Anarchie
Anarchie (altgriechisch anarchía = Herrschaftslosigkeit) ist ein Zustand ohne Herrschaft. Diese Gesellschaftsform kommt ohne Regierung, Parlament und festgeschriebene aus, setzt stattdessen auf Räte, freie Übereinkünfte und Entscheidungen, welche sich funktionabel erweisen und auf Vernunft und Moral basieren. Da das oberste Entscheidungs- und Gewaltmonopol beim Staat liegt, kann Anarchie auch als Herrschaftsform ohne Staat bezeichnet werden, in der jeder Bürger gleich und vollkommen frei ist. Die politische und philosophische Ideenlehre der Anarchie ist der Anarchismus.
Anarchie: Abgrenzung zu anderen Herrschaftsformen
In der Vergangenheit haben zahlreiche menschliche Völker unterschiedliche Gesellschaftsformen entwickelt, nach denen sie ihre Gesetze und ihr Zusammenleben gerichtet haben. Nicht wenige dieser Gesellschaftsformen bestehen in vielen Teilen der Welt bis zum heutigen Tag. In vielen Ländern haben sich Königreiche gebildet, wodurch sich dort sogenannte Monarchien (also Gesellschaften, in der die Herrschaft in den Händen einer Königsfamilie liegt) durchgesetzt haben. Heutzutage setzen die meisten Länder jedoch auf eine Demokratie – also auf eine Gesellschaft, in der die Herrschaft beim Volk liegt, und durch verschiedenste Mehrheitsabstimmungen umgesetzt wird.
Es gibt allerdings auch eine Gesellschaftsform, in der es keine Herrschaft für niemanden gibt. Dies wäre dann eine Gesellschaft, in der es weder eine staatliche Gewalt, noch Volksvertreter eines Parlamentes gibt. Bei derartigen Gegebenheiten ist von einer sogenannten „Anarchie“ die Rede. Der Begriff kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet soviel wie „Herrschaftslosigkeit“.
Was bedeutet Anarchie: Definition und Bedeutung
Wie bereits erläutert, gibt es in einem anarchistischen Zusammenleben keine Herrschaft und keine zentrale Gewalt. Der Begriff Anarchie ist durch und durch negativ besetzt, da er vor allem in den Medien besonders chaotische Zustände ohne Normen und Regeln beschreibt. Menschen, welche in einer Anarchie leben, haben die vollkommene Freiheit zu tun (und zu lassen) was sie wollen, da es keine Gesetze gibt. Jeder Bürger entscheidet für sich selbst zwischen richtig und falsch, sodass auch jeder Bürger am Ende für sich selbst die alleinige Verantwortung trägt. Die Menschen, die eine solche gesetzlose Gesellschaft anstreben und befürworten, werden allgemein als „Anarchisten“ bezeichnet.
Vor – und Nachteile einer Anarchie
Eine anarchistische Gesellschaft zeichnet sich in erster Linie durch fehlende Regeln und Gesetze aus, die von einer herrschenden Gewalt vorgegeben werden. Auf der einen Seite kann so etwas schwerwiegende Nachteile für ein Land zur Folge haben. Allerdings verfügen anarchistische Zustände durchaus auch über positive Aspekte.
Vorteile:
Doch jeder Vorteil hat immer auch einen Nachteil, welcher sogleich mitgeliefert wird. Dies sind die sprichwörtlichen zwei Seiten einer Medaille. Denn Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo er die Freiheit eines Anderen beschneidet. Und Eigenverantwortung kann gesteigert werden und zu eigener Gerechtigkeit oder eigener Rache führen. Und schließlich kann Zwanglosigkeit zu einem Zustand totaler Verwahrlosigkeit führen.
Nachteile:
- Mit großer Wahrscheinlichkeit gilt früher oder später das „Recht des Stärkeren“
- Die Gesellschaft könnte im Chaos versinken
- Kein (bzw. kaum) Schutz mehr für hilfsbedürftige (schwache) Menschen
Anarchie in der Vergangenheit
In der Vergangenheit gab es mehrere Fälle, in denen zumindest der Versuch unternommen wurde, den Anarchismus als vorherrschende Gesellschaftsform durchzusetzen. Ein treffendes Beispiel dafür war der spanische Bürgerkrieg von 1936 bis 1939. Im Zuge dieses Krieges breitete sich damals in Spanien eine Sozialrevolution aus, in der ganze Fabriken und Landabschnitte kollektiviert, und von der spanischen Arbeiterklasse verwaltet worden sind.
Sowohl in Katalonien, als auch in der katalanischen Hauptstadt Barcelona hatte sich die Anarchieform des „Anarchosyndikalismus“ mehrheitlich durchgesetzt. Dieser Begriff beschreibt die Organisation von lohnabhängigen Menschen auf den Prinzipien von Solidarität, Selbstbestimmung und Selbstorganisation.
Es haben allerdings noch weitere Formen von Anarchismus ihren Weg ins Land gefunden, unter anderem in Saragossa und in Andalusien. Im spanischen Bürgerkrieg haben Anarchisten eine wichtige Rolle im Kampf gegen die „Franquisten“ gespielt. Dies war ein Bündnis aus Faschisten, Monarchisten, Konservativen und katholischen Gruppierungen. Als im Jahre 1939 die Revolution durch den Triumph von Francos beendet wurde, wurden viele Leute aus den anarchistischen Gruppierungen ins Exil verbannt, eingesperrt oder hingerichtet.
Verschiedene Formen des Anarchismus
Die Idee von einer Gesellschaft ohne Gesetze und Regeln lässt sich auf vielen Wegen unterschiedlich umsetzen. Demzufolge gibt es beim Thema Anarchie nicht nur diese eine Gesellschaftsform. Der Anarchismus spaltet sich nochmal in mehrere unterschiedliche Formen ab, deren Ideologie von einer absolut freien Gesellschaft sich jeweils im Detail von anderen Anarchieformen unterscheidet.
Individualistischer Anarchismus (Individualanarchismus)
Diese Form von Anarchie ist im Nordamerika des 19. Jahrhunderts entstanden. Bei dieser Art von Anarchismus geht es in erster Linie um die Autonomie des einzelnen Individuums. Demgegenüber steht der „kollektivistische Anarchismus“.
Kollektivistischer Anarchismus (Anarchokollektivismus)
Hierbei geht es allen voran um die sozialistische Strömung von Anarchismus. Im Fokus liegt dabei vor allem die Abschaffung des Privateigentums (von Produktionsmitteln), sowie die des Staates. Sämtliche Arbeitsmittel sollen der ganzen Gesellschaft gehören, was wiederum von den Produzenten selbst kontrolliert wird.
Kommunistischer Anarchismus (Anarchokommunismus)
Bei diesem Konzept des Anarchismus steht sowohl die Überwindung des Kapitalismus, als auch die Überwindung des Staates im Vordergrund. Stattdessen sollen Arbeiterräte, freiwillige Vereinigungen und gemeinschaftliche Kommunen über die Gegebenheiten und Abläufe im Land bestimmen.