfest in der Kirche störten.
3. Thor als mythologische Vorbild des Weihnachtsmannes
Ein weiterer möglicher Ursprung des Weihnachtsmannes liegt erneut in der nordischen Mythologie. Der Gott Thor wurde damals als kräftiger, älterer Mann mit weißem Bart dargestellt. Er flog mit einem Wagen über den Himmel, welcher von zwei Böcken gezogen wurde.
Als Donnergott verband man mit ihm die Farbe Rot und dem Feuer. So wäre auch zu erklären, warum der Weihnachtsmann durch den Kamin in die Häuser kommt. Die Feuerstellen in germanischen und skandinavischen Ländern waren nämlich Thor geweiht.
Die germanische Version von Thor ist Donar. Die beiden Götterdarstellungen Thors sind sich sehr ähnlich. So flog Donar mit einem Rentierschlitten durch die Luft und besuchte die Menschen ebenfalls, indem er durch den Kamin kam.
Später galt Thor als Fruchtbarkeitsgott und sein Hammer „der Mjöllnir“ brachte für die Menschen eine reiche Ernte, Kindersegen und Fruchtbarkeit. Die Geschenke, welche der Weihnachtsmann heutzutage liefert, könnten ihren Ursprung im nordischen Gott und dessen Fruchtbarkeitssymbol haben.
Auch verdrängte Thor ab dem 3. und 4. Jahrhundert allmählich Odin als Hauptgott des nordisch germanischen Pantheons. Die Zuschreibungen, welche Odin bis dahin beanspruchte (Allwissenheit, Verkleidung und Spionage) gingen teilweise auch auf Thor über.
Der Weihnachtsmann in anderen Ländern und in Süddeutschland
Der Brauch vom Weihnachtsmann variiert selbst in Deutschland. Und in anderen Ländern feiert man ebenfalls Weihnachten, verehrt allerdings eine andere Figur – welche ebenfalls geschichtlich, religiös oder mythologisch erklärbar ist.
1. Christkind oder Weihnachtsmann
In Süddeutschland ist der Weihnachtsmann noch nicht so verbreitet. Stattdessen kommt an Weihnachten das Christkind, also Jesus in Form eines Kindes. Anders als der Weihnachtsmann ist das Christkind nicht zu sehen.
Das Christkind als Geschenkebringer wurde im Zuge der Reformation bekannt, wobei es in dieser Form schon vorher existierte. Es sollte die Heiligenverehrung ersetzen.
2. Väterchen Frost als baltisch russischer Weihnachtsmann
In Russland bringt Väterchen Frost (wörtlich übersetzt eigentlich Großvater Frost) die Geschenke. Er ist dem Weihnachtsmann ähnlich, trägt allerdings meistens blaue-weiße Kleidung. Außerdem tritt er in Begleitung seiner Enkelin Snegurotschka („Schneemädchen“ oder „Schneeflöckchen“) auf.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gewann er an Popularität. Bei der Wiedereinführung des orthodoxen Weihnachtsfestes hätten er und sein künstlicher Feiertag, das Jolkafest, eigentlich verschwinden müssen. Aber er blieb, weil er eine bereits etablierte und geliebte Figur war.
Väterchen Frost hat ein eigenes Postamt in Weliki Ustjug in Russland. Schickst du einen Brief dorthin, bekommst du eine Antwort vom russischen Weihnachtsmann.
3. Santa Claus ist der amerikanische Weihnachtsmann
Santa Claus ist die amerikanische Version des Weihnachtsmannes. In die USA kam der Brauch vom heiligen Nikolaus durch europäische Einwanderer.
Entscheidend beeinflusst wurde Santa Claus’ Erscheinung durch das anonym veröffentlichte Gedicht „The Night before Christmas“ von 1823. In ihm ist der von acht Rentieren gezogene, fliegende Schlitten enthalten. Auch die Namen der Rentiere entstammen dem Gedicht. Außerdem kommt darin der Brauch vor, dass Santa Claus durch den Kamin steigt.
