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Schwangerschaft und ADHS – Schon im Mutterleib vorsorgen


Kann man ADHS in der Schwangerschaft oder schon beim Kinderwunsch vorbeugen?
Ja und Nein – Denn du kannst das Risiko niemals komplett ausschließen.
Trotzdem gibt es Möglichkeiten, wie du dich verhalten kannst.
Denn schon schon bei der Familienplanung oder auch im Mutterleib kannst du Vorsorge treffen.
Selbst während der Stillzeit kannst du noch positiv eingreifen.

Doch Vorab….

Klar, ADHS Kindern haftet ein schlechtes Image an.
Sie gelten als verhaltensauffällig und werden deshalb vorschnell als unliebsame, nicht gesellschaftsfähige Störenfriede abgestempelt.

Viele Menschen denken bei ADHS unmittelbar an hyperaktive und schreiende Kinder, die vorzugsweise ruhelos, aufmüpfig und ungehobelt ihrem Umfeld gegenüber auftreten. Die Schuld wird fast immer bei den Eltern gesucht, denen man eine schlechte Erziehung nachsagt.

Dass es sich aber bei ADHS vielmehr um eine komplexe neurobiologische und inzwischen anerkannte Erkrankung handelt, mit der auch andere Symptome einhergehen – als nur Ungehorsamkeit und freches Verhalten – wissen die meisten Menschen gar nicht.

ADHS Fakten: Aufgeräumt mit Vorurteilen

  • ADHS ist keine Nebenerscheinung unerzogener Kinder.
  • ADHS ist keine Erkrankung, die ausschließlich Kinder aus armen Verhältnissen trifft.
  • ADHS hört mit Beginn des Erwachsenenalters nicht automatisch auf.
  • ADHS wird nicht allein durch übermäßigen Fernsehkonsum ausgelöst.
  • ADHS Kinder sind nicht ausschließlich Stubenhocker.
  • ADHS Kinder sind weder dumm noch faul.

Also, was ist ADHS?

Die Abkürzung ADHS steht für: Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom.
ADHS gilt als die häufigste seelische Erkrankung bei Kindern. Ungefähr 5% aller Kinder in Deutschland sind betroffen, wobei Jungen eher daran erkranken.

Zudem ist die Erkrankung bei Jungen noch massiver ausgeprägt. ADHS wird von Ärzten diagnostiziert, wenn die Symptome vor dem 12. Lebensjahr verstärkt und vermehrt, sowohl in Schule als auch zu Hause, auftreten und länger als ein halbes Jahr anhalten.

Was passiert eigentlich bei ADHS?

Die wichtigen Botenstoffe im Gehirn befinden sich in einem Ungleichgewicht.
Das heißt, sie können Informationen und Signale nicht gänzlich fehlerfrei zwischen den Nervenzellen in den jeweiligen Hirnregionen übertragen.

So entsteht im Prinzip ein Wirrwarr, welches für Unkonzentriertheit und Kontrollverlust von Emotionen bei den Erkrankten verantwortlich ist. In der Gesellschaft werden solche Kinder oft als Unruhegeister, Rebellen, Ruhestörer und Träumer verschrien, die immerzu auf Krawall gebürstet, nicht sozial kompatibel und hauptsächlich nervtötend sind.

Die wesentlichen Symptome von ADHS sind:

  • eine geringe Aufmerksamkeitsspanne
  • unhöfliches Benehmen

So können ADHS Kinder nur schwer zuhören, unterbrechen andere dafür laufend und in unangebrachter Weise. Sie fallen nicht selten durch derbe Äußerungen und fehlendes Einfühlungsvermögen auf.

  • fehlendes Konzentrationsvermögen

ADHS Kinder lassen sich leicht ablenken, neigen zu Vergesslichkeit und fahrigem Verhalten.
Es fällt ihnen besonders schwer, sich auf eine Aufgabe längere Zeit zu konzentrieren und diese zu Ende zu bringen. Ständiges Reden und abrupte Themenwechsel sind ebenfalls markante Merkmale.

  • Neigung zu impulsiven Schüben

ADHS Kinder reagieren häufig überzogen und mit unangebracht wirkenden Gefühlsausbrüchen.
Mitunter sind sie auffällig gereizt, launisch, zeigen starke Stimmungsschwankungen und öfters auch unkontrollierbare Wutausbrüche. Das kann sogar bis zu enorm aufbrausendem und aggressivem Auftreten führen.

