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Badari Kultur: Geschichte und Merkmale


Die Badari-Kultur bestand zwischen 4500 und 4000 v. Chr. in Oberägypten. Sie zeichnet sich durch beginnende Spezialisierung der Handwerker sowie ihren Grabkult aus. Dieser beeinflusste die darauf folgenden Kulturen im Alten Ägypten enorm.

Vorgänger und Bedeutung

Die Badari-Kultur folgte auf die Merimde-Kultur. Sie existierte von etwa 4500 bis 4000 v. Chr. in Oberägypten. An ihrem Ende ging sie in die Naqada-Kultur über. In der Forschung ist strittig, ob die Badari-Kultur möglicherweise nur eine lokale Ausprägung der Naqada-Kultur war.

Entdeckung und Wortherkunft

Ihren Namen erhielt die Badari-Kultur durch ihren ersten Ausgrabungsort. Diese ersten Gräber liegen in der Nähe der Stadt El-Badari, welche sich wiederum nahe der Stadt Assiut befindet.

Guy Brunton, ein englischer Archäologe und Ägyptologe, grub in den 1920er Jahren bei El-Badari. Dabei stieß er auf Keramik, die sich in ihrer Machart von der bereits bekannten unterschied.

Gertrude Caton-Thompson, ebenfalls englische Archäologin, grub gleichzeitig in Hemamieh, einem Ort, der nur 10 km südöstlich von El-Badari liegt. Auch sie fand, unter bekannter Keramik der Naqada-Kultur, unbekannte Stücke und bestätigte damit Bruntons Fund.

Brunton legte mehr als 50 Siedlungen und 45 Friedhöfe der Badari-Kultur frei. Insgesamt fand er über 750 Gräber, die dieser Kultur zuzuordnen sind.

Noch 50 Jahre nach ihrer Entdeckung war man sich uneinig über die genaue Datierung der Badari-Kultur. Erst Radiokarbondatierungen grenzten ihr Bestehen auf die Zeit zwischen 4500 und 4000 v. Chr. ein.

Merkmale der Badari-Kultur

Lebensweise

Über den Häuserbau der Badari-Menschen ist so gut wie nichts bekannt. Es existieren nur noch Stücke von Pfeilern, die zu einem Haus oder einem Unterstand gehört haben könnten. Dazu beigetragen haben vermutlich ihre Siedlungsorte, welche sie nahe am oder auch im Überschwemmungsgebiet des Nils wählten. Möglicherweise gingen dadurch ganze Dörfer verloren.

Vermutlich wechselten die Badari-Menschen häufiger ihren Standort. Da sie auch Ackerbau betrieben, handelt es sich bei ihnen allerdings nicht mehr um Halbnomaden. Im Vergleich zu ihren Vorfahren lebten sie deutlich sesshafter.

Neben dem Ackerbau hielten die Menschen der Badari-Kultur Vieh, fischten im Nil und gingen auf die Jagd, um ihr Überleben zu sichern. Ob davon ein Bereich deutlich wichtiger war als die anderen, ist nicht genauer erforscht.

In all ihren bekannten Siedlungen finden sich tiefe Gruben, welche als Kornspeicher gedient haben könnten. Das würde die Annahme eines sesshafteren Lebensstils stärken.

Das Sozialsystem der Badari-Kultur war einfach, aber es waren bereits soziale Unterschiede erkennbar. So fanden Forscher vereinzelt Gräber, deren Beigaben deutlich reicher ausfielen als die der meisten anderen. Das deutet auf eine kleine soziale Elitegruppe hin.

Keramik, Kunst und Werkzeuge

Die Keramik der Badari-Kultur ist dünnwandig und häufig schmucklos. Die Grabbeigaben sind jedoch mit Wellen- oder Kammmustern geziert. Kammmuster erzielten die Badari-Menschen, indem sie die Keramik nach der Politur „kämmten“. Dadurch entstand eine geriffelte Oberfläche.

Charakteristisch ist außerdem ein schwarzer Randstreifen, den sie durch eine spezielle Brenntechnik herstellten. Teilweise, speziell in Form einer Grabbeigabe, sind die gefundenen Stücke von auffallend hoher Qualität. Forscher vermuten daher, dass die Handwerker der Badari-Kultur begannen, sich zu spezialisieren.

Ihren Schmuck stellten die Menschen aus Elfenbein, Kupfer, Muscheln und Quarz her. Meistens trugen sie ihn in Form von Halsketten. Außerdem fanden Forscher Amulette, die Antilopen und Flusspferde darstellen.

Vermutlich fanden die Badari-Menschen selbst heraus, wie sie Kupfer herstellen konnten. Dafür legten sie Malachit ins Feuer.

An Werkzeugen fand man Pfeilspitzen aus Feuerstein sowie Nadeln.

Grabkult

Der Grabkult der Badari-Kultur war neu in Ägypten. Er setzte sich in späteren Kulturen durch.

Ihre Toten setzten die Menschen nahe ihrer Siedlungen bei. Dafür hoben sie ovale Gräber aus und wickelten die Verstorbenen in Schilfmatten oder Tierhäute. Anschließend legten sie sie in Hockstellung in die Gräber, wobei sie den Blick der Toten nach Westen richteten.

