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Warum küsst man sich unter dem Mistelzweig – Ursache, Bedeutung, Gründe


Weihnachten ist ein christlicher Feiertag, welcher auf viele Traditionen beruht.
Ein Brauch ist es, dass man Mistelzweige aufhängt. Und sobald sich zwei Menschen unter diesem Zweig befinden, müssen sie sich küssen. Es ist ein schöner Brauch, um die Zuneigung am Fest der Liebe weiter zu stärken.

Doch wie viele andere Weihnachtsbräuche auch, stammt auch diese Tradition nicht von den Christen.
In diesem Beitrag erfährst du – welche Gründe, Ursachen und Bedeutung das Küssen unter dem Mistelzweig eigentlich hat bzw. hatte.

Küssen unter dem Mistelzweig ist ein Brauch aus England

Dort existierte der Brauch schon lange bevor es Weihnachten gab.
Und auch auf dem europäischen Festland gab es diesen Brauch bereits vor Christi Geburt und somit auch vor der Entstehung des Christentums.

Doch der Brauch hat nur in England viele Jahrhunderte überdauert und fand schließlich zu Weihnachten wieder Verwendung. Die Vorfahren der heutigen US Amerikaner sind hauptsächlich auswandernde Engländer gewesen und diese brachten den Mistelzweig-Brauch in die neue Welt. Und durch den Einfluss, welche die amerikanischen Filme und Popkultur auf Europa haben, wurde diese Tradition wieder in Deutschland und anderen Westeuropäischen Ländern publik.

Doch woher kommt der Brauch und warum hielt dieser sich ausgerechnet in England.
Dies hat zwei Ursachen, welche im Bereich der vorchristlichen Mythologie zu finden sind.
Und zwar:

  • Keltische Mythologie vor der Einführung des Christentums in England
  • Nordische Mythologie, welche später zu einem Kulturwandel der christlichen Welt Englands führte

Hier die Kurzfassung:
Die Mistel gilt als immergrüne Pflanze.
Sie nistet sich auf Baumkronen fremder Bäume ein, ernährt sich vom Stoffwechsel des Baumes und ist deshalb ein biologischer Parasit. Das Immergrüne gilt in der Mythologie als Fruchtbarkeitssymbol.

Wenn sich zwei Menschen unter einem Mistelzweig küssen, bedeutet dies Fruchtbarkeit und Segen für die Liebenden.
Diese beiden Menschen werden mit Kindern beschenkt und mit ergiebigen Ernten belohnt. Die Mistel galt in beiden Mythologien als heilige immergrüne und daher fruchtbare Pflanze. Das Aufhängen hat etwas mit der Wintersonnenwende vom 21. und 22. Dezember und eigentlich nichts mit Weihnachten zu tun.

Das Küssen unter dem Mistelzweig in der keltischen Religion

Die Kelten hatten ihre Blütezeit circa 800 v. Chr. bis 100 v. Christus. Die keltischen Bevölkerungsgruppen nahmen damals großen Einfluss auf ganz Europa, speziell aber England und Frankreich.

Und in der keltischen Mythologie galt die Mistelpflanze als heilig.
Denn der immergrüne Zweig der Pflanze bedeutete Leben und versprach Ernte, Kindersegen, Fruchtbarkeit.
Die Druiden, so bezeichnete man die Priester der Kelten, schnitten die Pflanzen mit einer speziellen Sichel vom Baum.
Dabei durfte die Pflanze niemals den Boden berühren, um sie nicht zu entweihen. Dann wurden die Zweige aufgehängt und galten als Fruchtbarkeitssymbol.

Der Zeitpunkt an welchem man die Fruchtbarkeit huldigte, war – laut keltischen Kalender – die Wintersonnenwende.
Denn zu diesem Zeitpunkt hat die Sonne ihren geringsten Stand und ab diesem Zeitpunkt werden die Tage wieder länger. Die Wintersonnenwende bedeutete demnach, dass die Sonne ihren schwächsten Punkt überwunden hat und ab diesem Zeitpunkt an Stärke zunimmt. Dies wiederum sprach für baldige Ernten im Frühjahr, welche man allerdings bei den Göttern anmelden musste.