  • Rast- und Ruhelosigkeit

ADHS Kinder haben einen extremen Tatendrang. Im Volksmund wird auch vom berühmten Zappelphilipp gesprochen. Die Kinder sind gezeichnet von einer permanenten motorischen Unruhe und einem unglaublichen Bewegungsdrang. Ungeduld, Schlafprobleme und Suchttendenzen gehen damit häufig einher.

Wichtig ist zu wissen….
Die typischen Symptome sind nicht bei jedem Betroffenen gleich stark ausgeprägt und müssen auch nicht immer alle zusammen auftreten.

Ursachen von ADHS

ADHS ist, entgegen der noch immer weit verbreiteten Annahme, keine Folge von falscher Erziehung.
Vielmehr ist die Erkrankung hauptsächlich genetisch bedingt. Experten gehen von einer 50%igen Wahrscheinlichkeit aus, dass an Kindern von ADHS Eltern die Krankheit vererbt wird.

Die häufigste Ursache für ADHS ist also ein genetisch veranlagtes Ungleichgewicht des Hormonhaushaltes.
Die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin sind nicht wie bei gewöhnlichen Menschen in den betreffenden Hirnregionen ausreichend verfügbar. Sie werden stattdessen viel schneller abgebaut.

Sämtliche Reize und Eindrücke können somit nicht vollständig gefiltert werden.
Es entwickelt sich dadurch eine Fülle an Reizen. Neues trifft auf bereits vorhandenes und vermischt sich. Betroffene Kinder tun sich schwer, etwas zu Ende zu denken, bevor sie zum nächsten Thema übergehen. Es kommt zur Reizüberflutung.

Neben genetischer Veranlagung können auch medizinische Ursachen der Grund für ADHS sein. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn andere Gehirnstrukturen vorliegen oder es zu Komplikationen bei der Geburt kommt und Sauerstoffmangel entsteht.

Sonstige Einflüsse und psychosoziale Faktoren, die die Entstehung von ADHS begünstigen, aber nicht allein verursachen, können sein:

  • das soziale Umfeld

Eine gestörte oder instabile Eltern-Kind-Beziehung etwa kann die Ausprägung von ADHS verstärken.
Fehlende Routine und ungleichmäßige Abläufe im Alltag, ständige Veränderungen der familiären Situation, fehlende Regeln und mangelnde Zuwendung können sich ebenfalls negativ auswirken.

  • sonstige äußere Einflüsse

Umwelteinflüsse wie Frühgeburten, eine ungesunde Ernährung während der Schwangerschaft, Mangelernährung oder der Konsum von Suchtmitteln können das Risiko fürs Kind, an ADHS zu erkranken, durchaus erhöhen.

  • Erziehungsmethoden und Lebensumstände

Übermäßiger TV-Konsum, das hektische Großstadtleben ohne Rückzugsmöglichkeiten, die Schnelllebigkeit der Gesellschaft, ständige Reizüberflutung von außen sowie zu wenig Outdoor-Aktivitäten können starken Einfluss nehmen auf die Ausprägung von ADHS.

Experten gehen davon aus, dass diese zusätzlichen Einflüsse allein niemals Auslöser von ADHS sind. Sie verstärken lediglich die Symptomatik der bereits angeborenen Erkrankung.

Die üblichen Therapieansätze bei ADHS Kindern

In der Regel erfolgt eine ärztliche Behandlung mit unterschiedlichen Komponenten.
Die Eltern der erkrankten Kinder werden zunächst mit Hilfe von Therapeuten gestärkt, um durch Anwendung bestimmter Erziehungsstrategien einen leichteren Umgang mit ihren Kindern erleben zu können.

In der Schule können spezialisierte Lehrkräfte und Pädagogen die erkrankten Kinder mit speziellen Methoden typgerecht fördern.
Außerdem erfolgt in den meisten Fällen eine geeignete Verhaltenstherapie und gleichzeitig eine medikamentöse Therapie mit Methylphenidat oder Amphetaminen, um den gestörten Hormonhaushalt zu regulieren.

Lässt sich das ADHS Risiko bereits in einer Schwangerschaft minimieren?

