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3 Gründe, Warum Polis im antiken Griechenland entstanden


Als Poleis (Einzahl: Polis) werden die Stadtstaaten bezeichnet, die vor dem 8. Jahrhundert v. Chr. wohl aus einer Vielzahl von Gründen im antiken Griechenland entstanden. Die drei wichtigsten Gründe sind:

  • Geografische Isolation aufgrund der Beschaffenheit Griechenlands
  • Machtkonzentration und Stärke
  • Arbeitsteilung und Spezialisierung

Bekannte Poleis sind etwa Athen, Sparta, Theben, Rhodos, Delphi, Korinth oder Argos. Sie alle waren zwar lose durch eine gemeinsame Kultur und gemeinsame Interessen miteinander verbunden, waren aber auch für sich unabhängig und besaßen auch ihre ganz eigenen individuellen Kulturen.

Polis und Akropolis: Bedeutung und Wortherkunft

Bevor man klären kann, warum die Poleis im antiken Griechenland entstanden, sollte man zunächst klären, wie sich eine Polis definiert. Das altgriechische Wort πόλις (pólis) bedeutet so viel wie „Stadt“, aber auch „Staat“, ganz ursprünglich wohl auch „Burg“. Der Plural, also die Mehrzahl, ist πόλεις (póleis).

Die Akropolis (ἀκρόπολις, akrópolis) bezeichnete ursprünglich eine Oberstadt oder erhöhte Befestigungsanlage, man könnte auch sagen eine Burg. Hiervon leitet sich dann später der Begriff der Polis ab und wurde in Athen noch bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. synonym (gleichbedeutend) damit verwendet.

Die bekannteste Akropolis ist die in Athen. Viele Laien bezeichnen daher auch den der Stadtgöttin Athene geweihten Tempel auf dem Burgberg als die Akropolis, obwohl dies eigentlich nur die Bezeichnung für jeden Burgberg oder die darauf stehende Festung in Griechenland ist.

Spätestens im 8. Jahrhundert v. Chr. entwickelten sich um die Burgberge Siedlungen, die im weiteren Sinne als die Poleis bezeichnet werden. Bewohnt wurde die Polis von Vollbürgern (männlichen Erwachsenen), Abhängigen und Sklaven. Abhängige waren hierbei Frauen und Kinder, aber auch ortsansässige Fremde, die Metöken (μέτοικος, métoikos). Auch Bewohner des umliegenden Landes wurden mit zur Polis gezählt, da sie für die Versorgung der Stadt im Agrarzeitalter (landwirtschaftlich geprägte Zeit) der Antike unverzichtbar waren.

Nur die Vollbürger genossen das volle Bürgerrecht und waren damit am politischen Prozess beteiligt (das Wort „Politik“ leitet sich übrigens auch von polis ab). Zumindest in der Theorie galt dabei die Demokratia als unverzichtbar für die Polis. Das altgriechische Wort δημοκρατία (dēmokratía = „Herrschaft des Staatsvolkes“) leitet sich von δῆμος (dḗmos = „Staatsvolk“) und κράτος (krátos = „Gewalt, Macht, Herrschaft“) ab. Eine Demokratie ist also eine Volksherrschaft.

Allerdings ist die Demokratie des antiken Griechenlands nicht mit dem heutigen Demokratiebegriff gleichzusetzen und das nicht nur, weil nur Männer am politischen Prozess teilhaben durften. Nein, es fehlte auch eine Gewaltenteilung und viele Ämter wurden per Losverfahren vergeben. Auch die Isonomia (ἰσονομία, von ἴσος, ísos = „gleich“ und νόμος, nómos = „Gesetz“), die Gleichheit vor dem Gesetz, galt nur für Vollbürger. Wobei Frauen in vielen Poleis als Bürger galten.

Weiterhin zeichnete sich die Polis durch innere Unabhängigkeit in Form eigener Gesetze und politischer Institutionen und äußere Unabhängigkeit durch Wehrhaftigkeit ab. So verfügte jede Polis über ein aus bestehendes Heer aus Wehrpflichtigen und in vielen Fällen auch über eine eigene Flotte. Im Falle eines Krieges gegen ganz Griechenland von Außen schlossen sich die einzelnen Poleis mit ihren Heeren jedoch gegen den äußeren Aggressor zusammen.

Den Bewohnern der Polis wurde ein Stück Land zur Bewirtschaftung zur Verfügung gestellt, um so die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Haushalte zu gewährleisten. Man sprach hierbei von der Autarkia.

Weitere Merkmale einer Polis waren der öffentliche Versammlungsplatz, die Agora (ἀγορά, agorá = „Platz“), eigne Feste und Feiertage, ein eigener Kalender und eigene Münzen.

Warum sind Polis entstanden?

Die kurze Antwort auf diese Frage: Man weiß es nicht. Aber natürlich kann man Vermutungen darüber anstellen, was wohl zur Entstehung der Poleis im antiken Griechenland geführt hat. Man geht davon aus, dass mit der von den südlichen Inseln Griechenlands ausgehenden Verbreitung der minoischen Hochkultur auf den nördlichen Inseln und dem Festland einzelne Machtzentren um einzelne Machthaber entstanden. Die frühen Poleis sind also vor allem durch ihre Bürger definiert.

Natürlich spielten auch die üblichen Gründe, die zur Bildung von Städten und Siedlungen führen, eine Rolle. Hochkulturen fußen auf Arbeitsteilung und der damit einhergehenden Spezialisierung der Bürger auf bestimmte Tätigkeiten: Landwirte, verschiedene Handwerker, Bäcker, Fischer usw. Die Menschen profitieren voneinander und handeln miteinander. Dies wird erleichtert, wenn sie nah beieinander wohnen; wobei zu viele Menschen an einem Ort wiederum die Landwirtschaft erschweren würden, weshalb eine Verteilung über mehrere Siedlungen erfolgt. So bildeten sich um die Agora als Versammlungs- und später Handelsort Siedlungen, die zur Polis zusammenwuchsen.

Die Aufteilung auf mehrere stark konzentrierte Machtzentren wurde in Griechenland durch die geografische Beschaffenheit des Landes begünstigt. Das Wort „Geografie“ kommt vom altgriechischen γεωγραφία, geographía = „Erdbeschreibung“ (abgeleitet von γῆ, = „Erde“ und γράφειν, gráphein = „beschreiben“).

Griechenland ist durch seine vielen Inseln, Landzungen, Berge und Täler ein ganz natürlich stark unterteiltes Land. So waren die Siedlungen stärker von einander isoliert als in anderen antiken Kulturen, was wohl die Entstehung eigenständiger Kulturen in den einzelnen Poleis begünstigte.


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