Der Zeitpunkt der Wintersonnenwende ist jedes Jahr gleich und fällt auf der nördlichen Erdhalbkugel auf das Datum des 21. und 22. Dezember. Damals sammelten die Priester bzw. Druiden die Mistelzweige und brachten diese an Häuser an. Jedes Haus, welche den Zweig über der Haustür hatte, war gesegnet und versprach den Hereintretenden Liebe, Kindersegen und Ernteerfolg. Da die Sonnenwende für die westliche Kultur überhaupt nicht mehr relevant war, aber auf den Zeitpunkt kurz vor Weihnachten fiel, wurde dieses Ritual später zum allgemeinen Weihnachtsbrauch.

Mistelzweig in der nordischen Mythologie

Die keltischen Einflüsse in England wurden irgendwann durch das Christentum ersetzt.
Sämtlichen Naturgöttern der Kelten wurde abgeschworen und nur ein Gott galt unter den Christen als der wahre Gott.

Nachdem 391 das Christentum zur Staatsreligion in Rom ausgerufen wurde, breitete sich diese Religion sehr schnell in allen anderen europäischen Gebieten aus. Und schon bald darauf waren die Engländer fast vollkommen christianisiert.

Die englische Kultur wurde dann aber durch die Wikingereinfälle, welche ab dem Jahr 793 regelmäßig stattfanden, stark durch die nordische Mythologie geprägt. Anders als in vielen Filmen dargestellt, waren die Wikinger keine Barbaren, welche ausschließlich plündernd und mordend durch englische Ortschaften zogen.

Stattdessen begannen zwar die Einfälle mit Plünderungsaktionen, wurden aber schnell zu Siedlungsprozessen.
Denn die skandinavischen Plünderer suchten vor allem neue Möglichkeiten, sich auszubreiten. Aufgrund schlechter Anbauressourcen im Norden, suchten skandinavische Bauern in England und Mitteleuropa neue Siedlungsgebiete. Es kam also zu einer Vermischung der Kulturen.

Die Wikinger waren ein Teil der Germanen, welche zu diesem Zeitpunkt auf dem europäischen Festland lebten. Diese hatten die selbe Kultur, Mythologie und Weltanschauung – wie ihre skandinavischen Stammesgenossen.
Außerdem gab es Wikingereinfälle in der RUS, den baltischen Staaten und auch dort war die Kultur bereits verbreitet.

Und in der nordischen Kultur spielt der Mistelzweig ebenfalls eine zentrale Rolle.
Denn laut nordischer Mythologie soll der Gott Baldur, welcher als unsterblich galt, durch einen Mistelzweig getötet wurden sein. Zu Baldurs Tod gibt es, wie im keltischen Glauben auch, Verbindungen zur Sonne. Denn er galt unter den nordischen Göttern als der Liebevollste und Strahlendste.

Als Baldr starb, geschah dies zum Zeitpunkt seiner Unsterblichkeit bzw. höchsten Stärke.
Als personifizierte Sonne würde dies zum Zeitpunkt des längsten Sonnentages geschehen sein. Dies wiederum wäre der Zeitpunkt der Sommersonnenwende. Dies ist der 21. bzw. 22. Juni und wäre der längste Tag im Jahr. Dort besitzt die Sonne die höchste Strahlkraft und Baldr als personifizierte Sonne seine Unsterblichkeit.

Danach werden die Tage kürzer und Baldr starb.
Zum Zeitpunkt der Wintersonnenwende am 21. bzw. 22 Dezember nimmt die Sonne an Stärke zu und Baldr erwacht auch dem Totenreich.

Die Germanen, die Wikinger und Slawen, welche maßgeblich die nordische Mythologie lebten, hingen somit ebenfalls Mistelzweige auf, um die Fruchtbarkeit bzw. die Auferstehung ihres Gottes zu huldigen. Genauso wie das Aufstellen des Weihnachtsbaumes, stammt der Mistelzweigbrauch aus der nordischen und keltischen Mythologie.

Die Bedeutung des Küssens unter dem Mistelzweig damals und heute

Ursprünglich war der Mistelzweig das Fruchtbarkeitssymbol der Germanen und Kelten.
Daraus ergab sich das Fruchtbarkeitsritual, dass man sich küssen musste – sobald man unter diesem Zweig stand. Damals kam dieser Kuss einem Versprechen zur Ehe gleich. Heute ist es nur noch ein netter Brauch, welcher die Zeiten überdauerte.


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