Grundsätzlich gibt es keine vorbeugende Maßnahme oder ein wirksames Allheilmittel gegen die Entstehung von ADHS.

Aber….
Es ist inzwischen wissenschaftlich belegt, dass körperlicher und vor allem psychischer Stress in einer Schwangerschaft sich negativ auf die Entwicklung des Ungeborenen auswirken können. Als Schwangere kannst du also im Vorfeld viel, für die Gesundheit deines Kindes, tun.

Die Folgen von pränatalem (vorgeburtlichem) Stress

Dauerhafter und anhaltender Stress während der Schwangerschaft kann zur Folge haben, dass die Wahrscheinlichkeit für ein ADHS Risiko erhöht wird.

Wissenschaftler haben Zusammenhänge zwischen Stress und ADHS feststellen können.
Dies ist so zu begründen: Das vom Körper ausgeschüttete Stresshormon Cortisol gelangt über die Plazenta (Mutterkuchen) direkt in das Blut des Kindes und kann Einfluss auf dessen Hirnentwicklungsprozesse nehmen. Das Baby bekommt also den Stress im Mutterleib mit ab.

Es kann den seelischen Zustand der Mutter bereits sehr gut wahrnehmen.
Erhöhter Stress führt bei der Mutter zu einer erhöhten Herzfrequenz. Gleiches passiert auch mit dem Kinderherz. Auch hier erhöht sich kurz darauf der Herzschlag. Bleibt der Stress im Rahmen, kann dieser förderlich sein für die Entwicklung des Babys. Steht die Mutter allerdings unter Dauerstress, wirkt sich das schädlich aufs Kind aus.

Seelischer Stress kann unter anderem entstehen durch:

  • verschiedene Ängste
  • depressive Episoden
  • schwierige Lebenssituationen, familiäre Konflikte, Partnerschaftsprobleme
  • Gewalt
  • Verlust, Trauerfall
  • Arbeitslosigkeit und damit verbundene Existenzängste
  • traumatische Erlebnisse wie Unfälle

Am besten, du wirkst als werdende Mutter zum Wohle deines Kindes seelischem Stress entgegen. Dies ist oftmals leichter gesagt als getan. Es gibt aber eindeutige Symptome, die auf Stress hindeuten. Das sind unter anderem:

  • fortwährende Müdigkeit und lange Erschöpfungszustände
  • das Gefühl, überlastet oder ausgebrannt zu sein
  • wiederkehrende Kopfschmerzen
  • unerklärliche Gliederschmerzen
  • Unkonzentriertheit
  • Angespanntheit oder sogar Gereiztheit
  • Überempfindlichkeit gegenüber vertrauten Menschen
  • Schwindelgefühl
  • Appetitlosigkeit
  • schlechter Schlaf bis hin zu Schlaflosigkeit
  • allgemeine Unlust oder auffällige Antriebslosigkeit
  • das Gefühl, nicht mehr abschalten zu können
  • ständig innerer Zeitdruck

Sobald die aufgezählten Symptome wiederholt und in Kombination auftreten, solltest du sofort reagieren. Denn permanenter Stress erhöht das Risiko für Entwicklungsstörungen beim Kind und kann deshalb die Entstehung von ADHS unterstützen.

Bei aller Vorsorge…
Die Entstehung von ADHS lässt sich nicht oder kaum verhindern, wenn es bereits in der Familie existiert. Gegen Erbanlagen kannst du als Mutter nicht viel tun. Ein gesundheitsbewusstes Verhalten während der Schwangerschaft kann trotzdem förderlich sein, um das Risiko für ADHS zumindest zu senken.

Vermeide also unbedingt den Konsum von Alkohol, Nikotin und sonstigen schädlichen Nahrungsmitteln oder gar Drogen! Was sind schon neun Monate Verzicht, wenn du dafür ein gesundes Baby in den Händen halten kannst?

Gibt es Medikamente, die ADHS bei Ungeborenen auslösen?

Einige werdende Mütter sind eventuell aufgrund psychischer Erkrankungen auf Psychopharmaka angewiesen. Hier sollte nicht einfach nach Bekanntwerden der Schwangerschaft das Medikament abgesetzt werden, sondern in Absprache mit dem Arzt die weitere Vorgehensweise geplant werden.
Nicht alle Medikamente sind nämlich schädigend fürs Kind.