4. Julbock
Der Julbock geht auf das skandinavische Weihnachtsfest zurück. Das heißt noch heute Julfest und wird zu unterschiedlichen Terminen gefeiert. Es kommt dabei auf die religiöse Zuordnung an.
Der Julbock ist ein Ziegenbock, den man auch als Schmuck für den Weihnachtsbaum kennt. Er wird dafür aus Stroh gebastelt und an Wollfäden am Baum befestigt. Bevor der Weihnachtsmann in Skandinavien bekannt wurde, brachte der Julbock die Geschenke.
Ursprünglich war das heidnische Fest ein Opferfest. Wikinger und Germanen opferten Tiere und hängten diese an Bäumen auf. Der ebenfalls verbreitete Brauch vom Weihnachtsbaum stammt ebenfalls aus der vorchristlichen Zeit.
Im Zuge der Christianisierung setzte man fest, dass das Julfest zur selben Zeit wie das christliche Weihnachtsfest zu feiern sei. Während die Popularität des Weihnachtsmannes stieg, verschwand der Julbock langsam.
5. Befana
Die Befana ist der italienische Weihnachtsmann, bzw. eher die Weihnachtsfrau. Sie ist eine Hexe, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar von Haus zu Haus fliegt. Dabei sucht sie nach dem Jesuskind. In jedem Haus, das sie besucht, hinterlässt sie Geschenke für die guten Kinder und straft die bösen.
Mittlerweile überwiegt das Schenken deutlich. Befana ist zu einer guten Hexe geworden, die als Parallelgestalt zu den guten Perchten gilt.
Wie sich das Erscheinungsbild des Weihnachtsmannes veränderte
Das klassische Bild des Weihnachtsmannes orientierte sich hauptsächlich am heiligen Bischof Nikolaus. Er trug daher christliche Gewänder, etwa einen Chormantel, eine Albe oder Stola. Auch die Mitra, eine Kopfbedeckung der Bischöfe, sowie ein Bischofsstab gehörten lange Zeit zum Weihnachtsmann dazu.
Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich das. Aus dem stark religiösen Weihnachtsmann wurde ein weltlicher. Er trug nun einen Mantel und eine Zipfelmütze. So ist er beispielsweise auch bereits im Struwwelpeter von 1844 zu sehen.
Man orientierte sich außerdem wieder an Gedichten. In denen wurde der Weihnachtsmann als rundlicher Elf mit rosigen Wangen und einer roten Nase beschrieben. Auch die Farben Rot und Weiß traten in den Vordergrund sowie die pelzbesetzte Kleidung.
Hat Coca-Cola den Weihnachtsmann neu erfunden?
1931 startete die Coca-Cola-Company eine Werbekampagne mit dem Weihnachtsmann als Hauptfigur. Schon damals waren die Coca-Cola-Farben rot und weiß, sodass man sich an diesen Farben für den Weihnachtsmann orientierte. Allerdings waren diese Farben bereits lange zuvor üblich für den Weihnachtsmann. Er trat zu dieser Zeit außerdem in gold, blau und braun auf. Dennoch ist das rot-weiße Gewand keine Erfindung von Coca-Cola.
Auch die restliche Erscheinung des Weihnachtsmannes als freundlicher alter Mann mit Rauschebart und rundem Bauch war nicht neu. Tatsächlich wurde er schon jahrelang so dargestellt.
Coca-Cola hat trotzdem definitiv das heutige Erscheinungsbild des Weihnachtsmannes beeinflusst. Durch ihre Werbung verschwanden die Gewänder in anderen Farben nahezu. Bis heute veröffentlicht Coca-Cola jedes Jahr eine neue Werbekampagne mit dem Weihnachtsmann. Dieser Trend wird sich daher nicht so schnell ändern.
Auch das gegenseitige Beschenken als ein Akt der Zuneigung und Lebensfreude kam erst so richtig mit dem Coca-Cola-Weihnachtsmann auf. Zuvor waren die Geschenke eher praktischer Natur. Sie sollten das Überleben sichern. Mit den Kampagnen seit den 1930ern änderte sich das zunehmend.