Die Grabbeigaben beschränkten sich meistens auf wenige Stücke. Auffallend ist, dass die Keramik in den Gräbern deutlich hochwertiger und feiner ist als die, die die Menschen täglich nutzten. Ansonsten finden sich hauptsächlich persönliche Gegenstände wie Schmuck oder Werkzeuge in den Gräbern. Vereinzelt sind auch weibliche Elfenbeinfiguren, Schieferplatten oder Malachiterz darunter.

Handel

Die Badari-Kultur stand mit allen Nachbarkulturen in Verbindung. Dafür sprechen zahlreiche Funde, die aus anderen Gebieten bekannt sind, bzw. am Siedlungsort der Badari-Menschen nicht vorkommen.

Die Badari-Menschen handelten mit Menschen aus dem Sinai und Nubien. Auch mit Unterägypten standen sie höchstwahrscheinlich in ständiger Verbindung. Darüber hinaus gehörten Kulturen aus Syrien und Palästina zu ihren Handelspartnern.

Zu den ihrer Kultur fremden Fundstücken gehören Basaltvasen, Muscheln aus dem Roten Meer, Türkis und Platten aus Porphyr (Vulkangestein). Außerdem fanden Forscher Perlen aus Speckstein und untypische Keramik in Schwarz, Weiß und Pink.

Die gefundenen Stücke deuten zusätzlich darauf hin, dass die Badari-Kultur nicht mehr nomadisch lebte. Die erhandelten und selbst hergestellten Töpfe und Vasen waren zu groß und zerbrechlich. Eine längere Wanderschaft hätten sie nicht überstanden.

Ende der Badari-Kultur

Die Badari- und Naqada-Kulturen existierten eine Weile nebeneinander. Letztere war aus der Badari-Kultur hervorgegangen und entwickelte sich nun unabhängig von ihr. Trotzdem standen beide über Handel in Kontakt.

Am Ende gewann die Naqada-Kultur die Oberhand und die Badari-Kultur verschwand. Dieser Übergang erfolgte nahtlos. Übrig blieben die Bestattungsrituale der Badari-Kultur. Die Naqada-Kultur übernahm sie und führte sie weiter.

Ursprung und Verwandtschaftsgrade

Nach heutigem Stand der Forschung ging die Badari-Kultur aus verschiedenen anderen Kulturen hervor. Den größten Einfluss übte dabei die Libysche Wüste aus.

Erhaltene Gebisse von Menschen der Badari-Kultur geben Aufschluss darüber, wie sich diese Kultur mit anderen vermischte. So kamen Forscher zu dem Ergebnis, dass die Badari-Menschen eng mit heutigen Völkern Nordostafrikas verwandt sind. Außerdem gehören solche im Bereich der heutigen Maghreb-Staaten (Algerien, Marokko, Tunesien) zu ihrer nahen Verwandtschaft. Zu ihrer Zeit zählt die Naqada-Kultur zu ihren nächsten Verwandten.

Die Tasa-Kultur

Bei der Tasa-Kultur handelt es sich sehr wahrscheinlich eigentlich um Funde, die der Badari-Kultur zuzuordnen sind.

Brunton zog für seine Ausgrabungen weiter nach Deir Tasa, einem Ort etwa sieben Kilometer nördlich von El-Badari. Dort glaubte er, eine noch ältere Kultur entdeckt zu haben. Dieser gab er den Namen „Tasa-Kultur“.

All seine dort gemachten Funde werden heute der Badari-Kultur zugeordnet. Dafür spricht auch, dass Brunton während seiner Ausgrabungen nie Stücke fand, die nur der Tasa-Kultur zuzuordnen wären. Es handelte sich immer um Funde mit gemischten Merkmalen beider Kulturen. Vereinzelte Keramikstücke, die eindeutig nicht der Badari-Kultur angehören, sind höchstwahrscheinlich auf Handel zurückzuführen.

Zusammenfassung

  • Die Badari-Kultur bestand von etwa 4500 bis 4000 v. Chr.
  • Sie folgte auf die Merimde-Kultur und wurde von der Naqada-Kultur abgelöst.
  • Die Menschen der Badari-Kultur lebten sehr wahrscheinlich nicht mehr nomadisch, wechselten aber dennoch häufiger ihren Standort.
  • Die Badari-Menschen lebten von Ackerbau, Viehzucht, Fischfang und Jagd.
  • Die Toten wurden in Hockstellung mit Blick nach Westen beerdigt.
  • Die Grabbeigaben umfassten meistens persönliche Gegenstände und feine Keramik.
  • An den Grabbeigaben sind erste soziale Ungleichheiten erkennbar, obwohl das Sozialsystem der Badari-Kultur noch kaum entwickelt war.
  • Der Grabkult hielt sich in Ägypten noch lange nach dem Ende der Badari-Kultur.
  • Die Badari-Menschen pflegten Handelsbeziehungen zu all ihren Nachbarn.
  • Zu den heute lebenden nächsten Verwandten der Badari-Menschen gehören die Völker Nordafrikas.
  • Die Tasa-Kultur ist höchstwahrscheinlich keine eigene Kultur, sondern Teil der Badari-Kultur.

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