Schwangerschaft und Paracetamol

Neueste wissenschaftliche Studien belegen, dass die regelmäßige Einnahme vom Schmerzmittel Paracetamol in der Schwangerschaft das Risiko für ADHS erhöht.

Gleiches gilt für Frauen, die noch nicht schwanger sind, aber einen Kinderwunsch haben.
Schon in dieser Phase kann die Einnahme des Schmerzmedikaments Folgen, für das zukünftige Leben im Mutterleib, haben. Bei aushaltbaren und erträglichen Kopf- oder Gliederschmerzen ist es ratsam, lieber auf altbewährte und unbedenkliche Hausmittel zu setzen.

Worauf sollten Schwangere achten, um das Risiko für ADHS bei ihrem Kind möglichst gering zu halten?

Es gibt einige Dinge, die du als Schwangere für die Gesundheit deines Kindes tun kannst und die helfen, das ADHS Risiko zu reduzieren.

Gönne dir regelmäßige Auszeiten und intensive Ruhezeiten.
Schlaf ist äußerst wichtig für dich und dein Kind. Hör dabei immer auf die Zeichen deines Körpers. Er ist keine Maschine und muss nicht pausenlos funktionieren. Verlange also nicht zu viel von dir selbst und beanspruche das Recht auf Pausen für dich und dein Ungeborenes. Atme stets durch und genieße die Minuten des Nichtstuns. Sei ganz im Hier und Jetzt mit deinem Baby.

Tue dir ab und zu Gutes.
Setz dabei dich und dein Baby an erster Stelle und nicht mehr die Arbeit oder sonstiges. Nutze Möglichkeiten zur Entspannung wie etwa Yoga, Meditation, Wellness, Ausflüge in die Natur oder betreibe ohne schlechtes Gewissen Couching. Lies ein Buch, wenn du magst, höre beruhigende Musik und chille gemütlich mit deinem Baby. Genieße in jedem Fall so oft und ausgiebig wie möglich das Schwangersein. Bedenke: Es ist ein Wunder, wenn neues Leben entsteht und wächst.

Übe und praktiziere Entschleunigung.
Meide dazu Lärm und Menschenmengen. Such dir bewusst Ruheoasen. Reduziere Arbeit und auch deine Tätigkeiten im Haushalt und gib stattdessen auch mal Aufgaben an Menschen, die ihre Hilfe anbieten, ab. Übe dich im Loslassen von dem Pensum, das du bisher vielleicht mit Leichtigkeit geschafft hast. Halt dir vor Augen, dass du dich immerhin in einem körperlichen wie seelischen Ausnahmezustand befindest.

Achte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
Wenn du Raucherin bist, dann stelle strikt den Zigarettenkonsum ein. Es ist erwiesen, dass Kinder rauchender Mütter bis zu viermal häufiger ADHS typische Symptome zeigen.

Warum Stillen bei ADHS hilft

Muttermilch ist das Beste, was dein Baby von dir in den ersten Monaten seines Lebens bekommen kann.
Sie enthält alle notwendigen Nährstoffe. Und sie kann tatsächlich einen erheblichen Einfluss darauf nehmen, ob dein Kind an ADHS erkrankt. Eine Stillzeit von sechs Monaten wird empfohlen.

Und wenn doch ADHS?

Trotz aller vorbeugenden Maßnahmen kann ein Kind an ADHS erkranken.
Das sollte kein Grund zur Panik sein. Es gibt mittlerweile adäquate und erfolgreiche Behandlungsansätze. ADHS Kinder haben zudem auch viele positive Eigenschaften. Sie sind oft besonders intelligent, außergewöhnlich kreativ, können für viele Dinge große Begeisterung aufbringen und sind erfrischend lebhaft.
Sie machen wie alle anderen Kinder auch Freude und das Leben mit ihnen wird nie langweilig.

Ganz im Gegenteil….
Sie bereichern es ungemein. Eltern können durch sie viel über sich selbst lernen. Je ruhiger und entspannter der Umgang mit einem ADHS Kind ist, desto einfacher wird das Zusammenleben sein. Und selbst die schwierigsten Momente gehen schnell vorbei, denn ADHS Kinder sind nicht nur anstrengend, sondern oft auch sehr liebevoll.


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