Literatur
Literatur (vom Lateinischen: littera = Buchstabe) war bis ins 19. Jahrhundert ein Sammelbegriff für alle wissenschaftlichen Schriften, welche veröffentlicht wurden. Heute werden alle sprachlichen Errungenschaften als Literatur bezeichnet, egal ob mündlich – in Reimform – oder schriftlich überliefert.
Inhalt
Was bedeutet Literatur
Der Literaturbegriff ist nicht eindeutig geklärt und wird meist unscharf verwendet. Laut der lateinischen Übersetzung (littera = Buchstabe) fallen unter dem Literaturbegriff nur schriftlich fixierte Werke. Damit bildet die Literatur das Gegenstück zur mündlichen Überlieferung (Sagen, Legenden, Märchen).
Literatur entsteht dann, wenn die mündliche Überlieferung (Oralität) durch Verschriftlichung in einen Text überführt wird. Die Lese- und Schreibfähigkeit einer Kultur wird als Literalität bezeichnet, was gleichbedeutend mit der Schaffen und dem Verstehen von Literatur ist. Das Gegenstück zur Literalität ist die Illiteralität, welche die Unfähigkeit einer Kultur zum Lesen und Schreiben beschreibt. Demnach sind diese Kulturen unfähig, Literatur hervorzubringen oder zu verstehen.
Der Literaturbegriff (littera) stammt aus der Antike und wurde dort vornehmlich als Pluralwort (litterae) verwendet. Die griechischen Philosophen nutzten litterae als Synonym für geistreiche Briefe, wissenschaftliche Werke und gelehrsame Dokumente.
In der Renaissance und frühen Neuzeit versuchten Humanisten die Antike, welche sie als geistreiche Epoche empfanden, wieder zu beleben und verwendeten lateinische und altgriechische Fachbegriffe und schufen den Literaturbegriff.
Da die Humanisten unter dem Literaturbegriff nur geistreiche Texte einordnen wollten, der Begriff aber jeden geschrieben Text einbezieht, kam es zu Diskussionen – was Literatur ist und was nicht. Deshalb wurde ein Dreischichtenmodell eingeführt, wonach man Texte in:
- Hochliteratur
- Trivialliteratur
- und Unterhaltungsliteratur unterteilt.
Obwohl der Literaturbegriff jeden Text einbezieht, wird umgangssprachlich nur die Hochliteratur (z.B. Klassischen Dramen) als Literatur bezeichnet.
Worin unterscheiden sich die drei Literaturschichten
Hochliteratur – auch als Höhenkammliteratur bezeichnet – ist jede höher angesehene Literatur, welche im Schulunterricht und in der Wissenschaft anerkannt wird. Diese zeichnet durch eine gehobene Sprache und Vielschichtigkeit der auftretenden Personen. Weiterhin dient die gehobene Literatur nicht zwingend der Unterhaltung.
Bis ins 19. Jahrhundert existierten lediglich zwei Literaturschichten – die Hoch- und die Trivialliteratur. Unter letzterem wurde massentaugliche Literatur zusammengefasst, welche in ihrem Wort- und Ausdruckspektrum den Leser nicht überfordert. Der Spannungsaufbau der Trivialliteratur erfolgt schematisch – weshalb man diese Literaturschicht auch als Schemaliteratur bezeichnet.
Die Charaktere werden mit klassischen Schemata (gut oder böse) versehen und tiefere Absichten der Personen sind nicht erkennbar. Weiterhin ist die Handlung einfach und massentauglich konstruiert, weshalb die Handlung jederzeit durch Fortsetzungsromane erweitert werden kann. Aufgrund der Massentauglichkeit wird die Trivialliteratur auch als Massenliteratur bezeichnet.
Am Zweischichtenmodell würde während des 19. Jahrhunderts stark Kritik geübt. Denn dieses Modell stellt die Hochliteratur als etwas Schöngeistiges heraus und wertet die Trivialliteratur zu stark ab. Schauerromane von Stephen King oder Abenteuerromane von Jules Verne wurden ins Triviale geschoben, obwohl diese Romane zur Weltliteratur gehören.
Um dies harte Abgrenzung etwas aufzuweichen, einigte man sich im 19. Jahrhundert darauf, eine dritte Schicht dazwischen zu setzen. Diese Literaturschicht wird als Unterhaltungsliteratur bezeichnet und bedient die Massen mit Unterhaltung von Liebesromanen bis zu historischen Romanen. Die Trivialliteratur wird darunter angesiedelt, soll die Schundliteratur und die Groschenhefte von den höheren Literaturschichten abgrenzen.
Wie und wann entstand Literatur
Siehe Hauptartikel: Epochen der Literaturgeschichte
Die erste Literatur entstand im Frühmittelalter (ab 750). Zu dieser Zeit war das Frankenreich in Westeuropa das politische Machtzentrum. Im Osten siedelten germanische und slawische Stammesverbände.
Der fränkische König Karl der Große (774 – 1814) versuchte seinen Machtbereich nach Osten auszudehnen und die dort ansässigen Heiden zu christianisieren. Für die Christianisierung waren Schriftstücke notwendig, welche man den heidnischen Germanen und Slawen vorlas, damit diese öffentlich von ihren alten Göttern abschworen und sich zum Christengott bekennen.
Deshalb begannen Benediktinermönche die lateinische Schrift in althochdeutsche Sprache zu übersetzen und aufzuschreiben. Die ursprünglichste Literatur waren demnach Taufgelöbnisse, Gebetsformeln und andere Kirchentexte.
Welche Literaturepochen gibt es
Siehe Hauptartikel: Die 24 Literaturepochen und Strömungen der Literaturgeschichte
- Mittelalterliche Literatur: ab 740 bis 1470
- Humanismus und Renaissance: ab 1470 bis 1600
- Barock: ab 1600 bis 1720
- Aufklärung: ab 1720 bis 1800
- Sturm und Drang als Strömung der Aufklärung: 1765 bis 1785
- Weimarer Klassik: 1786 bis 1805
- Romantik: 1795 bis 1835
- Biedermeier: 1815 bis 1848
- Junges Deutschland und Vormärz: 1825 bis 1848
- Realismus: 1850 bis 1890
- Moderne: ab 1880 bis 1920
- Naturalismus: 1880 bis 1900
- Heimatkunst: 1890 bis 1910
- Expressionismus: 1910 bis 1925
- Literatur der Weimarer Republik: 1918 bis 1933
- Neue Sachlichkeit als geistige Strömung
- Literatur der NS-Zeit: 1933 bis 1945
- Exilliteratur
- Innere Emigration
- Nachkriegsliteratur: 1946 bis 1980
- Literatur der BRD ab 1949 bis 1990
- Literatur der DDR ab 1949 bis 1990
- Gegenwartsliteratur bzw. Postmoderne: seit den 1980-er Jahren